"Ich bin Diaspra"//(53) Kapitel 6: Teil 6

in #deutsch5 years ago (edited)

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...

„Wenn wir davon ausgehen, dass das um die 400 Parsec sind, dann würden wir dafür eine ganze Weile brauchen. Ein Schiff wie die Pentay kann auf klassische Weise etwa 15 Parsec täglich zurücklegen, das entspricht rund 45 Lichtjahren.“
Er fuhr mit dem Finger über die Mappe.

„Um vom einen zum anderen Ende zu gelangen bräuchten wir also Wochen. Deshalb manipulieren wir den Raum und verkürzen die Strecke.“
Er knickte die Mappe an beiden Enden um und hielt sie mit etwas Luft dazwischen übereinander.

„Siehst du? Die Seiten sind nun gar nicht mehr so weit voneinander entfernt. An der reinen Strecke aber hat sich noch nichts geändert, auf herkömmlichen Wege müssten wir dennoch die ganze Länge der Mappe passieren.“
Ein Grinsen huschte über sein Gesicht.
„Jetzt stell dir vor, hier oben wäre ein kleines Loch, durch das man die darunterliegende Ebene sehen könnte.“

Langsam dämmerte es mir. Er wollte mir zeigen, dass wir nicht außen um die Mappe herum fliegen würden, sondern durch sie hindurch um auf die nicht weit entfernte untere Ebene zu gelangen.
Wie er das bewerkstelligen wollte wusste ich zwar nach wie vor nicht, doch zumindest das Prinzip leuchtete mir ein.

„Je weiter entfernt der Zielort liegt, desto stärker müssen wir den Raum um uns herum Krümmen. Das Bedeutet: Größere Entfernungen erfordern eine höhere Energie. Deshalb können wir diese Technologie leider nicht unbegrenzt oft einsetzen.“
Er ließ die Mappe beiläufig auf eine der Arbeitsflächen sinken blickte mich an. „Bereit für einen Sprung durchs Wurmloch?“

Sicher war ich mir nicht, doch letztlich siegte meine Neugierde. Was konnte schon passieren?
„Was ist mit der Immortal?“ Fragte ich und fühlte mich dabei etwas unbehaglich. „Kann Nathaniel uns folgen?“ Balthazareon antwortete prompt.

„Nein, Nathaniels Flotte besitzt keine Ionit-Antriebe, sie können keine Einstein-Rosen-Brücken erzeugen. Er muss die Strecke auf herkömmlichen Weg zurücklegen, das heißt wir treffen weitaus früher auf Maelenar ein als er. Das gibt uns die Zeit, Meister Loqa zu finden bevor Nathaniel nach uns suchen kann.“
Gleichzeitig hieß es aber, dass Nathaniel mir eine Weile lang nicht helfen konnte. Sollte Balthazareon irgend ein Komplott planen, dann wäre ich auf mich allein gestellt, doch konnte ich überhaupt irgendetwas daran ändern?

Selbst wenn ich Protest anmelden würde glaubte ich nicht, dass Balthazareon sich von seinem Vorhaben abbringen ließ. Er wollte so schnell wie möglich nach Maelenar und die Fragen an mich schienen rein rhetorisch.
Meine Vermutung bestätigte sich als er seine Mannschaft anwies, den Sprung vorzubereiten, ohne zuvor auf meine Antwort zu warten.

Ein älterer Xeadnar mit bereits im Ansatz ergrauten Haar drehte sich zu uns um und sagte irgendetwas auf Zentralasgeanisch. Es klang positiv und Balthazareon nickte zufrieden.
„Klüger wäre es zwar sich hinzusetzen, aber aufregender ist es hier vorn, komm mit!“

Er zog mich am Arm zum großen Panoramafenster und deutete auf eine Art schmales Metallgeländer, dass ich zuvor gar nicht gesehen hatte. „Halte dich gut fest und genieße die Reise.“
Er hob sein Armband an den Mund. „Raumsprung wird initiiert, bitte bleiben Sie in Ihren Quartieren und halten Sie sich fest. Sprung beginnt in wenigen Sekunden!“
Dann lächelte er euphorisch und griff ebenfalls nach dem Geländer.

Ich starrte hinaus in den Weltraum und traute meinen Augen kaum als das Schiff plötzlich von einen gewaltigen Kraft gepackt und durchgeschüttelt wurde.
Vor uns verschwammen die Sterne und bunte, leuchtende Farben wirbelten um uns herum. Im nächsten Moment wurde die Pentay nach vorn katapultiert und schoss mit einer so hohen Beschleunigung durch den immer stärker verschwimmenden Korridor, dass ich aufgeregt quietschte und ein erschrockenes Schreien nicht unterdrücken konnte.

Meine Hände krallten sich um die Eisenstange und ich hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Balthazareon beobachtete mich lachend und hatte sichtbar Spaß.
Auch mir gefiel es, obgleich es nach einer Weile anstrengend wurde und ich mich fragte, wie lange wir noch durch den Weltraum rasen würden.
So schnell wie es begonnen hatte stoppte es plötzlich.

Mit einem Mal war der ungewohnte Druck verschwunden und der bunte Strudel wurde langsamer. Am Horizont tauchten Sterne und Planeten die nun gut erkennbar waren auf. Balthazareon nahm die Hände vom Geländer und zeigte freudestrahlend nach draußen.
„Willkommen zuhause!“

...


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