"Ich bin Diaspra"//(40) Kapitel 5: Teil 4

in #deutsch6 years ago (edited)

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...

Ich schluckte schwer und konnte mir nicht vorstellen, dass Nathaniel diese Botschaft in Auftrag gegeben hatte. Das passte rein gar nicht zu ihm, dieser Diplomat schien die Situation lediglich noch zu verschlimmern.
Von einem friedlichen Kontaktversuch war hier nichts zu erkennen.

Ein belustigtes Grinsen huschte über Balthazareons Gesicht und ich wunderte mich einen Moment lang darüber.
„Wir wissen beide, dass Nathaniel blufft. Nicht wahr?“ Er legte den Kopf schief.
„Oder weiß der König mittlerweile, dass sein Bastard eigene Wege geht? Wurde er überhaupt schon über Nathaniels Ausflug mit der Immortal informiert?“

Sein Lachen wurde breiter und das Gespräch schien ihn tatsächlich auf irgend eine Art zu amüsieren. Ich blickte von einem zum Anderen und versuchte verzweifelt, ihnen zu folgen.
Doch ich hatte keine Ahnung wovon sie sprachen.

„Wie können Sie es wagen?“ Fauchte der Botschafter aufgebracht. „Das ist Majestätsbeleidigung! So spricht niemand über den Prinzen!“

„Doch.“ Trocken zuckte Balthazareon mit den Schultern.
„Wir können uns dieses Schmierentheater sparen. Aller hier, mit Ausnahme von Diaspra natürlich, wissen, dass Nathaniel niemals einen Anspruch auf den asgeanischen Thron hatte und ihn auch niemals haben wird. Er ist Diaspras Halbbruder und noch nicht einmal ein richtiger Ynaer'i. Auch wenn er sich die größte Mühe gibt, es zu vertuschen.“

Balthazareon kam zu mir herüber und bliebt in meiner Nähe stehen.
„Ich erkläre es dir später in Ruhe, Diaspra.“ Botschafter Myxva hatte Mühe, die Fassung zu behalten. Auch die anderen anwesenden Ynaer'i schienen verunsichert und beobachteten die Reaktion des Diplomaten gespannt.

„König Caemor hat Sie aufgezogen wie ein eigenes Kind. Wie können Sie es wagen, seinen Sohn so zu beleidigen?“
Wie beiläufig legte Balthazareon mir seine Hand auf die Schulter, bevor er weitersprach. Wieder überkam mich dieses seltsame Gefühl der Wärme und ich spürte, dass er mir etwas mitteilen wollte. Eine Art Misstrauen überkam mich und ich betrachtete die Delegation mit einer Mischung aus Neugierde und ungutem Gefühl.
Offenbar stammten diese Eindrücke von Balthazareon.

„Arius, wir kennen uns nicht erst seit gestern. Ich bin mir sicher dass Ihnen sehr wohl bewusst ist dass König Caemor und ich immer eine gute Beziehung zueinander hatten und immer noch haben.
Es mag Sie erstaunen doch ich war es, der das Sicherheitskonzept im Falle einer vorzeitigen Rückholung der Prinzessin entwickelt hat.“

Zahlreiche Bilder und Geräusche schossen mir durch den Kopf. Ich sah eine Art Pergament, dass mit einem Federhalter beschrieben wurde.
Im nächsten Moment erschien ein Raum an dem zahlreiche Leute an einem Runden Tisch saßen und diskutierten. Danach sah ich einen seltsam vertraut wirkenden Mann mit einer goldenen Krone vor mir, der mir aufmerksam zuhörte und von Zeit zu Zeit nickte und wusste instinktiv, dass Balthazareon die Wahrheit sagte.

Auch dem Botschafter schienen diese Informationen nicht neu. Er wiegte den Kopf nachdenklich und nickte bedächtig. „Dass Sie am Sicherheitskonzept beteiligt waren ist mir selbstverständlich bekannt. Deshalb war es für Sie ein Leichtes, die Prinzessin auf ihrem Weg nach Asgeanus von der Immortal zu entführen. Sie kannten den Kurs und die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Schiff.“

Noch immer lag Balthazareons Hand auf meiner Schulter und ich merkte einen Anflug von Wut, der gleich darauf abebbte.

„Möglicherweise sollten wir uns in Ruhe in meinem Büro unterhalten, sobald sicher gestellt ist, dass mit der Prinzessin alles soweit in Ordnung ist.
Anschließend bin ich gerne bereit, mir Nathaniels Angebot unterbreiten zu lassen. Ich bin sehr gespannt, wie er seine Pläne zu erklären gedenkt.“
Besorgt blickte ich ihn an. Er bemerkte es, zog er seine Hand zurück und lächelte aufmunternd. Sofort war auch dieses Gefühlt der Beklemmnis verschwunden.

Es würde wohl einige Zeit dauern bis ich zwischen meinen eigenen Eindrücken und denen die Balthazareon mir sendete, unterscheiden konnte.
Der Sicherheitsoffizier brach sein Schweigen und trat nach vorn. Dabei griff er in die Tasche seiner Uniformjacke und zog ein silbernes Armband heraus.

„Eure Majestät, Prinz Nathaniel bat mich, Ihnen dieses Edae zu überreichen. Uns ist zu Ohren gekommen, dass Ihr eigenes nicht mehr funktionstüchtig ist. Würden Sie mir Ihre Hand reichen?“
Bereitwillig hob ich meine linke Hand und betrachtete das Edae freudig. Vielleicht konnte ich damit später versuchen, meinen Bruder zu erreichen.
Als er es gerade öffnen und mir umlegen wollte, fuhr Balthazareon dazwischen.

„Das wird nicht notwendig sein, hier auf der Pentay benötigt sie es nicht. Geben Sie es mir, ich werde es bis Asgeanus verwahren.“
Verwirrt betrachtete ich ihn, doch er bemerkte es nicht sondern funkelte Naema Dargad herausfordernd an. Dieser wurde unsicher und wollte es zurück in seine Tasche schieben, doch Balthazareon wiederholte seine Forderung.
Dieses Mal nachdrücklicher.

„Herr Dargad, das Edae. Sofort.“
Nur widerwillig übergab er es Balthazareon und beeilte sich, schnell wieder zu den anderen Ynaer'i zu gelangen. Dabei schielte er verhohlen zu Balthazareon der das Armband erstaunlich vorsichtig anfasste und auf ein Regal in der Nähe legte.

Naema Dargads Blick folgte der Bewegung und ich bildete mir ein, einen Anflug von Nervosität die ich mir nicht erklären konnte, auf seinem Gesicht zu erkennen.
Noch einmal streifte Balthazareon meine Schulter, wenn auch dieses Mal nur im Vorbeigehen.
„Fass es nicht an!“

Die Worte waren lautlos, klangen jedoch nach einer eindrücklichen Warnung. Eine Warnung, die außer mir kein anderer mitbekommen hatte.
Er ging einige Schritte zur Seite und bedeutete den Ynaer'i der Delegation in seinem Arbeitszimmer Platz zu nehmen und dort zu warten.

Die Tür schwang beinahe automatisch auf und zwei Xeadnar-Wachen standen bereits hinter dem großen Schreibtisch um die am runden Tisch Platz nehmenden Gäste zu beaufsichtigen.
Nur Levayes blieb mit Balthazareon und mir im Zimmer.

...


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Sort:  

Mensch, da hab ich jetzt echt ein paar Folgen "verpasst".. muss ich gleich nachholen.


Kleiner Tippfehler:

Aller hier, mit Ausnahme

Hier hat sich ein r eingeschlichen ;)

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