"Ich bin Diaspra"//(4) Prolog: Teil 4

in #deutsch6 years ago (edited)

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...

Malinea riss mich abrupt aus meinen Gedanken.

„Sehen Sie, hier befindet sich die Immortal. Dies ist die Erde, deren Umlaufbahn wir in kürze verlassen werden. Unser Kurs führt uns hinaus aus diesem System ins Sonnensystem Caenyus nahe dem Sagitta-Nebel, das die Menschen tatsächlich bereits entdeckt haben.“

Sie änderte eine Einstellung auf ihrem Tablet und anstatt des mir bekannten Sonnensystems öffnete sich ein anderer Ausschnitt, weit von diesem hier entfernt.

„Im Zentrum befindet sich unsere Sonne, wir nennen sie Ealores, die Menschen bezeichnen sie, töricht wie sie sind, mit einer nichtssagenden Nummer. KIC 8462852. Asgaenus ist der 3. Planet von insgesamt 12 in unserem System. Er verfügt über drei Trabanten, Terras, Maelenar und Ygea. Dir unter dem Begriff Mond bekannt. Die habitable Zone um Ealores ist, anders als in diesem, von uns Solae genannten Sonnensystem, breiter und weiter gefächert. Das bedeutet, dass in Caenyus mehrere Planeten optimale Bedingungen zum Leben besitzen.“

Sie tippte erneut auf dem Tablet und vergrößerte den Kartenausschnitt noch stärker.

Die kleinen Kugeln, die die verschiedenen Planeten rund um den Stern Ealores darstellten, waren nun gut erkennbar.

Auf den ersten Blick unterschied sich dieses System gar nicht so stark von unserem Solae-System. Malinea änderte eine weitere Einstellung und ein grünlicher Schimmer legte sich über einige der Kugeln, die sich auf verschiedenen Umlaufbahnen bewegten.

„Hier siehst du Ealores habitable Zone. Wie du feststellen wirst, befindet sich Asgaenus im Zentrum dieser auf einer kreisrunden Umlaufbahn. Er bewegt sich somit permanent im lebensfreundlichen Bereich und kann daher von uns Ynaer'i dauerhaft bewohnt werden. Anders sieht es beispielsweise bei Maelenar aus.“

Sie zeigte mit dem Finger auf die kleine Kugel, die sich auf einer stark elliptischen Bahn an zweiter Position um Ealores bewegte.

„Maelenar kreuzt die habitable Zone lediglich zwei Mal während eines Umlaufzyklus und bewegt sich den Rest der Zeit weit draußen im All. Er ist dadurch ein Risikofaktor, da wir seine Umlaufbahn sehr genau beobachten müssen um Zusammenstöße mit den anderen 8 Planeten, deren Bahnen er kreuzt, zu verhindern. Dauerhaft bewohnbar war er bis vor Kurzem nicht, da die Temperaturen außerhalb und innerhalb der habitablen Zone entweder viel zu heiß oder viel zu kalt und damit extrem lebensfeindlich sind. Ein Umlauf dauert exakt 251 Tage, er bewegt sich somit mit einer sehr hohen Geschwindigkeit. Wir haben jedoch mittlerweile Methoden gefunden um auch Maelenar dauerhaft zu Siedlungszwecken zu nutzen.“

Sie zögerte einen Moment und überlegte, wie viele Informationen sie in ihre Ausführungen einbauen sollte.

„Aber das wirst du alles zu gegebener Zeit erfahren. Nun aber zum Wichtigsten, dem Zentrum des Caenyus-Systems.“

Noch einmal vergrößerte sie den Kartenausschnitt. Die Planeten rings um den Stern verschwanden.

Die große, leicht pulsierende Kugel befand nun im Fokus und um sie herum erkannte ich ein transparentes Schimmer. Mal mehr durchscheinend, mal weniger.

Bevor ich sie darauf ansprechen konnte, fuhr Malinea fort und meine Frage erübrigte sich.

„Wir, die Ynaer'i haben gelernt, den Stern und dessen Energie für uns zu nutzen. Das, was du auf der Karte siehst, ist eine sogenannte Dyson-Sphäre. Eine Art Hülle, die den gesamten Stern umgibt und mit deren Hilfe wir enorme Mengen an Solarenergie abzweigen und umleiten. Die Sphäre besteht aus tausenden, separaten Klappen, die wir beliebig öffnen und schließen können. Wir entscheiden somit selbst, wie viel der Sonnenstrahlung unsere Planeten erreicht. Wir können das Klima beeinflussen und besitzen mit Ealores eine nahezu nie endende Energiequelle.“

Sichtlich stolz, das erste Mal, dass sie den Hauch einer Emotion zeigte, schloss sie ihren Vortrag und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Für sie war die Erklärung beendet und sie hatte offenbar keine Lust auf eine weitere Kommunikation.

Mir brannten tausend Fragen unter den Nägeln und noch immer betrachtete ich das Hologramm mit größter Faszination.

Ich konnte selbst die, winzig aussehenden, Klappen sehen, von denen Malinea gesprochen hatte. Sie öffneten und schlossen sich in scheinbar zufälliger Reihenfolge. Doch was so einfach aussah, war eine unvorstellbare, wissenschaftlich sowie technische Errungenschaft, zu der die Menschen niemals in der Lage gewesen wären.

„Ealores befindet sich 454 Parsec, das entspricht ca. 1480 Lichtjahren, von unserer aktuellen Position entfernt. Wir werden also etwa einen Monat benötigen, um unsere gesamte Flotte nachhause zu bringen. Zwar könnte die Immortal dank ihres Transwarp-Antriebs noch ein wenig schneller fliegen und die Strecke in nur 21 Tagen zurücklegen, doch die kleineren Schiffe könnten ihr nicht folgen.“

Es war Nathaniel, der sich mit einer eleganten Handbewegung durch seine, ohnehin perfekt nach hinten gekämmten dunklen Haare fuhr und anschließend zum großen Panoramafenster der Brücke wies. Es zog sich über die komplette Breite des Kommandoraumes und bot einen Blickwinkel von nahezu 180 Grad. Die Erde befand sich zu unserer linken und war lediglich am Rande zu erkennen.

Doch auf unserer rechten Seite trieben zahlreiche weitere Schiffe im Orbit. Sie waren mir zwar bereits vorher aufgefallen, aber wirklich wahrgenommen hatte ich sie nicht. Manche kamen mir bei näherem Hinsehen vage bekannt vor, doch festlegen wollte ich mich nicht.

Lediglich eins der Schiffe, die Nautyca, war mir bereits vertraut. Sie hatte mich gestern an Bord genommen und zur Immortal gebracht, nachdem sie in aus ihrem Versteck, in dem sie die letzten 150 Tausend Jahre zugebracht hatte, reaktiviert wurde.

Sie war ein kleines, sehr wendiges Schiff von gerade einmal einem Durchmesser von 60 Metern sowie lediglich 4 Metern Höhe.

Im Vergleich zur Immortal wirkte sie geradezu winzig. Auch von innen, war die kleine Nautyca nicht mit der Immortal zu vergleichen.

Ihre Außenhaut bestand, im Gegensatz zu den meisten anderen Schiffen die ich bereits gesehen hatte, nicht aus Platinum-Adamantem IV, sondern aus einem schmucklosen, mattgrauem Metall. Dies lag daran, hatte Nathaniel mir gestern erzählt, dass dieses Schiff zur 1. Generation der Hyperraumschiffe der Ynaer'i gehörte.

Es war somit eines der ersten Schiffe, das dazu in der Lage war, eigenständig Subraum-Portale zu erzeugen um große Entfernungen in möglichst kurzer Zeit zurückzulegen. Anders wäre es selbst den Ynaer'i nicht möglich, zwischen den Galaxien zu reisen.

Die Immortal hingegen war eines der jüngsten Schiff der Ynaer'i-Flotte. Ein Flaggschiff der nun mehr 10. Generation und somit weitaus höher entwickelt.

Auch wenn ich mir bei dem Gedanken, die Entwicklungsstufen verschiedener Raumschiffe zu vergleichen, albern vorkam, bewunderte ich die Leistungen der Ynaer'i mittlerweile ganz offen. Bis gestern kannte ich Raumschiffe lediglich aus Science Fiction-Filmen und nun befand ich mich auf einem der modernsten des Universums und philosophierte seelenruhig über dessen Ausstattung.

Während auf meinem Heimatplaneten die Apokalypse tobte.

...


Prolog
Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5

Kapitel 1
Teil 6
Teil 7

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Little tip - Have an english translation on your post aswell!!

Hey :) I'm already thinking about this but it's a novel I wrote and because of this much harder to translate then a short text... :-/

I've tried to translate the first part. :) https://steemit.com/novel/@carolinmatthie/i-am-diaspra-1-prologue-part-1-english-translation

The other parts will follow later.

good good ;)

Ich bin mir nicht sicher, ob "Entwicklungsstufe" bei Raumschiffen der passende Ausdruck ist. Vielleicht passt "Technologiestufe" besser?


nachdem sie in aus ihrem Versteck [...]

in aus? Glaube, das "in" ist zu viel. :)

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