"Ich bin Diaspra"//(18) Kapitel 2: Teil 3

in #deutsch6 years ago (edited)

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...

Nathaniel mochte keine Sphynx? Das verwunderte mich. Ich kannte nicht viele Menschen, die keine Katzen mochten. Die meisten fanden die kleinen Fellknäuel genauso niedlich und faszinierend wie ich. Konnte das bei den Ynaer'i anders sein?

„Magst du sie denn?“ Fragte ich Danaemes unvermittelt und versuchte, der generellen Beziehung zwischen Sphynx und Ynaer'i auf den Grund zu gehen.
Ihre Reaktion folgte direkt, ohne dass sie darüber nachdenken musste.
„Selbstverständlich mag ich die Sphynx. Die meisten Ynaer'i schätzen sie sehr, doch vereinzelt kommt es vor, dass zwischen einem Ynaer'i und den Sphynx eine gewisse Antipathie herrscht.
Dies ist der Schade, lässt sich allerdings nicht ändern. Die Sphynx halten sich von allein von solchen Ynaer'i fern, sie spüren das und versuchen gar nicht erst, eine Kommunikation aufzubauen. Es gibt umgekehrt aber auch Sphynx, die die Anwesenheit der Ynaer'i nicht mögen. Diese halten sich in der Regel nur in ihren eigenen Siedlungen auf und meiden den Kontakt zu unseren Städten. Doch beides sind Ausnahmen und unsere Arten leben ansonsten gemeinsam in Harmonie auf Asgeanus.
Auch am königlichen Hofe haben die Sphynx eine traditionsreiche Geschichte.
Beinahe jeder der bisherigen Herrscher wurde von einer Sphynx begleitet. Auch König Caemor hat eine Sphynx aufgenommen. Du wirst Sie sicher mögen, sie ähnelt deiner mit dem Unterschied, dass sie vollkommen schwarzes Fell hat.“
Danaemes Erzählungen zu den Sphynx gefielen mir und ich freute mich darauf, diese schon bald mit eigenen Augen auf Asgeanus sehen zu können.

Bei Gelegenheit wollte ich Nathaniel fragen, aus welchem Grund er sie nicht mochte. Es erschien mir doch sehr unwahrscheinlich und ich wollte es Danaemes nicht so wirklich glauben.
„Es ist nun Zeit zum Aufstehen.“ Erinnerte sie mich und ich musste ihr zustimmen. Wir unterhielten uns bereits viel länger als gedacht, langsam sollte ich mich fertig machen und Nathaniel auf der Brücke besuchen. Ich wollte ihn nicht warten lassen.

Danaemes verließ mein Schlafzimmer und machte sich in meinem Ankleidezimmer daran, ein passendes Kleid zu suchen, wofür ich ihr sehr dankbar war. Mir selbst wäre wahrscheinlich ein ähnlicher Fauxpas wie gestern passiert. Und im Nachthemd wollte ich wirklich nicht auf der Brücke der Immortal auftauchen.
Zwar hätte ich gerne noch etwas Zeit am Fenster verbracht und wie Lumina die vorbeiziehenden Sterne beobachtet, doch dafür dürfte ich im Laufe der Reise noch genügend Gelegenheiten haben.

Danaemes erwartete mich bereits in meinem Ankleidezimmer und hatte ein passendes Kleid ausgesucht. Mir selbst fiel kein großer Unterschied zu dem aus, das ich gestern getragen hatte, aber Danaemes beteuerte, dass es für einen formellen Besuch auf der Brücke genau das richtige war, also vertraute ich ihr und zog es an.
Meine Haare glichen einem Wischmopp, wie ich mit einem entsetzen Blick in den Spiegel feststellte. Ich hatte die Zöpfe vor dem Schlafengehen zwar noch geöffnet, das hatte allerdings nur dazu geführt, dass wilde Locken nun in alle Richtungen abstanden.

Hilfesuchend sah ich Danaemes an. „Kein Problem.“ Antwortete sie zuversichtlich. „Das bekommen wir hin.“
Wieder griff sie zum Kamm auf der Ablage und begann, sich durch die verkletteten Strähnen zu kämpfen.
„Bei dem Chaos kann ich dir nur eine Flechtfrisur machen, das bekomme ich so schnell nicht geglättet. Und Locken sind etwas, was wir Ynaer'i nicht so gern im Alltag mögen. Wir tragen sie nur bei ganz speziellen Anlässen, etwa einer wichtigen Feier oder einer großen Veranstaltung bei Hofe.“

Mit geschickten Fingern flocht sie meine Haare erneut und steckte sie anschließend mit diamantenen Haarnadeln kreisförmig fest. Nur wenige Minuten später war sie fertig und ich betrachtete mein Spiegelbild mit großem Erstaunen. Niemals hätte ich das alleine so hinbekommen!
Danaemes war eine riesige Hilfe, ohne sie wäre ich wohl bereits gestern vollkommen aufgeschmissen gewesen und hätte mich vor allen anderen blamiert.

Zudem fand ich sie sehr nett und genoss es, einen Gesprächspartner in meinem Alter zu haben. Vielleicht wären wir sogar irgendwann so etwas wie Freunde, wenn sie nur damit aufhören würde, mich bei jeder Gelegenheit zu Siezen.
Wir verließen meine Kabine und sie verabschiedete sich. Wahrscheinlich hatte sie noch andere Aufgaben auf der Immortal.

Außer mir schien jedes Mitglied der Besatzung schwer beschäftigt und bisher hatte ich noch niemanden bei einer Pause oder irgendwo auf den Gängen, bei einer gemütlichen Unterhaltung, gesehen.
Überhaupt wirkten die Ynaer'i auf mich nicht unbedingt als über die Maßen kommunikativ. Meine Fragen wurden zwar bereitwillig beantwortet, doch Unterhaltungen zwischen ihnen selbst erschienen mir, zumindest an Bord der Immortal, relativ selten.

Es sollte ein kurzer Besuch auf der Brücke werden. Nathaniel, berichtete man mir, befände sich in einer vertraulichen Konversation mit König Caemor, über den Transmitter in seinem Quartier.
Er telefonierte also gerade über einen sicheren Kanal nach Asgeanus und wurde erst für den Nachmittag wieder auf der Brücke erwartet.
Auch heute waren die Kommandoposten nur spärlich besetzt. Neben Malinea, die wie gestern konzentriert auf einen Monitor starrte und auch dieses mal keine Notiz von mir nahm und dem schweigsamen blonden Ynaer'i, befand sich noch ein drittes Crewmitglied im Raum.

Dieser hatte mir eben von Nathaniels Abwesenheit berichtet und stellte sich mir als Thalus Irvex, einem Offizier der technischen Abteilung vor, der sich auf der Brücke befand um die Statuswerte der Schiffsantriebe zu überprüfen. Ich nutzte die Gelegenheit und sprach ihn auf seine Arbeit an, da ich ohnehin vor hatte, Nathaniel nach einigen technischen Details zur Immortal zu fragen. Ein Technikoffizier konnte mir aber wahrscheinlich viel detailliertere Informationen geben.

Zuerst schien er ein wenig irritiert und überrascht, dass ich ihn nach den Antrieben des Schiffs fragte, dann aber begann er mit Feuereifer zu erzählen und zeigte dabei wild zwischen mehreren Bildschirmen hin und her. Offenbar froh darüber, auf jemanden mit Interesse für seine Tätigkeit gestoßen zu sein.

„Die Immortal besitzt neben ihrem normalen Warp-Antrieb noch zwei weitere Antriebsarten. Zum Einen verfügt sie über einen singularitätsbasierten Quantenslipstream-Antrieb, mit dem wir den größten Teil der Strecke zurücklegen werden, zum anderen hat sie die Möglichkeit, einen Transwarpkanal zu öffnen um weite Entfernungen zwischen verschiedenen Galaxien zurück zu legen.
Da die Immortal jedoch eins der wenigen Schiffe der Flotte der Ynaer'i ist, die über diese Antriebsform verfügen, kann sie ihn nicht verwenden, wenn andere Schiffe an der Reise teilnehmen.“
Er deutete auf das Panoramafenster der Brücke, aus dem nichts weiter zu sehen war, als verwaschene, helle Streifen. Ähnlich wir in meinem Schlafzimmer.

„Die kleineren Schiffe die uns folgen, können nicht mit Transwarp reisen, wir müssten sie also zurücklassen, wenn wir einen Warpkanal öffnen wollten. Deshalb bewegt sich die Immortal aktuell in einem Slipstream-Kanal den auch die kleinen Schiffe passieren können.“

Slipwarp-was? Ich versuchte seinen Ausführungen zu folgen doch das erwies sich als komplizierter als gedacht. Er redete schnell wie ein Wasserfall und so, als wäre alles was er erzählte vollkommen logisch, einfachste Mathematik, die jeder Grundschüler verstehen musste.
„Die Immortal fliegt also gerade durch ein Transstream-Tunnel?“ Fragte ich und versuchte die Informationen in meinem Kopf zu sortieren.

Er winkte hektisch ab, schüttelte den Kopf und seufzte. Scheinbar passierte es ihm häufiger, dass seine Gesprächspartner seinen Erklärungen nur eingeschränkt folgen konnten.
„Nein, nein, nein. Die Immortal befindet sich in einem Slipstream-Tunnel. Transwarp ist etwas vollkommen anderes und ...Transstream... existiert nicht.

...


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Hab hier noch einen kleinen Tippfehler gefunden:

"Dies ist der Schade [...]"

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