"Ich bin Diaspra"//(1) Prolog: Teil 1

in #deutsch6 years ago (edited)

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Kommt auf die Immortal!

Die, die mir auf Facebook folgen, haben sicher bereits mitbekommen, dass ich an einem neuen Buch schreibe. Da mehrere Augen aber bekanntlich mehr als nur 2 sehen dachte ich, ich nehme euch mit auf mein Raumschiff und lasse euch an der Reise teilhaben. Noch ist das Buch nicht fertig, aber ich komme gut voran und denke, dass ich es bis Ende des Jahres beenden kann.

Hier auf meinem Blog werde ich die Geschichte in einzelnen Ausschnitten von jeweils etwa 500-1000 Worten mit euch teilen und würde mich sehr über konstruktive Kritik sowie Anmerkungen und Hinweise freuen. :)
Natürlich wird es das fertige Buch aber am Ende auch in korrigierter, überarbeiteter und gebundener Fassung geben.

Jetzt möchte ich euch aber erst einmal einladen, Diaspra auf ihrem Weg zu begleiten!


• Prolog •

"Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöh'n!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen steh'n,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest."

~Johann Wolfgang von Goethe~

Immer wieder schossen mir Goethes Worte, die erste Strophe des Gedichts "Prometheus" durch den Kopf, während ich hier stand und in die Leere des Alls blickte.
Weit entfernt, auf dem Planeten unter mir, leuchteten die Überreste des Feuers, dass eben noch den gesamten Horizont bedeckte, von dem nun aber kaum mehr als ein leichtes Glühen, dass die hereinbrechende Dunkelheit in der Atmosphäre flackernd erhellte, übrig war.

Für einen Moment senkte ich meinen Blick und versuchte mir vorzustellen wo ich sein könnte, wenn ich jemand anderes wäre. Jemand Gewöhnliches. Ein Mensch, wie die eintausend anderen, die sich an Bord der Immortal befanden. Die eintausend Überlebenden von Aeles Heaven, der Insel des Fortschritts, die das Privileg hatten, mit mir nach Hause geholt zu werden.
Doch schnell verwarf ich diesen Gedanken. Ich bin anders als sie und ich werde es immer bleiben. Aber dies ist keine Bürde sondern ein Geschenk, was mir erst langsam klar werden musste.

Anfangs dachte ich, ich könnte diesen Planeten retten. Den Planeten mit dem wunderbaren, blauen Schleier, der bis vor kurzem noch im Licht des Sterns, den sie Sonne nannten, glänzte. Doch mittlerweile hatte ich begriffen, dass er schon längst, vielleicht sogar von Anfang an, seit meiner Ankunft, verloren war.

Ich wandte mich von diesem wunderbaren und unwirklichen Panorama, das hinter dem beinahe unsichtbaren Energieschild der Immortal leicht verschwamm und für das ich noch vor wenigen Tagen wahrscheinlich alles getan hätte, um es auch nur ein einziges Mal im Leben sehen zu können, ab und trat einige Schritte ins Innere des Schiffs.
Die Absätze meine Schuhe klackten, als ich die metallene Rampe emporstieg. Es war an der Zeit, die Vergangenheit und all die negativen Gedanken gemeinsam mit den Trümmern der Welt unter mir zurückzulassen.
Bevor wir unsere Reise antreten konnten, musste ich die Laderampe, auf der ich die letzten Stunden, im Schutzes des Schildes verbracht und mit grübeln zugetan hatte, schließen.

Beinahe mechanisch fanden meine Finger das blau leuchtende Quadrat, hinter dem sich der Schaltmechanismus verbarg.
Erst wenn ich meine Hand an der richtigen Stelle platzierte, würde der Energiekreis vervollständigt und die Rampe geschlossen. Ich zögerte und wandte mich noch ein letztes Mal um.

Nur noch ein einziges Mal... Nicht lange, nur für den Bruchteil einer Sekunde...
Mein Blick glitt erneut in die Ferne.

Von den apokalyptischen Szenen, die sich auf der Oberfläche der Erde abspielten, war hier oben kaum etwas zu erkennen. Nur das rhythmische Pulsieren des rötlichen Lichts des Feuers ließ erahnen, dass der paradiesische Schein trügte.
Direkt unter mir befand sich Europa, wie ich mit Mühe an den Resten der Landmassen erkennen konnte. Afrika, das einst die Form eines Pferdekopfes hatte, existierte nicht mehr. Der Kontinent war bis zur Unkenntlichkeit zerstört.
Auch Europa war übel mitgespielt wurden. Die Britischen Inseln bestanden nur noch aus einigen, aus dem Wasser ragenden Felsen. Skandinavien war versunken. Einzig Italien hatte seine ursprünglichen Umrisse beinahe behalten. Obwohl es von dunklen Wolken bedeckt wurde.

Der Vesuv, der vor nicht einmal 24 Stunden ausgebrochen war, spuckte nach wie vor Asche und Lava in den Himmel.
Er war leicht auszumachen, auch wenn wir uns viele Kilometer über der Erdoberfläche im Weltraum befanden. Die orange leuchtenden Lavaflüsse die sich ihren Weg vom Landesinneren zum Mittelmeer bahnten, waren unverkennbar.
Doch noch viel schlimmer hatte es die USA erwischt. Ganz Nordamerika war in einem Lavameer verschwunden.

Der Supervulkan im Yellowstone Nationalpark war nur kurze Zeit nach dem Vesuv ausgebrochen. Das erste Mal seit hunderttausenden Jahren. Keiner hätte die gewaltige Macht, die den Kontinent vollständig ausgelöscht hatte, voraussehen können. Ein Anflug der Trauer und des schlechten Gewissens überflog mich.

Das war meine Heimat, die da unten in Trümmern lag. Der Planet, der mir während meiner Kindheit und Jugend so viele schöne Momente beschert und dafür gesorgt hatte, dass ich wohlbehütet und glücklich aufwachsen konnte. Doch die Traurigkeit verflog so schnell sie gekommen war und verwandelte sich in blanke Wut, als ich die Ereignisse der letzten Stunden rekapitulierte.

Es war nicht meine Schuld!

Meine Handfläche berührte das kühle Metall der Schaltvorrichtung. Als meine Finger ihren richtigen Platz fanden, leuchtete das Quadrat grün und ein akustisches Signal ertönte aus einem der zahlreichen Lautsprecher. „Laderampe wird geschlossen. Bitte treten sie zurück.“

Ich kam der Aufforderung nach und ließ das Panorama nun endgültig hinter mir. Wohin auch immer meine Reise führen sollte, nun war es soweit. Ich musste in die Zukunft schauen und nicht länger in der Vergangenheit leben. Es gab kein Zurück.

Erstaunlich leise wurde die Rampe von der Hydraulik das oben gezogen und beinahe lautlos schoben sich die schweren, metallenen Riegel in die für sie vorgesehenen Fassungen. Auch ohne viel Ahnung von Raumschiffen wusste ich, dass ein Mensch sie niemals hätte bewegen können. Sie waren nicht aus normalem Stahl geformt sondern bestanden, wie auch der gesamte Rest der Außenhaut des Schiffs, aus einem speziellen Mix aus Platin und Diamant.

Einem Material, dass als Platinum-Adamantem IV bezeichnet wurde und auf der Erde vollkommen unbekannt war.

...

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4

Sort:  

Ich finde die Art und Weiße, wie du schreibst, sehr 'schön'. Ich beobachte mich oft, wie ich mein Geschreibsel als kalt und an einigen Stellen 'zu nüchtern' bewerte, zumindest in der Art und Weiße, wie es geschrieben ist.

Bei dir wirkt das, auf den ersten Eindruck, anders - sehr verspielt und irgendwie auch romantisch. Das sagt mir zu.

Dankeschön^^ ...manchmal habe ich das Problem, dass es einfach wie "heruntergeschrieben" wirkt, auch... Dann schreibe ich ein paar Tage nicht und dann gehts wieder^^ Generell liegt das aber auch ein bisschen daran, dass ich die Geschichte von Anfang an so geschrieben habe, dass man mehr oder weniger selbst dabei ist. Ich habe immer überlegt, was ich machen würde, wenn ich dort wäre. Und wie exakt alles aussieht. Am Besten geht es mit solcher Musik:

Normalerweise habe ich immer Weltraum-Musik im Hintergrund an und schreibe abends/nachts. Da hat das was von "Urlaubsreise"^^ Macht super viel Spaß, auch wenn es total bescheuert klingt.

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Nun fange ich doch Mal an mit dem Lesen ;)
Kann aber dauern, bis ich zum aktuellsten Stand vorgedrungen bin...😅


Zwei kleinere Tippfehler sind mir aufgefallen:

Die Absätze meine Schuhe

meiner

von der Hydraulik das oben gezogen

nach oben gezogen.


Ich bin gespannt wie's weiter geht.

"die Laderampe, auf der ich die letzten Stunden, im Schutzes des Schildes verbracht und mit grübeln zugetan hatte, schließen."

..im Schutzes des.. <- ich glaube, dass hatte noch keiner angemerkt =)

..und hier noch etwas mehr Musik, falls es zu eintönig wird ;D

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