"Ich bin Diaspra"//(11) Kapitel 1: Teil 6

in #deutsch6 years ago (edited)

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...

Die Umstände jedoch, hatte ich mir anders vorgestellt. Mit diesem Ausmaß an Zerstörung hatte ich vor wenigen Tagen noch nicht gerechnet auch wenn die Hinweise darauf sich in den letzten Jahren mehr und mehr gehäuft hatten und die Katastrophe längst absehbar war, aber jedes Mal entweder verdrängt oder ignoriert wurde.
Sowohl von mir, als auch vom Rest der Menschheit, zu dem ich mich nun nicht mehr zählen durfte.

„Haben Sie noch Fragen?“ Danaemes verabschiedete sich, als ich verneinte erinnerte sie mich daran, dass Nathaniel später nach unserer Abreise gemeinsam mit mir in seinem Quartier zu Abend essen wollte und verließ meine Kabine.
Ich war dankbar für den digitalen Kalender auf dem Monitor in meinem Eingangsbereich, der mir nicht nur das Datum und die Uhrzeit in Ynaer'i-System ausgab, sondern auch eine Konvertierung zur menschlichen Zeit besaß. Dies verriet mir, dass es auf Aeles Heaven nun etwa 16 Uhr am Nachmittag wäre.

Ich ließ mich erneut auf mein Sofa fallen, schlug Nathaniels Buch an der Stelle auf, bis zu der ich zuletzt gelesen hatte und überflog den Eintrag vom 14.12..
Etwas Relevantes entdeckte ich in diesem jedoch nicht. Der Autor berichtete lediglich von den Statuswerten der Immortal und davon dass alles planmäßig ablief und es noch immer keine Nachrichten von Asgeanus gab.
Auch die nächsten 5 Einträge, alle zwischen dem 16. und 29.12. datiert, enthielten nichts Interessantes und schienen dem damaligen Kapitän eher als Logbuch zu dienen.
Erst der Eintrag vom 3.5., einem Mittwoch des Folgejahres, erregte meine Aufmerksamkeit.

Donnerstag, 03. Mai – Außenposten Magna Germania III

Wir erhielten Nachricht von Asgeanuns. Es erscheint, als wurde das Zentrum der Rebellion mittlerweile lokalisiert und umfangreiche Maßnahmen befinden sich in Vorbereitung. Möglicherweise können wir schon bald nachhause zurückkehren.
König Caemor hat zudem seinen Besuch auf der Immortal angekündigt. Er reist gemeinsam mit seiner Gattin, Königin Reava, an Bord der Valupis, einem schwer bewaffneten Transwarp-Kreuzer und wird in etwa 3 Monaten auf der Immortal erwartet. Die Tatsache, dass sowohl der König als auch die Königin Asgeanus gleichzeitig zum aktuellen Zeitpunkt verlassen und eines der stärksten Schiffe der Ynaer'i Flotte abziehen, lässt darauf schließen, dass ein schnelles Ende der Rebellion in Sicht ist und unsere Feinde schon bald Geschichte sein werden.
Oder aber, dass sich die Lage weiter zugespitzt hat und es notwendig ist, ihn aus der Gefahrenzone zu evakuieren.
Wir hoffen jedoch auf Ersteres und es erscheint mir nur logisch, dass es unseren Truppen gelungen ist, die Rebellen zurückzuschlagen. Daher werde ich auch keine Zweifel an Bord meines Schiffes dulden, die die Begründung des Besuchs von König Caemor in Frage stellen.
Offizieller Grund des Besuchs ist die Rückholung von Prinzessin Diaspra nach Caenyus. Diese möchte der König persönlich begleiten.
Ich selbst befinde mich aktuell auf der Oberfläche des Planeten Erde, in dessen Umlaufbahn sich die Immortal an geheimer Position befindet und konnte mich vergewissern, dass es Prinzessin Diaspra in ihrer Pflegefamilie an nichts fehlt.
Sie entwickelt sich normal und weist aktuell keine Unterschiede zu einem gewöhnlichen Menschenkind auf, die etwaiges Misstrauen an ihrer Herkunft hätten wecken können. Wir sollten jedoch in Zukunft davon absehen, die Prinzessin allzu oft aus der Familie zu entfernen und dazu übergehen, sie aus Distanz zu überwachen und nur im Notfall einzugreifen.
Die technischen Geräte der Menschen werden in einigen Fällen durch unsere eigenen Technologien gestört und empfangen möglicherweise Signale unserer Kommunikation die unsere Anwesenheit verraten könnten.
Ebenfalls wird es mit zunehmender Zeit immer wahrscheinlicher, dass die Prinzessin etwas von unseren Besuchen bemerkt und sich später daran erinnert, was, solange sie aus Sicherheitsgründen auf diesem Planeten versteckt gehalten werden muss, ein nicht unerhebliches Sicherheitsrisiko darstellen würde.

Unterzeichnet:
Laemus Merodem, Kommandant des Raumschiffs Immortal, Aktuelle Position, Oberfläche des Planeten Erden, Außenposten Magna Germania III, Jahr 3 der Rebellion

Den letzten Absatz las ich ein weiteres Mal und erinnerte mich an einen Vorfall, von dem mir meine Eltern, meine vermeintlichen Eltern, vor einigen Jahren einmal erzählt hatten, nachdem ich sie wie ich es als Kind oft tat fragte, ob es Leben außerhalb der Erde gäbe.
Zu dieser Zeit hielt ich meine Eltern noch für allwissend und glaubte, dass sie auf alles eine Antwort hatten und jede meiner Fragen erklären konnten. Auch eine Eigenschaft, die wohl typisch für Menschenkinder war, wie man mir später mitteilte.

Zuerst glaubt man, die Eltern wissen alles. Erst im Laufe der Zeit erkennt man, dass dies nicht der Realität entspricht und auch diese nicht mehr wussten als der Rest der Menschheit und einige Dinge den menschlichen Horizont weit überstiegen.
Auf meine Frage nach außerirdischem Leben hätte mir zu diesem Zeitpunkt niemand eine adäquate Antwort geben können. Weder meine Eltern, noch die führenden Wissenschaftler dieser Zeit.

Dennoch hatte sich eine Konversation in mein Gedächtnis eingebrannt wie kaum eine andere. Ich lebte mit meinen Eltern auf dem Land, in einem hübschen kleinen Häuschen. Leicht abgelegen, von Feldern umgeben und mit nur wenigen Nachbarn.
An einem Abend im Sommer klingelte unsere Nachbarin ungewöhnlich spät. Als meine Eltern überrascht öffneten, stand sie aufgeregt und wild gestikulierend vor der Tür und wies in Richtung des Feldwegs, der damals als Straße diente.

„Da draußen ist ein Ufo! Die Meiers haben es auch gesehen und die Schusters sind auch da, schnell! Bevor es weg ist!“
Nicht wirklich überzeugt kamen meine Eltern ihrer Aufforderung nach.
Meine Mutter griff schnell zum Empfänger des Babyphones, der zu dieser Zeit meist im Wohnzimmer stand und folgte ihr schlussendlich dennoch.
Vor dem Haus hatten sich bereits die anderen Nachbarn aus unserer Straße versammelt und starrten gebannt zum Himmel. Tatsächlich waren dort zwei grünlich leuchtende Scheiben in geringer Höhe zu erkennen, die seltsam unkoordiniert hin und her zu schweben schienen und keine Flugzeuge sein konnten.

Eines davon schien kurzzeitig näher zu kommen, verschwand aber ebenso schnell wie es aufgetaucht war. Das andere hielt sich noch einen Moment länger am Nachthimmel, bevor auch dieses plötzlich verschwunden war.
Im nächsten Moment ertönte ein seltsames Rauschen im Babyphone, dass meine Mutter noch immer in der Hand hielt und eine verzerrte nahezu unverständliche Stimme war zu hören.

„Ew...ak...tre...ade...m...na...t...lum...e...n.“

...


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