"Ich bin Diaspra"//(39) Kapitel 5: Teil 3

in #deutsch6 years ago (edited)

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...

Balthazareon schien auch das zu wissen. Oder zumindest zu ahnen.
„Du wirst lernen damit umzugehen warte einfach ab. Anfangs ist es ungewohnt, auch für mich ist es neu, doch Ealores wird dir zeigen wie du es kontrollieren kannst.
Weshalb ich aber ausgerechnet jetzt damit angefangen habe hat folgenden Grund: Auf diese Weise können wir uns ohne neugierige Zuhörer unterhalten.“

„Wieso sollte ich das wollen?“ Fragte ich energisch und bemerkte erst danach, dass ich diesen Gedanken laut ausgesprochen hatte.
Ich machte die Augen auf und sah Balthazareon mit glasigem Blick nach wie vor neben mir sitzen. Auch seine Hand lag noch immer auf mir. Er zog sie zurück und ich merkte, wie die Melancholie wich und ich mich wieder normal fühlte.
So normal es eben sein konnte. Jedenfalls wusste ich sofort, dass er nicht mehr in meinen Gedanken war.
Er sah ein wenig erschöpft aus und betrachtete mich interessiert.
„Wie geht es dir eigentlich?“

Ich stutzte über diesen plötzlichen Themenwechsel, dann fiel mir auf dass mir gar nicht mehr so sehr schlecht war wie nur wenige Momente zuvor. Auch der Schwindel hatte nachgelassen.
Ich warf Balthazareon einen irritierten Blick zu und versuchte, mich langsam hinzusetzen. Mit Erfolg, ich fühlte mich mit einem Mal viel besser.

Er fuhr sich durchs Haar und schob eine lose Strähne hinter sein Ohr. „Das ist auch eine Nebenwirkung die die Telepathie mit sich bringt. Allzu oft kann ich es aber nicht wiederholen, es ist sehr anstrengend.“

Das Armband an seinem Handgelenk leuchtete und er schaute es verwundert an. „Na das ging ja schnell.“ Er stand auf und lief zum Ausgang. Dabei drehte er sich kurz noch einmal zu mir um.
„Diaspra, die Nautyca erbittet Kontakt, ich werde auf der Brücke gebraucht. Es sieht so aus, als wäre die Delegation bereits da.“
Damit verließ er den Raum und ich nutzt die Gelegenheit um mich umzusehen.

Das Zimmer war etwas moderner eingerichtet als das Quartier, in das man mich zuerst gebracht hatte. Es maß beinahe die doppelte Größe, an einer der Wände stand ein großes, wenn auch altes Sofa und einige Monitore hingen an den Wänden.
Insgesamt führten drei Türen in unterschiedliche Richtungen. Eine davon war der Ausgang, den Balthazareon eben genommen hatte. Eine der anderen Türen schien in den Nebenraum zu führen, in dem Balthazareon, Daphne und Nathaniel zuvor über Funkverbindung gestritten hatten.

Was sich hinter der dritten Tür verbarg wusste ich nicht, allerdings hätte ich nun die Gelegenheit, es herauszufinden. Außer mir befand sich keiner in diesem Zimmer und ich wusste nicht, wann ich wieder die Chance hätte, mich unbeaufsichtigt umzuschauen.
Allerdings ging es mir nach wie vor nicht übermäßig gut. Zwar hatten die Schmerzen nachgelassen, ich konnte mich wieder ohne größere Probleme konzentrieren und bewegen, doch sonderlich fit war ich trotz allem nicht.

Nach einem kurzen Moment hatte ich einen Entschluss gefasst. Ich würde die Gelegenheit beim Schopf packen! Möglicherweise fand ich irgendetwas von Bedeutung.
Doch ich sollte mich besser beeilen!

Etwas zaghaft drehte ich mich zur Seite des Bettes und stellte die Füße auf den Boden. So weit, so gut. Dann stützte ich mich mit einer Hand an der Wand ab und stand zögernd auf.
Meine Knie zitterten und es kostete eine Menge Kraft, auf den Beinen zu bleiben. Die Wand war eine willkommene Hilfe und ich würde sie so schnell wohl nicht loslassen. Schritt für Schritt näherte ich mich der gegenüberliegenden Seite des Quartiers und betrachtete die unterschiedlichen Monitore im Vorbeigehen.

Sie schienen den Status des Schiffs anzuzeigen. Auf einem der Bildschirme befanden sich Texte in einer Sprache die ich nicht kannte.
Ein seltsames Wappen befand sich in der oberen Ecke doch ich wollte mir erst die anderen Zimmer ansehen, bevor ich mich mit solchen Details beschäftigte. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich den Durchgang und legte meine Hand an den Hebel.

Er rührte sich nicht. Ich nahm beide Hände und hing mich mit aller Kraft beinahe daran. Schlussendlich setzte sich die Stahltür in Bewegung und gab den dahinterliegenden Raum frei.
Er war groß und weitläufig. Ganz am Ende gab es eine weitere, jedoch weitaus größere, doppelte Tür. In der Mitte stand ein seltsamer runder Tisch mit einer kugelförmigen Einbuchtung. An dessen Rändern befanden sich Tasten und kleine Bildschirme.

Nur ein paar Schritte von mir entfernt blockierte ein wuchtiger Schreibtisch den Weg. Links und rechts säumten Regale die Wände und wurden nur gelegentlich von großen Fenstern unterbrochen.
Insgesamt wirkte dieser Raum gepflegt und passte gar nicht so recht zum maroden Äußeren der anderen Teile des Schiffs.

Auf dem Boden verdeckte ein dicker, grüner Teppich die zusammengeflickten Stahlplatten. Es schien sich hierbei um das Büro des Captains zu handeln. Balthazareons Arbeitszimmer.

Ich wollte gerade eine der Schubladen des Schreibtischs öffnen, als ich laute Stimmen und näher kommende Schritte hörte.
Sie schienen die Große Tür des Büros zu passieren und würden den anderen Raum gleich erreichen. Panisch blickte ich mich um, hier erwischt werden wollte ich auf gar keinem Fall, doch bis zurück zu dem Bett in dem ich bisher gelegen hatte schaffte ich es in der kurzen Zeit die mir noch blieb nicht.

Ich drehte mich um und ging zurück in den anderen Kabinenteil. Erleichtert stellte ich fest, dass die Tür von selbst hinter mir zu glitt.
Ich hatte gerade die Monitore an der Wand erreicht, da kamen die Personen am Eingang an, die Stahltür gab den Weg frei und sie standen nur noch wenige Meter von mir entfernt.

Angeführt wurde die kleine Ynaer'i-Gruppe von Balthazareon, der mich überrascht anstarrte. Leider kannte ich ansonsten niemanden, die vier Ynaer'i die ihn begleiteten, waren mir völlig fremd.
Mit einem Satz stand er vor mir und packte mich am Arm.

„Was machst du da?“ Mit festem Griff führte er mich durch den Raum und setzte mich zurück aufs Bett. Etwas missmutig brummte ich ihn an. Er quittierte es mit einem genervten Seufzer.

„Eure Majestät.“ Einer der Ynaer'i verbeugte sich vor mir. „Arius Myxva, Botschafter von Prinz Nathaniel und erster Diplomat der Immortal.“
Er wies auf seine drei Begleiter. „Zu meiner linken, Levayes Ulaymex, leitende Ärztin auf der Immortal, begleitet von Ygrev Yagexo, Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung. Zu meiner rechten: Naema Dargad vom Sicherheitsdienst der Nautyca.“
Alle drei verbeugten sich kurz, dann wandte sich der Diplomat an Balthazareon.
„Majestät, Sie dürfen sich nun entfernen.“

Er erntete einen verständnislosen Blick. Überhaupt schien Balthazareon irritiert und konnte nicht fassen, dass Arius Myxva ihn gerade aus seinem eigenen Quartier zitieren wollte. Gleich darauf fing er sich jedoch wieder.

„Mit Verlaub, Herr Botschafter. Ihnen ist bewusst, dass sie sich hier auf Xeadnar-Territorium befinden? Mein Schiff reist unter Thaemyarischer Flagge, hüten Sie Ihre Zunge.
Von einem Ynaer'i nimmt niemand hier Befehle entgegen.“ Er fuhr den Botschafter barsch an.
„Was glauben Sie mit wem Sie gerade sprechen? Möchte Nathaniel tatsächlich eine diplomatische Krise zwischen den Xeadnar und den Ynaer'i heraufbeschwören? Das wäre äußerst unklug, meinen Sie nicht? Hätte er mir nicht einen fähigeren Vertreter, der sein Handwerk beherrscht, entsenden können?“

Brüskiert blickte der Botschafter in meine Richtung. „Entschuldigen Sie meine Wortwahl, Prinzessin.“

An Balthazareon gewandt fuhr er fort.
„Sie wagen es die Prinzessin der Ynaer'i zu entführen und unterstellen dem Prinz von Asgeanus anschließend, er würde eine diplomatische Krise heraufbeschwören?
Das ist eine Kriegserklärung! Ihnen wird bewusst sein, dass König Caemor längst veranlasst haben dürfte, Maelenar zu umstellen. Niemals werden Sie es mit der Prinzessin dorthin schaffen.
Geben Sie die Prinzessin heraus und der König wird Maelenar verschonen. Sollten Sie sich weigern, wird der König alles in die Wege leiten um den Mond in Kürze anzugreifen und jeden einzelnen Xeadnar der sich dort aufhält eliminieren.“

...


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