"Ich bin Diaspra"//(37) Kapitel 5: Teil 1
Als ich die Augen öffnete erkannte ich nur schemenhafte Umrisse. Erst langsam sah ich deutlicher und mein Blick klarte sich auf.
Gleichzeitig fühlte ich mich hundeelend, mir war schlecht und jede Stelle meines Körpers brannte höllisch. Noch nie in meinem ganzen Leben ging es mir so mies wie in diesem Moment und ich merkte, dass ich mich übergeben musste.
Jemand griff nach meiner Schulter, drehte mich zur Seite und hielt mir eine Metallschüssel vor den Mund.
Kraftlos ließ ich meinen Kopf in das Kissen sinken und gab dem Impuls nach, meine Augen wieder zu schließen. Die Helligkeit tat weh und je mehr ich von meiner Umgebung wahrnahm, desto schlechter wurde mir.
Die Person die mich zur Seite gedreht hatte schob mir die Hand unter den Rücken, hob mich vorsichtig einige Zentimeter an und setzte mir ein Glas Wasser an die Lippen.
Zögernd nahm ich einige Schlucke und merkte erst jetzt, wie trocken mein Hals war. Gerade als ich merkte wie gut es tat und trinken wollte, wurde das Glas wieder weggenommen.
„Das reicht erstmal.“
Ich erkannte die Stimme von Mirabella und blinzelte vorsichtig. Wieder überkam mich die Übelkeit und ich schloss die Augen erneut.
Doch dieser kurze Moment war genug um zu erkennen dass sowohl Daphne als auch Balthazareon neben mir standen und sich flüsternd unterhielten.
„Dass sie noch lebt grenzt an ein Wunder. Balthazareon, so etwas hätte niemals passieren dürfen, wir müssen Nathaniel verständigen.“
Leider war ich zu müde um seine Antwort zu verstehen.
Einige Stunden später wachte ich auf – zumindest vermutete ich dass mehrere Stunden vergangen sein mussten – und es ging es mir ein wenig besser.
Ich versuchte mich vorsichtig im Raum zu orientieren und blickte zaghaft umher. Es war dunkel und die Neonröhren an der Decke leuchteten nun in einem matten aber angenehmen Grünton.
Das monotone Brummen, dass die Luft ausfüllte, erinnerte mich ein wenig an die Immortal und hatte eine beruhigende Wirkung.
Ansonsten war kaum etwas zu hören, nur ein leises Piepsen durchbrach die Stille. Erst jetzt bemerkte ich, dass jemand meine Hand hielt. Unter großer Anstrengung gelang es mir den Kopf ein Stück weit zu heben und ich sah, dass Balthazareon noch immer oder schon wieder hier war.
Er saß auf einem Stuhl neben mir und blickte mich mit einem seltsam nachdenklichen Ausdruck an. Ich bewegte meine Hand vorsichtig und er streichelte sie sanft.
„Was ist passiert?“
Meine Stimme klang brüchig und ich musste mir große Mühe geben um überhaupt einen vernünftigen Ton herauszubringen. Balthazareon entging es nicht und er bedeutete mir, leise zu sein.
„Zuerst: Du hast die Pentay und vermutlich uns alle gerettet. Doch das spielt jetzt erstmal keine Rolle.“
Ich probierte mich an die Ereignisse seit meiner Ankunft zu erinnern. Ich wollte das Schiff erkunden, hatte einen Notruf aus dem Maschinendeck abgefangen und ein defektes Bauteil austauschen wollen...
„Was ist mit dem Mann?“ Entfuhr es mir.
Balthazareon nickte aufmunternd.
„Mach dir um ihn keine Sorgen, es geht ihm gut und in wenigen Tagen wird er seinen Dienst wieder aufnehmen. Das hat er nur dir zu verdanken. Er war der diensthabende Offizier am Ionit-Kern und gerade dabei das Kühlsystem zu reparieren, als er von einem der Blitze getroffen wurde.
Wärst du nicht, wodurch auch immer, an eines der alten Qech-Armbänder gekommen und hättest den Hilferuf gesehen, dann hätte es die Pentay nur wenige Momente nach deiner mutigen Aktion zerrissen.
Es war dumm von mir, dieses marode Schiff nicht besser abzusichern und uns alle dadurch in Gefahr zu bringen. Das tut mir Leid. Du hast wahrscheinlich nur überlebt, weil dein Edae einen Großteil der Energieentladung absorbieren konnte bevor es durchgebrannt ist.
All das ist meine Schuld, ich kann dich nur aufrichtig um Verzeihung bitten.“
Schwach griff ich nach seiner Hand und lächelte.
„Dann habe ich dir wohl den Hintern gerettet.“ Auch er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, wurde gleich darauf aber wieder ernst.
„Diaspra, ich werde Nathaniel kontaktieren und ihn um ein Treffen auf neutralem Boden ersuchen.“
Er bemerkte meinen irritierten Blick.
„Unsere letzte Begegnung ist nicht das beste Fundament für eine diplomatische Unterhaltung, das muss ich zugeben. Doch du warst fast zwei Tage lang bewusstlos und hattest außerdem einen Herzstillstand. Ich bin für dich und die Sicherheit des gesamten Caenyus-Systems verantwortlich. Wir haben dich nicht aus Eigennutz entführt...“
Ich spürte dass er mir etwas sagen wollte, doch er brach ab bevor er seinen Gedanken weiterführte.
„Jedenfalls ist es notwendig dass du von einem qualifizierten Ynaer'i-Arzt gescannt wirst um weitere Verletzungen auszuschließen.
Die Pentay wurde ursprünglich als Kriegsschiff gebaut. Auch meine Besatzung ist eher rustikalerer Natur. Es sind zuverlässige und loyale Xeadnar, keine Frage, doch sie verstehen sich eher in anderen Dingen. Sie können zwar Wunden verbinden aber von euch Ynaer'i haben sie nicht so viel Ahnung und die Behandlung der Prinzessin würde ich ihnen nur ungern anvertrauen.“
Ich wollte abwinken und sagen dass er sich keine Gedanken machen musste, doch er drückte meine Hand zurück nach unten und quittierte mein: „Es ist doch alles in Ordnung.“ mit einem skeptischen Blick.
„Wir werden sehen. Ich hoffe es...“
Die Tür wurde leise geöffnet und Daphne kam herein.
„Balthazareon, die Immortal hat unseren Kontaktversuch angenommen und Nathaniel befindet sich auf einer sicheren Leitung. Er ist bereit mit dir zu sprechen, auch wenn es nicht einfach war, ihn zum Zuhören zu bewegen. Er ist nach unserer Aktion nicht allzu gut auf uns zu sprechen.“
Balthazareon nickte mir optimistisch zu und folgte Daphne in einen Nachbarraum. Zwar drangen gedämpfte Stimmen durch die Wand, doch verstehen konnte ich nichts.
Ab und an nahm ich einzelne Wortfetzen wahr, offensichtlich schrien sie sich eine Zeit lang an und beschimpften sich. Jedenfalls klang es nicht nach einer freundlichen Unterhaltung.
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