"Ich bin Diaspra"//(31) Kapitel 4: Teil 2

in #deutsch6 years ago (edited)

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...

Er wirkte beinahe versöhnlich als er mich für einen kurzen Moment mild ansah.
„Doch zuerst soll sie wissen, worauf der Reichtum der Ynaer'i tatsächlich basiert und wie sich Asgeanus zu dem entwickeln konnte, was es heute ist.“

„Du bringst meine Schwester nicht nach Maelenar!“ Mit einem Satz stand Nathaniel zwischen uns und fauchte Jack an. „Maelenar ist ein Dreckloch! Ein gefährlicher Minenmond!“
Jack nickte und wies auf Mirabella. „Korrekt. Maelenar ist das, wozu dein Volk es gemacht hat. Kein schöner Ort und nicht angemessen für eine Prinzessin, nicht wahr Daphne?“ Mirabella schnaubte zustimmend.

„Keiner von uns ist freiwillig dort. Weder das Volk von Thaemyar, noch das Meine. Diaspra, es tut mir Leid dass ich dich angelogen habe, doch ich habe keine andere Möglichkeit gesehen. Ich heiße Daphne von Sepharya. Genau wie Balthazareon und die Xeadnar wurde auch mein Volk, die Valara von den Ynaer'i versklavt und zur Arbeit in ihren Minenkolonien gezwungen.“

Ich schluckte schwer. Hatten Mirabella und Jack oder Daphne und Balthazareon, wie auch immer sie nun heißen mochten, Recht? Hatten die Ynaer'i sie tatsächlich überfallen?
Das konnte ich mir nicht vorstellen. Zwar kannte ich Nathaniel noch nicht lange, doch dass er andere Spezies angreift und brutal unterjocht, passte nicht zu ihm. Es musste sich um einen Irrtum handeln.
Zumal mir die Ynaer'i ausgesprochen friedfertig erschienen und keineswegs wie herrische Kriegstreiber wirkten.

Außerdem – waren es nicht Jack und Mirabella, die unser Schiff sabotiert und zum Anhalten gezwungen haben um uns anschließend mit ihren metallenen Kolossen zu bedrohen? Gehörten sie vielleicht sogar zu den gefürchteten Rebellen, die Asgeanus erobern wollten?

„Aus dem Weg Nathaniel!“ Zischte Jack, zog seinen Phaser und zielt auf ihn, doch mein Bruder rührte sich nicht.
„Hau ab!“
Er feuerte, doch Nathaniel grinste nur und legte die Stirn in Falten. Der Schuss prallte an einem unsichtbaren Schutzschild ab. Nach zwei weiteren Versuchen gab Jack wütend auf und funkelte ihn böse an.

„Du magst dank des Schildes immun sein, doch deine Schwester ist es nicht!“ Ich erschrak als Jack seinen Phaser auf mich richtete und hörte nur noch wie Nathaniel: „Dein Edae!“ rief, dann kniff ich die Augen zusammen und riss die Arme geistesgegenwärtig vor mein Gesicht.
Ich spürte, wie die Wucht des Phasers mich ein Stück weit nach hinten schob, öffnete die Augen vorsichtig und sah, dass auch ich von einer Art Schutzschild umgeben war.

Der Strahl traf nicht mich, sondern wurde wenige Zentimeter vor mir abgefangen. Die Energie kam aus meinem Edae und bildete eine Art Blase um mich herum.
Es war ein unpassender Moment, doch ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Das war irre! Ich fühlte mich wie in einem Superhelden-Film und beobachtete, wie die durchsichtige Energieblase um mich herumwaberte.

Die Welt draußen schien seltsam unwirklich und verzerrt und auch Geräusche drangen nur gedämpft zu mir heran. Doch Jacks wuterfüllter Blick blieb mir nicht verborgen. Ich ließ die Arme sinken und grinste triumphierend. Nathaniel blinzelte mir zufrieden zu.

„Gar nicht schlecht für das erste Mal.“ Meinte Mirabella nachdenklich. „Du hast Talent. Doch das Ganze kann friedlich enden, indem du uns einfach freiwillig begleitest. Du folgst uns nach Maelenar, hörst dir an was wir zu sagen haben und darfst anschließend wie geplant mit deinem Bruder nach Asgeanus.“

„Niemals!“ Brüllte Nathaniel. „Diaspra, lass dich nicht auf diese Verräter ein, es ist zu gefährlich, du kannst ihnen nicht vertrauen!“
Damit hatte er Recht. Meine besten Freunde hatten mich hintergangen, sich mit falschen Namen vorgestellt, die Immortal sabotiert und uns angegriffen. Warum sollte ich ihnen glauben?

Mirabella wiederholte ihr Angebot. Würde ich mit ihnen nach Maelenar kommen dann könnte unsere Flotte die Reise unbehelligt fortsetzen. Sie würden niemandem Schaden zufügen. So jedenfalls ihre Worte.
Nathaniels mahnender Blick und Thalus fester Griff an meinem Arm ließen mich dennoch weiterhin an Mirabellas Aufrichtigkeit zweifeln.

Ich versuchte, meine Möglichkeiten auszuloten. Sie waren zu zweit. Wir somit in der Überzahl und mit dem Edae konnten sie uns ohnehin nichts anhaben. Was wären ihre nächsten Schritte? Würden sie ihrer Flotte befehlen, die Immortal zu beschießen? Konnten sie das überhaupt? Was für Bordwaffen oder Schilde hatte unser Schiff?

Ich wusste zu diesem Zeitpunkt einfach zu wenig, um die nähere Zukunft auch nur ansatzweise einschätzen zu können.
„Es reicht!“ Schrie Jack erneut. „Daphne, schnapp ihn dir!“
Wie eine Furie stürmte meine vermeintlich beste Freundin auf meinen Bruder zu und versuchte ihn in eine Ecke zu drängen.

Ich war so in die Szenerie vertieft dass ich erst viel zu spät aus dem Augenwinkel sah, wie Jack seinen Phaser erneut auf mich richtete. Dieses Mal war ich zu langsam. Noch bevor ich meine Hände auch nur bewegen konnte hatte mich die Energiewelle erreicht.

Es war wie ein Blitzschlag, ich zuckte heftig zusammen und schon während meine Knie nachgaben verschwamm die Welt um mich herum zu einem Strudel aus bunten Farben, die anschließend dunkler Leere wichen. Vom Aufprall und der auf der Brücke entstehenden Hektik bekam ich nichts mehr mit.

...


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