"Ich bin Diaspra"//(2) Prolog: Teil 2

in #deutsch6 years ago (edited)

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...

Die Immortal war ein unglaubliches Schiff. Mit ihren etwa 3000 Metern Länge, mehr als 500 Metern Breite und ihren 16 Decks wirkte sie nicht nur von außen wie ein Gigant, auch von innen war diese Vollkommenheit nicht zu übersehen.

Sie war das Flaggschiff der Flotte, die noch von einigen kleineren Schiffen begleitet wurde. Ein weiteres Mal fragte ich mich, wie sie über all die Jahre verborgen bleiben konnte, trotz des Forschungsdrangs der Menschen, die zuletzt sogar bis zum Mars vorgedrungen waren.

All ihre Satelliten und Teleskope hatten es nicht geschafft, dieses majestätische Monstrum, dass sich praktisch direkt vor ihrer Nase befand, ausfindig zu machen. Einige der anderen Schiffe hatten sie hingegen entdeckt. Doch nie hatten sie es geschafft, diese als das zu identifizieren, was sie tatsächlich waren – Raumschiffe.

Obwohl sie über keine Tarnvorrichtungen verfügten, konnten die Forscher ihre wahre Bedeutung nicht entschlüsseln. Für vieles hatten sie sie im Laufe der Jahre gehalten. Antike Felsformationen oder Überreste früherer Hochkulturen waren nur zwei der Erklärungen, die die Wissenschaftler immer wieder vorschoben um sich nicht eingestehen zu müssen, dass sie nicht die alleinigen Herrscher des Universums waren, sondern dass es Zivilisationen gab, die der ihren weit überlegen sein mussten.

Zwar kursierten im Internet seit langem die kuriosesten Vermutungen, doch diese wurden, sobald sie sich mit der Thematik des außerirdischen Lebens befassten, als Verschwörungstheorien verschrien.

Die hohen, weißen Wände warfen jeden meiner Schritte zurück, während ich mich dem Aufzug zum Deck der Brücke näherte.

Noch immer kam ich mir fremd vor in dieser kühlen Atmosphäre. Zwar behandelte mich jeder an Bord mit größtem Respekt, doch wirklich willkommen fühlte ich mich in dieser sterilen Umgebung bisher nicht.

Der diamantene Boden glänzte so sehr, dass ich mich darin spiegelte. Es war ein seltsames Gefühl, mein vollkommen perfektes Spiegelbild zu betrachten. Direkt nach meiner Ankunft hatte man mich in mein Quartier geführt, in dem bereits saubere Kleidung bereit lag.

Auch ein heißes Bad hatte ich nehmen können, wodurch alle Spuren der Strapazen der letzten Wochen weggespült wurden. Meine eigenen, dreckigen und ausgewaschenen Sachen waren verschwunden.

Seit meinem Bad hatte ich sie nicht mehr gesehen.

Zwei junge Frauen in eng anliegenden schneeweißen Anzügen mit silbernen sowie kristallene Abzeichen auf den Schultern, der klassischen Uniform der Besatzung der Immortal hatten mir einen Stapel ebenso weißer Kleider aufs Bett gelegt.

Noch immer wusste ich nicht, aus welchem Stoff sie gemacht waren. Auf der Erde gab es diesen jedenfalls nicht. Er war leicht, ein bisschen wie Seide, aber dennoch weich und passte sich jeder Bewegung perfekt an.

Auch war mir weder warm noch kalt, obwohl mein Kleid beinahe bis zum Boden reichte lange Ärmel hatte, die mit silbernen Ringen an meinen Mittelfingern befestigt waren und die Temperatur im Schiff mit Sicherheit über 20 Grad betrug.

Am Saum, am Kragen, an den Ringen und an den Ärmeln waren, wir für die Immortal typisch, Diamanten verarbeitet die im Licht der Leuchtröhren wie tausend Sterne funkelten. Überhaupt war der Rohstoff Diamant überall im Schiff zu finden. Offenbar war er nicht überall im Universum so selten, wie auf unserer Erde.

Mein Anblick erinnerte mich ein wenig an Prinzessin Leia, aus Star Wars. Einer Filmreihe, die ich immer sehr mochte und die bis heute zu meinen Lieblingen gehört. Nur dass ich, im Gegensatz zu ihr, keine geflochtenen Haare, sondern einen streng nach hinten gekämmten Zopf trug, den mir eine der Frauen gebunden hatte.

Beim Gedanken an Star Wars schmunzelte ich.

Dass ich einmal selbst auf einem Raumschiff stehen würde, hätte ich niemals für möglich gehalten. Science Fiction-Fan war ich bereits seit längerem und ich habe mir oft nichts anderes gewünscht, als fremde Welten zu erforschen, durch das All zu fliegen und die Rätsel des Universums zu lösen. Doch niemals kam mir in den Sinn, dass exakt dies passieren würde.

Ich hatte den Aufzug zur Brücke nun erreicht. Auch hier befand sich ein blaues Quadrat, exakt identisch mit dem, an der Laderampe. Wieder genügte es, meine Hand in der Mitte zu platzieren. Nach dem grünen Leuchten, der Bestätigung, öffneten sich die Türen des Aufzugs und die mittlerweile bereits vertraute Computerstimme fragte mich, wohin ich möchte.

„Zur Brücke.“ Antwortete ich ohne zu überlegen, so als sei es das Normalste auf der Welt.

Auf der Welt...

Eine Redewendung, die ich mir wohl bald abgewöhnen müsste. Die Türen schlossen sich, ein helles, warmes Licht umhüllte mich kurzzeitig, dann öffneten sich die Türen wieder und die Brücke des Raumschiffs lag vor mir.

Ich hatte das Glück, mich völlig frei bewegen zu dürfen, was mich zu Anfang irritierte, was ich nun jedoch sehr schätzte.

Die meisten der Besatzung oder der Passagiere hatten keinen Zugang zu diesem Bereich des Schiffs. Daher erregte mein Eintreffen keine große Aufmerksamkeit. Überhaupt waren viele der Plätze unbesetzt. Lediglich zwei Personen hielten sich hier auf.

Zum einen ein Mann mit hellblonden, zurückgegelten Haaren, der nicht einmal von seinem Monitor aufsah als ich die Brücke betrat und eine ältere Frau, deren Haare bereits eben so weiß waren wie ihre Uniform, was ein seltsames Bild abgab. Sie wirkte dadurch beinahe wie ein Gespenst.

Sie war die Einzige, die von mir Notiz nahm und sich von ihrer Arbeit, sie hielt eine Art Tablet-PC in der Hand mit dem sie eine dreidimensionale Karte in den Raum projizierte, die offensichtlich verschiedene Planeten und Sterne zeigte, abwandte.

...

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