"Ich bin Diaspra"//(30) Kapitel 4: Teil 1

in #deutsch6 years ago (edited)

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• Kapitel 4 - Balthazareon von Thaemyar •

„Balthazareon von Thaemyar! Oder sollte ich besser sagen: Balthazareon von Maelenar? Ich hätte es wissen müssen!“ Nathaniel wirkte einen Moment lang erstarrt, dann verschränkte er die Arme hinter dem Rücken und trat selbstbewusst auf Jack zu.

„Nenn mich nie wieder so!“ Fauchte dieser, führte seine Hand zu seinem Gürtel und drohte meinem Bruder mit einer Art Waffe, ähnlich wie ich sie aus Science-Fiction Filmen kannte.
Nathaniel grinste siegessicher. „Balthazareon du Narr! Glaubst du, du kannst mich auf meinem eigenen Schiff schlagen? In wenigen Sekunden hast du meinen Sicherheitsdienst im Nacken. Ich hätte nicht gedacht, dass du so dumm bist. Hat der Aufenthalt auf Maelenar dir auch die letzten grauen Zellen genommen?“

„Halt!“ Schrie ich und sprang zwischen Jack und Nathaniel. „Was zur Hölle soll das? Mirabella, Jack, was macht ihr hier?“

„Schnauze Prinzessin.“ Jack versetzte mir einen harten Stoß gegen die Schulter und ich taumelte zurück. Nur mühsam gelang es mir, mein Gleichgewicht zu halten und auf den Beinen zu bleiben.
Schmerzhaft rieb ich mir den Oberarm und funkelte ihn wütend an.

„Diaspra, bleib zurück!“ Wies mich Nathaniel grob an, dann wandte er sich wieder Jack zu.
„Ich hätte dich damals umbringen sollen! Für diese Dreistigkeit wirst du bezahlen!“

Jack richtete seinen Phaser erneut auf Nathaniel, doch dieser grinste nur hämisch. „Meinst du, dein kleines Spielzeug kann mir etwas anhaben? Mein Lieber, ich bin auf einen Angriff vorbereitet, mein Schutzschild durchdringst du nicht. Lass das Ding fallen und ergib dich. Vielleicht lasse ich dich dann am Leben. Falls du dich weigerst – nun, dann sende ich deinem Volk eine kleine Nachricht.“

Mirabella stemmte die Hände in die Hüften. „Ach Nathaniel. Hältst du uns wirklich für so naiv? Du solltest es besser wissen.“

Nun fiel mir auf, dass sowohl Jack als auch Mirabella völlig anders aussahen als gewohnt. Zunächst war es mir entgangen, doch nun betrachtete ich ihre Kleidung genauer.
Beide trugen dunkle Anzüge in verschiedenen Grautönen. Auf Jacks rechter Schulter befand sich ein funkelnder Kristall, an dem eine Art halbseitiger, fast bodenlanger Umhang befestigt war.
Nicht gerade praktisch für einen Überfall...

Mirabellas Outfit war zweckmäßiger und schmucklos. Beide hatten breite Gürtel um den Hüften an denen verschiedene Gegenstände hingen.
Einige sahen aus wie Waffen, andere hingegen waren irgendwelche technischen Geräte.
Die gesamte Situation wirkte seltsam erstarrt. Wir standen herum und musterten einander wie Raubtiere, die den Feind erst beobachten und im passenden Moment zum Sprung ansetzten um ihre Beute zu überwältigen.

Den Hass zwischen Nathaniel und Jack konnte jeder hier im Raum spüren. Wütend funkelten sie sich an, bevor Nathaniel erneut das Wort ergriff, doch sofort von Jack unterbrochen wurde.
„Sieh es ein Nathy, dieses Mal haben wir gewonnen. Was hast du mir schon entgegenzusetzen? Dein Schiff ist manövrierunfähig, Caenyus noch nicht in Kommunikationsreichweite und deine Wachen habe ich längst ausgesperrt. Dein toller Sicherheitstrupp dürfte in diesem Moment vor einem deaktivierten Fahrstuhl stehen und muss die Vorstellung leider aus der Ferne genießen.“

„Du Idiot! Ich habe 20 weitere Schiffe die bald bemerken werden, dass die Immortal fehlt! Sie werden uns finden, mit den nötigen Ersatzteilen versorgen und euch beide in Ketten zurück nach Maelenar bringen!“
Mein Bruder klang hart und erbarmungslos. Beinahe so, als wäre er an solche Übergriffe gewohnt und wusste genau, wie er damit umgehen musste. Mir hingegen schlotterten die Knie und es fiel mir schwer, meine Angst zu verbergen.

„Was willst du überhaupt hier?“ Zischte Nathaniel.
„Das fragst du noch?“ Sarkastisch lachend wies Jack auf mich. „Die Prinzessin natürlich! Oder meinst du ich habe mich zur Erde geschlichen und dein Flaggschiff infiltriert, um am Strand zu entspannen?“

Nathaniel verengte die Augen zu Schlitzen und bedeutete Thalus, mich zur Seite zu nehmen. Dieser zog seine eigene Waffe, ebenfalls eine Art Phaser und schob mich weiter vom Geschehen weg.

„Mein lieber Nathaniel. Du magst mein Volk versklavt und meine Heimat zerstört haben – doch meine Flotte hast du nicht gefunden. Und das obwohl sie praktisch vor deiner Nase lag! Sieh nur! Sie genau hin!“
Sein Lachen wurde lauter als er die Arme ausbreitete, an Nathaniel vorbei zum Fenster schritt und hinaus wies.

Mit einem Mal begann es draußen wild zu flackern und Blitze zuckten durch die Schwärze des Alls. Beinahe so, wie bei einem Gewitter.
Im nächsten Moment tauchten sie auf. Raumschiffe – mehrere Hundert an der Zahl, exakt die Gleichen, die ich heute Nacht in meinem Traum gesehen hatte.
Einige von ihnen materialisierten sich schneller, andere langsamer. Manche erschienen für wenige Momenten seltsam transparent, bevor sie sich festigten und wie stählerne Giganten vor uns im Weltraum trieben. Wir waren umzingelt!
Hilfesuchend sah ich Thalus an, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. Auch er hatte so etwas nie zuvor gesehen.

„Diesen Schrotthaufen nennst du Flotte?“ Nathaniel versuchte, Stärke und Autorität zu zeigen, doch mir war nicht entgangen, dass sich Besorgnis in seinem Blick widerspiegelte. Auch Jack schien es zu merken.

„Nathaniel, ich möchte deine hübsche Immortal nicht zerstören, also zwing mich nicht dazu. Gib mir deine Schwester und ich lasse dich deine Reise fortsetzen. Sei unbesorgt, auch Diaspra wird Asgeanus erreichen und die Katastrophe vom Caenyus-System abwenden - ganz wie Ealores es prophezeite. Glaub mir, dies liegt auch im Interesse meine Volkes.“

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