"Ich bin Diaspra"//(44) Kapitel 5: Teil 8

in #deutsch6 years ago (edited)

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...

Dargad versuchte sich aus den festen Griffen der Wachen zu lösen und zerrte wild, als einer der Xeadnar seinen Arm nahm und Balthazareon entgegen streckte.
Es kostete mich große Anstrengung dem Reflex des Wegschauens zu widerstehen. Ich wollte das Nachfolgende nicht sehen wusste jedoch, dass Balthazareon genau das von mir erwartete.

Er veranstaltete diese Aktion um Autorität auszustrahlen und ein eindeutiges Signal an den Drahtzieher zu senden: Auge um Auge...
Keine Gnade für Verräter. Selbst der Botschafter ließ ihn gewähren und sah zu, wie Balthazareon Dargad das Armband umband.

Sofort bohrten sich die spitzen Dornen in seine Haut und mit einem ersticktem Schrei ging er nur einen Augenblick später zu Boden und röchelte verzweifelt.
Levayes wandte sich angewidert ab, als er einen seltsamen Schleim erbrach. Kurze Zeit später lag er regungslos mit vor Schreck aufgerissenen Augen im Raum und sah auffällig blass aus.

Balthazareon kam auf mich zu und berührte mich ein weiteres Mal sanft an der Schulter. „Es tut mir Leid, aber das war notwendig. Ich hoffe, du verstehst es.“
Wieder hörte ich seine Stimme in meinem Kopf spürte aber gleichzeitig auch dass er sich beinahe genauso unbehaglich fühlte wie ich.
Er hatte zu meinem Schutz getan, was eigentlich meine Aufgabe gewesen wäre...

„Schafft ihn weg.“ Wies er sein eigenes Sicherheitspersonal an. „Und findet heraus, aus wessen Beständen das Ygrathium stammt.“
Damit ließ er auch die Delegation nach draußen führen. Levayes würde ein Quartier in der Nähe erhalten, die anderen beiden sollten zur Immortal zurückkehren und meinem Bruder das Ergebnis der Verhandlungen mitteilen, dass mir leider bisher unbekannt war.

Nur Baltahzareon blieb im Raum, setzte sich erneut auf einen Stuhl und sah mich entschuldigend an. „Ich denke, ich bin dir einige Antworten schuldig.“
Er rekapitulierte das Geschehene in Kürze und bestätigte, was ich ohnehin schon wusste – die brutale Demonstration zuvor war nötig um den Rebellen, oder wer auch immer hinter diesem Angriff steckte, zu übermitteln dass wir uns durch sie nicht einschüchtern lassen und jeden Abtrünnigen bestrafen.

Wir durften keine Schwäche zeigen sondern mussten Stärke ausstrahlen. Es wunderte mich ein wenig, dass Balthazareon so auf diese Dinge beharrte, hatte er mit den Ynaer'i doch eigentlich gar nichts zu tun. Im Gegenteil, sollte es nicht sogar im Interesse der Xeadnar sein, uns zu schaden?

„Was ich vorhin über Nathaniel sagte... Es tut mir Leid dass du es auf diesem Wege erfahren musstest, aber dein Bruder ist nicht der, für den er sich ausgibt.“
Sichtlich um Worte ringend spielte er an einer seiner Haarsträhnen.

„Es ist ein Staatsgeheimnis von dem nicht viele Ynaer'i und erst Recht keine Angehörigen anderer Spezies wissen und es war der Auslöser für den Streit zwischen Nathaniel und mir. Ich habe durch Zufall davon erfahren und dein Bruder hat verständlicherweise ein großes Interesse daran, dass sich diese Information nicht verbreitet.“

Er erzählte mir dass er sich immer gut mit meinem Vater, König Caemor, verstand und aufgrund dessen Zugang zu allen Bereichen des Palastes hatte.
Nathaniel und er waren gemeinsam aufgewachsen und mein Vater schien sehr daran bemüht, den seit Jahrtausenden andauernden Konflikt zwischen den Ynaer'i und den Xeadnar beizulegen. Dies aber war ein langer Prozess und die Entsendung Balthazareons an den Asgeanischen Hof war eines der Zugeständnisse, die die Dialogbereitschaft der Xeadnar verdeutlichen sollten.

Eines Tages hatte er auf der Suche nach einem Schriftstück, dass er Caemor bringen sollte, eine Schublade mit Briefen entdeckt.
Von Neugierde gepackt zog er einige der Pergamentblätter aus den Umschlägen und überflog sie. Es handelte sich dabei um einen Schriftwechsel zwischen meinem Vater und einer gewissen Amely, die er scheinbar kennengelernt hatte noch bevor er Reava, meine Mutter, heiratete.

Aus den Briefen ging eindeutig hervor, dass Nathaniel aus dieser Verbindung stammte und somit tatsächlich lediglich mein Halbbruder war und theoretisch keinen Anspruch auf Namen und Titel besaß.
Balthazareon konfrontierte meinen Vater anschließend mit dieser Entdeckung und der Verdacht bestätigte sich. Auch Nathaniel, seinen damaligen besten Freund, setzte er darüber in Kenntnis.

„Kurz darauf setzte man alle Hebel in Bewegung um Sorge zu tragen, dass dieses Wissen niemals an die Öffentlichkeit gelang. Alle Briefe wurden verbrannt und jeder noch so kleine Hinweis auf Amely, die bis heute nicht identifiziert werden konnte, entfernt.“
Balthazareon schloss seine Erzählungen und betrachtete mich unsicher.

„Nathaniel hasst mich dafür und beschuldigt mich, seine Zukunft zerstört zu haben.“ Er zuckte mit den Schulter. „Ich verstehe ihn ein Stück weit, doch ich habe lediglich eine unumstößliche Tatsache herausgefunden. Auch ohne mein Zutun hätte Nathaniel niemals König von Asgeanus werden können, Ealores hätte dies nicht zugelassen.“

Ich stöhnte innerlich. All das war zu viel und mittlerweile wusste ich überhaupt nicht mehr, wem ich nun Glauben schenken konnte und wem nicht. Laut Balthazareons Aussage war mein Bruder scharf auf den Thron, den er jedoch nur mit meiner Hilfe erlangen konnte.

...


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