"Ich bin Diaspra"//(33) Kapitel 4: Teil 4

in #deutsch6 years ago (edited)

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...

„Dieses Schiff ist ein Haufen Altmetall. Solche Zwischenfälle sind keine Seltenheit doch in letzter Zeit häufen sie sich. Um ehrlich zu sein kann ich noch nicht einmal garantieren, dass wir es mit der Pentay bis nach Maelenar schaffen. Möglicherweise müssen wir unterwegs umsteigen.“

Meinen Unmut erkennend fügte er hinzu: „Ich habe einen Notfallplan, versuch einfach, mir zu vertrauen. Es wäre wirklich besser, wenn du dich noch ein wenig ausruhst, in den nächsten Tagen wirst du kaum Zeit dafür haben.
Ich bleibe hier und passe auf, solange der Defekt nicht behoben wurde. Mittlerweile kenne ich die Pentay und kann gut auf ihre Eigenarten reagieren.“

Balthazareon hatte Recht, ich fühlte mich tatsächlich erschöpft und konnte ein paar Stunden Schlaf vertragen. Der Gedanke, dies auf einem schrottreifen Schiff auf das man mich entführt hatte zu tun, behagte mir allerdings wenig.
Doch was für Alternativen blieben?

Ausgeruht könnte ich klarer Denken und mir mein weiteres Vorgehen überlegen. Übermüdet hingegen konnte ich nichts ausrichten.
Langsam ließ ich mich in die großen Kissen sinken und drehte mich zur Seite. Mein wunderschöner Blick hinaus aufs Weltall fehlte mir, die kahlen Wände aus Stahl wirkten keineswegs einladend.

Balthazareon streichelte mir sanft den Rücken. Das hatte er bereits auf Aeles Heaven getan, wenn ich etwas schlechtes Geträumt hatte oder es mir nicht gut ging.
Zuvor brachte er mir meist eine Tasse heiße Milch oder erzählte irgendeine Geschichte. Heute jedoch saß er einfach nur da und starrt durch die schmalen Fenster hinaus ins All, tief in Gedanken versunken.

Irgendwann schlief ich tatsächlich ein, auch wenn es eher eine Art Dämmerzustand war in dem ich mich befand und von Zeit zu Zeit schemenhaft träumte, fühlte ich mich nach einer Weile tatsächlich ausgeruht und erholt.
Zumindest im Vergleich zu vorher. Ein paar Stunden durchschlafen hätten mir wahrscheinlich auch nicht geschadet, doch immerhin kam ich mir nun nicht mehr ganz so ausgelaugt vor.

Wie lange ich in diesem Schlaf-Wach-Schlaf-Wach-Wechsel verbracht hatte konnte ich nicht genau sagen. Balthazareon saß noch immer da und hing seinen Gedanken nach.
Ich setzte mich ebenfalls auf und streckte mich. Er bemerkte es nicht einmal, so tief war er in seiner eigenen Welt versunken. Vorsichtig sprach ich ihn an. „Balthazareon?“

Er reagierte erst beim zweiten Mal, schreckte dann allerdings abrupt auf und betrachtete mich überrascht.
„Ich... oh, sorry. Ich habe nachgedacht. Brauchst du irgendetwas? Die Pentay ist zwar in erbärmlichen Zustand, doch das Nötigste führen wir mit.“
Ich winkte irritiert ab. Verwundert darüber, dass Balthazareon seine Flotte von solch einem Wrack anführen ließ.

„Wieso reist du mit diesem Ding, wenn du doch der Prinz der Xeadnar bist?“
Er wollte zu einer Erklärung ansetzen doch dann zuckte er mit den Schultern und stand auf. „Du wirst es früh genug erfahren. Ich sehe auf der Brücke nach dem Rechten, du darfst dich selbstverständlich frei bewegen doch ich würde dir raten, dich nicht zu weit von deinem Quartier zu entfernen. Auf der Pentay ist es um Einiges gefährlicher als auf der Immortal.“

Mit diesen Worten ließ er mich allein in dem kargen Raum zurück und verschwand. Ich blieb noch einen Moment sitzen, dann stand ich ebenfalls auf.
Hier in diesem Zimmer gab es nichts, was ich nicht schon zuvor gesehen habe also machte ich mich auf den Weg zur Tür und überlegte, wie ich nun am Besten vorgehen sollte. Hier herumsitzen hatte keinen Sinn.

Am Ausgang angekommen wollte ich gerade den mittlerweile gewohnten Befehl zum Öffnen geben, als mir eine Art Schalter an der Wand auffiel. Offensichtlich war nicht nur das Schiff an sich, sondern auch der Bordcomputer hoffnungslos veraltet.

Ich umfasste den stählernen Hebel und zog ihn nach unten. Dabei musste ich gegen einen gar nicht so geringen Widerstand ankämpfen. Letztlich gab die Tür den Weg frei und ich hoffte, dass die anderen Durchgänge automatisch funktionierten wie ich es von der Immortal kannte.

Ich trat hinaus auf den Gang. Auch dieser erschien wenig glamourös, dreckig, dunkel und es knarzte bei jedem Schritt. Während die Gänge auf der Immortal taghell beleuchtet waren, flackerten hier nur kalte, schwache Neonröhren in unregelmäßigen Abständen.
Die Decke war niedrig und die langgezogenen Korridore nicht breiter als knappe 2 Meter. An den Seiten fanden sich immer wieder eingelassene Gitter aus denen von Zeit zu Zeit eine Art Dampf herausquoll.

Es schien zwar nicht gefährlich, doch ich versuchte dennoch, mich von diesen Stellen fernzuhalten. Am Boden kroch eine Art kühler Nebel entlang, offenbar sammelte sich der Dunst aus den Gittern in den Gängen und fand keinen Abzug. Ich nahm mir vor, Balthazareon später danach zu fragen.

Ich machte einen zaghaften Schritt nach vorn und der Nebel wirbelte umher und hüllte meine Füße ein. Beinahe bis zum Knie reichte er mir und fühlte sich unangenehm kalt und feucht an.
Zügig sah ich mich um und entschied, erst einmal einfach geradeaus zu gehen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich auf diesem Schiff orientieren sollte und offensichtlich gab es keinen Bordcomputer, der auf mein Edae reagierte.

Ich versuchte zwar, eine KI zu aktivieren, doch ohne Erfolg. Sollte die Pentay überhaupt eine besitzen, dann ließ sie sich offensichtlich nur auf andere Art und Weise verwenden.
Auch dazu sollte ich Balthazareon später fragen. Immerhin würde ich mich ohne Navigation wahrscheinlich hoffnungslos verlaufen.

Kurz sortierte ich meine Gedanken. Wahrscheinlich wäre es das Beste, erst einmal zu versuchen einen Kontakt mit der Immortal und mit Nathaniel herzustellen.
Ich musste ihn informieren und einen Weg finden, hier heraus zu kommen. Dazu benötigte ich aber ein Funkgerät, einen Computer oder irgendetwas in der Art.

Dass ich die Kommunikationssysteme des Schiffs verwenden konnte, bezweifelte ich. Das würde Balthazareon kaum erlauben und ich wüsste ohnehin nicht, wie man diese bedient, sollte ich mir heimlich Zugriff verschaffen können.


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