Larry und das Glück (joru033)

joru (47)in #story • 6 years ago

Larry und das Glück

Larry konnte kaum glauben, dass er nun tot war. Denn alles hatte so schön begonnen: als einziges Kind eines reichen Bauern hatte er studieren dürfen - da war er der einzige im Dorf gewesen. Und nach dem frühen Tod seiner Eltern, die ihm immer alles hatten kaufen können was er sich nur wünschte, und nachdem der Hof und das weite Land ringsum verkauft war, hatte er ein gemütliches Leben gehabt und hätte niemals wieder einen Finger krumm zu machen brauchen.

Doch das Schicksal wollte es zu dieser Zeit noch besser mit ihm, denn eine Fabrikantentochter verliebte sich in ihn und er wurde bald darauf Juniorchef bei M. Gold. Larry ging nicht oft ins Büro, aber niemand nahm es ihm übel.

Abends unternahm er in letzter Zeit oft lange Spaziergänge durch den großen Stadtpark.

Freilich, er las Zeitung und die Warnschilder waren auch nicht zu übersehen gewesen. Doch Larry hatte noch niemals in seinem Leben Angst zu haben brauchen. Noch immer glaubte er an das Glück, das ihn bisher noch nie enttäuscht hatte. Es machte ihm sogar Spaß, Fortuna manchmal herauszufordern, wie jetzt, als er hin und wieder auf den dunklen Bänken im Park schlief.

In den vergangenen Wochen hatte es fast jeden zweiten Tag einen Toten gegeben. Alle waren sie erwürgt worden: alte Penner wie junge Frauen und Kinder, aber Larry hatte alles verschlafen.

Doch jetzt war Larry tot. Das Glück hatte ihn in dem Augenblick verlassen als er gerade einer Frau den Hals zudrückte und diese Undercover Polizistin ihn erschoss.