Die Ängste des Abel (joru029)

joru (47)in #story • 6 years ago

Die Ängste des Abel

Nein, er wollte sich das nicht mehr gefallen lassen. Er konnte sich das einfach nicht mehr gefallen lassen. Diese kleinen Biester ließen ihn nicht schlafen. Seit Wochen betete er jede Nacht, es möge doch endlich aufhören. Und wenn Abel vor lauter Erschöpfung einschlief, kamen sie in seinen Kopf gekrochen und peinigten ihn im Traum noch schlimmer als tagsüber.

Abel war nur noch ein Wrack. Und das heizte sie anscheinend nur noch mehr an. Könnte er doch nur zu Hause bleiben und nie mehr hinausmüssen. Doch er hatte auch mal Hunger und musste deshalb Geld verdienen. Sobald Abel morgens vorsichtig die Nase vor die Tür streckte kamen sie herbeigetobt. Sie hatten ihn erwartet – wie immer.

Und Abel rannte.

Doch die Kinder waren schneller und sie waren viele, so viele. Sie umringten ihn, lachten und schrien. Ja, seit Wochen schon war er ihr Lieblingsspielzeug. Seit sie herausgefunden hatten, dass er vor ihnen Angst hat. Sie warteten in der Früh auf ihn und begleiteten ihn dann.

Abel wusste, er konnte ihnen nicht entgehen. Sie würden immer da sein und auf ihn warten. Hier oder anderswo. Oh, sie waren böse, ja so böse. In Ruhe sollten sie ihn lassen.

Bald, ja bald würde diese Quälerei hier jedoch ein Ende haben – hier! Seine Versetzungsbitte war befürwortet worden, wieder einmal und nun konnte er fort von diesem Ort, wieder einmal. Abel war sich jedoch bewusst, dass es dort genauso sein würde. Nicht lange und diese bösartigen Kleinen hätten ihn wieder in der Zange. Oh, sie waren ja überall gleich. Und dann würde dieses Weinen und Beten wieder von vorne losgehen.

Aber Abel war alt. Schon zu lange hatte er ausgehalten, sich still verhalten und es über sich ergehen lassen. Jetzt war es zu spät um umzukehren und ihnen entgegenzutreten.

Eigentlich war Abel ja gerne Lehrer, wenn nur diese Kinder nicht wären.