Algheira / Der Verrat (joru017)

joru (47)in #writing • 7 years ago (edited)

Algheira

Er wollte das Mädchen nicht verraten. Sollten sie doch kommen und ihn fragen. Noch niemals zuvor war ihm eine wie sie begegnet. Vom ersten Augenblick an war er ihr verfallen gewesen. Die kurze Zeit ihres Zusammenseins ging vorüber wie ein großer tiefer Rausch. Jede ihrer Berührungen konnte er noch heiß spüren als sie schon längst weit entfernte Vergangenheit war. Jedes ihrer Worte klang noch in seinen Ohren als stünde sie gerade neben ihm.

Sie hatten gewusst, dass ihre Zeit nur kurz war. Zu kurz, um zu lieben. Doch was sie beide füreinander empfunden hatten, war mehr, viel mehr. Aber keine Träne spiegelte die Trauer der Verlassenden. Sie blieb immer bei ihm und er bei ihr.

Und sie kamen und nahmen ihn mit. Auf Fragen folgten Schläge. Dann quälten sie ihn so, wie er es in seinen Alpträumen niemals durchgemacht hatte. Sein Schreien und Flehen hatte nur Lachen zur Folge. Sie sagten, sie sei tot. Man habe sie gefunden und getötet. Doch er wusste, dass sie lebte. In ihm. Und sie peinigten ihn weiter. Wozu, wenn sie ohnehin schon tot war? Was er wisse, sollte er sagen. Er wusste nur, er würde sterben, doch für sie tat er es gerne.
Nun schrie er nicht mehr und die Schmerzen waren weit weg. Sie setzten ihn in eine abgedichtete Zelle. Wasser tropfte von der Decke - erst langsam, dann rann es immer schneller. Das kalte Nass stieg stinkend an ihm hoch. Er wollte instinktiv aufspringen und weglaufen, doch der Schmerz in seinen gebrochenen Beinen hielt ihn am Boden fest. Es erreichte seinen Kopf, nahm ihm die Luft. Nun weinte er. Aber nicht aus Selbstmitleid, sondern nur, weil er nichts machen hatte können, um ihr zu helfen. Zu spät hatte er sie getroffen um noch für ihre Sache kämpfen zu können. Und als das Wasser ihn längst überspült hatte legte er sich auf den Boden hin.

Plötzlich sah er ein Licht. Es kam näher. Dann sah er sie und schwamm auf sie zu. Kein Schmerz mehr und er konnte wieder atmen. „Ich lebe und Algheira lebt. Nun ist alles wieder gut.“