Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide -038- Die alte Ruine im Sumpf (8)

in #deutsch6 years ago

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Was bisher geschah:
Der Bann der Schlangenfrauen von Morta´Rakh ist gebrochen. Zurück bleibt nur ein menschliches Wesen, zitternd und unsicher.

»Und was machen wir jetzt?«, fragte Grayden.
Shana antwortete nicht sofort. Sie kniete sich zu Grithia herunter und fragte sie: »Du und deine Schwestern haben wahrlich eine Strafe verdient für das was ihr der schwangeren Frau angetan habt.«
Grithia starrte sie aus leeren Augenhöhlen an.
»Wir wussten nicht, dass sie schwanger war«, gab sie ehrlich und überrascht zu.
»Ich sage: Töten wir sie einfach. Den Tempel finden wir auch so, früher oder später«, rief Magnus zornig.
Ramloc stimmte ihm mit einem überschwänglichen Nicken zu.
Shana fuhr ungeachtet der Unterbrechung fort: »Doch finde ich, dass ihr genug gebüßt habt und wir euch zum Wohle euer Selbst und weiteren möglichen Verirrten, euch erlösen sollten.«

Grayden bemühte sich seine Unbehagen nicht zu zeigen. Shana hatte ein gutes Herz, selbst diesem Monstrum brachte sie Mitleid entgegen, obwohl die Schlangenfrauen sie ohne zu zögern getötet hätten.
Die Schlangenfrau wusste nicht was sie erwidern sollte, immerhin war es immer noch möglich, dass ihre Gefährten ihr Mitgefühl nicht teilten und ihr kurzerhand den Kopf abhackten.

»Kennt ihr die Bedingungen eures Bannes, Grithia?«, fragte sie Dimitrion, dessen Interesse geweckt war.
Hier konnte er wieder neue magische Erkenntnisse erlangen um das Wesen des Aethers besser zu verstehen. Grithias Kopf drehte sich zu ihm und sie empfand ein gewisses Maß an Abscheu, Neugier war jedoch die stärkere Kraft und sie überwand sich sie zu betrachten.
»Nein, wenn ich es wissen würde, glaubt ihr nicht, dass ich es schon längst versucht hätte?«
»Ein Bann kann nie von dem Gebannten gebrochen werden, ihr wäret vermutlich gescheitert.«
»Woher soll ich das wissen? Als wir hierher verbannt wurden war ich noch ein Kind. Wie meine Schwestern und hier sind wir aufgewachsen.«
»Verstehe. Nun ich werde euch und diese Ruine gründlich examinieren, Grithia. Keine Sorge, ich werde euch nicht weh tun.«
»Wie überaus nett von euch.«
»Höre ich da etwa Spott in eurer Stimme?«
»Ihr habt mich geschlagen und gefesselt, wie sollte ich euch Widerstand leisten können?«

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Die Antwort hatte etwas für sich, fand der Halbelf. Er winkte seine Gefährten zu sich und sie zogen sich ans Lagerfeuer zurück.
»Ich kann nicht glauben, dass ihr diesem Monstrum helfen wollt.«
Magnus Stimme war hart wie Eisen, als er seine Abneigung zum Ausdruck brachte. Ramloc ging es ebenso. Shana erzählte ihnen, was sie Grayden gesagt hatte. Mürrisch sahen die beiden sie an und mit verkniffenem Gesicht stimmten sie ihr letztendlich zu. Wenn auch widerwillig.
»Und wie willst du ihr helfen, Dimitrion?«
»Ein Bannspruch braucht so etwas wie einen Anker in der materiellen Welt um zu wirken und den Gefangenen zu halten. Deshalb werde ich sie«, er zeigte auf Grithia, »und die Ruine einer aetherischen Examinierung unterziehen, der Anker wird sicherlich irgendwo hier zu finden sein.«
»Bist du dir sicher?«
Die Antwort war wieder nur ein missbilligender Ausdruck an den Zweifeln des Nordmanns.
»Wo sollen wir anfangen?«, fragte Grayden. »Wie sieht so ein Anker denn überhaupt aus?«
Dimitrion überlegte, er wollte seine Gefährten nicht entmutigen.
»Es könnte alles Mögliche sein. Zum Beispiel, dieser Stein hier oder einer der Äste des Baumes. Wie ich schon sagte, muss ich alles untersuchen um das herausfinden zu können.«
»Das kann `ne Weile dauern.«
Ramloc warf übel gelaunt einen Holzspan ins Feuer.
»Sicher nicht länger als einen halben Tag«, sagte der Halbelf zuversichtlich.

Der Abend war inzwischen über sie gekommen und das grünliche Leuchten des Sumpfes ging in das Dunkel der Nacht über. Schwer und feucht hing die Luft in der Ruine. Keine Sterne waren zu sehen, der Himmel war mit dicken Wolken behangen. Selbst die Monde dahinter waren kaum zu erkennen und so war die Dunkelheit fast mit den Händen greifbar. Sie rückten alle näher ans Feuer.

»Hoffentlich hattest du mit deiner Vermutung Recht, sonst haben wir
nur Zeit mit ihr verschwendet anstatt weiter den Tempel zu suchen.«
»Selbst wenn nicht, kann sie keine weiteren Menschen mehr töten, dass ist doch was. Findest du nicht?«
Ihre Gutmütigkeit konnte ihn manchmal zur Verzweiflung treiben.
»Das ist wenigstens ein triftiger Grund.« Grayden gab es auf, er liebte Shana viel zu sehr um ihr auf lange Sicht nicht zuzustimmen.
Er nahm sie in die Arme und küsste sie.

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Als Magnus Wache hatte, ging er zu der Schlangenfrau rüber. Er sah auf dieses widerwärtige Wesen herab und sein Mund füllte sich mit bitterem Geschmack. Nach mehreren, langen Atemzügen die er brauchte um sich zu beruhigen, stiess er Grithia mit dem Fuß an.
»Wach auf, Monster«, sagte er leise aber bedrohlich.
Sie hob den Kopf. Sie war schwach, sie hätte schon längst wieder in dem Kristall zurück gemusst um sich zu erholen.
»Was wollt ihr?«
»Pschsch.« Magnus hielt den Finger an die Lippen. »Nicht so laut, Monster. Wenn mir deine Antworten gefallen, lasse ich dich leben, wenn nicht…?« Seine rechte Hand fuhr über den Griff einer Wurfaxt.
»Was wollt ihr?« wiederholte die Schlangenfrau.
»Weißt du wirklich wo der Tempel ist?“

Grithia hatte mal einiger ihrer Opfer sagen hören, dass der Tempel in südwestlicher Richtung läge aber da sie nie dort gewesen ist, wusste sie nicht ob das auch stimmte. Doch dieser Mensch würde nicht zögern sie zu töten wenn sie ihm das sagte.

»Er liegt in südwestlicher Richtung.«
»Und wann kann man ihn erreichen?«
»Vielleicht zwei oder drei Tage von hier entfernt. Das kann ich euch aber nicht mit Gewissheit sagen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich an den Kristall gebunden bin und ich nicht von hier fort kann.«
»Und wie wollt ihr dann wissen, wo er sich dann befindet?«, bohrte Magnus weiter.
Grithia überlegte kurz.
»Ich spüre seine aetherische Kraft«, log sie in der Hoffnung Magnus täuschen zu können. Und sie konnte gut lügen.
»Soso.“ sagte er und entspannte sich ein wenig. »Wenn du gelogen hast, Schlange, schwör ich dir bei meinem Blute, dass ich dir die schlimmsten Qualen zufügen werde, die du je gehabt hast. Wenn du mich und meine Freunde in Irre führst, wirst du erleben, das es schlimmere Dinge als den Tod gibt.«
Er drehte sich einfach um und ging.

Hass erfüllte die Gedanken Grithias: Wenn ich frei bin, dann zeige ich dir die schlimmsten Qualen, kleiner Mensch.
Sie beobachtete den Nordmann und stellte sich vor wie er schreien würde und genoss die imaginären Folterbilder die sich in ihrem Kopf abzeichneten. Doch erst musste sie frei sein und dann konnte sie ihm ihre Demütigung heimzahlen. Zufrieden lehnte sie den Kopf an den Baum und wartete auf das Erwachen der Menschengruppe. Sie hatte zu dieser einen Frau Vertrauen gehabt und hätte ihnen gesagt was sie wusste, doch nun …
Shana löste Magnus ab und sie schaute nach nur wenigen Minuten zur Schlangenfrau herüber und nahm einen Spieß kalten Fleisches, den sie ihr anbot.

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»Du bist bestimmt hungrig«, vermutete sie.
Versuchten die Menschen sie mit einem Wechselspiel von Bedrohung und Entgegenkommen, in die Irre zu führen?
»Ein wenig, ich kann mich nur in dem Kristall erholen.«
Sie gab eine Schwachstelle preis und ging ein Risiko ein, doch die Frau hatte sie davor bewahrt getötet zu werden. Grithia war unsicher was sie tun oder was sie glauben sollte.
»Wir haben nur dieses kalte Fleisch und Zwieback. Vielleicht möchtest du aber auch Pökelfleisch?«
Shana hielt ihr den Spieß hin. Zögernd biss Grithia ab und als sich ihr Magen bemerkbar machte, verschlang sie den ganzen Spieß.
»Ein wenig war wohl untertrieben«, lächelte Shana aufmunternd.
»Möchtest du noch mehr?«
Grithias Magen fühlte sich an wie eine leere Grube und sie nickte.
Shana holte einen zweiten Spieß und drei Scheiben des Pökelfleischs.

Mörme hatte die gestrige Gefangennahme nicht mitbekommen, da sie in diesem Paradies die fettesten Fliegen und Mücken fangen konnte die sie sich je erträumt hatte. Als sie nun Shanas Aktivitäten mitbekam, wurde sie neugierig und hüpfte ihr mit großen Hopsern hinterher. Grithia aß alles auf und hätte sicherlich noch mehr verspeisen können, doch Shana wollte nicht allzu viel von ihren Vorräten abgeben. Die Schlangenfrau entspannte sichtlich und ihre Miene verriet, dass es ihr besser ging.
»Wie geht es dir jetzt?« wollte Shana erfahren.
»Besser, viel besser, Menschling.«
»Shana, nicht Menschling.«
»Shana«, zischte Grithia.
»Was hat es mit dem Kristall auf sich, du sagtest du könntest dich nur in ihm erholen?«
»Ja, der Kristall ist Gefängnis und Zuhause zugleich.«
»Dann könnte das Geheimnis des Banns doch in dem Kristall zu finden sein«, vermutete Shana und rieb sich ihr Kinn.
»Vielleicht. Ich weiß es nicht. Warum wollt ihr das tun, Shana?« fragte sie zurückhaltend und neugierig zugleich.
Shana tat einfach, was ihr richtig erschien. Sie fragte dabei nicht ob es einen Gewinn brachte oder einer landläufigen Meinung entsprach, nicht auf die Regeln und Gesetze der Gesellschaft zu achten. Shana hörte auf das, was ihr Herz sagte obwohl sie wusste, dass sie das schon oft genug in Schwierigkeiten gebracht hatte. Aber so war sie nun einmal und sie war glücklich so zu sein.

»Nun«, sagte Shana schließlich »so haben wir doch alle etwas gewonnen, oder nicht? Wir helfen dir und du hilfst uns, so einfach ist das.«
Shana war sehr zuversichtlich.
»Nur wenige Menschen, denken so wie ihr, Shana. Ihr könntet mich doch aber ganz einfach töten, wenn ich euch gesagt habe, wo der Tempel liegt.«
»Das heißt dann wohl, dass du wir uns vertrauen müssen. Stimmt’s?«
Shana lächelte immer noch. Auch wenn Grithia es nicht sah.
Die Schlangenfrau wiegte ihren Kopf hin und her. Dann hielt sie inne
und sagte: »Ihr habt wohl recht.«
»Schön. Wenn alle wach sind, fangen wir an.«

Fortsetzung folgt in Episode 039: Die alte Ruine im Sumpf (9) ...

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Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide - Episoden 001 bis 020


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