Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide - 024 - Tief im Wald, da lauern die Biester

in #deutsch6 years ago

Der Dunkelheit nach zu urteilen, mochte es bereits Mitternacht sein aber Shana sah ein Loch in der Blätterdecke und versuchte Sternenkonstellationen oder einen der Monde zu erspähen. Der Himmel war mit dicken Wolken behangen und so gab sie es auf und beschäftigte sich lieber mit ihrer Umgebung. Sie waren gut vorangekommen, einige hundert Meter schätzte Shana. Aber durch den ganzen Graanwald hindurch mochten durchaus zwei Wochen vergehen. Danach bräuchten sie mindestens zwei Tage um ihre Kräfte zu erholen, vielleicht drei. Shana machte nicht den Fehler die Kraft der Natur zu unterschätzen und dachte darüber nach wie sie sich schneller durchschlagen könnten. Sie konnte ihre Feuerkugeln benutzen um das Holz weg zu brennen. Doch dabei mochte der Wald in Brand gesetzt werden, also war das keine durchführbare Möglichkeit. Oder sie nutzte die Säurekugeln. Doch sie konnte stolpern und ihr Ziel verfehlen und die Säure traf vielleicht einen der Gruppe.
Und ihre Säurekugeln waren sehr gefährlich. Nein, schloss Shana das konnte sie auch nicht riskieren. Außerdem hatte sie nur ein paar Stück und in den Bergen, das wusste sie, gab es nicht die notwendigen Zutaten um gleich wieder neue herzustellen und ihre Waffen waren oft eine Alternative zu Schwert oder Bogen.


Mörme kam angehüpft. Sie sah, dass bis auf die Frau alle schliefen und setzte sich neben sie. Um zu zeigen, dass sie wieder da war, quakte sie leise. Die Frau schaute zu ihr hinunter. Shana war wegen der Grübelei müde geworden und gähnte. Sie wurde sehr müde und streckte sich. Die Augen schienen ihr zuzufallen und sie holte eine rotfarbene Nuss aus einem winzigen Beutel und sie biss ein Stück der Nuss ab. Die Lacanuss war Bestandteil für kräftigende Tränke und Tinkturen. Pur und nicht zerrieben, war ihre Wirkung wesentlich höher und Shana fühlte wie die Nuss sie immer mehr stärkte. Sie musste den Männern Zeit geben zu schlafen, sie selbst konnte das am Tag nachholen, entschied sie. Und so verbrachte sie mit Mörme den Rest der Nacht. Doch nach drei Stunden war die Wirkung der Nuss verflogen und ein zweites Mal an einem Tag wäre gefährlich gewesen. Sie wickelte sich die Decke um die Schultern und die Wärme lullte sie ein.
Mörme sah der schlafenden Frau zu als sie an den Baumstamm hinter ihr sank. Die Kröte hüpfte auf den Stamm neben Shanas Gesicht. Wenn alle schliefen, dann blieb sie wach um ihre neuen Freunde zu beschützen. Als der Morgen graute hörte die Curca ein Rascheln rechts von der Stelle wo Grayden schlief. Mörme hüpfte von ihrem Platz und zu dem Schildmeister herüber.
Ein Knacken ertönte aus dem Dickicht und die Curca zögerte nicht eine Sekunde und spie einen dicken Batzen Schleim darauf. Sie traf, ein schmerzerfülltes Zischen entfernte sich, bis die Kröte ein dumpfes Geräusch hörte.
Zufrieden hopste sie wieder auf den Baumstamm und hielt mit hoch gerecktem Kopf Wache über ihre Gruppe. Ganz besonders über Magnus.
Grayden erwachte als erster und er bemerkte die eingeschlafene Shana in ihrer Decke liegen. Daneben Mörme, die ihn ansah.
»Na toll«, murmelte er verschlafen. Er stand auf um sich zu erleichtern und zündete ein neues Feuer an, das in der Nacht erloschen war, weil Shana kein Holz nachgelegt hatte. Knisternd entzündeten sich die Zweige und Grayden legte dickere Zweige und Äste nach bis ein ordentliches Feuer prasselte. Er spießte die restlichen Stücke Fleisch auf und hielt sie neben den Suppentopf in die Glut. Mit der Zeit wachten auch Magnus und Shana auf. Der Nordmann erledigte ebenfalls sein Geschäft und Grayden sprach seine Gefährtin an, warum sie ihn nicht geweckt habe. Darüber war er sehr wütend. Wenn sie in der Nacht von Raubtieren oder Wegelagerern überfallen geworden wären, hätten sie kaum eine Chance der Gegenwehr gehabt.
»Wir könnten tot sein, Shana.«
»Es tut mir leid. Ihr braucht eure ganze Kraft um uns durch den Wald zu schlagen. Deshalb ließ ich dich schlafen. Ich habe eigens eine Lacanuß gegessen um wach zu bleiben«, versuchte sie ihm klar zu machen.
»Das ist zwar verständnisvoll von dir, Shana aber du hättest mich wecken sollen. Schlafen hätte ich am tagsüber gekonnt.«
Mörme hüpfte vor ihn und quakte ihn laut an. Grayden war verblüfft über das Benehmen der Kröte. Magnus kam zurück.
»Ich glaube, dass solltet ihr euch ansehen, Freunde.«
»Was denn?«, fragte Grayden.
»Schau´s dir an, Schildmeister«, sagte Magnus nur und wies in das Gebüsch.

Grayden sah nacheinander Shana, Mörme und Magnus an. Er stand mit einem Seufzer auf und folgte dem Nordmann in den Wald. In einigen Metern Entfernung lag eine Geganaja. Diese Schlangen waren wahre Monstren. Aufgerichtet standen sie höher als ein Mensch und ihre ledrigen Falthäute hatte eine Spannweite von fast zwei Metern. Ihre Zähne konnten eine Länge von zwanzig Zentimetern erreichen und die Geganaja brauchte gar nicht giftig sein, es genügte wenn sie ihrer Beute einfach verwundete. Dann legt sie ihre Häute um das Opfer und genau wie Spinnen verflüssigte ein Sekret die Organe und sie saugte es leer.
Diese Schlange, schätzte Grayden, besaß eine Länge von sieben Metern und sie hatte eine bräunliche Hauptfarbe die mit Zackenmustern in Rot und Gelb überzogen war. Ihr riesiger Schädel war zur Hälfte bis zum Knochen freigelegt. Die Wundränder sahen geschmolzen aus und zischten immer noch leise. Es bildeten sich auch immer noch kleine Blasen, weil das Fleisch weiterhin aufgelöst wurde.
»Bei Cyrilla, was kann so einer Schlange den Schädel wegätzen?«, fragte Magnus ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
»Ich weiß es nicht. Kein Tier das ich kenne, kann so eine scharfe Säure spucken.«
Der Schildmeister liess seinen Blick ratlos über den Kadaver gleiten. Magnus hockte sich hin und berührte die Schlangenhaut. Die Schuppen fühlten sich glatt an.
»Wir können froh sein, dass sie tot ist. Wenn sie uns beim Schlafen überrascht hätte, dann wären wir ziemlich chancenlos gewesen«, sagte er.
Es knirschte hinter ihnen und ein verschlafener Zwerg stolperte zu ihnen herüber.
»Bei den heilig´n Schmieden … was ist das für´n Viech?«
»Noch nie von einer Geganaja gehört? Eines der heiligen Tiere Konkoros?«, fragte Grayden. »Sie leben gerne in dunklen und feuchten Gegenden, zum Beispiel dem Graanwald.«
»Ist sie giftig?«, fragte Ramloc.
»Das braucht sie bei der Größe nicht zu sein«, antwortete Grayden leise.
»Und wer hat sie erledigt?«
»Magnus fand sie eben. Da war sie aber schon tot. Hoffentlich vergibt uns der Erdgott. Am Feuer werden wir beten und eine Gabe opfern um ihn milde zu stimmen.«
»Auf jed´n Fall ist das Viech tot und wir könn´n weiter die Schneise frei hack´n«, sagte er und ging hinter einen Baum und ein Plätschern durchbrach die allgemeine Stille.
Magnus stellte sich vor Grayden und zeigte auf die Schlange.
»Ob es noch mehr von denen gibt?«
»Ich glaube, Geganajas sind Einzelgänger und beherrschen ein großes Revier. Einer weiteren werden wir wohl nicht begegnen«, sagte Shana die inzwischen nachgekommen war.
»Wir haben heute Nacht wahrlich unter dem Schutz von Cyrilla geschlafen«, sagte Magnus.
Ramloc kam hinter dem Baum hervor und schnallte seine Hose fest während er auf die Schlange zuging.
»Könnt´ man gut gebrauch´n die Haut, findet ihr nich´?«
»Auf Dimitrions Hof haben wir genügend aufgestockt und die Pferde sind schon ausgelastet. In den Bergen werden sie viele Pausen brauchen. Außerdem wärmt die Schlangenhaut nicht sehr gut«; sagte Shana
»Hmm. Gut´s Argument, Schildmeister«, meinte der Zwerg. Er spuckte einmal aus und stapfte zur Schneise zurück. »Jetz´ brauch´ ich ich erstmal was zu beiss´n. Wie schmeckt Schlange?«
»Vergiss es, die Säure oder das Gift haben das Fleisch ungenießbar gemacht«, antwortete Grayden. »Nur um deine Neugier zu stillen, Schlange schmeckt ungefähr wie Hühnchen, hat eine etwas feinere Struktur und ist leicht zu kauen.«
»Woher weißt´n das?«
»Weil ich schon mal Schlange gegessen habe. Du kannst dir die Spieße von gestern schnappen aber lass uns was übrig, wir haben auch noch Hunger.«

Fortsetzung folgt in Teil 025 ...


Infobox

Teil 023
Teil 022
Teil 021

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Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide - Teile 001 bis 020


(Das Thumbnail und die Karte sind von mir, die anderen Bilder sind von pixabay)

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