Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide -026- Der Bergpass(1)

in #deutsch6 years ago

Doch Mörme hatte schon lange verstanden, dass ihre Hingebung nicht erwidert wurde und sie hielt sich mehr bei Shana auf. Den Graanwald sahen sie weit unter sich im Nebel. Doch der Bergsee lag noch weit vor ihnen und sie verschwendeten keine Zeit mit langwierigen Betrachtungen. Vermummt saßen sie am Lagerfeuer des vorüber gegangenen Tages und aßen einen von Shanas Eintöpfen. Dazu hatten Magnus und Ramloc fünf Schneehasen erlegt, die brutzelnd über dem Feuer brieten. Hier oben war vom Graanwald nichts mehr zu sehen und sie führten die Pferde an den Zügeln weiter und sie wärmten die Tiere mit den letzten Decken so gut sie konnten.

Der nächste Tag begann mit dunkelgrauem Nebelschwaden, die so dicht waren, dass sie den Weg fast nicht erkennen konnten. Es war mühselig und anstrengend den ganzen Vormittag und Mittag auf seinen Vordermann und die glatten Steine zu achten und sie banden sich alle an ein Seil um sich nicht zu verlieren. Gegen Nachmittag passierten sie dann eine Klamm und danach eine steil aufragende Felsformation. Dahinter ging es zu einem Plateau, das dreißig Meter breit und ebenso lang war. Das Plateau war zum Norden und Westen hin offen und bot eine weite Aussicht auf den Bergsee, der noch zugefroren war. Der westliche Rand ging in den weiteren Weg über und am Rand sah man die Reste von Lagerfeuern. Ramloc überprüfte sie.

»Keine Sorge. Sin´ schon Monate alt. Wahrscheinlich von den letzten die hier entlang gewandert sin´ und die Aussicht genossn hab’n«, sagte er zu Grayden als er sich der Gruppe wieder bei der Betrachtung des Tals zuwandte.
»Im südlichen Teil gibt es eine geräumige Höhle in der wir Rast machen können. Sie wird oft von den Händlern aufgesucht bevor sie weiterreisen. Sie haben sie mit einem Tor versehen, damit sich kein Bär oder anderes Tier darin zum Winterschlaf einquartiert.«
Dimitrion wies auf den massiven Holzverschlag im Süden hin.
»Dann lasst uns für heute Rast machen und morgen weiterreisen.«



Grayden ging voraus und rüttelte am Balken der das Tor verschloss. Der war jedoch eingefroren und Grayden zog sein Schwert um ihn aus dem Eis zu brechen, was ihm nach mehreren Hieben auch gelang. Quietschend und knarzend schob er das Tor auf, das sich nur schwer öffnen ließ. Eissplitter und Schnee rieselten auf sie herab als sie in die Höhle eintraten. Dimitrion nahm eine Fackel aus einer Wandhalterung und zündete sie mit einem Feuerzauber an.

Die Höhle bat mindestens fünfzig Menschen Platz und war in verschiedene Ebenen behauen und mit Holzgängen versehen worden, damit man nicht direkt auf dem kalten und frostigen Boden schlafen musste. Sie holten ihre Pferde herein und zündeten sogleich ein größeres Feuer an um sich aufzuwärmen. Sorgsam schlossen sie das Tor hinter sich wieder zu. Der Schein der immer größer werdenden Flammen zeichnete auf den zerrissenen Felswänden bizarre Muster und beleuchtete Wandmalereien, die Bären, Wölfe und andere Tiere der Berge darstellten. Sie waren kunstvoll in unterschiedlichen Brauntönen gefertigt und Shana bewunderte sie lange und aufmerksam.

Langsam füllte die Wärme die große Höhle und sie zogen ihre Pelzumhänge aus. Da sie in diesen Höhen nicht nach frischem Fleisch auf die Jagd gehen konnten, aßen sie Pökelfleisch und Zwieback mit den Resten des Eintopfs zusammen. Als der Topf anfing zu blubbern, holte Shana Mörme aus ihrer Satteltasche und legte sie nahe ans Feuer. Interessiert schauten sie der Curca dabei zu wie sie langsam aus der Starre erwachte und sich schwerfällig bewegte. Die Wärme tat ihr sichtlich gut.

Grayden reichte die Amphore mit Maha herum und jeder nahm einen Schluck. Entspannt durch Wärme von außen und innen lehnten sie sich zurück. Durch das Holztor geschützt brauchten sie keine Wachen einteilen und Shana erzählte Grayden, dass sie inzwischen seine Vermutung teilte, die Curca könne entscheiden wann sie giftigen Schleim spuckte und wann nicht.

»Jetzt glaubst du mir also?«
»Ja. Vorher wusste ich das nicht. Curcas sind immer giftig, nur Mörme scheint diese ungewöhnliche Fähigkeit zu haben. Das liegt bestimmt daran, dass sie eine Familiar der Somnethoi ist.«
»Möglich ist alles«, sagte Grayden und nahm Shana in den Arm. Dann deutete er mit dem Finger auf Mörme. »Sie hat bestimmt auch die Schlange erledigt.«
Mehrere Minuten starrten sie gemeinsam ins prasselnde Lagerfeuer.
»Es tut mir leid das ich eingeschlafen bin«, sagte Shana schließlich.
»Schon gut, kann jedem mal passieren«, sagte Grayden. »Mörme hat doch aufgepasst. Nicht wahr, Mörme?«, rief er.
Die Curca blinzelte als ihr Name fiel und sie schaute zu dem Paar herüber. Sie quakte fragend.
»Siehst du? Sie versteht uns.«


In seiner Annahme bestätigt drückte er seine Geliebte fest an sich und sie küssten sich. Zwei verstoßene Herzen die in einer Zeit des Krieges und der Zerstörung zueinander gefunden hatten. Sie dösten mit der Zeit alle nacheinander ein und die Nacht verlief ohne Störungen, bis auf einen starken Wind der gegen frühen Morgen einsetzte. Ramloc war als erster wach und schaute nach draußen. Ein Wolfsrudel hatte sich unter dem Felsvorhang gesammelt. Noch schliefen alle von ihnen und Ramloc weckte seine Gefährten leise um die Wölfe nicht auf die Höhle aufmerksam zu machen.

»Wie viele?«, fragte Shana.
»Zehn Bergwölfe. Durch’n Winter werd’n sie hungrig sein. Verdamm´ hungrig und aggressiv. Noch schlummern sie«, fügte Ramloc hinzu.
»Wenn wir Glück haben hört der Wind bald auf und sie ziehen weiter«, sagte Shana.
»Und wenn nicht? Wir sollten sie von dem Tor verjagen. Mit brennenden Holzscheiten können wir sie vielleicht so weit erschrecken, dass sie das Weite suchen.«

Magnus hatte keine Angst vor Wölfen, immerhin hatte er bei seiner Prüfung zum Mann mit vierzehn Jahren, den großen Menskslaktr getötet, der seinen Clan bedroht hatte. Doch dies war keine Mannbarkeitsprüfung und sie mussten wichtigere Dinge im Süden erledigen.

»Der Wind könnte noch tagelang wehen und wir wären solange eingeschlossen«, gab Dimitrion zu bedenken. »Und wir haben nicht die Zeit uns den Pomp des Wartens zu gönnen, wie eine Gräfin auf den Nachmittagskakao.
»Gut, ich denke auch, wir sollten sie so schnell wie möglich verjagen und dann machen das wir weiterkommen«, beendete Grayden.

Sie nahmen jeder zwei brennende oder glühende Scheite und gingen leise zum Tor. Shana beruhigte die Feren, die die Witterung der Wölfe aufgenommen hatten und begannen aufgeregt umher zu tänzeln. Doch die Tiere wurden schnell unruhiger und ihre Augen weiteten sich angstvoll. Mörme sprang vor sie und ein lang gezogenes Quaken kam von ihr. Die Feren wurden wieder ruhiger und hörten auf an den Zügeln zu ziehen. Shana streichelte die Tiere und redete behutsam auf sie ein während sie sich fragte wie die Curca das geschafft hatte. Den Männern allein war das Wie egal, nur das die Feren ruhig waren zählte für sie. Ramloc versuchte das Tor so leise zu öffnen wie möglich, ohne das ein Geräusch die Wölfe hochfahren liess. Das Tor war bis zur Hälfte schon offen als es anfing zu knarzen und Ramloc hielt inne. Angespannt schauten sie auf das Rudel hinaus.

... Fortsetzung folgt in Teil 027 ...


Infobox

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Teil 023
Teil 022
Teil 021

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Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide - Teile 001 bis 020

(Das Thumbnail und die Karte sind von mir, die anderen Bilder sind von pixabay)

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