Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide - 022 - Unken und Götter

in #deutsch6 years ago (edited)

»Aber was hat eine Geschichte von vor dreihundert Jahren mit den verschwundenen Kindern zu tun?«, fragte Shana.
»Als die Kinder erwachsen waren und der Älteste Sohn Gremnach die Erbfolge antrat, versuchte er den Tempel zu finden und zu zerstören um ihren Vater zu rächen. Sein jüngerer Bruder, Berlom, Hauptmann der Königlichen Garde und seine Schwester Darna, Aetherin der Cyrilla führten die Truppen in den Sumpf und nur Berlom kam zurück und bestieg den Thron.«
»Ich versteh´ immer noch nicht was das mit den Kindern zu tun haben soll.«
»Bevor Talandra starb, brachte sie angeblich ein Kind zur Welt. Missgestaltet, doch unheimlich stark in der Aetherkunst. Es wurde von den Sumpfkreaturen aufgezogen und wird eines Tages wiedergeboren um sie führen und den Thron zu besteigen. Was natürlich nur Gerüchte sind, niemand hat dieses Kind je gesehen. Manche sagen, Talandras´ Kind war ein Sohn, andere sagen sie hätte eine Tochter gehabt. Sie war nur wenige Wochen mit König Darn zusammen und hätte also gar kein Kind von ihm in so kurzer Zeit gebären können. Unmöglich. Ich denke, dass Gerede ist nur eine Alpgeschichte um die Kinder zu erschrecken«, beendete Grayden die Saga.
»Seid euch da nicht zu sicher, Schildmeister«, sagte die Somnethoi.
Ungläubig starrte Grayden sie an.
»Ihr meint, Talandra hat wirklich ein Kind geboren?«
»Das weiß ich nicht. Wer die Kinder entführt will sicher sein, das er das wiedergeborene Kind Talandras in seinen Händen hält. Mit ihm besitzt derjenige eine unglaubliche Quelle der Macht, die er sicherlich nicht zum Guten verwenden will. Aber um diese Macht zu erlangen, muss er ein Ritual durchführen. Sehr wahrscheinlich wenn die Gestirne in Bälde in der schwarzen Konstellation stehen. Ich werde den genauen Tag ausrechnen und ihn euch mitteilen. Vorsichtig solltet ihr auf jeden Fall sein wenn ihr gen Süden reitet.«
»Sind wir immer, Somnethoi«, sagte Ramloc und klopfte auf Holz.
»Manche Gegner können nicht mit Schwert und Axt besiegt werden, Ramloc Stahlschlag«, mahnte Serrin.
»Was sollen wir eurer Meinung nach tun?« fragte Shana.
»Reist zum alten Sumpf. Findet das Böse. Mehr kann ich euch nicht sagen, ich bin eine Druvin, keine Schwertschwingerin. Einen Schutztalisman werde ich euch allerdings mitgeben können.«


Die Curca war erschöpft und atmete heftig. Sie war nun schon Tage unterwegs, nur unterbrochen von kurzen Pausen. Ihre schwarz-gelb gefleckte Haut war trocken und sie hatte schrecklichen Hunger. Doch die Stimme trieb sie immer wieder an wenn sie ausruhen wollte. Und so sah sie die Hütte vor der Eiche leicht verschwommen als sie auf die Lichtung hopste. Die Tür öffnete sich und die Somnethoi blickte suchend nach ihr umher. Die Kröte quakte und hüpfte weiter. Doch da traten noch mehr Menschen auf die Lichtung und sie alle sahen in ihre Richtung. So viel Aufmerksamkeit hatte die Curca schon lange nicht mehr bekommen und alle Erschöpfung vergessend, blähte sie sich auf und hüpfte stolz und laut quakend auf die Gruppe zu.
»Ah, da bist du ja, Mörme«, rief Serrin und streckte den Stab aus.
Geschickt hüpfte die Kröte drauf und dann auf einen Baumstumpf.
Shana glaubte ein zufriedenes Grinsen auf dem drögen Krötengesicht zu erkennen und sie sah irgendwie aufgeblasen aus. War das nicht dieselbe Curca, die Magnus und sie an dem Tümpel gesehen hatten?
»Ist das eure Kröte?«, fragte sie.
»So ähnlich«, antwortete Serrin.
Die Curca sprang in eine Pfütze die sich zwischen den Wurzeln der Eiche nach dem letzten Regen erhalten hatte. Mörme aalte sich in der Nässe und ihre Haut fing wieder an schön schleimig zu werden, nachdem die Giftdrüsen wieder anfingen ihren natürlichen Schutz herzustellen. Sie fing sich ein paar Fliegen und Mücken und glotzte die Gruppe an.
»DAS DA soll unser Schutztalisman sein?«, Magnus konnte es nicht fassen.
»Ja, wieso? Stimmt etwas nicht?«, fragte Serrin.
»Nein, ganz und gar nicht.«
»Vertraut nicht auf das was ihr seht, sondern was sie kann. Nicht wahr, Mörme?«
Mörme quakte zustimmend. Ihre Erinnerung war nun vollständig verblasst und ihr menschlicher Charakter vergessen. Magnus lief ein Ekelschauer über den Rücken. Er kam mit vielen Tieren zurecht, doch alles was schleimig, schuppig oder auf zu vielen Beinen lief, konnte er nicht ausstehen. Und die mit den vielen Beinen hasste er bis aufs Blut.
»Sie mag euch. Sie sieht euch die ganze Zeit schon an«, Serrin zwinkerte und lächelte.
»Ich fühle mich geehrt.«
Jetzt stieg Übelkeit im Nordmann hoch.
Ramloc grinste, Grayden empfand Mitleid und Shana verkniff sich ein Lachen indem sie sich auf die Zunge biss. Nur Dimitrion blieb ernst.
»Nun, da wir eine neue Gefährtin haben, können wir uns endlich aufmachen die Kinder zu befreien. Bevor noch mehr von ihren Eltern getrennt werden und ihre Mütter und Väter getötet.«
»Der Grundherr hat Recht. Macht euch auf die Suche und bringt sie alle wohlbehalten zurück. Ich wünsche euch alles Gute.«
Sie verabschiedeten sich und verließen die Eichenlichtung. Mörme hüpfte mit weiten Hopsern neben ihnen her. Genauer, neben Magnus, der sie standhaft zu ignorieren versuchte, was aufgrund des gelegentlichen Quakens neben ihm, schwierig war.

Der frühe Nachmittag war geprägt von einer angespannten Atmosphäre. Dimitrion überlegte wem er die Führung des Grundes anvertrauen konnte während er weg war. Grayden ging die Geschichte noch mal in Gedanken durch. Shana dachte über die Somnethoi nach und Ramloc war froh, bald wieder seine Axt schwingen zu können.
Auf dem Hof teilten sie sich auf. Dimitrion erklärte nach seinem verletzten Gehilfen zu schauen, Grayden, Magnus und Ramloc gingen auf den Übungsplatz der ihnen von Merthan gezeigt wurde und Shana sah sich im Haus um. Mörme war sich einen Moment unschlüssig, niemand hatte sie beachtet, deshalb hüpfte sie weiter Magnus hinterher.
Therben war bei Bewusstsein und betete. Er bat die Göttin Cyrilla um die Gnade, seine Hand wieder zu heilen. Das Fleisch wuchs nur langsam nach und sie war von dem Straban so zerquetscht worden, dass nicht alle Knochen mehr richtig zusammen wuchsen. Seine Hand war verkrüppelt und der Herr würde ihn gewiss vom Hofe werfen, wenn er nicht mehr richtig arbeiten könne. Und somit konnte er kein Geld mehr verdienen um Lina zu ehelichen. Tränen der Wut und Enttäuschung liefen über seine Wangen. Warum nur? Warum nur hatte dieser dumme Junge den Vogel vergiftet? Warum ich? Therben war verzweifelt.
»Heilige Cyrilla, bitte höre mich an.
Deine Güte ist weit wie die See,
Deine Liebe tief wie der Ozean.
Bitte erhöre mein Gebet.
Gib mir Heilung und Liebe.

Ich möchte Lina nicht verlieren, bitte hilf mir. Heilige Cyrilla.«

Therben kniete vor einer Schale Wasser vor der er einen Strauß frisch gepflückter Pflanzen gelegt hatte. Kamille, blühenden Löwenzahn, Lavendel und Rosmarin waren ihm von Merthan gebracht worden und eine Prise Salz hatte er von Hildrin aus der Küche bekommen und ins Wasser gegeben.
Dimitrion hörte Therbens Stimme und wartete bis er das Gebet zu Ende gesprochen hatte, dann klopfte er an und trat ein. Therben lag wieder auf dem Bett und hielt seine verletzte Hand. Er wollte aufstehen, doch sein Herr machte Zeichen, das er liegen bleiben möge.
»Guten Tag, Herr.«
»Hallo Therben. Wie geht es dir?«
»Immer besser Herr, meine Hand ist fast verheilt und Ende der Woche kann ich ganz sicher wieder arbeiten, Herr.«
Das war gelogen und Dimitrion wusste das. Therbens Hand würde verkrüppelt bleiben, doch er hatte Angst seine Anstellung zu verlieren.
»Mach dir keine Sorgen, Therben. Dein Platz ist hier auf dem Hof, ob du eine versehrte Hand hast oder nicht. Ich werfe dich nicht weg und du wirst mit Lina eine große Familie haben können.«
Therben konnte kaum glauben, was er hörte.
»Ihr … Ihr behaltet mich, Herr?«
»Sagte ich das nicht gerade?«
Therben strahlte vor Glück.
»Danke, Herr … Ich weiß gar nicht … « Therbens Stimme erstickte.
»Wir werden etwas finden was du tun kannst.«
Zaghaft wurde an die Tür geklopft.
»Wer ist da?«, rief Therben.
»Ich bin`s, Lina«, antwortete eine zarte Frauenstimme.
»Na dann, will ich mal nicht weiter stören. Ich werde eine Weile verreisen und wenn ich zurück bin, will ich dich wieder gesund und munter sehen, klar?«
»Natürlich, Herr.«
Dimitrion öffnete und Lina erschrak.
»Mein Herr, ich wusste nicht…«
»Geht rein, Therben wartet schon auf euch und ich glaube er hat eine gute Nachricht für euch.«
Dimitrion schob Lina in die Kammer und zog die Tür zu.
Hildrin winkte ihm vom Ende des Flurs zu. Dem Halbelfen war klar, dass der Frühling auch ihn gepackt hatte und winkte zurück. Dann wandte er sich in Richtung Keller. Unterhalb der Treppe schien Licht hervor.

Fortsetzung folgt in Teil 023 ...


Infobox

Teil 021

Über folgenden Link könnt ihr euch die vorigen zwanzig Teile bequem für euer tablet, smartphone oder PC downloaden.
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Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide - Teile 001 bis 020

  (Das Thumbnail und die Karte sind von mir, die anderen Bilder sind von pixabay)
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