Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide - 015 - Das Gasthaus über dem Nexus(1)

in #deutsch7 years ago

Die Feren lebten angesichts des milder werdenden Wetters sichtlich auf und gegen Vormittag des nächsten Tages trafen sie auf eine befestigte Straße. Sie führte sie zur Festungsstadt Sokakugen, die schon von weitem sichtbar war. Sie lag auf einem Berg und war schwer befestigt. Der Berg hatte eine Höhe von über vierhundert Metern, war zweitausend Meter breit und verlief sacht ansteigend. Die Erbauer hatten sie in drei gewaltigen Terrassenbauten ringförmig angelegt und jede von ihnen mit mehreren Wehrtürmen, breiten Mauergängen und Schießscharten ausgestattet. Auf der untersten Ebene lebten die Handwerker, Minenarbeiter, Bäcker, Bauern und Alkemysten. Sie war mit den dicksten Steinquadern gebaut worden und mit einem tiefen Graben geschützt. Dieser wiederum wurde von Bogenschützen und leichten Speerballistas bewacht.

Darüber bezogen die wohlhabenderen Leute die mittlere Ebene und war mit edleren Materialien gefertigt, die an einigen Stellen in der Sonne aufblitzten. Hier fand man kunstvolle Statuen, Brunnen, Plätze und Blumengärten. In einer großen Kaserne war die Reiterei stationiert. Auch dort sah man die bewaffneten Wehrgänge. Doch das war nichts gegenüber der obersten, jedoch kleinsten Terrasse. Geschützt von sieben Katapulten, fünf Schweren Ballistas und drei Ferasaetherern. Eine Besonderheit der drei Festungstädte Tokagen, Jidaigen und Sokagugen waren die Schienen, auf denen die Katapulte und Ballistas an jede Stelle auf einem Ring gefahren werden konnten um jede Seite ausreichend verteidigen zu können. An einer Stelle, zwischen der oberen und unteren Terrasse ragte ein gewaltiger Steinbogen aus dem Felsgestein hervor und ermöglichte einen Zugang in das Innere des Berges. Darüber befand sich ein kreisrunder Wehrgang der von breiten Schießscharten unterbrochen wurde. Zwei Statuen flankierten es auf hervor tretenden Balkonen, die einen Krieger und eine Priesterin darstellten. Meterdicke Säulen stützten den Zugang, über die manchmal ein dunkelblaues Glitzern hinweg zog. Über dreißig Meter hoch und ebenso breit und aus einem schwarzgrauen marmoriertem Material gefertigt, war der Aetherquor ein Bauwerk, das den Aether an einen Ort sammelte. Daraus baute sich ein meterdickes, sternförmiges Band hervor, dessen waagerechten Zacken doppelt so breit waren wie die vertikalen und in einem hellen grün strahlten. Das Aetherband kam aus dem Inneren des Bauwerks und schoss in die Ferne davon. Es war eine dauerhafte Verbindung zur Hauptstadt und wurde in Kriegszeiten dazu benutzt, Soldaten, Kriegsmaschinen und Konstrukte auf Gleiterschiffen schnell zu verlegen und war ein Netzwerk, das die größten Städte auf dem Kontinent Khayrens miteinander verband.


In der Burg der Stadt residierte der Gaugraf Hermenn Lechbadorn mit seiner Familie. Er hatte die Macht über das umgrenzende Land, das von der Stadt bis zu den schwebenden Inseln reichte. In jedem Ring der Stadt waren die Tempel der Götter zu finden. Der Ferastempel war jedoch der größte, da der Gott des Feuers auch der Gott der Krieger war. Der gemeinsame Marktplatz konnte von jeder Ebene erreicht werden, dessen Zugänge geschützt waren um eine rasche Einnahme der Stadt zu verhindern. Doch in diesen Zeiten wurden die Tore selbst nachts nicht mehr geschlossen. Der Krieg lag vier Jahre zurück und die Völker Khayrens lebten zum größten Teil in Frieden miteinander.
Staunend hielten die Abenteurer Hunderte von Metern vor der Stadt an.
Sogar Ramloc klappte der Mund auf.

»Grant hek Havalor«, sagte er.
»Das kannst du laut sagen«, stimmte ihm Magnus zu.
»Was hast du gesagt?« Shana hörte den Zwerg selten in seiner Sprache reden.
»Es bedeutet ungefähr „gewaltige oder prächtige Festung«, übersetzte Magnus für sie.
»Bin gespannt wie sie von innen aussieht.«
»Das werden wir ja schon bald erfahren«, sagte Magnus und wollte los reiten.
»Warte. Wir können nicht nach Sokakugen rein.«
Graydens Miene war angespannt.
»Warum nicht?« fragte Magnus.

Auch Shana war neugierig. Dachte sie doch, sie könnte dort etwas Zeit mit ihrem Geliebten verbringen und vielleicht die Kräuterfrauen und Alchemisten suchen, bei denen sie gewiss ihre Vorräte aufstocken und Rezepte tauschen konnte. Doch Grayden zeigte stumm nach vorne. Sie sahen einen Trupp des Karanthar-Mondordens, unverkennbar an den blau-schwarzen Rüstungen, der in die Stadt hinein ritt und begriffen.

»Meinst du sie werden dich erkennen?«, fragte Shana.

Ein Anflug von Traurigkeit huschte über sein Gesicht.
»Das Gedächtnis des Ordens ist groß. Wir werden die Stadt leider nicht betreten können. Es tut mir leid, Shana.«
»Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Irgendwann wird der Orden seinen Fehler einsehen und dann wirst du wieder aufgenommen. Vertrau auf die Götter.«
»Lass uns nicht wieder davon anfangen. Du weißt das ich mich nicht auf die Götter verlasse.«
»Wir können uns doch in einer Herberge außerhalb der Festungsmauern ein Quartier suchen.« Magnus unterbrach die beiden bevor das Gespräch zu weit ausufern konnte. »Siehst du?«

Ein großes, dreistöckiges Wirtshaus befand sich nur wenige hundert Meter abseits des Weges. Geschäftiges Treiben umgab das massive Haus. Menschen, Nordmänner, Ostleute, sogar ein paar Zwerge gingen ein und aus. Irrlichter schwirrten umher und das Haus wurde von zwei Pantharas bewacht. Draußen standen Feren, Mulis und Shana sah zwei seltene sechsbeinige Bagrahnts. Diese Reittiere hatten kurzes, flauschiges und lilafarbenes Fell, der von hellblauen Strähnen durchzogen war. Sie hatten einen breiten Stummelschwanz der am Ende unbehaart war und eine ebenfalls hellblaue Haut aufwies. Ebenso wie ihre stämmigen und behaarten Stummelbeine. Die Bagrahnts sahen aus wie gestauchte Ochsen, maßen drei bis vier Meter in der Länge und reichten knapp bis an die Brust eines ausgewachsenen Manns während sie fast doppelt so breit waren. Den Kopf zierten gewundene Hörner und große Schlappohren. Das Fell überdeckte teilweise ihre Augen und sie hatten eine feuchte, flache Hundenase und ein fast kopfbreites Maul. Bagrahnts waren im Südwesten Khayrens beheimatet und man sah nur selten gezähmte Exemplare. Überall wo sie auftauchten erregten sie die Aufmerksamkeit der Menschen und irgendwie war man in ihrer Gegenwart immer gut gelaunt und fröhlich.
Man erzählte sich, dass sie vor Urzeiten von Konkoros, dem Erdgott erschaffen wurden als seine Schwester, die Wassergöttin Cyrilla, bei ihm Unterschlupf suchte als sie nach dem Kampf mit Feras einen Platz zum Erholen brauchte. Sie war so angeschlagen von ihrem Sieg, dass sie nicht mehr bis in ihr eigenes Reich gelangte. Darauf hin erschuf ihr Bruder die Bagrahnts um ihr nieder geschlagenes Gemüt auf zu muntern. Als Dank verfügte Cyrilla, das niemand diesen Tieren ein Leid zufügen konnte.

Die Pantharas waren die einzige Rasse, auf denen die Kraft der Bagrahnts keinen Einfluss hatte. Die Abenteurer merkten den Einfluss der Kreaturen immer stärker werden je näher sie kamen. Alle fingen an zu lächeln und sie fühlten sich, als ob eine schwere Last von ihren Herzen genommen wird. Selbst Graydens anfänglicher Schwermut verflog und leichtfüßig banden sie ihre Pferde an und betraten das Wirtshaus. Bis auf Shana, die den Drang die Tiere näher zu betrachten, nicht widerstehen konnte. Sie kicherte wie ein junges Mädchen als sie sah, wie die Bagrahnts fraßen und ihre Breitschwänze gemächlich über dem Boden schweiften. Sie beachteten Shana mit einem beifälligem aber gutmütigem Blick, wussten sie doch das niemand ihnen etwas antun wollte. Shana ging auf einen von ihnen zu und kraulte sein wundervoll, flauschiges Fell hinter den Schlappohren. Die Kreatur kaute weiter und Shana wagte es ihm ein kleines Bündel Fell abzuschneiden und in einem Beutel zu verstauen. Die Haare galten als ein starker Glücksbringer und Talisman. Sie kraulte den Bagrahnt noch ein wenig, kicherte dabei immer wieder und als Grayden nach ihr rief, trennte sie sich mit einem tiefen Seufzer von ihm. An der Schwelle zum Wirtshaus umarmte sie Grayden glücklich und küsste ihn spielerisch auf die Wangen. Grayden lachte und sie gingen zu Ramloc und Magnus, die schon mal das erste und zweite Bier hinter sich gebracht hatten und nun in die dritte Runde gingen. Grayden fragte den beschäftigten Wirt, einen Obsideren, nach Zimmern und bestellte einen ortsüblichen Tee und Wein, sowie eine großes Mahl für die Gruppe. Gutgelaunt genossen sie die Speisen und die Getränke. Shana sah sich derweil genauer um.

wird fortgesetzt ...

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(Das Thumbnail und die Karte sind von mir, die anderen Bilder sind von pixabay)

Steemians und Freunde der Phantastik,
wie ich gestern schon mal vielleicht erwähnt habe, wird das Cover ab heute etwas anders aussehen und ich hätte gerne eure meine Meinung dazu gelesen.
Fandet ihr das alte besser? Oder kann ich das Neue so stehen lassen?
Lasst es mich in der Kommentarsektion wissen.
⬇️⬇️⬇️

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Fast vergessen, das es heute ja weiter geht 😊

Das neue Cover sieht gut aus. Ein kleiner Frischekick hieh und da tut doch gut. :)

Besser hätte ich es auch nicht sagen können

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