Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide - 011 - Die Ruhe vor dem Sturm

in #deutsch7 years ago (edited)

Im Kargen Land graute der Morgen und die Luft war mit den vielfältigsten Tierlauten erfüllt. Die Gruppe hatte lange mit den Biestmännern geredet aber zum Ausschlafen ließen ihnen die Tiere keine Zeit.
»Oh, mein Schädel zerbirst gleich.«

Stöhnend stand Magnus auf. Gestern Abend hatte er sich auf ins Dorf gemacht um die Biestfrauen zu finden, die bei ihrer Ankunft so gekichert hatten. Magnus wurde am See fündig und schon bald schenkte ihm eine ihre volle Aufmerksamkeit. Er hielt seinen Kopf und schwankte in der Hütte herum auf der Suche nach einer Wasserschüssel. Als er sie fand spritzte er sich Unmengen des erfrischenden Labsals ins Gesicht und tauchte dann seinen ganzen Kopf hinein.

»Lass uns auch noch was übrig«, sagte Grayden verschlafen und tauchte seinen Kopf ebenso wie der Nordmann in das kühle Nass.
Auch sein Kopf brummte aber nicht so schlimm wie der von Magnus, schätzte er. Er zog sich seine Jacke über und ging aus der Hütte um frische Luft zu schnappen. Er atmete tief ein.

Am frühen Morgen war der Tiergeruch noch nicht zu stark und er setzte sich auf die Bank die vor der Hütte stand. Schon bald leistete ihm der durchnässte Magnus Gesellschaft. Ramloc kam blinzelnd hinterher und schweigend betrachteten sie das Aufwachen der Siedlung.

Viele Tiere waren schon wach und stromerten umher, auf der Suche nach Nahrung oder Wasser. Manche suchten auch ihre Spielgefährten vom vorherigen Tag. Ein braungrauer Rhana stampfte gutmütig an ihnen vorbei, hielt kurz inne und wandte den dreien seinen massiven, gepanzerten Kopf zu. Mit kleinen aber intelligenten Augen musterte er sie und mampfte auf einem Grasbüschel herum.

Der Rhana machte keinerlei Anstalten sich zu bewegen, er stand da und schaute sie einen nach dem anderen einfach an. Magnus stand auf und ging zu dem kauenden Tier rüber. Der Rhana wartete was der Nordmann tun würde und Magnus bewunderte die Gestalt des Tiers. Es war kopfgroß, maß sicherlich vier Meter in der Länge und einanhalb Meter in der Breite. Die knöcherne Schädelplatte war eine Handbreit dick und verlief fast in einem kompletten Kreis um den Schädel. Sie war von innen nach außen leicht gewölbt und der Rand wurde von einer Art Wulst begrenzt. Auf der Platte selbst zeichnete sich ein verschlungenes Muster in Braun-, Rot, -und Sandfarben ab, das sich auf der wohl sehr dicken Haut fortsetzte. Zu dem Rhana gehörte auch ein zwei Meter dicker Schwanz der sich zum Ende verjüngte und mit handlangen Dornen bewehrt war. Das gewaltige Tier umgab eine ruhige und sanftmütige Aura, doch Grayden hatte die Tiere im Einsatz erlebt und wusste, das sie mit diesem Dornenschwanz erheblichen Schaden anrichten konnten. Und wenn die Rhanas erst auf Kampfgeschwindigkeit gekommen waren, konnte sie selbst eine mannsdicke Mauer nicht aufhalten. Der Schildmeister sah an den Beinen, Hals und dem gewölbten Bauch zahlreiche Narben und er nahm an, das der Rhana den Krieg miterlebt hatte.


Magnus beugte sich nach vorn und begann das Tier am Nacken zu kraulen. Der Rhana stutzte und kaute dann genüsslich weiter. Das schien ihm zu gefallen, der er ließ ein zufriedenes Schnaufen hören und drückte gegen die Hand des Nordmanns, der nur zu gerne weitermachte und ihn dann am Bauch kraulte. Lachend umarmte Magnus das schnaufende Tier und mit einem mutigen Ruck schwang er sich auf den breiten Rücken.

»Magnus, du weißt nicht ob der Rhana jemandem gehört, komm besser da runter bevor noch etwas passiert«, sagte Grayden.
»Du bist doch nich´ sein Vādran«, sagte Ramloc.
»Ach, wird schon nicht so schlimm sein, es mag mich, seht ihr?«, entgegnete er.
Dabei klatschte er dem Rhana auf den Hals.
»Normalerweise ist Rhoun nicht so freundlich zu Fremden«, ertönte die
Stimme des Rakshasas an ihrer Seite.
»Jetzgibs Ärger«, flüsterte Ramloc.
Magnus beeilte sich abzusteigen.
»Entschuldigt, Rakshasa. Ich wusste nicht, dass der Rhana euch gehört. Dann hätte ich ihn in Ruhe gelassen. Er stand einfach so da ... ich habe noch nie so ein schönes Tier gesehen.«
»Rhoun gehört nicht mir sondern ich gehöre zu ihm. Er hat mich vor über vierzig Sonnenläufen gewählt als ich das Totemritual durchlaufen habe.«
Der Biestmann streichelte den Rhana am Hals und sprach mit ihm.
»Und ihr seid mit ihm im Krieg geritten«, sagte Grayden. »Es muss ein wahrhaftig erhebendes Gefühl sein auf so einem prächtigem Tier zu reiten.«
»Ja und Ja«, sagte der Rakshasa.
Shana erschien bei der Gruppe und sie hatte das Selbe müde Gesicht wie die anderen während sie ihre Haare im Nacken zusammen band.
»Wie alt werden Rhanas, Rikshasa?«, fragte sie.
»Wenn ihnen nichts passiert, dann können sie bis zu hundertsechzig Sonnenläufe zählen. Doch die meisten fallen Hunger, Krankheit oder als Beute den Raubtieren zu Opfer. Der UrUrgroßvater von Korosch hatte den ältesten Rhana, sagt man sich. Hundertzweiundneunzig Sonnenläufe.«
Rhoun schnaufte und stampfte dann auf den See zu. Sie schauten ihm hinterher.
»Bevor ihr fragt, ich weiß es nicht. Vielleicht wird er es mir eines Tages mitteilen. Ich schätze das Rhoun schon an die hundert Sonnen alt ist. Ich bin sehr stolz, dass er mich erwählt hat. Rhanas wählen selten.«
Der Rakshasa drehte sich zu Shana.
»Habt ihr euch gut mit Alana verstanden? Manchmal kann sie…schwierig sein.«
»Wir haben stundenlang geredet. Sie ist nicht nur schön, sie ist auch sehr schlau.«

Ob des Kompliments schwellte dem Rakshasa die Brust und es schien als würde er um einen ganzen Meter wachsen.
Ramlocs Magen knurrte laut.

»Ich glaube, wir haben genug geredet und es wird Zeit dem Körper Gutes zu tun. Bitte seit eingeladen, mit mir zu speisen«, sagte der Biestmann. Er wies mit der Linken auf seine Hütte und ging voraus. In der Siedlung fingen die Biestmänner an draußen zu frühstücken. Alle grüßten den Rakshasa und die Frauen kicherten und tuschelten wieder als sie Magnus sahen. Vor der Hütte des Rakshasas lag ein riesiger Holzstamm der zu einer Tafel geschnitzt worden war. Sie liessen sich nieder und Alana brachte ihnen Wurzeln, Honigwaben, Brot und geröstetes Kaktusfleisch. Dazu tranken sie warmes Honigwasser. Die Rikshasa zwinkerte Shana zu und setzte sich neben sie.

»Probiert das Kaktusfleisch, ich habe es so gewürzt, dass es leicht bekömmlich ist.«
»Danke Alana«, sagte Shana.
»Ich möchte euch nach dem Morgenmahl etwas zeigen«, sagte der Rakshasa.
»Was´n?«, wollte Ramloc wissen.
Selbst in Gesellschaft anderer konnte der Zwerg seine Morgenmuffelmanieren nicht ablegen.
»Unser Schamane hat gestern Abend jemanden rufen gehört«, sagte Alana.
»Er kam heute Morgen um mir davon zu berichten und ich entschied euch nach dem Morgenmahl zu seiner Höhle zu führen. Dort wird er euch zeigen wer euch gerufen hat«, sagte der Rakshasa.
»Uns gerufen?«, fragte Grayden.
Die Abenteurer schauten sich fragenden Blicken an.
»Hast du den Äther nicht überprüft?« fragte Grayden Shana.
»Das letzte Mal vor ein paar Tagen. Ich wollte erst wieder nachsehen wenn wir wieder unterwegs sind, damit wir hier nicht gestört werden.«
»Stärkt euch, dann werden wir den Schamanen besuchen. Ich bin immer begeistert über welche Kräfte er verfügt und wie er es schafft die Magie zu lenken«, sagte der Biestmann.

Nach dem Essen gesellten sich Korosch und Lironzor zu der Gruppe. Sie begrüßten sich und der Rakshasa sagte ihnen, dass sie auf dem Weg zum Schamanen seien. Sie verließen die Siedlung in Südwestlicher Richtung. Sie kamen an dem kleinen See vorbei. Dort stillten viele Tiere ihren Durst, unter anderem Rhoun, der ihnen entgegen brüllte. Vögel stiegen in den Himmel auf und der Schwarm zog nach Westen. Biestfrauen schöpften an einem Brunnen Wasser oder holten Honig aus den Palmen am See. Kinder platschten lachend umher und spielten mit den Tieren. Die Sonne stand nun höher am Himmel und es wurde schnell wärmer. Hell strahlte der Sand und am Horizont konnte man Hitzeflimmern erkennen, die den unerfahrenen Wanderer in die Irre führen konnten. Nicht selten fanden die Biestmänner die verblichenen Knochen von Reisenden die sich im Kargen Land verirrt hatten und verdurstet waren.

Sie hatten den See hinter sich gelassen und sie gingen auf eine Hügelhöhle zu die sich schwarz vor dem Sand abzeichnete und von der Öffnung sah man auf den See hinaus. Davor standen auf jeder Seite des Eingangs Fackeln, die blau schimmernd brannten. Über dem Eingang war die Schädelplatte eines Rhanas angebracht. Von ihr liefen verschiedene Schädel bis zum Boden und bildeten einen gruseligen Einlass zur Höhle des Schamanen. Sie blieben vor der Höhle stehen und ein Hauch nach getrockneten Kräutern, abgestandener Luft und der Geruch von Tieren kam ihnen entgegen.

wird fortgesetzt ...

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Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide - Buch 1

Das Thumbnail und die Karte sind von mir, das Bild mit dem Säbelzahn ist ein Screenshot aus "Die Opfer schlagen zurück 4" und die anderen Bilder sind von pixabay

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