Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide - 002: Reißende Zähne, Gebende Hand

in #deutsch7 years ago (edited)

Dimitrion schüttelte den Kopf um wieder einen klaren Kopf zu bekommen und machte sich auf die Suche nach Merthan und den anderen. Er fand sie bei den Strabanställen. Merthan war verschwitzt und hustete keuchend.

»Herr, gut das ihr kommt. Ihr wisst doch, das eines der Weibchen trächtig ist?«
»Ja, das weiß ich. Wieso fragst du? Was ist denn los?«
»Sie sollte nächsten Monat eigentlich ihre Eier legen aber vorhin fing sie an zu straucheln und flatterte umher. Wir haben sie nur mit Mühe davon abhalten können auszubrechen. Dann wurde sie plötzlich still und ihr Mund begann zu schäumen.«
»Erzähl weiter«, forderte Dimitrion ihn auf.
»Nun, ich dachte mir, das ich erst jemanden los schicke um Serrin und Nirven zu holen bevor ich euch wecke, Herr«, beendete Merthan.
»Das war eine kluge Entscheidung, Merthan. Unsere Straban sind sehr wichtig für unsere Gemeinde. Wann sind die Kräuterfrau und der Dorfheiler hier?«
»Serrin müsste gleich eintreffen, der Heiler wird länger aus dem Dorf brauchen, Herr«, antwortete Merthan immer noch schwer atmend.

Sie gingen während des Gesprächs in die hinteren Ställe wo die Straban untergebracht waren Da sah Dimitrion auch schon den kranken Vogel. Er lag auf der Seite und krächzte laut wobei er seinen langen Kopf Hin und Her schwang. Weißgrüner Schaum lief ihr aus dem Mund und sie schaute angriffslustig jeden an der ihr zu nahe kam. Sie hackte mit ihrem Schnabel nach Therben als dieser versuchte sich ihr zu nähern und zu beruhigen.

»Vorsicht!«, rief Dimitrion, doch Therben war zu langsam. Der Straban hackte nach seiner linken Hand und er konnte sie nicht mehr rechtzeitig zurückziehen, als der Vogelschnabel zuschnappte.

Straban hatten kleine Reißzähne in ihrem Schnabel, die ineinander zahnten, sie streiften damit die Stacheln von den Kakteen ab die im Kargen Land wuchsen und ihre Hauptnahrung waren. Außerdem ist der Schädel eines Strabanvogels eineinhalb Mal so groß wie der Kopf eines ausgewachsenen Mannes und der Schnabel steht dem in nichts nach. Doch das war Therben im Moment egal, er schrie auf als er seine Hand in dem riesigen Schnabel verschwand und instinktiv versuchte er sie heraus zu ziehen. So schaffte er es nur, dass seine Hand geradezu abgesägt wurde und aus dem resultierenden Schmerz, zog er noch mehr. Blut spritzte als der Vogel das Fleisch von den Knochen riss. Dimitrion sah sich im Stall nach einer Möglichkeit um mit der er Therben befreien konnte. Sein Blick fiel auf eine Schaufel die wenige Meter an ein Gatter gelehnt war. Er griff danach und schlug nach dem Straban.

Einmal. Zweimal.

Der Vogel lockerte den Biss um Therbens Hand. Das ging dem Halbelfen zu langsam und er holte zu einem stärkeren Schlag aus. Therben schrie immer mehr, man sah die entblößten Knochen an seinem Gelenk. Mit einem Knacksen traf Dimitrion den Kopf des Straban und zerschmetterte dessen Schädel. Der Vogel ließ endlich von Therben ab. Die Schmerzensschreie vermischten sich zu einem wilden Kreischen. Dann verstummte der Vogel und er fiel mit einem letzten Krächzen zur Seite. Merthan zog seinen Bauerngehilfen aus dem Stander und versuchte Therben zu beruhigen.

»Therben, Therben, sieh mich an. Es ist vorbei«, redete er auf ihn ein.

Der Gehilfe sah auf und hielt verzweifelt seine blutenden Hand. Sie war beinahe abgetrennt worden. Dimitrion überzeugte sich das der Vogel tot war und kniete sich zu Therben runter. Da erschien Nab mit Serrin.

»Nab, hole saubere Lappen und warmes Wasser. Ich muss das Blut entfernen und seine Hand säubern. Rasch«, bestimmte die Kräuterfrau.

Der Gehilfe rannte sofort zum Haupthaus und Serrin fing an Therben zu untersuchen. Aus einer Tasche nahm sie einen Trank, hielt seinen Kopf fest und tröpfelte ihm etwas auf die Zunge. Nach ein paar Minuten wurde der Gehilfe ruhiger und bekam einen glasigen Blick.

»Diese Vögel sind bisher doch immer friedlich gewesen?«, fragte sie Dimitrion.

»Es hat noch nie jemand davon berichtet, dass sie so aggressiv werden können«, antwortete Merthan. »Ich vermute eine Vergiftung. Bevor er verrückt spielte hatte der Vogel Schaum an seinem Schnabel.«

»Dann werde ich mir gleich den Vogel anschauen. Die Blutung hört auf. Merthan, hilf mir ihn auf den Tisch zu heben.«
Der Marschall nickte und gemeinsam hoben sie ihn hoch während Dimitrion darauf liegendes Werkzeug zu Boden warf.
»Es ist zwar nicht sauber aber was anderes haben wir wohl nicht«, sagte Serrin als sie Therbens Hand mit einem sauberen Lappen umwickelte.

Nab kam mit weiteren Lappen und einem Topf dampfenden Wassers zurück. Die Kräuterfrau reinigte die Hand und rührte dann eine Salbe an. Dimitrion ging los um zwei Holzstangen und eine Pferdedecke zu einer Trage zu verbinden.

»Können wir ihn nicht mit der Trage in sein Zimmer bringen?«, fragte Dimitrion.
»Das wird wesentlich besser sein als hier. Gut mitgedacht, Grundherr«, sagte die Kräuterfrau.
Schnell legten sie Therben auf die Trage und Nab lief zum Gesindehaus voraus.
Dort angekommen öffnete er die Tür zu Therbens Kammer und behutsam legten sie ihn auf das Bett. Serrin kümmerte sich weiter um ihn.
»Welche Farbe hatte der Schaum?«, fragte sie.
»Der Schaum war weißgrün«, antwortete Merthan.
»Dann müsste es Trollbeere sein. Dann muss ich noch etwas zusammenbrauen.«
»Wenn ihr in die Küche wollt, dann führe ich euch«, bot Dimitrion an. »Merthan, Du bleibst und falls sich an Therbens Zustand etwas ändert schickst du Nab los.«
»Ja, Herr.«

Dimitrion ging voraus und in der Küche hatte Magrun schon einen weiteren Topf Wasser aufgesetzt. Die Kräuterfrau nahm Kräuter und Blätter, verrieb sie und mischte eine Tinktur an. Dann gab sie andere Kräuter ins kochende Wasser dazu.




»Die Blätter brauchen Zeit um zu ziehen, wenn das Wasser sich verfärbt, füllt ihr eine Tasse ab und bringt ihn mir, ja?« gab Serrin Anweisung.
»Dann geht zu Therben, ich warte und bringe euch den Tee«, sagte Dimitrion.
Als das Wasser verfärbte, nahm er eine Tasse davon und ging in Therbens Kammer zurück wo Valt mit dem Dorheiler eingetroffen war.
»Ich grüße dich Nirven.«
»Guten Tag, Gutsherr. Wie ich sehe komme ich zu spät.«
»Keine Hilfe kommt zu spät wenn ihr gebraucht werdet, ihr könntet mit mir den Vogel untersuchen.«
»Merthan sagte, der Vogel hatte weißgrünen Schaum gespuckt. Das passiert bei einer Trollbeerenvergiftung. Doch wer würde einen eurer Vögel vergiften wollen?«
»Das werden wir noch herausfinden. Wichtiger ist Therben. Wie geht es ihm, Serrin?«
»Er wird sehr lange Ruhe brauchen, bis die Hand erholt und neues Fleisch nachgewachsen ist. Aber die Sehnen sind gerissen. Er wird die Hand nicht mehr vollständig benutzen können.«
»Solange Therben wieder gesund wird, ist das zweitrangig. Er hat nur versucht seinen Dienst zu tun und ich werde nicht zulassen dass er als Bettler endet weil er nicht mehr arbeiten kann. Therben bleibt auf dem Hof, hier hat er sein Zuhause.«

Dieses Mitgefühl war es was ihn bei seinen Untergebenen so beliebt machte. Für Dimitrion selbstverständlich, hätten die Einwohner von seinem Vorgänger anderes zu erwarten gehabt. Alle nickten und Serrin beendete ihre Behandlung.

»Danke euch, Herr…Ich…«, stammelte Merthan. Therben war inzwischen eingeschlafen und Merthan deckte ihn zu.
»Schon gut«, sagte Dimitrion und klopfte ihm auf die Schulter. „Wir finden denjenigen, der den Straban vergiftet hat.«
»Jetzt schauen wir uns den Vogel an, vielleicht finden wir etwas. Ich werde die nächsten Tage immer wieder vorbeischauen um Therbens Verbände zu wechseln und neue Tinkturen anzurühren«, sagte Serrin.

Dimitrion, Nirven und die Kräuterfrau gingen zum Stall in den Stander des Vogels. Zum Glück hat Merthan die anderen schon auf die Weide gebracht sonst wären sie auch noch durchgedreht, dachte Dimitrion. Serrin kniete sich zu dem toten Vogel herunter und zerrieb den Schaum zwischen ihren Händen.


»Eindeutig Trollbeere. Nirven?«, fragte sie auffordernd.
»Normalerweise sind Trollbeeren abgekocht ungiftig. Vielleicht vertragen die Vögel diese Beeren nicht«, sagte der Dorfheiler.
»Und jeder hier hat etwas von den Tieren, wer könnte euch Schaden wollen?“, fragte Serrin mehr zu sich selbst.
»Also werde ich dafür sorgen dass niemand Trollbeeren an die Straban verfüttert und meine Gutsgehilfen fragen ob ihnen jemand aufgefallen ist«, sagte Dimitrion.
»Danke euch, dass ihr gekommen seid. Bitte ruht euch aus und stärkt euch. Magrun wird sich um euch kümmern während ich den Straban vergrabe.«
»Ich werde zu Hause Tees und Tinkturen brauen müssen, deshalb kann ich leider nicht bleiben. Ich danke euch trotzdem für das Angebot, Grundherr«, sagte Serrin.
»Ich könnte etwas vertragen, der Weg aus dem Dorf hier hoch ist anstrengend für einen Mann meines Alters«, sagte Nirven.
»Gut. Serrin, wir sehen uns morgen und kommt sicher nach Hause.« Dimitrion nickte Serrin zu und begleitete dann den Dorfheiler in die Küche. Er verabschiedete sich und ging in Therbens Kammer um nach dem Gehilfen zu sehen.

Dieser schlief und wälzte sich unruhig herum. Nab und Valt nahm er mit um den Straban zu vergraben.
Als sie die Arbeit verrichtet hatten, was sehr lange dauerte, fragte Dimitrion ob den Gehilfen etwas aufgefallen wäre. Doch leider konnte ihm keiner der beiden helfen.

Dimitrion nahm sich vor Merthan zu fragen, doch der war an Therbens Seite ebenfalls eingeschlafen. Verwundert schloß der Halbelf wieder die Tür und rieb sich angestrengt die Augen. Er dachte nach. Der Verlust des Weibchens würde sich auf den Rest der Horde auswirken und sie nervös machen. Das Männchen wird ebenfalls sterben, da Straban genau wie Sawane eine Verbindung bis zum Tod eingehen und ohne den Partner nicht überleben können. Also müsste ein neues Pärchen gefangen werden und das wiederum bedeutete eine mehrtägige Reise für die im Moment keine Zeit übrig war. Zuviel musste im Frühling erledigt werden und der Giftmischer könnte in der Zwischenzeit erneut zuschlagen. Stunden verbrachte Dimitrion mit ergebnislosem Grübeln. Nur eine Erkenntnis fiel ihm ein: Grundherr zu sein ist anstrengender als er gedacht hatte.

wird fortgesetzt ...

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(Das Thumbnail ist von mir, die anderen Bilder sind von pixabay)

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