Kolumbien Part 15 - Auf Graffititour in den Favelas von Medellin - Kommune 13
Nach einem Bad in den heißen Quellen von Santa Rosa entschied ich mich dazu, mit dem Bus weiter nach Medellin zu fahren, Kathi wieder zu treffen und mit ihr zu reisen.
Mit über 3,7 Millionen Einwohnern ist Medellin die zweitgrößte Ballungsregion Kolumbiens und eine sehr wichtige Stadt.
Hier kann man viele Museen, wichtige Gebäude, Parks und Kirchen besuchen; Die Leute haben eine gute Ausbildung, viele Veranstaltungen wie Musikfestivals, eine großartige Nachtszene und sogar ein U-Bahn-System, mit dem man sich leicht fortbewegen kann!
Da ich kein großer Fan von Städten bin, muss ich zugeben, dass ich sehr wenig von all dem gesehen habe. Wir waren nur für 2 Nächte dort und besuchten andere kulturelle Orte.
Die meisten kennen Medellin von der "Narcos-Serie", bei der es um die Geschichte von Pablo Escobar und dem Medellin-Kartell geht. Wie der Name bereits sagt, war diese Stadt Zentrum der Kartellmacht und auf den Straßen herrschte viel Gewalt.
Der gefährlichste Teil der Stadt war San Javier oder auch Comuna Nr. 13 genannt, die eine von 16 Comunas ist. Hier war der Hauptsitz des Medellin-Kartells und es fanden viele Kämpfe statt, bei denen in Bandenkriegen zwischen Kartells, der Polizei, dem Paramilitär und der Farc Guerilla mehrere Menschen zu Tode kamen.
Wir nahmen an einer kostenlosen Walkingtour durch die Comuna 13 teil, die von Einheimischen angeboten wurde, um mehr über ihre Geschichte, die Ursachen der Gewalt und auch mehr über die positive Entwicklung zu erfahren.
Vom Treffpunkt aus sind wir gleich in Richtung Comuna 13 gelaufen, wo man sofort die Kreativität seiner Bewohner, die möglichst viele Wände mit Graffiti oder einfachen Farben verschönern, bewundern kann.
Javier, unser Guide, erzählte uns mit Stolz, wie Straßenkunst seine und viele Leben der Jugendlichen in der Gemeinde verändert hat.
Er zeigte uns, wie Verbrechen in jeder Ecke in Kunst verwandelt wurden. Dies ist einer neuen Generation zu verdanken, die sich als anerkannte Straßenkünstler profilieren wollen und den Namen ihrer Gemeinschaft durch Musik, Graffitis und bildende Kunst hochhalten wollen.
Durch diese Wandbilder enthüllen die "comuneros" Künstler unterschiedliche Geschichten, die Hoffnung und die Suche nach besseren Lebensbedingungen für die Gemeinschaft wecken.
Wir gingen zu der "Casa Kolacho", einem Ort, der Ende 2013 zu Ehren von Hector Pacheco "Kolacho" gegründet wurde. Er leitete einen Großteil dieser kulturellen Bewegung ein und wurde 2009 getötet.
Die Comuna 13 zählt mit rund 43,5 Einwohnern auf 1000 m² zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Stadt Medellín. Allerdings ist die Gesamtzahl der Einwohner in der Comuna wahrscheinlich viel höher, da nicht alle Personen offiziell registriert sind.
Auf einer Fläche von ca. 7 km², die vor allem an steilen Hängen gelegen sind, lebten im Jahr 2017, überwiegend in ärmlichen Verhältnissen, 161.000 Menschen.
Wir setzten unsere Tour von San Javier fort, den Hügel hinauf, wo wir überraschender Weise auf eine Rolltreppe trafen!!
Die Moderne spiegelt sich in den bunten Häusern, die den Hügel der Gemeinde schmücken, wieder. Niemand, nicht einmal der enthusiastischste seiner Bewohner, hätte sich vorstellen können, dass moderne elektrische Treppen, ein Produkt einer Investition von fast 5 Millionen Dollar, die Lösung für die Mobilität in diesem Teil der Nachbarschaft sind.
Die Kommune 13 war ein Pionier bei der Verwendung dieser Art von Treppen als Lösung für urbane Mobilität. Im ersten Moment ist es auch sehr seltsam Rolltreppen in einer Favela zu sehen, da wir eher daran gewohnt sind sie in Einkaufhäusern oder Ubahnen vorzufinden.
Das System, das in sechs Abschnitte unterteilt ist, hat eine Gesamtfahrsteiglänge von 348 Metern und einen Höhenunterschied von etwa 28 Stockwerken.
Dieses Projekt erlaubt es den Bewohnern, in nur 6 Minuten unten anzukommen, ein Weg, für den sie vorher zwischen 35 und 40 Minuten gebraucht hätten.
In den späten 1980er Jahren litt der Bezirk unter dem Medellín-Kartell und wurde für blutige und tödliche Zusammenstöße zwischen rivalisierenden Drogenbanden bekannt. Die Bedeutung des Medellin-Kartells war auf die starken sozialen Spannungen, große Klassenunterschiede, Arbeitslosigkeit und auch auf den anhaltenden Bürgerkrieg zurückzuführen.
Es verursachte große Gewalt in der Comuna 13. Medellín verzeichnete mit über 380 Tötungsdelikten auf 100.000 Einwohner die angeblich höchste Mordrate weltweit. Fast 7.000 Menschen wurden allein in diesem Jahr in der Stadt getötet. Im Jahr 2017 lag die Tötungsrate offiziell bei 21 Opfern pro 100.000 Einwohner. Das ist 18 mal weniger als 1991.
Irgendwann beschlossen mehrere Länder, Geld zu spenden, um diesen Teil der Stadt schöner zu machen und den Menschen eine Chance zu geben.
Sie begannen mit verschiedenen sozialen Projekten, um die elektrischen Treppen zu installieren, den Leuten Arbeit zu geben und Dinge wie Straßenkunst, Erziehungshilfen, freie Englischstunden zu ermöglichen. Ausserdem verbesserten sie die Infrastruktur und stellten sogar einige Stellen für den Sport zur Verfügung.
Dadurch hat sich die Atmosphäre total verändert. Viele Menschen haben Geschäfte, wie kleine Restaurants, Bars oder auch Kunstgalerien eröffnet und haben wieder Hoffnung in eine bessere Zukunft.
Zwischen jeder Rolltreppe gibt es einen Aussichtspunkt mit tollem Blick auf die Stadt und netten Graffitis!
Als wir am oberen Ende der elektrischen Treppe ankamen, hatten wir einen einzigartigen Blick über die Stadt!
Von hier aus kann man an einer Promenade entlang spazieren gehen, um zum anderen Teil der Comuna 13 zu gelangen.
Für mich ist dieser Teil der Stadt wie eine riesige Kunstgalerie! Ich liebe diese Straßenkunst! Es ist erstaunlich, wie talentiert diese jungen Künstler sind und wie sehr sie die Stimmung in der Zone verändern, wenn sie in der Lage sind, ihre Botschaft zu übermitteln und stolz auf sich zu sein.
Am Ende der Tour bekamen wir noch einen kurzen Salsa-Kurs von den Einheimischen, die uns spontan beibrachten, wie man hier Salsa- und Cumbia tanzt.
Für mich war es wirklich seltsam, an einem Ort zu sein, an dem so viele Menschen vor nicht allzu langer Zeit ermordet wurden. Egal wo man in Kolumbien ist, bekommt man das Gefühl, dass die Menschen von diesem Image von Gewalt und Drogen Abstand nehmen wollen und alles tun um eine andere Seite zu zeigen.
Deshalb frage ich mich, ob diese positive Veränderung wirklich real ist oder ob es immer noch Gewalt auf den Straßen gibt und man es nur nicht zeigen möchte...
Aber wie die Kampfphrase der kommunalen Führer sagt: "Hier, in der Gemeinde 13, in San Javier, sind die Guten in der Mehrzahl." Ein großartiges Beispiel, dem ich folgen kann!
Am Ende bin ich sehr geflasht von den Eindrücken, die ich heute gewonnen habe und glücklich, dass ich Medellin nicht ausgelassen habe, obwohl es eine große Stadt ist !!
Wie immer hoffe ich, dass euch mein Post gefallen hat und bin euch immer sehr dankbar für jedes Upvote, jeden Resteem und Kommentar, da ihr damit meine Reisen unterstützt!!
Servus,
Liz
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Sehr cool und spannend...danke dafür!
Hello columbia... good post @lizanomadso
wow wonderful I jus post on your #beachwednesday
nice capture. you have some talents.
Ein atemberaubend guter Beitrag!! Mir ist als wäre ich dabei gewesen! Ich danke dir dafür!
Wow, great insight! :)
Die Stadt ist echt wie eine einzige Galerie! Super schöne Fotos, man kann gar nicht glauben dass es bei so viel bunten schönen Bildern diese Gewalt in Medellin geherrscht hat.
Danke für den schönen Post. Kolumbien mit deinen persönlichen Impressionen gefällt mir sehr.
@martinterest
Wow...bei dir gibt's ja viele bunte Dinge zu entdecken! Toll! man merkt auch wieviel Arbeit du dir gemacht hast!