"Ilumnia ~ Vermisst"//(12) Kapitel 2: Teil 4
Erschöpft kehrte Marcus zurück zu seinem Iglu. Die heutige Jagd endete leider alles andere als zufriedenstellend.
Er hatte nicht einmal einen, sei es auch ein noch so kleiner, Fisch gefangen und musste aufgrund der enormen Kälte sehr bald abbrechen und sich zurück auf dem Heimweg machen.
Noch mehr Energie aufbringen um Wärme zu erzeugen, wagte er nicht. Er würde am nächsten Tag also wohl oder übel hungern müssen.
Vielleicht hatte er ja morgen Abend mehr Erfolg.
Frustriert schob er das Holzstück, das als behelfsmäßige Eingangstür diente, zur Seite, schlüpfte hindurch in sein, im Vergleich zur Außentemperatur, warmes Iglu und beeilte sich, den Eingang wieder zu verschließen um nicht unnötig viel Kälte hinein zu lassen.
Er legte einige Holzscheite nach, um sein inzwischen bedenklich zusammengeschrumpftes Lagerfeuer wieder etwas größer und wärmer werden zu lassen. Dem Iglu schadete die Wärme nicht. Es wurde von draußen so gut gekühlt, dass er hier drinnen bedenkenlos heizen konnte.
Er musste lediglich sparsam mit seinem Holz umgehen.
Noch stapelten sich genug Holzscheite an der Wand des Iglus. Doch irgendwann wäre auch dieser Vorrat verbraucht.
Vor einigen Wochen hatte er das Holz im Schutze der Nacht von der Polarforschungsstation gestohlen. Noch einmal wollte er dieses Risiko jedoch nicht eingehen.
Er wollte die wohlige Wärme des Feuers nutzen um sich ein wenig auszuruhen. Seit er sich hier draußen versteckt hielt, schlief er nie mehr als zwei Stunden am Stück.
Meist wurde er sehr schnell, sehr unsanft von der Kälte geweckt, sobald das Feuer ein wenig heruntergebrannt war.
Außerdem schlief er nicht sonderlich tief, da er praktisch jeden Moment damit rechnete, gefunden zu werden.
Schon oft hatte er geträumt, sie hätten ihn hier draußen am Pol aufgespürt und zurück nach Nevada verschleppt.
Gerade als er es sich auf seinem behelfsmäßigen Lager aus Bärenfell einigermaßen gemütlich machen wollte, begann sich das Iglu um ihn herum zu drehen und das Bild verschwamm vor seinen Augen.
Nein, bitte nicht jetzt! Dachte er panisch.
Ein Zeitsprung in dieser Eiseskälte war das Letzte, was er gebrauchen konnte. Dabei wurde viel zu viel Energie freigesetzt.
Doch bevor er irgendwie hätte reagieren könnte, versank die Welt um ihn herum in Schwärze.
Nur wenige Augenblicke später fand sich in einer engen, dunklen, stinkenden Gasse wieder.
Eine abgemagerte Katze sprang vor Schreck kreischend hinter einer Mülltonne hervor.
Irritiert stand Marcus auf.
Er war definitiv durch die Zeit gereist. Sofort bemerkte er den Temperaturunterschied. Hier war es nicht eisig kalt.
Im Gegenteil, er schwitzte förmlich.
Dann bemerkte er, dass er noch immer seine Polarkleidung trug. Nicht sonderlich passend für diese Umgebung...
Bevor er sich hier umsehen konnte, musste er sich umziehen. Dringend.
Dabei würde er Magie verwenden müssen.
Wer konnte es hier schon bemerken?
Er hatte die Gegenwart verlassen. Hier hab es keine Radarsysteme, mit denen man Energieentladungen abfangen konnte.
Er konzentrierte sich, leuchtete kurz golden auf und trug nun anstelle seiner dicken Bärenfellkleidung eine einfache schlichte Hose und ein hellgraues Oberteil.
Das musste reichen bis er wusste, in welcher Epoche er sich befand. Langsam verließ er die ekelhafte Gasse und trat hinaus auf eine große, belebte Straße.
Überall eilten geschäftige Menschen umher, Kutschen und altertümliche
Autos rasten die Straßen entlang und Schuhputzer priesen ihre Dienste an. Er war offensichtlich in Amerika. In einer amerikanischen Großstadt irgendwo zu beginn des 20. Jahrhunderts.
Er blickte an sich herab.
Nein, dafür war er nicht passend genug gekleidet. Noch einmal konzentrierte er sich und trug nun eine hellbraune Stoffhose, einen langen dunkelbraunen Gehrock sowie einen Zylinder.
Viel besser. Lächelte er zufrieden.
Er schwang seinen Gehstock und machte sich auf dem Weg entlang der
Straße. In der Hoffnung, irgendwo einen Zeitungskiosk zu entdecken um herauszufinden, um welches Jahr es sich hier handelte.
Es war auf jeden Fall eine erfreuliche Ablenkung vom tristen Nordpol.
Prolog
Ilumnia~Vermisst: Prolog Teil 1
Ilumnia~Vermisst: Prolog Teil 2
Ilumnia~Vermisst: Prolog Teil 3
Kapitel 1
Ilumnia~Vermisst: Kapitel 1 Teil 1
Ilumnia~Vermisst: Kapitel 1 Teil 2
Ilumnia~Vermisst: Kapitel 1 Teil 3
Ilumnia~Vermisst: Kapitel 1 Teil 4
Ilumnia~Vermisst: Kapitel 1 Teil 5
Kapitel 2
Ilumnia~Vermisst: Kapitel 2 Teil 1
Ilumnia~Vermisst: Kapitel 2 Teil 2
Ilumnia~Vermisst: Kapitel 2 Teil 3
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Ilumnia~Vermisst: Kapitel 2 Teil 5
Ilumnia~Vermisst: Kapitel 2 Teil 6
Ilumnia~Vermisst: Kapitel 2 Teil 7