"Ilumnia ~ Vermisst"//(10) Kapitel 2: Teil 2

...

*

"Wir haben Leticia erfolgreich aufgespürt und zurückgebracht."
Major Adrian verbeugte sich tief und sah den Counsellor ehrfürchtig an.

"Gute Arbeit Adrian."
Er stand am Fenster und blickte hinunter auf den Campus. "Ich frage mich nur, wo Marcus sich versteckt hält. Warum wurde er bisher nicht gefunden?"

Major Adrian zuckte mit den Schultern.
Marcus wurde nun bereits seit zwei Monaten vermisst und obwohl vier Teams der Elite rund um die Uhr mit der Suche beschäftigt waren, gab es bisher keinen Erfolg. Er blieb verschwunden.
Wie vom Erdboden verschluckt.

"Vielleicht ist er in eine andere Epoche geflohen?" Adrian neigte den Kopf fragend.
"Unsinn." Schnaubte dieser. "Hätte er das getan, hätten unsere Radarsysteme die Energieentladung registriert. Nein, er hat, seit er geflohen ist, kaum Magie angewandt. Sonst hätten wir ihn schon längst."
Der Counsellor drehte sich um und kam auf Adrian zu.
Sein langer, dunkelvioletter Umhang schliff über das wallnussbraune Parkett.

"Adrian, es sind im Moment etwa 50 Angehörige der Elite auf der Suche nach ihm. Würde er auch nur die winzigste Energieentladung produzieren, hätten ihn diese innerhalb von Sekunden aufgespürt. Nein, wir müssen anders an die Sache heran gehen."
Seine grauen Augen ruhten bewegungslos auf Adrian.
"Und ich habe da bereits einen Plan."

Langsam ließ er sich auf den großen, ledernen Sessel hinter seinem Schreibtisch sinken und stöhnte.
Mittlerweile spürte er das Alter bei jeder Bewegung. Er war bereits 92 Jahre alt.
Ein durchaus hohes Alter für einen gewöhnlichen Menschen.
Er führte die Vereinigung nun schon seit beinahe 40 Jahren und noch nie war es vorgekommen, dass irgendeiner, sei es ein Rekrut, ein Anwärter oder gar ein Kind der Götter, entwischen konnte.

Im Gegenteil.
Er hatte die Sicherheitsmaßnahmen drastisch verschärft. Die Technik der
Vereinigung auf den aktuellsten Stand gebracht, Radaranlagen rund um den Globus errichten lassen und eine extra Wacheinheit der Defense gegründet. Es durfte einfach nicht sein, dass sich all diese Maßnahmen als unbrauchbar erwiesen.

Doch genau dies wäre der Fall, wenn es einem Angehörigen der Vereinigung und sei er noch so stark, gelang, sich über mehrere Wochen versteckt zu halten.
Es durfte während seiner Amtszeit nicht geschehen.
Er würde bei der nächsten Versammlung des göttlichen Rates Rede und
Antwort stehen müssen.

Nie hatte es in der Vereinigung eine Flucht diesen Ausmaßes gegeben. Erst Marcus, danach Leticia.
Sie war bereits gefunden, zum Glück.
Dennoch war allein die Tatsache, die ihr die Flucht gelungen war, ein großes Problem.
Den Spähern des göttlichen Rates war dies sicher nicht entgangen. Sie würden Fragen stellen.
Und er musste sich passende Antworten überlegen.

Die nächste Sitzung des Rates fand in einer Woche statt. Pünktlich zum nächsten Vollmond würden sie sich treffen und den Fahrplan der Vereinigung festlegen.
Für das gesamte nächste Quartal.
Selbst er, der Counsellor, durfte er nur wenige Entscheidungen selbst treffen. In den meisten Angelegenheiten bedarf es der Einwilligung des gesamtengöttlichen Rates.

Bisher hatte er mit dessen Mitgliedern noch nie Probleme, ganz im Gegenteil. Sie waren mit seiner Arbeit äußerst zufrieden.
Dies würde sich jedoch schlagartig ändern,erfuhren sie von der momentanen Krise.

Er Zwang sich, diesen Gedanken zu verwerfen und wandte sich wieder an Major Adrian.
"Adrian, wir müssen unsere Strategie ändern. Es hat keinen Sinn, herumzusitzen und zu hoffen, irgendwo auf dem Planeten magische Signale abzufangen.
Wir müssen aktiver vorgehen. Marcus hält sich irgendwo versteckt, bedacht darauf, möglichst keine Energie aufzuwenden. Unsere Radarsysteme sind in diesem Falle nutzlos. Wir brauchen Suchtrupps. Suchtrupps, die den Planeten durchkämmen. Er kann sich nicht in Luft aufgelöst haben.
Sicher hält er sich in der Nähe einer Kraftlinie versteckt. Und wo diese entlanglaufen ist dir sicher ebenso gut bekannt wie mir. Wir müssen diese Linien systematisch absuchen. Herumzusitzen und zu warten erzielt nicht den geringsten Effekt."

Er fuhr sich mit seiner Hand durch den langen, grauen Bart.
"Adrian, ich möchte, dass du zusammen mit der Elite eine Strategie erstellst. Du kennst Marcus schließlich am Besten. Du warst lange genug sein privater Ausbilder um ihn nun einschätzen zu können.
Die Elite geht taktisch vor. So wie sie es gelernt haben. Das mag zwar im
Falle eines normalen Auftrages zuverlässig funktionieren, allerdings müssen wir bedenken, dass es sich hier um eine Aufgabe der speziellen Art handelt. Sie suchen keinen gewöhnlichen Menschen, sondern eins der
Kinder der Götter. Besondere Umstände bedürfen besonderer
Maßnahmen."

Er öffnete eine Schublade seines Schreibtischs und zog ein langes gelbliches Pergament hervor.
Damit war das Gespräch beendet.
Sofort wandte er sich wieder seiner Arbeit zu und erwartete das gleiche von Major Adrian.
Adrian wusste, dass der Counsellor keine Antwort verlangte, daher verbeugte er sich noch einmal und verließ das Büro mit großen Schritten.

Der Counsellor hatte ihm die Suche nach Marcus übertragen...
Eine Aufgabe, an der die Elite seit bereits zwei Monaten scheiterte. Er fühlte sich unwohl er war doch nur Ausbilder und gerade mal Mitglied der Defense.
Taktisches Denken war eine seiner großen Schwächen. Er würde nie ein guter Stratege werden. Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, dass die Elite Tipps von ihm entgegennahm.

Bei dem Gedanken an die Spezialtruppe der Vereinigung schnaubte er. Gewiss, sie waren die Besten ihres Fachs, jedoch meist eingebildet, arrogant und besserwisserisch.
Sie bildeten sich wahnsinnig viel darauf ein, Mitglieder dieses Sonderkommandos zu sein. Zwar mit Recht, wie Adrian zugeben musste, jedoch änderte dies nichts an der Tatsache, dass er die Arroganz der Elite verabscheute.

Ihre Fehlschlagquote lag irgendwo im Bereich zwischen 0,01 und 0,4%. Eine lächerlich geringe Anzahl, wenn man die Summe ihrer Aufträge bedachte.
Adrian verließ das Hauptgebäude der Verwaltung und schlug den Weg zum Stabsgebäude der Sondereinheit ein. Er musste sich dieser Aufgabe stellen.
Da hatte es keinen Sinn, lange zu zögern. Er konnte es auch jetzt gleich erledigen.

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Prolog
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Ilumnia~Vermisst: Prolog Teil 2
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Kapitel 1
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Kapitel 2
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