Dein Gewicht ist nicht dein Schicksal – Die fabelhafte Welt des Sports

in #de-stem6 years ago

For my English readers: this is a German translation of one of my earlier series, so you will not miss anything. You can find the original posts here:


Das ist der letzte Teil dieser Serie. Ich werde einige Einsichten über Sport und psychische Gesundheit vorstellen, das Gefühl der Ohnmacht hinsichtlich Gewichtsveränderungen, Kontrollprobleme aufgrund von Medikamenten und Krankheiten und einige allgemeine, abschließende Gedanken.


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Das beste aller Werkzeuge

Wow. Ihr habt es geschafft. Ihr habt euren Weg durch vier Teile an Ernährungswissenschaften, Zahlen, Statistiken und mehr oder weniger schlechte Witze zurückgelegt. Zumindest hoffe ich, dass ihr das getan habt. Wenn nicht, dreht um und lest gefälligst sofort die vorherigen Teile! Es ist in gewisser Weise lebensnotwendig, das zu tun, um diesen letzten Artikel auch wirklich zu verstehen.

Der Einfluss von Sport auf die psychische Gesundheit ist hier das Hauptthema. Für mich persönlich ist das einer der wichtigsten Aspekte, wenn nicht sogar DER wichtigste überhaupt. Nicht nur, weil ich mit meinem eigenen Teil an mentalen Herausforderungen umgehen muss, sondern weil regelmäßiger Sport im besten Fall lebensverändernd (oder gar rettend) sein kann.

Wir leben in interessanten Zeiten. Es gibt so viele faszinierende Veränderungen, die um uns herum passieren, dass es manchmal schwerfällt, überhaupt Schritt zu halten. Aber selbst wenn es uns gelingt, das zu tun, können uns die Schwierigkeiten des Lebens dennoch gelegentlich von den Füßen holen. Viele Menschen leiden unter Depressionen, Ängsten, posttraumatischen Belastungsstörungen, Borderline oder andere Arten psychischer Probleme. Die Gründe dafür sind so umfangreich wie die sie betreffenden Personen, um das Ganze möglichst kurz zu halten, werde ich daher nicht näher auf mögliche „Warums“ eingehen. Für diesen Artikel ist es viel wichtiger, euch einen der besten Wege zu zeigen, mit diesen Herausforderungen umzugehen und sie davon abzuhalten, noch furchtbarer zu werden. Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen.

Um eines vorab klarzustellen: Wenn ihr unter ernsthaften psychologischen Problemen leidet, wendet euch immer an professionelle Psychotherapeuten, besorgt euch eine vernünftige Medikation, die euch dabei helfen kann, etwas emotionale Stabilität zurückzugewinnen und verlasst euch nicht auf eine einzige Behandlungsmethode allein. Ich schreibe hier über eine Möglichkeit, euch mit solchen Problemen zu helfen, aber ist weder die einzige noch notwendigerweise die beste für eure Situation. Das hier ist lediglich ein Werkzeug, welches euch helfen kann (und sehr wahrscheinlich auch wird), aber nicht die Lösung für all eure Probleme.


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Hirn auf Sport

Was passiert in eurem Gehirn, wenn ihr Sport macht?

Verschiedene Studien zeigen, dass durch das Training die Leistung verschiedener Neurotransmittersysteme (NE, 5-HT, Ach, GABA), die zum Hippocampus führen, verbessert. Diese Verbesserung scheint positive, stimmungshebende Effekte auf die behandelten Probanden zu haben (Ma, 2008) (1).

Während ihr trainiert, werden verschiedene Arten molekularer und zellulärer Kaskaden (stufenförmige Abläufe) aktiviert, die überaus wichtig dabei sind, die Neuroplastizität (Veränderung des Gehirns zwecks der Prozessoptimierung) zu unterstützen und zu erhalten. Das bedeutet, dass besonders die Genexpression von damit verbunden Genen wie BDNF (2) angeregt wird, sowie die neuronale Struktur selbst und ihr Verletzungswiderstand gestärkt wird. Es ist wichtig sich nochmal bewusst zu machen, dass diese Effekte im Hippocampus stattfinden – dem Hirnareal, das stark mit Lernen und Gedächtnis verbunden ist (Cotman et al. 2002) (3). Wenn ihr also klüger werden wollt – lest Bücher und macht Sport.

Sport als Therapie

Wie eben gezeigt, gibt es verschiedene Effekte von Sport auf euer Gehirn. Aber wie fühlen sich die betroffenen Leute eigentlich?
Erneut können wir auf verschiedene Studien schauen, um mehr zu lernen. Penedo et al. (2005) (4) zeigten in einer Meta-Studie (der Analyse mehrerer Studien zu einem Forschungsgegenstand), dass physische Aktivität signifikant die Stimmung verbessern kann und die Symptome von Depressionen und Ängsten reduziert. Selbst Fälle von schweren Depressionen (glaubt mir, viel schlimmer kann es da nicht mehr werden) zeigten sehr bedeutende Verbesserung im Vergleich zur Kontrollgruppe, die lediglich eine medikamentöse Behandlung erhielt. Zusätzlich war das Rückfallrisiko der Sportgruppe wesentlich geringer als jenes der Patienten, die nur Medikamente erhielten. Ich kann dies aus persönlicher Erfahrung definitiv bestätigen. Die eine Sache, die mich emotional relativ stabil über die vergangenen Jahre gehalten hat, war regelmäßiger Sport. Ich weiß, das mag übertrieben klingen. Doch für Jahre nutzte ich verschiedene Psychopharmaka, welche kaum dazu beitrugen, die Symptome zu reduzieren. Sport tat genau das.

Bitte, versteht mich hier nicht falsch: Medikamente können ein großartiger Weg sein, um wieder etwas Kontrolle zu bekommen, aber manchmal gibt es sogar noch bessere Wege. Falls ihr einer der Fälle seid, bei denen Medikation nicht so effektiv ist, wie sie sein sollte, empfehle ich euch sehr, mit regelmäßigem Training anzufangen.
Zusätzlich gibt es recht umfangreiche Forschung über die Alterung des Gehirn und das Risiko für Demenz. Eine Möglichkeit, um diese Risiken zu minimieren, kann, ihr ahnt es schon, erneut Sport sein – vor allem für ältere Menschen (Ahlskog et al. 2003) (5).


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Hoffnung am Horizont

Ich bin mir sehr bewusst, dass es für einige Menschen sehr schwer ist, ihr Gewicht überhaupt in den Griff zu bekommen und die Kontrolle darüber zu bekommen.
Die Gründe dafür, können sowohl in psychischen oder externen Herausforderungen liegen. Wenn ihr Medikamente nehmen müsst, die euren Appetit beeinflussen; lange Arbeitszeiten habt, um euer Leben zu finanzieren; an Krankheiten leidet oder was auch immer. Es macht keinen großen Unterschied, denn das Ergebnis ist im Grunde dasselbe. Ich weiß, das kann enorm hart und frustrierend sein. Ich war an diesem Punkt selbst und das nicht nur einmal.
Aber wichtig ist, dass man mögliche Lösungen angemessen analysiert. Was hält euch zurück, besser zu essen und regelmäßig Sport zu machen? Was sind die Dinge, die für eure aktuelle Verfassung verantwortlich sind?
Und jetzt ignoriert sie.
Nur einen Moment.
Erklärt ein bisschen eurer Freizeit als „eure“ und nutzt sie zu eurem eigenen Vorteil, eurer Selbstentwicklung. Vermeidet die Versuchung, Lebensveränderungen auf die lange Bank zu schieben. Es ist einfach, Dinge zu vermeiden, und umso wichtiger, irgendwo anzufangen. Ich weiß, das klingt wie eine Art Motivationsrede und ich hoffe aufrichtig, dass es euch am Ende motiviert. Sport kann euch in so vielen Wegen helfen, euer Leben zu verbessern und ich bin sicher, dass ihr es am Ende nicht bereuen werdet.

Mit dieser Serie über Gewicht, Fitness, Essen und Gesundheit habe ich versucht, euch zu ermutigen ein besseres, ein gesünderes Leben zu führen. Ich habe euch die Vorzüge einer gesunden Ernährung und regelmäßigen Trainings gezeigt. Ich habe viel wissenschaftliche Forschung genutzt, um meine Argumente zu stärken und um euch zu versichern, dass meine Behauptung auf solider Basis stehen. Es gibt, natürlich, noch viel mehr Dinge, über die ich ebenso hätte schreiben oder mehr Details erklären können. Doch ich schreibe kein Buch nur zu diesem Thema, also musste ich einige Abkürzungen nehmen. Wenn etwas nicht präzise genug war und ihr Fragen habt, dann kommentiert einfach und ich versuche mein Bestes, euch angemessen zu antworten.

Die Dinge, die ich euch gezeigt habe, in euer eigenes Leben zu übernehmen, kann am Anfang schwierig sein, doch am Ende wird es gelingen, da bin ich mir sicher. Ganz gleich, wie schwer es auch scheint oder wie weit entfernt ihr seid – denkt immer daran, dass es einen Ausweg gibt. Ihr seid nicht verdammt, ihr müsst nicht ein ganzes Leben mit dem (ungesunden) Gewicht verbringen, das ihr womöglich jetzt habt.
Von jetzt an wisst ihr: Euer Gewicht ist nicht euer Schicksal.


Schamlose Eigenwerbung:
Wenn ihr noch mehr dazu erfahren wollt, könnt ihr in ein paar Monaten mein Buch kaufen, das sich mit diesem und vielen anderen Themen auseinandersetzt. Dann werde ich reich und kann euch mit fetten Upvotes belohnen. Win-win!


Fühlt euch jederzeit frei, meine Ideen zu diskutieren und eure Gedanken über die Dinge, die ich thematisiere, zu teilen. Niemand ist allwissend und wenn wir alle ein bisschen klüger als zuvor daraus hervorgehen, werden wir eine Menge erreicht haben.
Danke fürs Lesen und bleibt gesund.
Ego


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Falls ihr euch für Wissenschaft begeistern könnt, dann schaut unbedingt unter #steemstem bzw. #de-stem vorbei!


Quellen

(1) Ma, Qiang; Beneficial effects of moderate voluntary physical exercise and its biological mechanisms on brain health; 2008; Volume 24; Issue 4; 265–270
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Wachstumsfaktor_BDNF
(3) Cotman, Carl W.; Berchtold, Nicole C.; Exercise: a behavioral intervention to enhance brain health and plasticity; Trends in Neurosciences; Volume 25; Issue 6; 2002; 295-301
(4) Penedo, Frank J.; Dahn, Jason R.; Exercise and well-being: a review of mental and physical health benefits associated with physical activity; Current Opinion in Psychiatry; 2005; Volume 18; Issue 2; 189–193
(5) Ahlskog, J. Eric; Geda, Yonas E.; Graff-Radford, Neill R.; Petersen, Ronald C.; Physical Exercise as a Preventive or Disease-Modifying Treatment of Dementia and Brain Aging; Medicine and Science in Sports and Exercise; 2003; 35(11); 1823-1827; doi: 10.1249/01.MSS.0000093620.27893.23


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Eine wissenschaftliche Anleitung für ein gesünderes, spaßigeres und erfolgreicheres Leben

Sort:  

Als jemand, der die positiven Auswirkungen von Sport (in gesunden Maßen) auf die Psyche im Selbstversuch erfolgreich getestet hat, kann ich dir hier nur voll und ganz zustimmen.
Danke für diesen Post und die Serie insgesamt!

Toller Beitrag, vielen DANK dafür!

Danke für diesen Beitrag ! Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung 100 % bestätigen, dass bereits eine Stunde laufen Dein Wohlbefinden deutlich spürbar verbessert.

siehe auch mein Blogpost über die besten Ärzte:
https://steemit.com/deutsch/@corneliastrunz/kennst-du-die-6-besten-rzte-um-dich-jeden-tag-auerordentlich-gut-zu-fhlen--1519060430

Und dass mein Gehirn mir während des Laufens/Fahrrad fahren oft Ideen für neue Blogposts beschert . . .

In diesem Sinne: Was hält Dich jetzt noch davon ab, sofort anzufangen ?

I wish I could understand what you wrote

You can find the original post here :)

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