VieAnna Calling #20 : Fälschermuseum – wo Fälschen zur Kunst wird

in #travel7 years ago (edited)

Alles Lug und Trug.


Heute habe ich das Fälschermuseum - museum of art fakes - gegenüber dem bekannten Hundertwasser-Haus im 3. Wiener Gemeindebezirk besucht. Das Museum wurde 2005 aus privater Initiative gegründet, ist einzigartig in Europa und gibt spannende Einblicke in die Welt der Kunstfälschungen.

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Hunderwasserhaus im Hintergrund

Leider ist das Fotografieren aus Urheberrechtsgründen im Museum untersagt. Daher gibt es keine originalen Innenaufnahmen.

Im ca. 150 m2 großen Ausstellungsraum hängen Werke von Schiele und Rembrandt neben Chagall oder Leonardo da Vinci. Der einzige Haken dabei: Sie sind alle gefälscht, kopiert oder plagiiert.

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Quelle: Fälschermuseum

Dabei ist zunächst einmal zwischen einer Kopie und einer Fälschung zu unterscheiden. Eine Kopie wird zu einer Fälschung, wenn sie nicht als solche deklariert ist und eine Betrugsabsicht dahinter steckt. Stilfälschungen hingegen sind Bilder im Stil eines Malers, zu denen es kein Original gibt, die aber als Werk des jeweiligen Malers ausgegeben werden.

Im Folgenden stelle ich euch zwei Highlights der Ausstellung vor.

Tom Keating – Stilfälschung im großen Stil

Der britische Restaurator und Maler fälschte in 1960er bis 1980er Jahren mehr als 2000 Werke von über 100 Künstlern. Dabei schrieb er beispielsweise in Bleiweiß Botschaften auf die Leinwand, die beim Röntgen sichtbar wurden oder er trug eine Schicht Glyzerin auf die letzte Farbschicht auf und stellte damit sicher, dass bei einer Reinigung das Bild durch das sich auflösende Glyzerin ruiniert wird. Durch diese "Zeitbomben", wie Keating diese Details selbst nannte, wollte er den korrupten Kunstmarkt entlarven.

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Quelle: Fälschermuseum

Eine Fälschung der Fälschung

Der Maler Konrad Kujau wurde 1983 mit den vom deutschen Magazin "Stern" veröffentlichen gefälschten Hitler-Tagebüchern bekannt. Während die Affäre für das Magazin die größte Schmach seiner Geschichte bedeutete, war sie für Kujau nach seiner Entlassung aus der Haft der Startschuss zu einer Karriere als quasi offizieller Kunstfälscher. Seine "Original Kujau-Fälschungen" waren so erfolgreich, dass sie ihrerseits gefälscht wurden.

Eine dieser gefälschten Fälschungen, nämlich Gustav Klimts "Danae" ist im Museum ausgestellt. Daneben hängen drei Seiten aus den Hitler-Tagebüchern.

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Quelle: Fälschermuseum

Zu entdecken gibt es rund 150 Falsifikate. Für den Museumsrundgang stehen Lese-Guides in sechs verschiedenen Sprachen zur Verfügung. Darin werden neben einer Beschreibung der Exponate auch spektakuläre Kriminalgeschichten rund um die Werke bekannter Kunstfälscher erzählt.

Informationen:

Adresse: A-1030 Wien, Löwengasse 28
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 10.00 - 17.00 Uhr
Eintritt: 5,50 Euro (Erwachsene)
Website: http://www.faelschermuseum.com

Bisherige Teile der Serie VieAnna Calling:
#01 - #10 eine Übersicht
#11 : Wiener Pestsäule
#12 : Hollein-Haus am Stephansplatz
#13 : Hrdlicka Mahnmal am Helmut-Zilk-Platz
#14 : Mozart Denkmal im Wiener Burggarten
#15 : Wiener Stephansdom - Teil 1
#16 : Fiaker - Touristenattraktion versus Tierschutz
#17 : Joe Zawinul - eine Jazzlegende
#18 : Technische Universität
#19 : Sachertorte - die Schlacht am Tortenbuffet

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