"Wenn DU das liest, sind WIR nicht allein!" ritzte die pinke Prinzessin in die Rinde einer lavendelfarbenen Eiche. Als sie den Wald verließ, dachte sie darüber nach, was sie gerade getan hatte, und kam zu dem Schluss, dass es die richtige Aktion im genau richtigen Moment gewesen war. Zu lange hatte sie sich in ihrem Kopf eingeschlossen und die Existenz anderer Wesen verleugnet, und dies trotz ihrer erstaunlich lebendigen Erfahrungswelt. Nun wollte sie eine Basis für die Kommunikation mit den Energien finden, die sie umgeben und durchdrangen und, da sie eine romantische Ader hatte, entschied sie, dass die alte Eiche das perfekte Nachrichtenbrett für ihre Suche nach dem Gegenüber war, welches sie als Begleitung für ihren Weg durch das Leben zu treffen hoffte.
Sie begann sich vorzustellen, wie ihr neuer Freund sein könnte. Vielleicht wäre es ja auch eine junge Prinzessin. Vielleicht eine Grüne? Sie war sehr aufgeregt, als sie nochmal an die Worte zurückdachte, die sie geschrieben hatte. Sollte jemand, irgendjemand darauf antworten, so würde dieser neue Kontakt auf einer Ebene des gegenseitigen Verständnisses stattfinden, die sie nie mit einer anderen Kreatur gehabt hatte. Der Nervenkitzel der Vorfreude wechselte sich stetig ab mit der Angst, enttäuscht zu werden. Jetzt, da sie ihre Hand (und ihr Herz) dem Universum zum Kuss geboten hatte, fühlte sie sich plötzlich unglaublich verwundbar. Sie wusste, dass jede Ablehnung, die sie von diesem Punkt an erfahren würde, nicht nur ihre Oberfläche verletzen würde, sondern das letzte Lachen aus ihrer Seele herausquetschen konnte. Sich dessen also voll und ganz bewusst sammelte sie all ihren Mut und kehrte in den Wald zurück, in dem die Eiche wuchs.
"Wenn DU das liest, sind WIR nicht allein!" die pinke Prinzessin konnte die Worte von weitem sehen. Sie beschleunigte ihre Schritte, um zu sehen, ob jemand auf sie wartete. Als sie an dem alten Baum ankam, sah sie, dass kein anderer Mensch gekommen war. Sie lehnte sich gegen den Baum und war drauf und dran loszuweinen, als sie eine Unebenheit der Rinde mit ihrem Rücken wahrnahm. Mit plötzlicher Aufregung drehte sie sich um und las die Worte, die unter den Ihren geschrieben waren: "ICH kann das lesen! Ich kann DICH fühlen! WIR sind nicht alleine!"
Die pinke Prinzessin wusste sofort, wer diese Worte geschrieben hatte. Es war die Eiche selbst. Sie hatte ihre Rinde gewölbt, um die Buchstaben zu formen. Erfüllt von großer Erleichterung gab die rosafarbene Prinzessin dem alten Baum eine Umarmung und weinte Tränen der Freude, die von ihren Wangen fielen und die Eichenwurzeln bewässerten. Der Wind zupfte einige lavendelfarbene Blätter vom Geäst des ehrwürdigen Baumes und ließ diese um die eng vertrauten Freunde strudeln.
Als die Prinzessin den Stamm losließ hatte, hatten sich die Worte der Eiche verändert, während die Worte der Prinzessin noch in der Rinde eingraviert waren. Die Eiche schrieb: "Ich kann nicht mit DIR kommen. Aber ein weiterer Freund kommt. SIE wird deine Reise begleiten!"
Gleich nachdem die pinke Prinzessin die Worte zu Ende gelesen hatte, erschien ein weiteres Mädchen an dem Schauplatz. Ihr glattes Haar war türkisfarben und ihre Haut hatte eine zarte pastellgrüne Färbung. Ihrer gewahr werdend war die pinke Prinzessin sehr erstaunt: Es war die güne Prinzessin, auf die sie gewartet hatte. Auch das grüne Mädchen war sehr erstaunt und sagte: "Endlich hat jemand die Worte gelesen, die ich in diese alte Eiche geschnitzt habe. Komme zu mir: Wir sollen von diesem Tag an für immer Freunde bleiben!" Verwundert gab ihr die pinke Prinzessin eine lange, liebevolle Umarmung und Küsse auf die Wangen. Dann fragte sie das andere Mädchen: "Welche Worte?" Die grüne Prinzessin zeigte auf die Einkerbungen in der Rinde: "Wenn DU das liest, sind WIR nicht allein!"
"Aber ich habe doch diese Worte in die Rinde geschnitten!" sagte die pinke Prinzessin. Die Rinde begann erneut sich zu bewegen und schließlich stand da: "IHR habt das geschrieben, BEIDE. Wir sind EINS! Niemand ist, oder war je allein!" Als die Mädchen diese Worte verstanden hatten, fingen sie an, die Eiche voll Verzückung in fröhlichem Reigen zu umtanzen. Der runzelige Baum summte eine ehrwürdige, uralte Melodie, während die beiden ihren Freudentanz für mehrere Tage und Nächte fortsetzten.

English
Part 1
Part 2
Part 3
Part 4
Part 5
Part 6
This story: part 7

German:
Part 1
Part 2
Part 3
Part 4
Part 5

The photo of me was shot by Bfotosmedia.

Viel Licht und Liebe <3