Golden Rice | Höchst Umstrittene Gentechnik als Lebensmittel der Zukunft ?

in #nature6 years ago (edited)

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1 Steckbrief Golden Rice

Anfang der 1990er Jahre wurde von Ingo Potrykus (ETH Zürich) und Peter Beyer (Universität Freiburg) begonnen einen Reis zu entwickeln. Es sollte jedoch nicht ein gewöhnlicher Reis werden, sondern eine der höchst umstrittensten Genpflanzen.
Ein Symbol für den Einsatz der Gentechnik im Bereich der Pflanzen ist daraus geworden, auch wenn die Zukunft noch ungewiss ist.

Ziel war es damals einen Reis zu entwickeln, welcher β-Carotin enthält. β-Carotin wird im Körper zu Vitamin A umgewandelt und bildet damit einen wichtigen Grundstein unserer Ernährung. “Vitamin A [ist] unentbehrlich für Wachstum und Entwicklung [...] weiters für das Immunsystem, das Sehen und andere Funktionen im Körper” (Rhindt, 2018).
Wir in den westlichen Ländern sind meistens nicht von einem Vitamin A Mangel betroffen, da wir durch unterschiedliche Nahrung, wie Karotten, Kartoffeln und vielem mehr genügend β-Carotin aufnehmen, welches wir zu Vitamin A umwandeln.
Ganz anders ist das in armen Regionen, in denen sich die Menschen hauptsächlich einseitig ernähren und so nicht die geforderte Mindestmenge an β-Carotin aufnehmen.

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So wurde begonnen einen genveränderten Reis zu entwickeln, der diesen Vitamin A Mangel, vor allem in Südostasien, bekämpfen kann.

Reis an sich enthält aber noch kein β-Carotin, deswegen musste man Gentechnik anwenden.
In der ersten Version des Reises wurden ein Gen von einer Narzisse und von einem Bakterium eingepflanzt, sodass der Biosyntheseweg zur Herstellung von β-Carotin-haltigen Reis stand.
Da diese erste Version jedoch noch nicht in der Lage war genügend β-Carotin zu produzieren, wurde in einem zweiten Versuch das Gen der Narzisse durch eines vom Mais ersetzt. (vgl. Transgen, 2018).

2 Verlauf des Projektes Golden Rice


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2.1 Feldversuche auf den Philippinen

Die ersten Feldversuche fanden in den USA statt (Dubock, 2014, S. 75).
Jedoch verlagerten die sich kurz darauf auch in ärmere Länder, wie Bangladesch und eben die Philippinen.

Vor der Zulassung müssen gentechnisch veränderte Pflanzen, wie Golden Rice, zwei Versuchsstufen durchlaufen.
Die erste nennt man confined field trail (CFT). Hierbei werden die Fähigkeiten der Pflanze ermittelt und die Züchtung vorangetrieben.
Danach geht es weiter mit dem multi-location field trail (MLT), bei dem die Pflanze an verschiedenen Standorten angebaut wird, um zu testen, wie produktiv diese bei dem jeweiligen Klima wächst. Auch werden noch Pflanzenmaterialien produziert um die Daten zur biologischen Sicherheit zu erfassen. (vgl. PhilRice)

Für Golden Rice starteten 2008 die ersten CFT-Felder auf den Philippinen, welche vom IRRI (International Rice Research Institute) betrieben wurden.

The planting conditions included physical isolation from other rice crops, a surrounding belt of maize plants as a pollen trap, and surrounding that a high wire fence these conditions being mandated by the local regulations for GMO-crops developed to comply with the Cartagena Protocol on Biosafety.
(Dubock, 2014, S. 77)

Die Pflanzen wurden also genügend von der Umwelt abgesichert, um mögliche Umweltschäden zu vermeiden.

2012 bis 2013 wurden dann die nächsten Versuche durchgeführt. Dieses Mal waren es MLT-Felder, die ausgesäht wurden.
Diese waren eine Zusammenarbeit von IRRI und PhilRice (Philippine Rice Research Institute). (vgl. Dubock, 2014, S. 80)
Schon am 08. August 2013 zerstörten Aktivisten eines der Felder. Während die meisten Medien von Bauern aus der Umgebung sprachen, so ist dies nicht ganz eindeutig geklärt. (vgl. Alberts et al., 2013)

Trotzdem werden diese Versuche als wichtig angesehen von PhilRice, wie diese in einem Statement verlauten ließen. (vgl. Philrice)


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Courtesy of Syngenta

2.2 Verkauf der Patentrechte an Syngenta

Aktuell liegen die exklusiven Lizenzrechte bei der Syngenta Seeds AG.
Einige Gegner von Golden Rice sprechen davon, dass "das Projekt “Golden Rice” sehr wohl aus geschäftlichem Interesse betrieben wird" (Then, 2005, S. 1). Dies stimmt jedoch nicht, denn Syngenta hat nur unter einigen Bedingungen die Rechte an Golden Rice bekommen.

Das Ziel beim Abkommen mit Syngenta war es, die humanitäre Hilfe in den Vordergrund zu stellen.
So wurde vereinbart, dass Landwirte mit einem Einkommen von weniger als 10,000 USD keine Lizenzgebühren für das Saatgut zahlen.
Auch soll es auf den Verkauf von Golden Rice keinen Aufschlag für die Technologie geben. Der Preis hat also auf ähnlichen Niveau, wie lokale Reissorten zu bleiben.
Auch darf man die Samen nach der Ernte wieder anpflanzen ohne erneut Lizenzen zu bezahlen.
Neben der Vereinbarung hat Syngenta noch zusätzlich erklärt in Entwicklungsländern den Vertrieb nicht kommerziell zu gestalten. (vgl. Golden Rice Humanitarian Board)

Neben allen hat Syngenta auch geholfen die Einverständnis von 32 Konzernen wie Monsanto Co oder Bayer AG zu erhalten, um überhaupt die nötigen Rechte für die Technologie für Golden Rice zu besitzen.
Auch hat Syngenta bei der Entwicklung von Golden Rice mitgeholfen. So stammt Golden Rice 2, die weiterentwickelte Version, aus den Laboren von Syngenta. (vgl. Nature Publishing Group, 2005)


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2.3 Zukunft von Golden Rice und Zulassung als Lebensmittel

Obwohl Golden Rice von etlichen Organisationen wie Greenpeace bekämpft wird, gibt es bereits Erfolge zu vermelden bei der Zulassung.
Doch im Jahr 2015 kam zuerst ein Rückschlag. "Der oberste Gerichtshof [der Philippinen, Anmerk. d. Verf.] verbot 2015 vorläufig die Nutzung gentechnisch veränderter Sorten, auch den Golden Rice." (TransGen, 2018)
Doch inzwischen ist sowohl in auf den Philippinen, als auch in Bangladesch die Anbauzulassung für Golden Rice 2E, eine Variante vom Golden Rice 2, beantragt (vgl. IRRI).
Auch Australien und Neuseeland haben den Handel von geringen Mengen Golden Rice nach ausführlicher Prüfung als Lebensmittel genehmigt (vgl. FoodStandards, 2018).
Auch Kanada könnte bald mit einer Zulassung als Lebensmittel folgen (vgl. TransGen, 2018).

Hingegen wird Golden Rice in Europa wohl nicht so schnell eingeführt. Denn hierzulande stößt Gentechnik größtenteils auf Ablehnung. So haben nur 25% aller Deutschen kein Problem mit der Essensaufnahme von gentechnisch veränderten Lebensmitteln (BMUB u. BfN, 2015).

3 Argumente gegen Golden Rice


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3.1 Kampagne von Greenpeace gegen Golden Rice

Der größte Gegner von Golden Rice ist Greenpeace. Diese Organisation hat seit der Bekanntmachung von Golden Rice dagegen protestiert.
So berichtete Greenpeace von eigenen Kalkulationen, welche ergeben hätten, dass ein Erwachsener 9kg gekochten Reis essen müsste, um auf eine Tagesration Vitamin A zu kommen. Doch seitdem hat sich auch viel verändert und Golden Rice 2 wurde entwickelt mit deutlich mehr β-Carotin.

Als ein Gegenargument führt Greenpeace an, dass "Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit völlig unbekannt [sind]" (Zimmermann, 2014).

Auch wird angeführt, dass die lokale Reispopulation durch Golden Rice sicher verunreinigt wird. Dadurch stehe die "Sicherheit eines Grundnahrungsmittels von mehr als der Hälfte der Erdbevölkerung auf dem Spiel" (Zimmermann, 2014).

Hinzu kommt die Aussage, dass Golden Rice keinerlei Vitamine für den menschlichen Körper bereit hält. Dies wurde bereits kurz nach der Veröffentlichung von Golden Rice von Greenpeace bekanntgegeben (vgl. Greenpeace, 2001). Dies ist inzwischen bereits widerlegt.

Zudem führt Greenpeace als Gegenargument auch immer an, dass die Variante mit den Vitaminpräparaten auch sehr gut funktioniere und es so nicht von Nöten sei, diese durch Golden Rice zu ersetzen (vgl. Zimmermann, 2014).


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3.2 Gegenbewegung zu Greenpeace

Insgesamt wird eine ziemlich negative Stimmung gegenüber den Golden Rice mit allgemeinen Argumenten zu Gentechnik geschürt.

Es ist eine bittere Ironie, dass die Blockade gegen den lebensrettenden Goldenen Reis sogar noch erfolgreicher ist als gegen jeden Genmais oder gegen transgene Baumwolle

Das sagt Patrick Moore über Greenpeace (Müller-Jung, 2014).
Er führt die 'Allow Golden Rice Society' an, um gegen die Desinformation von Greenpeace anzukämpfen. So wirft diese Greenpeace vor, durch die Verweigerung sich eine wissenschaftliche Meinung einzuholen, die Hände mit dem Blut von Millionen von Kindern beschmutzt zu haben (vgl. Dylan, 2017).

Die Kampagne versucht Greenpeace zu dem Punkt zu bewegen, an dem nur Golden Rice aus humanitären Gründen akzeptiert wird.


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4 Fazit zum Golden Rice

In der Bevölkerung gibt es große Vorbehalte gegen Gentechnik. Nichtdestotrotz sollte man an der Idee vom Golden Rice festhalten, denn es ist die Idee über ein einfaches Essen die nötigen Vitamine für den Körper bereitzustellen.

Mittlerweile sind gentechnisch veränderte Reislinien entwickelt worden, mit denen der Tagesgrundbedarf an Pro-Vitamin-A im Rahmen normaler Mahlzeiten aus 70 Gramm Reis gedeckt werden kann.
(Burri, 2005)

So ließen sich auch die Vitaminpräparate in Tablettenform vermeiden, mit welchen heute versucht wird das Problem zu bekämpfen. Denn diese Variante wirkt auch nicht wirklich zuverlässig und es lässt sich kaum bestreiten, dass über die Tablettenform das Problem sich nur kurzfristig, aber nie langfristig lösen ließe.

Ich persönlich bin kein großer Freund von Gentechnik, jedoch denke ich, dass hier es aus rein humanitären Gründen sinnvoll ist, dieses Projekt nicht weiter zu blockieren durch Protest, sondern es zu unterstützen.
Und wenn wieder einmal ein Feld für die Versuche zerstört wird, weil die Folgen der Gentechnik noch nicht ausreichend untersucht sind, dann sehe ich da eine gewisse Ironie. Denn man lässt es nicht einmal zu, dass die nötigen Untersuchung rechtzeitig stattfinden können.

5 Literaturverzeichnis

Bruce Alberts / Roger Beachy / David Baulcombe / Gunter Blobel / Swapan Datta / Nina Fedoroff / Donald Kennedy / Gurdev S. Khush /Jim Peacock / Martin Rees / Phillip Sharp: Standing Up for GMOs, in: www.sciencemag.org (2013), Vol. 341, unter: https://brucealberts.ucsf.edu/wp-content/uploads/2014/07/BAScienceEditorial09.20.13StandingUpForGMOs.pdf [abgerufen am: 22.02.2018]

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN): Informationen zur Naturbewusstseinsstudie, in: Naturbewusstheitsstudie 2015 (2015), unter: http://www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Naturschutz/naturbewusstseinsstudie_2015_infopapier_bf.pdf [abgerufen am: 23.02.2018]

Burri, Monika: Golden Rice und Genweizen, in: ETHistory 1855-2005 (2005), unter: http://www.ethistory.ethz.ch/besichtigungen/objekte/genweizen/printerfriendly/ [abgerufen am: 24.02.2018]

Dubock, Adrian: The present status of Golden Rice, in: Journal of Huazhong Agricultural University (2014), Vol. 33, Nr. 6, S. 75-80, unter: http://www.goldenrice.org/PDFs/Dubock-The_present_status_of_Golden_Rice-2014.pdf [abgerufen am: 22.02.2018]

Dylan: Greenpeace Has Lost its Moral Compass?, in: http://allowgoldenricenow.org (2017), unter: http://allowgoldenricenow.org/wordpress/2017/02/08/moral-compass/ [abgerufen am: 23.02.2018]

FoodStandards: Golden Rice – Application A1138, in: Genetically modified foods (2018), unter: http://www.foodstandards.gov.au/consumer/gmfood/Pages/Golden-Rice-%E2%80%93-Application-A1138-.aspx [abgerufen am: 23.02.2018]

Golden Rice Humanitarian Board: Public-Private Partnership and Humanitarian Use, in: http://www.goldenrice.org, unter: http://www.goldenrice.org/Content2-How/how9_IP.php [abgerufen am: 22.02.2018]

Greenpeace: Genetically engineered 'Golden Rice' is fools gold, in: Press release (2001), unter: http://www.greenpeace.org/new-zealand/en/press/genetically-engineered-golden/ [abgerufen am: 23.02.2018]

IRRI: When will Golden Rice be available to farmers and consumers?, in: Frequently Asked Questions IRRI, unter: http://irri.org/golden-rice/faqs/when-will-golden-rice-be-available-to-farmers-and-consumers [abgerufen am: 23.02.2018]

Müller-Jung, Joachim: Machtkampf um den Goldenen Reis, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (2014), unter: http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/kampagne-gegen-greenpeace-machtkampf-um-den-goldenen-reis-12750595.html [abgerufen am: 23.02.2018]

Nature Publishing Group: Reburnishing Golden Rice, in: Nature Biotechnology (2005), Vol. 23, Nr. 395, unter: https://www.nature.com/articles/nbt0405-395 [abgerufen am: 23.02.2018]

PhilRice: Why the Golden Rice Research Must Continue, in: http://www.philrice.gov.ph/golden-rice, unter: http://www.philrice.gov.ph/golden-rice/gr-statement/ [abgerufen am: 22.02.2018]

Rhindt, Axel: Beta-Carotin als Vorstufe von Vitamin A, in: www.medmix.at (2018), unter: http://www.medmix.at/beta-carotin-vorstufe-vitamin-a/

Then, Christoph: Syngenta: Weltweites Monopol auf Reis-Saaten, in: www.greenpeace.de (2005), unter: https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/greenpeace_syngenta_weltweites_monopol_auf_gensaaten_1.pdf [abgerufen am: 23.02.2018]

TransGen: Goldener Reis mit mehr Vitamin A: Die unendliche Geschichte - doch noch mit Happy End?, in: http://www.transgen.de (2018), unter: http://www.transgen.de/forschung/428.goldener-reis-vitamin-augenerkrankungen.html [abgerufen am: 22.02.2018]

Zimmermann, Dirk: "Goldener" Reis – eine gefährliche Illusion, in: Greenpeace (2014), unter: https://www.greenpeace.de/themen/landwirtschaft-gentechnik/gentechnik-lebensmitteln/goldener-reis-eine-gefaehrliche-illusion [abgerufen am: 23.02.2018]

6 Bildquellenverzeichnis

Abb. 1, Foto: rumpleteaser, aus: Field of Gold (2011), unter: https://www.flickr.com/photos/rumpleteaser/6045033001 [abgerufen am: 24.02.2018]

Abb. 2, Foto: IRRI, aus: Vitamin A deficiency, unter: http://irri.org/golden-rice/vitamin-a-deficiency [abgerufen am: 24.02.18]

Abb. 3, Foto: PhilRice, aus: PhilRice: Why the Golden Rice Research Must Continue, unter: http://www.philrice.gov.ph/golden-rice/gr-statement/ [abgerufen am: 22.02.2018]

Abb. 4, Foto: ©️Syngenta, unter: https://www.syngenta.com/site-services/media-library/images/r-and-d [abgerufen am: 22.02.2018]

Abb. 5, Foto: IRRI Photos, aus: Golden Rice grain compared to white rice (8)-24 (2011), unter: https://www.flickr.com/photos/ricephotos/5516789000/in/set-72157626241604366 [abgerufen am: 23.02.2018]

Abb. 6, Foto: Greenpeace: DA: Don't be blinded by GMOs. Don't approve 'Golden' Rice!, unter: http://m.greenpeace.org/seasia/ph/high/multimedia/slideshows/Department-of-Agriculture-Dont-be-blinded-by-GMOs-Dont-approve-Golden-Rice/?imageID=9 [abgerufen am: 23.02.2018]

Abb. 7, Foto: cfact.org: Co-founder to Greenpeace: “Allow golden rice now!” (2013), unter: http://www.cfact.org/2013/10/05/co-founder-to-greenpeace-allow-golden-rice-now/ [abgerufen am: 23.02.2018]

Abb. 8, Foto: IRRI: Golden Rice: using agricultural biotechnology for nutrition (2013), unter: http://irri.org/blogs/golden-rice-blog/golden-rice-using-agricultural-biotechnology-for-nutrition [abgerufen am: 23.02.2018]

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Sehr schöner Artikel.
Also ich habe selbst schon mit Gentechnik und genveränderten Pflanzen gearbeitet. Spätestens seitdem kann ich nicht mehr behaupten gegen Gentechnik zu sein (vorrausgesetzt sie wird während des ganzen Prozesses ordentlich kontrolliert).

Richtig durchgeführt hat Gentechnik weniger Auswirkungen und mögliche Risiken als die Zucht, die seit Jahrtausenden wie wild angewandt wird. Über diese macht sich auch niemand mehr Gedanken, einfach weil es lange das einzige Mittel war zu einem gewünschten Ergebnis zu kommen.
Das dabei (viel leichter) unkontrollierbare Effekte entstehen können, interessiert auch irgendwie keinen.

Das große Problem bei diesem Reis war doch, dass niemand in diesen Ländern diesen in Verbindung mit Öl/Fett zu sich genommen hat. Nun sind ß-carotine, als Carotine, fettlöslich. Nimmt man diese ohne Fettanteil zu sich kann der Körper diese nicht aufnehmen und das Problem wird nicht behoben. Das war zumindest ein Grund, der mir von unserem Professor im Studium mitgeteilt wurde, warum der Reis nicht wirklich das Gebären von Kindern ohne Augen verhindert hat (Vitamin A ist maßgeblich für die Entwicklung der Augen während unserer Entwicklung zuständig).

Ich finde die Punkte der Gegner gut beleuchtet, jedoch hast du keine positiven Punkte dieser Forschung genannt :D Vielleicht solltest du den von mir angesprochenen Punkt hinzufügen. Kannst das ja nochmal recherchieren, ich möchte auch nicht, dass meine Aussage einfach blind übernommen wird ^^

Upvote und Resteem wird auf jeden Fall getätigt :)

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100% Upvote und Resteem für die Arbeit

Gentechnik ist wie Geoengeneering ein tieferer Eingriff in komplexe Systeme, wer meint, man kann es ja drauf ankommen lassen, hat die Mathematik dahinter vermutlich nicht verstanden. Es sind nicht komplizierte Systeme wie unsere Modelle in denen alles schön rationalisiert werden kann, sie sind so komplex, dass Schadeffekte schlicht nicht vorhersehbar sind und auf dieser Systemebene irreversibel sein können. Allein die Tatsache, dass eine Kernschmelze welche ganze Nationen und Generationen von Menschen gefährdet statistisch nur einmal alle 200 oder 1000 Jahre vor käme, wäre Grund allein es nicht darauf ankommen zu lassen. Solange es keine "near certainty" gibt ist GMO unverantwortlich (nur weil es keine Daten gibt, die belgen dass es nicht ungefährlich ist, soll man es einsetzen?). Ansonsten würde ich die Verantwortlichen bitten, sich einen Revolver mit 1000 Kammern mit einer Kugel an dem Kopf zu halten und mit einem positiven Lächeln abzudrücken (das würde dann nämlich niemand hier machen, auch wenn 999 Möglichkeiten zu Überleben warten ist der Verlust des Lebens (analog zu systemischen Verlusten = etwas irreversiblem) keine Rechtfertigung. Lange Zeit war es normal, dass der einzelne sich für das Wohl aller opfert, heute opfern einzelne Reiche das Wohl aller (nicht nur Menschen) für kurzzeitigen Profit. Mit den sterbenden Kindern sichert man sich suggestiv dagegen ab, dass jeder der sich dagegen äußert ein Kindermöder ist...man ist ja selbst nicht das Hungernde Kind

*Das ist ne perverse Situation und man muss die Unterernährung lösen aber das Risiko was von solch einem Präzedenzfall ausgeht, hat nach oben von der Magnitude des Schadeffekts keine Grenze, es muss mehr als die übliche "Sicherheit" geben die wir für AKWs und Co haben und das hat hier nicht mit Paragraphenscheißerei zu tun.

Gut argumentiert, sehe ich auch so.

Zufällige Mutationen treten immer und vollkommen unabhängig von Gentechnik auf.
Da finde ich einen kontrollierten Eingriff deutlich sinnvoller und sicherer. (Zumindest wenns von Experten gemacht wird, die das ganze dann auch ausgiebig testen)

Was wäre denn das Worst-Case-Scenario dass du dir da vorstellen kannst?

Gruß,
Martin

PS: Außerdem muss man auch noch erwähnen, dass mit CRISPR so genau wie noch nie in das Genom eingegriffen werden kann, wodurch die Chance auf irgendwelche Nebenwirkungen noch weiter verringert wird :)

danke für deinen Kommentar, es geht nicht um das Vorstellbare (Risiken), denn Katastrophen sind Ereignisse deren Magnitude per Definition niemand auf dem Schirm hatte (Unsicherheiten/Uncertainty). Wir befinden uns hier im Wahrscheinlichkeitstheoretischen Bereich. Sichert man sich basierend auf Erfahrung (die es hier schlicht nicht gibt) gegen ein 5-Sigma Ereignis, kommt ein 10-Sigma Ereignis. Es ging mir auch nicht um Nebenwirkungen auf den Organismus. Man unterscheidet Harm vs. Ruin (mathematischer Begriff) letzteres ist das um was wir uns sorgen sollten (wäre im kleinen das umkippen eines Teiches, irreversibel) und dafür muss man nicht wissen wie die Genese aussieht. Laien Argumente sind oft Relativierungsversuche wie "die Zucht ist auch nichts anderes" was mathematisch nicht stimmt, das eine ist ein bottom-up das andere top-down Ansatz, was bezogen auf die Extremereignisse eine andere Verteilung ergibt.

>>Anwesenheit von Zufall relativiert nicht Verantwortung<<

Die zufällige schädliche Mutationen (was epidemiologisch von dir ein deutlich besserer Punkt war) liegen (wie ein Asteroideneinschlag) nicht unter unserem Einfluss = zufällig, dieses Problem hier schon. Das ist auch der Punkt warum hier das Vorsorgeprinzip angewandt werden müsste.

"Harm" aka die Nebenwirkungen, die du ansprichst wären durch eine thin tailed Verteilung beschreibbar, Kollektiver Schaden durch viele Einzel Ereignisse (z.B. wenn ein neues Protein außerhalb des Labortest/Riskassesments unter Feldbedingungen durch Interaktion toxisch wäre) ...das wäre kein Ding, kennen wir ja von Pharmaka und Chemikalien (das down-side Risk hält sich also in Grenzen). Risiko ist also nicht das Problem.

Ökozid ist systemisch ne Nr. härter als der Tot von vielen als Einzelereignis

Die Interdependenz (die wechselseitige Abhängigkeit aller Systemelemente im Ökosystem) bringt jedoch fat tailed Ereignisse aka. Katastrophen, die durch ihr kaskadisches Auftreten eine große Magnitude haben können (bei Fukushima eine Kombination von Erdbeben, Tsunami, Planungproblemen die niemand vorhersagen konnte... sonst hätte dort kein AKW gestanden)

Wenn man ein WCS will, dann braucht man nur

  • das Problem der Unsicherheit vom eingriff in das Genom und Proteom

  • der Monokultivierung

  • der globalen Verbreitung von Pflanzen, durch den Globalen handel (was niemand kontrollieren kann wie man an Neozoa und Invasiven Arten sieht)

und erhält ein System über dessen Zukunft man praktische keine Aussage treffen kann.

PS. bin selber Biologe und von Gen-Editing angetan aber das hier ist keine biologische Diskussion, da es keine Evidenz für den Ökosystemischen Einsatz gibt. Schon gar nicht wenn es Alternativen wie das Verbot von Biosprit gäbe. Einen Stressor (wie Rauchen) wegnehmen bringt mehr als ein potentiell protektives Medikament hinzuzufügen...
L.G.

Ich verstehe was du damit sagen willst, aber trotzdem finde ich sollte das ganze in Relation gesehen werden.
Und auch wenn es keine Entschuldigung ist, aber wenn man bedenkt wie der Mensch ansonsten in Ökosysteme eingreift ist ein neues Gen für eine Pflanze die an diesem Ort eh schon angebaut wird eher einer der kleineren Eingriffe. Wenn man auch noch bedenkt wieviele Leben dadurch gerettet oder lebenswerter gemacht werden können ist es das ganze meiner Meinung nach wert.


Und das das golden Rice nicht der einzige Weg wäre (und vielleicht auch noch nicht der beste) das ganze zu bekämpfen ist uns allen höchstwahrscheinlich auch klar. Aber manchmal muss man Schritte einfach gehen, auch ohne alle Folgen zu 100% abschätzen zu können und immer vom schlimmsten auszugehen.
So funktioniert Fortschritt nunmal und ansonsten wären wir aktuell nicht da wo wir wären....

What have we here, 2 year !BEER

Das Problem sehe ich weniger in der Gentechnik als in den Patenten. Wobei ich mit "Weniger" nicht egal meine.
Wenn wir den Kapitalismus überwinden, dann wird es ehrlichere Forschung geben.

Golden Rice hat eine humanitäre Lizenz, sodass eben dieser zum Eigenbedarf angebaut werden darf. Trotz dem Patentrecht bei Syngenta.
Bei allen weiteren Patenten für die Technologie, die nicht Syngenta gehören, wurde eine Freigabe erwirkt, sodass auch hier keine Probleme entstehen.

Wenn wir den Kapitalismus überwinden, dann wird es ehrlichere Forschung geben.

Das ist sehr wohl ehrliche Forschung. Die Entwicklung von der ersten Version war noch vor dem Einstieg von Syngenta, der aber keine Nachteile für die Bauern in Südostasien zum Beispiel bringt.

Gruß Naturicia

Ich selbst stecke da noch zu wenig im Thema. Auch kenne ich nicht die Bauern vor Ort. Ich kann man eine Freundin fragen, die Geo-Informatikerin ist und sehr viel in diesen Ländern unterwegs ist.

Für mich ist das ein super spannendes Thema.
Ich kenne mich zu wenig aus um abschätzen zu können, welche Folgen solche manipulierten Nahrungsmittel langfristig haben könnten.

Was Monsanto macht, finde ich z.B absolut nicht in Ordnung. Wenn dann alle Anderen nur noch deren Pordukte nutzen können weil ihre natürlichen Samen nicht mehr wachsen können wegen den Pestiziden, finde ich das kriminell. Aber Reis aufzupimpen damit Menschen in ärmeren Ländern mehr Nährstoffe in jedem einzelnen Korn haben, finde ich wiederum super. Unsere Lebensmittel verlieren ja durch die Böden schon ständig an Inhaltsstoffen, wir müssen da etwas tun. Und das wäre eine Richtung in der man helfen kann.

Ich bin da also nicht perse dagegen sondern finde, man sollte sorgfältig Unterscheiden, was ist pro Mensch & Natur und was ist reine Geldgier.

Super Artikel, danke! Ich finde auch, dass man bei der Gentechnik sehr stark differenzieren muss, was sinnvoll ist und was nicht. Golden Rice gehört mMn eindeutig zu den sinnvollen Anwendungen dieser Technologie.

Ich hab ein bisschen ein Problem mit deiner Bildnutzung. Hast sie zwar alle brav verlinkt, bin mir aber absolut nicht sicher, ob die alle Copyright-frei sind, v.a. die Bilder aus den online-Magazinen von NGOs.
Kannst du dem bitte nachgehen? Wenn du das aufklärst, empfehle ich den Post sehr gerne für ein Steemstem-upvote.

Abb. 1 und 2 hab ich jetzt geändert zu einem Bild von Flickr mit CC 2.0
Alle anderen dürfen mit Quellenangabe verwendet werde.

Vielen Dank für die Hinweise und das Lob für den Artikel. Sollte jetzt alles einwandfrei vom Copyright sein.

Gruß Naturicia

Perfekt ;-)

Toller Beitrag! Also ich muss sagen, die Energie die Greenpeace aufwendet wäre bei anderen Projekten besser aufgehoben (Stichwort Monsanto). Ob das jetzt DAS Problem ist, gegen das vorgegangen werden muss - komisch.
Allerdings ist es bei genmanipulierten Agrarprodukten ja häufig so, dass diese die Qualität des Bodens auf lange Zeit massiv schaden. Gibt es hierzu irgendwelche Informationen? Würde ja auch wenig Sinn machen, wenn man zwar die Ernährung verbessert, aber die landwirtschaftlich nutzbaren Böden schadet.

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danke dir @naturicia für diesen ausführlichen artikel.
ich seh es wie du. kein fan, doch schlechtere produkte sind aufm markt, da kann das sich sicherlich bald dazu gesellen...immerhin eine umverlagerung des kollateralschadens sozusagen...hugs

Vielen Dank für diesen extrem gut recherchierten Artikel. Habe mich jetzt weiter in das Thema eingelesen.

Durch Steem interessiere ich mich plötzlich für neue Dinge! Danke für deinen kleinen Beitrag dazu.

Weiter so.

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