Viele Götter abzuschaffen ist vernünftig und moralisch gerechtfertigt, aber den einen und absoluten Gott abzuschaffen ist nicht denkbar.

in #deutsch6 years ago (edited)

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Wenn ich von Dir, lieber Leser, Geld nehme und Dir verspreche dafür einen (z.B.) Wasserkocher zu schicken, Du aber den Wasserkocher nicht erhälst und dein Geld nicht zurück bekommst. Welche Erkenntnis ziehst Du daraus?

Du wirst doch sicherlich denken, dass ich Dir nur den Wasserkocher versprochen habe um dein Geld zu nehmen! Oder liege ich da falsch mit meiner Annahme?

Wenn eine Regierung Dir Steuern auferlegt/erhöht und Dir dein Geld wegnimmt, Dir aber vorher versprochen hat z.B. die Armut zu bekämpfen, Du aber nach geraumer Zeit feststellst, dass die Armut immer noch vorhanden ist und sich sogar weiter ausweitet, zu welcher Erkenntnis gelangst Du in diesem Fall?

Ist die Erkenntnis eine Andere als bei dem Beispiel mit dem Wasserkocher?

Nehmen wir weiter an, ich teile Dir mit, dass aus bestimmten Gründen ich noch mehr Geld von Dir nehmen muss, damit ich Dir den Wasserkocher zuschicken kann, ich Dir aber immer noch keinen Wasserkocher zusende und Dir dein Geld trotzdem nicht zurückgebe, welche Erkenntnis hast Du dann?

Ich könnte mir vorstellen, dass Du eventuell für meine Gründe, die ich Dir für das „mehr Geld nehmen“ vielleicht noch Verständnis hattest. Aber nun stellst Du fest das Du immer noch keinen Wasserkocher hast und dein Geld los bist.

„Verbrecher“ wäre bestimmt das humanste Vokabular das Dir für mein Vorgehen einfallen würde. Ich denke, dass eine Anzeige wegen Betrug folgen könnte, oder auch eine Klage vor Gericht um dein Geld zurückzuholen, oder Du selbst die Sache in die Hand nehmen könntest um mir einen Besuch abzustatten (bestimmt nicht für einen Kaffeeplausch).

Ich lasse den Gedankengang, ob Du überhaupt einen Wasserkocher haben wolltest einfach mal weg, um die Illustration am Beispiel von Regierungen nicht zu verfälschen, denn diese „guten Menschen“ fragen ja auch nicht was Du benötigst, sondern diese Menschen wissen was Du brauchst. Sie wissen sogar Dinge deines Bedarfs von denen Du noch nichts weißt.

Anders lässt sich wohl nicht erklären, warum der Glaube an Regierungen so ungebrochen ist und warum am Bespiel „Wasserkocher“ und „Armut“ mit unterschiedlichem/ konträrem Maß gemessen wird.

Wollen wir jedoch den Sarkasmus über den Glauben an Regierungen bei Seite lassen. Freilich sind noch jede Menge an Staatsgläubige in unseren Reihen, vor allem diejenigen, die aus diesem Konstrukt profitieren und diese Menge ist nicht unerheblich. Bei schwacher Schätzung sind es zumindest 50%. Aber was ist mit den Anderen 50%?

Die Autoren Stefan Molyneux, Philosophie Workout beschreiben Situationen von Erkenntnissen so:

“Wenn „keine Eigentumsrechte“ (Kommunismus) katastrophal sind, dann sind „Eigentumsrechte“ (freie Märkte Anm: die sollten wir erst mal erreichen, denn diese haben wir nicht) höchstwahrscheinlich von Nutzen. Wenn der Aberglaube katastrophal ist, dann sind Vernunft und Beweise höchstwahrscheinlich von Vorteil. Wenn Gewalt katastrophal ist, dann sind Frieden und Verhandlungen höchstwahrscheinlich von Vorteil. Wenn der Staat katastrophal ist, dann ist Anarchismus höchstwahrscheinlich von Vorteil.
Es ist diese letzte Aussage, welche meist die größte Herausforderung für die Menschen ist.“

Mit dieser Aussage liegen die Autoren nicht falsch, denn sie schreiben weiter:

“Viele von uns können eine Welt ohne Götter und Teufel, ohne Himmel und Hölle, ohne Erbsünde und imaginäre Erlösung akzeptieren - aber wir können uns eine Welt ohne Regierung nicht vorstellen oder gar akzeptieren.“

Es ist schon paradox wenn man sich „Gläubigkeit“ genauer betrachtet. Auch hier beschreiben die Autoren dies sehr treffend:

“Ein Christ kann eine Welt akzeptieren, in der 9.999 Götter lächerlich und falsche Illusionen sind, solange sein Gott - der Gott des alten Testaments - eine wahre, reale und lebendige Gottheit ist. Ein Christ bleibt ein Atheist in Bezug auf fast jeden Gott, aber er wird ein absoluter Theist in Bezug auf seine eigene Gottheit. Fast alle Götter loszuwerden, ist äußerst vernünftig - diesen einen letzten Gott loszuwerden, ist völlig unverständlich.“

Und dies nun in Bezug auf Regierungen:

“Auf die gleiche Weise sind Libertäre, Objektivsten und andere Minimalstaatler der Meinung, dass die Beseitigung von 99% der bestehenden Regierungsfunktionen absolut moralisch ist - aber die Beseitigung der letzten 1% ist absolut unmoralisch!“

Diese Hennengläubigkeit hält sich wie ein Geschwür in diesen Köpfen. Zur Hennegläubigkeit hatte ich in der Vergangenheit schon einen Artikel verfasst, den man unter https://steemit.com/deutsch/@zeitgedanken/zeitgedanken-provoziert-mal-wieder-recht-ohne-staat-ist-schon-lang-ueberfaellig nachlesen kann.

Diese paradoxe Schizophrenie wird um so deutlicher, wenn man sich folgenden Vorgang genauer Betrachtet:

“Wir akzeptieren diese Vorbehalte in anderen Bereichen unseres Lebens nicht, was ausreicht, um die wahren Motive hinter solchen Äußerungen zu erahnen. Eine Frau, die nur einmal im Monat zusammengeschlagen wird, lebt 99,99% ihres Lebens gewaltfrei, aber wir würden ihre Schläge nicht als akzeptabel ansehen. Noch lächerlicher wäre es, wenn man sagen würde, dass eine Frau nicht jeden Tag geschlagen werden sollte, aber dass es völlig unmoralisch wäre, ebenso vorzuschlagen, dass sie überhaupt nicht geschlagen werden sollte.“

Wenn ich behaupte, dass es unmoralisch ist, die staatliche Gewalt zu reduzieren, kann ich dann behaupten, dass es absolut unmoralisch ist, diese Gewalt vollständig zu beseitigen?
Kann ich mein Leben der Verringerung der Krebshäufigkeit widmen, aber dann behaupten, dass die vollständige Beseitigung von Krebs völlig unmoralisch wäre?
Kann ich vernünftigerweise eine Wohltätigkeitsorganisation gründen, um die Armut zu verringern, aber dann in meinem Leitbild behaupten, dass die Beseitigung der Armut ein schreckliches Übel wäre?

Freilich nicht - man würde mich im abgeschwächtesten Fall einen irrationalen Irren nennen, wenn solche Aussagen über meine Lippen kämen.

Diejenigen, die Behaupten, dass eine Verringerung der Gewalt ein moralisches Ideal ist, die dann aber auch behaupten, dass die Beseitigung der Gewalt ein moralisches Übel wäre, müssen zumindest erkennen, dass sie, wenn sie glaubwürdig bleiben wollen, einen völlig törichten Widerspruch vorschlagen.

In der Juristerei, ich meine hier die aufrichtige Juristerei, gibt es ein moralisches Gebot des Kodex, der da lautet:
„Es ist verboten, sich selbst in Widerspruch zu setzen“.
Daran hapert es in unserer Gesellschaft aber gewaltig.

Wenn ich über „Gewalt“ spreche ist das nicht so zu verstehen, als ob der Anarchismus die menschliche Gewalt vollständig beseitigen würde:

“Es genügt zu sagen, dass der Staat per definitionem eine Gruppe von Einzelpersonen ist, die das Recht beanspruchen (Anm.: „sich anmaßen zu beanspruchen“), die Anwendung von Gewalt gegen (Anm.: scheinbar-) legal entwaffnete Bürger in einer bestimmten geographischen Region einzuleiten.“

Und ich gehe absolut konform mit den Autoren wenn sie sich folgendermaßen äußern:

Daher halte ich es für vernünftig, dass wir den Ansatz verfolgen, wenn möglich, die Gesellschaft ohne Regierung zu führen, da dies ein massives Netto-Positiv wäre.

Wenn wir Regierungen haben, bekommen wir unweigerlich Kriege, politisch motivierte und ungerechte Gesetze, die Einkerkerung gewaltfreier „Krimineller“, die Überdruckung von Geld (Anm.: durch Kreditschöpfung) und die daraus resultierende Inflation (Anm.: durch ausbleibende Tilgungen), die (Anm.; noch massivere-) Versklavung künftiger Generationen durch unmoralische Defizite, die Fehlausbildung der Jugend, zügellosen Stimmenkäufen, endlose Steuererhöhungen, Waffenkäufe in der ganzen Welt, ungerechte Subventionen für bestimmte Industrien, sowie wirtschaftliche und praktische Ineffizienzen jeglicher erdenklicher Art.

Wenn wir uns entscheiden, Regierungen zu rechtfertigen, entscheiden wir uns unweigerlich dafür, ebenfalls die Verbrechen der Machthaber zu rechtfertigen. Wir entscheiden uns mit einer Regierung unweigerlich und mit vollem Bewusstsein für Krieg, Völkermord, Versklavung, finanzieller moralischer und pädagogischer Korruption, Propaganda, Ausbeutung, Ausbreitung von Gewalt und vieles mehr.

Mit anarchistischen Grüßen

Euer Zeitgedanken

Sort:  

Freilich sind noch jede Menge an Staatsgläubige in unseren Reihen, vor allem diejenigen, die aus diesem Konstrukt profitieren und diese Menge ist nicht unerheblich.

Ich bin ein bißchen an dem noch (Hervorhebung durch mich) hängengeblieben. Dessen Verwendung impliziert in meinen Augen, daß es eine Tendez gäbe, daß diese Anzahl abnimmt.

Ich nehme den gegenteiligen Prozess wahr.
Der propagandistische Coup der Jetztzeit, durch starke Polarisierung eine strikte Trennung in Gut und Böse zu provozieren, führt für sehr viele Menschen in einen Entscheidungsdruck.

Bist Du für mich oder gegen mich?

Eine dritte Antwort wird gar nicht mehr zugelassen, und unter diesem Druck werden weitere große Mengen an Menschen sich "im Zweifelsfall", da sie das persönliche Risiko nicht abschätzen können oder wollen, entgegen ihrem Bauchgefühl für die vermeintlich sichere Seite, den mächtigen Staat, entscheiden.

Somit mag der Aktivitätsindex in der Kontroverse zunehmen, ebenfalls die absolute Anzahl der Menschen, die aus einer Mitte heraus sich aktiv für das gegen den Staat (in seiner jetzigen Form) entscheiden. Der reverse Effekt auf der anderen Seite ist jedoch quantitativ größer, wenn auch stiller.
Er versteckt sich z.B. hinter Propagandageschrei wie "wir sind mehr!".

Der Gewinner wird erstmal der Staat sein.

Danke für deine stets guten Kommentare :)

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Danke für das Lob. :)

Gewiss sind wir von einer anarchistischen Utopie noch weit entfernt, aber die libertären Ideen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verbreitet. Sachen wie Students for Liberty, wachsende Verkaufszahlen von eigentümlich frei, diverse libertäre Blogs, der Hype um Ron Paul - das gab es so eigentlich nicht.

...aber die libertären Ideen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verbreitet.

Das sehe ich auch so und bin auch persönlich erfreut darüber!
Unklar ist mir, ob unterm Strich etwas Positives für den freiheitsliebenden Menschen dabei herauskommt.

Ich freue mich, wenn es der Pilz durch die Teerdecke geschafft hat.

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Wenn als Ergebnis danach eine Betondecke verlegt wird, war es ein Phyrrussieg.

Es ist eine Grundsatzfrage, ob man in einer Anarchie ohne Steuern den Brutto- oder Nettobetrag als Lohn erhalten würde. Wer sollte Geringverdiener ohne Vermögen davor schützen, nicht einfach mit einem halben Lohn per sofort abgespeist zu werden, da dies ab dem Zeitpunkt der Arbeitgeber selbst entscheiden kann. Die Geschichten, der Lohn würde nach und nach steigen, selbst wenn sie wahr seien, helfen den Menschen in dieser Zeit nicht.

Ich will nicht sagen, dass eine Anarchie per se unmöglich ist, dennoch gibt es in meinen Augen keine friedliche und sichere Art, diese herbeizuführen.

Davon mal abgesehen, dass es einen kompletten Reset aller Vermögen aller Bürger geben müsste, um auch nur im Ansatz eine gerechte Ausgangssituation zu schaffen. Denn ein jetziges System zu kritisieren, einen solchen Umschwung zu fordern und den Menschen die bisher erwirtschafteten Vermögen zu überlassen wäre absurd. Die Kritik beinhaltet ja, dass etliche Teile dieser Vermögen gar nicht hätten angesammelt werden dürfen.

Ich will nicht sagen, dass eine Anarchie per se unmöglich ist, dennoch gibt es in meinen Augen keine friedliche und sichere Art, diese herbeizuführen.

Schau dir mal bitnation an :)
Ohne das Projekt bewerben zu wollen (bin mir selbst noch nicht so sicher) finde ich die Idee sehr interessant, vor allem im Bezug auf deine Fragen zum friedlichen Anarchie-Umstieg.

Denn eigentlich muss nur etwas Selbstverantwortung eingepackt werden und dann erwachsen gehandelt werden. Anstatt anderen nachzurennen und bei Problemen die Schuld auf Repräsentanten abzuschieben (Politiker, Anwalt, Polizist..)

Greets

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Denn eigentlich muss nur etwas Selbstverantwortung eingepackt werden und dann erwachsen gehandelt werden. Anstatt anderen nachzurennen und bei Problemen die Schuld auf Repräsentanten abzuschieben (Politiker, Anwalt, Polizist..)

das ist die Grundvoraussetzung, sehr gut erkannt

Hallo Lieber Steemit Blogger ,
Ein Kurator von German-Steem-Bootcamp fand deinen Beitrag wirklich lesenswert und hat ihn deshalb geupvotet, wenn du mehr über das GSB erfahren magst kannst du dich gerne bei uns im Discord melden : https://discord.gg/HVh2X9B
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Bei uns entscheidet ein Kurator und nicht ein Bot wer einen Upvote erhält. Also kannst du sicher sein das dein Beitrag auch gelesen wird!
Mit Freundlichen grüßen @markus.light

Danke für den Text.
Wir haben in der Schule aktuell die Ablösung von Mythos durch Logos und Königreichen/ Kaisertumen durch Nationalstaaten durchgenommen.
Damals wurde viel aufgrund Legitimation diskutiert. Abschaffung des Gottesgnadentum etc pp.. Kennst du eh alles.

Leider verstehe ich nicht wo genau Nationalstaaten nun legitimiert sind.. Und vor allem woher diese allgemeine Grundhaltung kommt, dass Nationalstaaten das Ende sind. Wer sagt denn dass es danach nicht mit einem besseren System weiter geht? Oder ohne ;)

Naja passende Diskussionspartner findet man in meinem Alter auch nicht.. Man findet höchstens einige links grüne Kommunisten..
Und wie argalf schon aufzeigte mag ich auch weder links noch rechts, also weder gut noch böse ;]

Greets

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Leider verstehe ich nicht wo genau Nationalstaaten nun legitimiert sind.. Und vor allem woher diese allgemeine Grundhaltung kommt, dass Nationalstaaten das Ende sind. Wer sagt denn dass es danach nicht mit einem besseren System weiter geht? Oder ohne ;)

Ich verstehe dies mit der Legimation auch nicht, denn diese würde ja mindestens einmal eine 100%ige Zustimmung voraussetzen. Diese habe ich aber bis dato noch nicht gefunden. es ist also etwas faul an dieser Legitimation. Scheinbar hat die Säkularisierung, die es gegeben haben soll, nie stattgefunden.

Links zu sein ist wie Rechts zu sein. Es sind die unzähligen Möglichkeit die sich der Mensch geschaffen hat um sich zum Volltrottel zu machen. Links und Rechts sind Beides eine Form von Halbseitenlähmung.

Links und Rechts sind Beides eine Form von Halbseitenlähmung.

Das kommt in meine Zitatensammlung! :)

Diese Gesellschaft ist gar nicht fähig ohne eine Kontrollinstanz friedlich zu existieren. Diese Gesellschaft besteht aus Menschen und ich sehe nicht mal ansatzweise eine positive Entwicklung in der Frage der Ethik. Das bedeutet nicht, dass ich ein Fan von Staatsgewalt bin, ich bin nur ein Realist. Seit Jahrhunderten, wenn nicht seit Jahrtausenden werden die Menschen auf Gier getrimmt und echte Humanisten sind praktisch ausgestorben. Alle wollen Vorteile für sich selbst und damit gegen die anderen. Immer wenn ich Frieden, Freiheit und Gleichberechtigung höre, dann meistens aus den Mündern von Heuchlern. Ich wünschte mir auch eine Gesellschaft mit weniger Staat und vor allem weniger Staatsgewalt, denn im Kern ist der Staat tatsächlich (in der heutigen Form) sehr gewaltätig gegen seine Bürger. Er setzt so vieles um gegen den Willen der Mehrheit und vor allem gegen die Vernunft. Ist es vernünftig seine Bürger so hoch zu besteuern und auf der anderen Seite Staatsdiener und Profiteure zu begünstigen? Der Staat muss seine Bürger praktisch mit der Gewalt des Staates zwingen und gleichzeitig ist der Bürger wehrlos, hilflos und letztlich ausgeliefert. Was fehlt und das immer mehr und sichtbarer, ist eine gemeinwohl-orientierte Politik. Diese hat sich komplett ausgegliedert aus der Gesellschaft und ich habe den Eindruck, Politik existiert nur noch um ihrer Selbst Willen, den Machterhalt und -zuwachs dienend.

Diese Gesellschaft ist gar nicht fähig ohne eine Kontrollinstanz friedlich zu existieren. ...

Du stellst hier die "Wer war zuerst da, die Henne oder das Ei?" Frage.

Meine These ist, daß die Mehrheit der amtierenden Staatskonstrukte sich die Bürger schrittweise passend erzogen hat, um aus deren vermeintlichem Individualversagen dann die Rechtfertigung für des Staates allumfassende Fürsorge herbeikonstruieren zu können.

Beleg für meine These:

Alle, aber auch wirklich alle anderen Spezies, die der Planet Erde, soweit wir ihn kennen, jemals hervorgebracht hat, hat unglaubliche Zeitspannen ohne eine solche Form von Staat sehr erfolgreich überlebt.
Zusammenleben, Synergien jeder Art schaffen, das ja. Aber selbst eine Ameisenkönigin hat keine 10 Regalmeter Gesetzestexte, sondern ist zu 100% vom Wohlverhalten ihrer "Untertanen" abhängig. Bienen sind da noch einen Schritt weiter und schmeißen überzählige oder "schlechte" Königinnen kurzhand aus dem Volk raus.
Die meisten anderen Lebewesen organisieren sich unter- und miteinander noch viel pragmatischer.

...und ich habe den Eindruck, Politik existiert nur noch um ihrer Selbst Willen, den Machterhalt und -zuwachs dienend.

100% Zustimmung; mit der Ergänzung, daß nicht "die Politik" etwas davon hat, sondern "der Politiker".

Wenn eine Regierung Dir Steuern auferlegt/erhöht und Dir dein Geld wegnimmt, Dir aber vorher versprochen hat z.B. die Armut zu bekämpfen, Du aber nach geraumer Zeit feststellst, dass die Armut immer noch vorhanden ist und sich sogar weiter ausweitet, zu welcher Erkenntnis gelangst Du in diesem Fall?

Vor kurzem hab ich irgendwo gelesen dass es sogar in einem Gesetzestext stehen soll, dass der Staat trotz der Einnahme von Steuergeldern keinerlei verpflichtungen gegenüber seinen Bürgern haben soll! Harter Tobak... Ob da was dran ist, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht weiß @hatoto da mehr?

Dieser Beitrag hat mich wirklich zum Nachdenken angeregt und ich denke ich habe jetzt ein bisschen besseres Verständniss vom Begriff der Anarchie, auch wenn ich weiß dass ich es noch nicht ganz verstanden habe. Aber auch den Kommentar von @sabih fand ich gut und ergänzend.

Danke. Beitrag geteilt! ;)

hi @remotehorst23!
Vorweg: Ich habe mich nicht mit dem Thema beschäftigt.

sogar in einem Gesetzestext stehen soll, dass der Staat trotz der Einnahme von Steuergeldern keinerlei verpflichtungen gegenüber seinen Bürgern haben soll!

Quelle wäre schön. :)
Ich bin kein Steuerrechtler, aber soweit ich weiß sind Steuereinnahmen nicht zweckgebunden (im Gegensatz zu Gebühren und Beiträgen). Das heißt, es ist nicht so, dass genau die Steuereinnahmen die durch die Benzinsteuer eingenommen werden genau für einen bestimmten Zweck (wie zb erneuerbare Energien) eingesetzt werden müssen.
Der Staat ist dem Bürger in vielerelei Hinsicht verpflichtet. Durch das Grundgesetz ist der Staat dazu verpflichtet die Grundrechte des Bürger zu schützen und zu gewährleisten. So sorgt der Staat durch die Polizei und Feuerwehr für den Schutz der Bürger. Die Polizei und die Feuerwehr muss natürlich bezahlt werden. Das geschieht durch Steuergelder.

Ich habe den Ursprungsbeitrag nur überflogen. Der Staat funktioniert nicht wie Amazon. Ich bestelle nicht einfach etwas und bezahle dafür. Das ist verdammt kurzsichtig, aber für Leute die nach einfachen Antworten suchen eben eine schöne Scheinargumentation.

Die Menschen die entscheiden, was mit den Steuergeldern passiert sind von den Bürgern gewählt. Dadurch sind die Entscheidungen demokratisch legitimiert. Wer sagt "Die Verbrecher da oben entscheiden ohne, dass wir hier unten etwas daran ändern können" sind entweder dumm oder verlogen. Wir sehen aktuell am Beispiel der AFD und dem Beispiel der Grünen, dass der Wähler durchaus Einfluss auf die Regierung hat.

Man muss unterscheiden zwischen:

  1. Gebühr = Geldbetrag, den man für eine bestimmte staatliche Dienstleistung zahlen muss (z.B. Personalausweis)
  2. Beitrag = Zahlung für die Möglichkeit eine Dienstleistung bei Bedarf in Anspruch zu nehmen (z.B. Arbeitslosenversicherungsbeitrag)
  3. Steuer = staatliche Zwangsabgabe ohne den Anspruch auf eine Gegenleistung.

Lernt bei mir jeder Schüler im Sozialkundeunterricht und wird auch regelmäßig bei der IHK-Prüfung verlangt.

Gebühr = Geldbetrag, den man für eine bestimmte staatliche Dienstleistung zahlen muss (z.B. Personalausweis)

Die Definition verstehe ich, das Beispiel aber nicht.

Einen Personalausweis habe ich ja zwangsverpaßt bekommen (PAuswG §1), nicht, weil ich einen haben möchte.

Also sind alle drei Rubriken mit dem gedanklichen Präfix "Zwang-" zu versehen?

Es gibt keinen Zwang zum Personalausweis.
Jedenfalls hatte ich jahrelang keinen.

Da bin ich allerdings überrascht, weil (nicht nur) der bereits gepostete Link zum Personalausweisgesetzes (PAuswG) eindeutig eine Pflicht zum Besitz beschreibt.
Der Reisepass erfüllt denselben Zweck, wobei mich das wundert, weil da ja kein Wohnsitz eingetragen ist.

Ihn zu führen, also immer dabei zu haben, ist nicht verbindlich.

Letztlich gilt das Thema "Zwang" aber für beide Dokumente.

Im Text ging es nicht um eine Bestellung wie bei Amazon. Da du den Text nur überflogen hattest hier die Passage.

Ich lasse den Gedankengang, ob Du überhaupt einen Wasserkocher haben wolltest einfach mal weg, um die Illustration am Beispiel von Regierungen nicht zu verfälschen, denn diese „guten Menschen“ fragen ja auch nicht was Du benötigst, sondern diese Menschen wissen was Du brauchst. Sie wissen sogar Dinge deines Bedarfs von denen Du noch nichts weißt.

Wir sehen aktuell am Beispiel der AFD und dem Beispiel der Grünen, dass der Wähler durchaus Einfluss auf die Regierung hat.

Was ist eigentlich mit dem Parteilosen, für wen kann dieser sich entscheiden. Scheinbar ist dieses Auswählen wohl nicht gleich, manche sind „Gleicher“. Man sollte sich die Listenwahl mal genauer betrachten, ob diese wirklich demokratisch ist. Man sollte sich auch mal die Wirkung der Zweitstimme genauer anschauen und man wird bezüglich der „Gleichheit“ sehr überrascht sein.

So sorgt der Staat durch die Polizei und Feuerwehr für den Schutz der Bürger. Die Polizei und die Feuerwehr muss natürlich bezahlt werden. Das geschieht durch Steuergelder.

Ist diese Argumentation nicht auch ein bisschen zu einfach um Steuern zu rechtfertigen? Schauen wir uns dies etwas genauer an.
Der Staat bietet Schutz. Kann er diesen bieten? Kann er vor Kriminalität, Mord, Diebstahl, Enteignung, usw. Schützen? Nein das kann er nicht. Oder steht eine bewaffnete Einheit der Polizei vor deiner Haustüre um dich zu beschützen, so wie er in Gerichten, manchen Ämtern usw. präsent ist? Wen Schützt diese Polizei bei genauer Betrachtung? Die Herrschenden.
Ich könnte diese Darstellung durchaus noch mit vielen Faktoren erweitern und ergänzen, aber schon dieses kleine Beispiel zeigt, dass das Argument des Schutzes auf sehr wackligen Beinen steht.

Du wünscht dir also, dass jedes Haus in Deutschland durch die Polizei geschützt wird? Lol

Was war dass den jetzt? Du hast von Schutz gesprochen, den die Polizei liefert. Ich habe dir gezeigt, dass es diesen Schutz im eigentlichen Sinn des Wortes nicht gibt.
Ich glaube es ist besser hier nicht weiter auf dich einzugehen

Stimmt. Du hast eindeutig bewiesen, dass die Polizei in Deutschland mir keinen Schutz bietet. Zu den Mistgabeln!

Danke vielmals für deinen aufklärenden Kommentar!
Ja, so wird da schon eher ein Schuh draus! :)

Leider kann ich dir keine Quelle nennen weil ich mich nicht mehr an den Autor erinnern kann.

In der Abgabenordnung erklärt der Staat ganz freimütig, was er will. Er will an das Geld der Leute, und zwar in einer Form, die mit Bezahlung eines bestimmten Gutes nichts, mit bloßer Wegnahme aber viel gemeinsam hat. Diese Wegnahme nennt er Besteuerung, ihren Gegenstand Steuer.
In der Abgabenordnung heißt es: „Steuern sind Geldleistungen, die nicht eine Gegenleistung für eine besondere Leistung darstellen“ (§3,1 AO). Dieser Satz besagt, dass der Dienstleister Staat seine Geldforderung gar nicht als Gegenleistung für etwas bestimmtes von ihm Geleistetes ansieht. Er beansprucht Leistungen („Geldleistungen“), ohne sich zu einer speziellen Eigenleistung zu verpflichten. Steuern sind Leistungen ohne konkrete Gegenleistungsverpflichtung. Eine feste Mittelbindung kennt das Staatsinkasso nicht, noch nicht einmal bei bestimmten gegenstandsbezogenen Steuern, wie beispielsweise bei der Kraftfahrzeugsteuer.

Danke für den Kommentar!

Genau diese Form der Argumentation war das @hatoto. Oder immerhin sehr ähnlich. ;)
Als Durchschnittsmensch weiß man sich jetzt praktisch zwischen den Fronten wenn man eure beiden Argumente gegeneinander aufstellt. xD

Ohje.... @zeitgedanken.
Mal wieder beweist du deine viel zu kurze Sicht. Das was du da beschriebst sieht natürlich für den juristischen Laien so aus, als würde der Staat nur nehmen ohne zu geben. Aber man muss eben wissen, dass es einen Unterschied zwischen Gebühren, Beiträgen und Steuern gibt. Gebühren und Beiträge sind an bestimmte genau benannte Gegenleistungen gekoppelt. Beispielsweise bezahle ich eine Gebühr für die Erstellung eines Personalausweises. Da bezahle ich das Geld genau für diese Leistung.

Es wäre fatal, wenn jede Steuer genau an eine bestimmte Gegenleistung gekoppelt wäre, denn dann wären dem Staat die Hände gebunden, die Steuern dort einzusetzen, wo sie nötig sind.

Ich glaube leider nicht, dass du solche Beiträge hier unabsichtlich machst. Ich hege den Verdacht, dass du die Leute gezielt hinters Licht führen willst. Schade. Nutze deine Energie doch für etwas Gutes!

Soll ich auf diesen Kommentar antworten? Muss ich mich jetzt zu diesem Vorwurf erklären? Ich bin kein Beführworter von Staaten, das geht aus meinen Artikeln deutlich hervor. Und wer wen hinters Licht führt, müsste man einmal grundsätzlich diskutieren. Widersprüchlichkeiten sind dafür ein sehr guter Ansatz.
Das ein Personalausweis etwas kostet, ist richtig. Aber warum soll ich für einen Dienst etwas bezahlen, den ich überhaupt nicht haben will? Nur weil es mir aufoktroyiert wird rechtfertigt noch lange nicht dass ich dem zustimmen muss, geschweigeden einen Dienst auch gläubig zu bezahlen.
Zudem sprichst du von Gebühren, oben sprachen wir von Steuern. Nicht ich werfe hier etwas durcheinander sondern du.

Ich werfe nichts durcheinander. Es geht ja gerade darum, dass Steuern nicht direkt an eine bestimmte Gegenleistung gekoppelt sind. Um zu verstehen was das heißt, dient die Abgrenzung zu Gebühren.

Du bist gegen einen Ausweis, weil er Geld kostet?
Ziemlich kurz gedacht.

jetzt wird es kindisch, es geht doch nicht um den Sinn eines Ausweises und dessen Bezahlung. Sondern um Anarchie vs. Staat. Auch geht es darum zu erörtern ob es eines Staates und Regierungen bedarf. Und darum welche Dienste ein Staat liefert, was eine freie Gesellschaft scheinbar nicht kann. Oder was ein Staat besser können soll als eine freie Gesellschaft mit einem Vertragswesen das auf Freiwilligkeit beruht. Und weiter zeige ich in meinem Blog Widersprüchlichkeiten auf, die auch du bislang, außer mit anschuldigenden Floskeln, nicht erfüllend wiederlegen konntest. Im übrigen habe ich keinen Personalausweis, und noch nie besessen. Selbst meinen Reisepass brauche ich nur bei Behörden und der Bank. Da stellt sich doch die Frage, wem nützt dieser Ausweis überhaupt. Und es kommt noch besser, als wir unser Grundstück in den USA gekauft haben, nützte nicht einmal der Reisepass als Dokument. Ich brauchte einen Staatsbürgerschaftsnachweis und eine Apostille. Wozu dann dieses Dokument? Aber dass nur am Rande, denn darum geht es in meinem Artikel nicht. Und es ging auch nicht um Juristerei. Ich habe nur den Gesetzestext aus der AO im Kommentar dargestellt.
Es ist daher vergebene Liebesmühe mich jetzt in juristische Belange verstricken zu wollen, denn es geht in meinem Artikel um etwas anders.
Und ich bitte auch die Kommentatoren höflichst sich zu diesem Thema zu äußern, wenn sie etwas dazu beitragen wollen. Wenn mich jemand anschuldigen möchte, möge dieser bitte eine andere Möglichkeit nutzen.

Bis auf den Letzten Absatz gefällt mir dein Kommentar. Sehr klar und logisch. Danke! :)

Ob der User es unabsichtlich macht oder nicht, ist für mich jetzt schwer zu beurteilen. Ich denke jeder von uns kann sich irren. Sogar dauerhaftes irren soll es ja geben. ;)
Wir sind ja auch nur Menschen.

Als Korrektur für copy+paste
warum im Beispiel „Wasserkocher“
gleiche Weise sind Libertäre, Objektivisten

Mein Herz schlägt höher bei diesen Worten. Sehr attraktiver Argumentationsstrang. Habe ich - glaube ich - so noch nicht verwendet.

danke für die Info zur Korrektur.
Und, gerne doch!

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