Zitate 068 - Jordan Peterson - neues Interview mit CliffCentral 2/4

in #deutsch6 years ago (edited)

Teil 2/4 - Der gescheiterte Marxismus, Familien, die westliche Gesellschaft als Tyrannei

(12:48-26:15)

(12:48) - Gareth Cliff:

What are the origins of this kind of thinking?

Das sind die Ursprünge dieser Art des Denkens?

(12:52) - Jordan Peterson:

Let us go back to 1918, to the time of the Russian Revolution. There was a lot of inequality in society and Europe was in shambles after World War I. The monarchical systems had fallen apart and there was a cry for democracy and freedom, for free egalitarianism, for redistribution of power and wealth. You can understand that partly because Europe was in shambles and partly because of the problems of inequality, which were made even more blatant in some ways by the industrial revolution. You can read Orwell's Road to Wigan Pier [7] if you want to learn about how coal miners lived in the 1930s. It was pretty damn brutal. People had every reason I would say, to hope that a more egalitarian state, that was more peaceful and more universal could be brought into being.

Lassen Sie uns ins Jahr 1918 zurückgehen, in die Zeit der Russischen Revolution. Da gab es in der Gesellschaft eine Menge Ungleichheit und Europa lag nach dem Ersten Weltkrieg in Trümmern. Die monarchischen Systeme fielen auseinander und es gab einen Ruf nach Demokratie und Freiheit, für das Prinzip der Gleichheit, für die erneute Verteilung der Macht und des Reichtums. Man kann das einerseits verstehen, weil Europa in Trümmern lag und andererseits angesichts der Probleme mit der Ungleichheit, die durch die industrielle Revolution noch ausgeprägter und bekannter wurden. Sie können Orwells Buch Der Weg nach Wigan Pier [7] lesen, wenn Sie etwas darüber erfahren wollen, wie im Kohlebergbau tätige Menschen in den 1930er Jahren leben mussten. Das war verdammt hart und brutal. Die Menschen hatten allen Grund, würde ich sagen, Hoffnung auf die Installation eines Staat zu setzen, der für mehr Gleichheit sorgt und dazu friedlicher und umfassender sein würde.

You might say, to some degree, those positive motivations drove the Russian Revolution. But that was a hundred years ago, now it is a hundred years later. We have watched what happens when Marxist presuppositions were put into practise. What happens inevitably is that the corpses start to stack up in the millions. That is to say nothing of just general persecution, this is outright death. We do not know how many people were killed in the Soviet Union. The estimates range from 20 to 60 million (this alone is an unbearable tragedy to me - remark), we can call them uncountable. In Mao's China it might have been a hundred million, six million in Cambodia (2-3 million, in fact, horrible enough [8]). You might say, that this is not real communism which is what people do say who are the apologists.

Zu einem gewissen Grad können Sie sagen, dass diese positive Motivation auch die Russische Revolution angetrieben hatte. Aber das war vor hundert Jahren, heute ist hundert Jahre danach. Wir haben beobachtet, was passiert, wenn die marxistischen Vorannahmen in der Praxis eingesetzt werden. Unausweichlich kam es dazu, dass sich Leichenberge aus millionenfacher Zahl von Menschen bildeten. Man muss nicht einmal von allgemeiner Verfolgung sprechen, es war der komplette Tod. Wir wissen nicht einmal, wie viele Menschen in der Sowjetunion getötet wurden. Die Schätzungen betragen zwischen 20 und 60 Millionen (alleine das ist eine untragbare Tragödie für mich - Anm.), wir können die Opfer als unzählbar angeben. In Mao's China mögen es 100 Millionen gewesen sein, dazu 6 Millionen in Kambodscha (2-3 Millionen im Land selber, in der weiteren Umgebung war es auch schlimm, schlimm genug [8]). Die Apologeten pflegen dann zu sagen, dass das nicht der echte Kommunismus war.

But look, the principles were put into place in extraordinarily diverse societies, by very different people and the results were always the same (but there was always a ComIntern or secret service network behind of the same origin - remark). You can see the same thing happening now. In Venezuela, which is an absolute catastrophe. There is no excuse to be a Marxist anymore. The evidence is in. If that is not enough evidence for you, then I would say you should work on your (knowledge and attitude? - remark). If the hundred million corpses are not enough evidence for you, you should really sit down and think about what it would take to demonstrate to you that that particular approach to the world is wrong. Having said that I understand that inequality is a problem. But it is a far deeper problem than the bloody Marxists have any comprehension of.

Aber schauen Sie, diese Prinzipien wurden in äusserst verschiedenen Gesellschaften und von sehr verschiedenen Menschen in Kraft gesetzt und die Resultate waren stets dieselben (es gab schon eine ComIntern und Geheimdienst-Netzwerke im Hintergrund, die stets denselben Hintergrund hatten - Anm.). Man kann das gleich aktuell in Venezuela geschehen sehen, auch das ist eine absolute Katastrophe. Es gibt keine Entschuldigung mehr dafür, ein Marxist zu sein. Die Beweise sind da. Wenn das für Sie nicht genug Beweis ist, dann würde ich sagen, sollten Sie an ihrer (Haltung und Ihrem Wissen - Anm.) arbeiten. Wenn die hundert Millionen Leichen Ihnen nicht genug Beweis sind, sollten Sie sich wirklich hinsetzen und darüber nachdenken, was es bräuchte, um Ihnen zu zeigen, dass genau diese Herangehensweise an die Welt verkehrt ist. Neben dem, was ich gesagt habe, verstehe ich, dass die Ungleichheit ein Problem ist. Aber sie ist ein Problem, das viel tiefer geht, als diese verdammten Marxisten ein Verständnis dafür haben.

(15:22) - Gareth Cliff:

Why does this kind of thinking have such fertile ground in the minds of young people?

Warum stösst diese Art des Denkens bei jungen Menschen auf solch fruchtbaren Boden?

(15:28) - Jordan Peterson:

I think young people do have what Jean Piaget (1896-1980) [9], the developmental psychologist, called a kind of messianic urge in their late adolescence. They want to go out. At early adulthood many of them want to go out and do good things in the world. That is a salutary impulse. But then they are taught and enticed I would say by ideologues into taking the easy way forward. An easy way forward is not to grapple with the difficulties of becoming genuinely educated, of establishing a genuine, individual career, a family, commitments, responsibilities and all of that. Growing yourself into a mature person who has enough wherewithal to actually contend with the problems of the world. The activist types offer them a shortcut. They say, well, all the problems of the world can be laid at the feet of other people. Take your pick: capitalists, rich people, powerful people, white men, the patriarchy, the colonialists. It does not matter, but it has to be some group of oppressors.

Ich denke junge Menschen haben im späteren Jugendalter etwas, was der Entwicklungspsychologe Jean Piaget (1896-1980) ein messianisches Sendungsbewusstsein nannte. Sie wollen hinausgehen. Im jungen Erwachsenenalter wollen viele von ihnen hinausgehen und gute Dinge tun auf der Erde. Das ist ein gesunder, heilsbringender Impuls. Aber dann werden Sie von Ideologen gelehrt und angelockt, den einfachen Weg nach vorne zu gehen. Ein einfacher Weg ist, sich nicht mit den echten Schwierigkeiten herumzuschlagen und wirklich gebildet zu werden, eine echte, persönliche und individuelle Karriere aufzubauen, eine Familie zu gründen, Verpflichtungen einzugehen, Verantwortung zu übernehmen und all das. Zu einer reifen Persönlichkeit heranzuwachsen, die das Überlebensnotwendige besitzt, um mit den Problemen dieser Welt fertig zu werden. Die Aktivisten bieten eine Abkürzung an. Sie sagen, dass alle Probleme dieser Welt anderen angelastet werden können. Man muss sich nur jemanden aussuchen: Kapitalisten, reiche Menschen, mächtige Menschen, weisse Männer, das Patriarchat, die Kolonisten. Es kommt nicht darauf an, aber es muss eine Gruppe von Unterdrückern sein.

(16:35) - Gareth Cliff:

They do not want to take personal responsibility for the situation they find themselves in or provide any improvement to that situation?

Sie wollen keine persönliche Verantwortung übernehmen für die Lage, in die sie sich befinden oder entsprechende Verbesserungen anbieten?

(16:42) - Jordan Peterson:

Yes, right. It is someone else and you should go stop them. It is like a quick route to unearned power. That is a big part of it. It allows you to circumvent your personal responsibility and it allows you to do all that putting forward the pretense that you are acting in a positive way in the world. It also enables you not to identify your own dark motivations. What makes you so sure that you care for the poor and just do not hate the rich? What exactly makes you the saint? You are not. You have a dark side, just like everybody else. And that dark side is a lot darker than you think. That is true even when you are compassionate.

Ganz genau. Es ist jemand anderes und man soll hingehen und diese stoppen. Das ist eine Abkürzung zu unverdienter Macht. Das ist ein grosser Teil davon. Es erlaubt einem, die eigene Verantwortung zu umgehen und alles Mögliche zu tun, unter dem Vorwand, dass man auf eine positive Weise handelt auf der Welt. Es erlaubt einem auch, seine dunklen Antriebe nicht zu erkennen. Was macht Sie so sicher, dass Sie sich um die armen Menschen sorgen und nicht bloss die Reichen hassen? Was genau macht gerade Sie zum Heiligen? Das sind Sie nicht. Sie haben eine dunkle Seite, wie alle anderen auch. Und diese dunkle Seite ist viel dunkler, als Sie es für möglich halten. Das ist sogar dann wahr, wenn man mitfühlend ist.

(17:24) - Gareth Cliff:

A lot of your articles that you have written, a lot of the papers that you have delivered and the YouTube videos that you have done feature the propensity in ordinary humans for evil. The ability for most of us to be able to do the most depraved and horrible things. You call up a number of examples. A lot of people think that in the worst of circumstances they would behave in an admirable way. Is this true?

Viele Ihrer Artikel, die Sie geschrieben haben, Paper, die sie herausgegeben haben und die Videoaufnahmen, die Sie bei YouTube veröffentlicht haben, beinhalten die Neigung zum Bösen in gewöhnlichen Menschen. Die Fähigkeit, die verwerflichsten und schrecklichsten Dinge zu tun, die in den meisten von uns wohnt. Man kann eine Reihe von Beispielen erwähnen. Viele Menschen denken, dass sie sich unter schlechtesten Umständen vorbildlich verhalten würden. Ist das richtig?

(17:50) - Jordan Peterson:

It is almost certain that they would (do the bad things - remark), from a statistical perspective. I mean, everybody looks at Nazi Germany and think that they were going to be Oskar Schindler [10] or the people who took in Anne Frank [11]. It is like, no you are not. People are very timid, they will not stand forward with and they will crumble under a lot less pressure than what was able to be applied in Nazi Germany. This is for sure.

Es ist fast sicher, dass sie die (schlechten Dinge - Anm.) tun würden, aus statistischer Sicht. Ich meine, jeder schaut auf Nazi-Deutschland und denkt, er wäre Oskar Schindler (1908-1974) [10] oder gehörte zu denen, die Anne Frank (1929-1945) [11] beherbergt hätten. Es ist wahrscheinlich, dass Sie nicht zu denen gehören. Die Menschen sind sehr zaghaft, sie werden nicht aufrecht stehen bleiben und sie werden unter einem viel geringeren Druck zerbröseln, als dem, den man in Nazi Deutschland zur Anwendung bringen konnte. Das ist sicher.

The idea that you would be a hero under those conditions is highly improbable. You have to look and understand how it is that you might come to participate in such brutal actions and also to take responsibility for that. You understand that in part by looking at your own life, your own shortcomings and all the things and ways you fall short of the ideals. All the ways that you take little bits of petty revenge on the people around you and all the resentments you nurse for the conditions of your existence. All the lies you tell. People have a very bad dark side, there is no doubt about it. Most of the time we can act reasonably and civilly in public. Although it is not so clear that we do that in the confines of our private families. But, better to straighten yourself out. It is a very difficult thing to do, but it is a better thing to do.

Die Vorstellung, dass man unter solchen Bedingungen ein Held sein würde, ist sehr unwahrscheinlich. Man muss sich das ansehen und verstehen, wie man möglicherweise dazu kommen kann, dass man an brutalen Handlungen teilnimmt und dafür Verantwortung übernimmt. Teilweise kann man das verstehen, wenn man auf das eigene Leben schaut und die eigenen Unzulänglichkeiten betrachtet, all die Dinge in denen man hinter den Idealen zurückbleibt. All die Arten, auf die man selber kleinlich in geringem Masse Rache übt an den Menschen, die einen umgeben. All die die Missgunst, die man nährt, wenn es um die eigenen Lebensbedingungen geht. Alle Lügen, die man erzählt. Die Menschen haben eine sehr schlechte, dunkle Seite, da gibt es keinen Zweifel. Die meiste Zeit können wir in der Öffentlichkeit vernünftig handeln und uns zivilisiert geben. Obwohl das nicht so klar ist, dass wir das auch im Rahmen unserer Privatsphäre und in der Familie tun. Es ist besser, sich selbst in Ordnung zu bringen. Es ist sehr schwierig, das zu tun, aber es ist etwas besseres.

(19:09) - Gareth Cliff:

There are a lot of people, who will take a look at families for example and see that there are single parent headed households and that it is often the woman who takes care of the family. While she is brave and that is a very difficult and not ideal situation you go one step further and say, that this is actually going to set the child back. It is a tremendous disadvantage to be raised by just one parent, particularly in youth.

Es gibt viele Menschen, die betrachten Familien und sehen, dass in Haushalten, die von einem Elternteil geführt werden, oft die Frau die Arbeit übernimmt, sich um die Familie zu kümmern. Während sie tapfer ist, das ist sehr schwer und sicher keine ideale Situation, gehen Sie einen Schritt weiter und sagen, dass das das Kind eigentlich zurücksetzt. Sie sagen, dass es ein enormer Nachteil ist, wenn man nur von einem Elternteil aufgezogen wird, speziell in der Jugend.

(19:38) - Jordan Peterson:

The empirical data is absolutely clear. This is another one of those situations where there is no debate among serious social scientists. It is way better to have two parents, period. And it is obvious why. It is obvious. Having little kids is a full-time job. If you are a single mother, first of all the probability that you are going to descend into something approximating poverty is quite high, even if you start out in the middle class. Second, the time demands on you are just beyond anybody's ability to tolerate. You have your 30 or 40 hours a week of child care if you have young children, even if you have just one child. And then you have your job. You do not get to have a life outside of that. It is too much of a burden. That does not mean that there are no single parents who are struggling admirably and who do a credible job.

Die erfahrungsbasierte Datenlage ist absolut klar. Es ist eine dieser Situationen, über die es unter den seriösen Sozialwissenschaftern keine Debatte gibt. Es ist um Welten besser, zwei Elternteile zu haben, Punkt. Es ist auch offensichtlich, warum. Es ist offensichtlich. Es ist eine Vollzeitbeschäftigung, Kinder zu haben. Wenn man eine alleinerziehende Mutter ist, ist zunächst einmal das Risiko gross, in die Armut abzusteigen, selbst wenn man im Mittelstand beginnt. Zweitens ist der Zeitbedarf jenseits der erträglichen Möglichkeiten. Da hat man die 30 oder 40 Stunden Kinderbetreuung pro Woche, wenn man kleine Kinder hat, auch wenn man nur eines hat. Und dann hat man noch seine Arbeit. So kommt man nicht zu einem Leben ausserhalb davon und es ist eine zu schwere Last. Das bedeutet nicht, dass es keine alleinerziehenden Eltern gibt, die vorbildlich kämpfen und sehr zuverlässige Arbeit leisten.

But as social policy, the idea that all families are equal is an insane idea. It is not supported in the least by the relevant literature. So, children of intact families, of families where there are two parents do better on almost all measures. And they do a lot better. We do not need to debate this. The data is already in.

Aber als gesellschaftliche Politik ist die Vorstellung, dass alle Familien gleich sind, eine wahnsinnige. Sie wird nicht im Geringsten von der relevanten Literatur gestützt. Die Kinder aus intakten Familien, mit zwei Elternteilen, schneiden besser ab in nahezu allen messbaren Kategorien. Und sie schneiden viel besser ab. Das müssen wir nicht diskutieren, die Daten sind bereits da.

(20:55) - Gareth Cliff:

Some people would say, that you are discriminating. That you are discriminating unfairly.

Einige Menschen werden sagen, dass Sie diskriminierend sind. Und dass Sie ungerecht diskriminieren.

(20:58) - Jordan Peterson:

I am discriminating, of course. It depends on whose side you are on. Are you on the side of the poor embattled single mother or, fair enough, are you on the side of the children? Once there are children in the picture they are the ones who count. Which is also something to be for people to give some consideration to, when they get married. Once you have kids it is not about you anymore. You are secondary. It is about the kids and the kids need two parents, that is that. We can struggle mightily against the responsibility that imposes, all we want. I am not saying that people do not make mistakes and that single parents in some situations cannot do a better job than dual parents. But on average it is clearly not the case. The reason that we rebel against these ideas, is the following. There are a couple of them.

Ich bin diskriminierend, natürlich. Es ist auch davon abhängig, auf welche Seite man sich stellt. Stellt man sich auf die Seite der umkämpften, alleinstehenden Mutter, verständlich, oder stellt man sich auf die Seite der Kinder? Wenn Kinder erst einmal da sind, sind sie die, die zählen. Das ist etwas, dem die Menschen, wenn sie heiraten wollen, auch einige Überlegungen schenken sollten. Wenn man Kinder hat, geht es nicht mehr nur um einen selbst. Dann ist man im zweiten Rang. Es geht dann um die Kinder und die Kinder brauchen zwei Elternteile, das ist es. Wir können mächtig gegen diese Verantwortung ankämpfen, die dadurch aufgebaut wird, wie wir wollen. Ich sage nicht, dass Menschen keine Fehler machen und dass alleinerziehende Haushalte nicht in einigen Situationen besser abschneiden können, als ein Doppelhaushalt. Aber im Duchschnitt ist das eindeutig nicht der Fall. Die Gründe, warum wir gegen diese Vorstellungen aufbegehren, sind die folgenden. Es gibt ein Paar davon.

In the Cathy Newman interview [5] she could not accept the idea, that the reasons for the gender pay gap, such as it is, are complex and multivariate. Which they clearly are! Here is a bunch of reasons why men make more money than women. First of all they work longer hours. If you work 14 % more hours, you make something like 40 % more money. The extra work has a disproportionate effect. Men take more dangerous jobs. They are more likely to work outside, they are more likely to move, they are more likely to move into the stem, I mean move physically. They are more likely to take jobs in the stem professions which pay higher. You might say that is because the stem professions are prejudiced against women. That is wrong, it is not true.

Im Interview mit Cathy Newman [5] konnte sie nicht die Vorstellung hinnehmen, dass die Gründe für die unterschiedlichen Gehälter von Männern und Frauen, wie es ist, komplex und vielfältig sind. Was sie klarerweise sind! Hier ein Paar Gründe warum Männer mehr Geld verdienen als Frauen. Zunächst einmal arbeiten sie länger. Wenn man um etwa 14 % mehr Stunden arbeitet, kann man etwa 40 % mehr verdienen. Diese zusätzliche Arbeit hat eine nicht verhältnisgemässe Auswirkung. Männer arbeiten an gefährlicheren Arbeitsplätzen, sie arbeiten eher draussen, sie sind mobiler und es ist wahrscheinlicher, dass sie körperlich arbeiten und in die Hauptberufe gehen (stem professions fand ich nirgendwo sauber übersetzt - Anm). Sie gehen eher in die Hauptberufe, in denen man besser verdient. Man kann sagen, dass die Hauptberufe voreingenommen gegen Frauen seien. Das ist aber verkehrt und nicht richtig.

What happens is, that our society has become more egalitarian and women are less likely to go into the stem fields. That is not pseudoscience, that is rock solid social science and no one was happy about its discovery. You cannot blame it on the bias of the researchers. Cathy Newman could not accept the multivariate explanation for the pay gap. Because she likes to believe that the Western society is a corrupt, patriarchal institution, hell-bent on the domination of women and that is one of her key facts to support that supposition. And it is simply not true. That is not what the Western society is. It is the most cooperative society that has ever existed! And it has elevated the status of women far beyond the status they have had ever in any other culture, ever throughout history.

Was geschieht, ist, dass unsere Gesellschaft egalitärer geworden ist und die Frauen weniger wahrscheinlich in die Hauptberufe gehen. Das ist keine Pseudowissenschaft, das ist felsenfeste Sozialwissenschaft und niemand war erfreut über diese Entdeckung. Man auch nicht die Schuld einer Voreingenommenheit der Forscher anlasten. Cathy Newman konnte also diese vielfältige Erklärung für die Gehaltsunterschiede nicht annehmen. Weil sie es eben mag, daran zu glauben, dass die Westliche Gesellschaft eine korrupte, patriarchale Institution sei, völlig versessen auf die Dominanz über die Frauen. Und der Gehaltsunterschied ist einer ihrer Schlüsselpunkte, die ihre Vermutung unterstützen sollen. Aber es ist einfach nicht richtig. Das ist auch nicht, was die westliche Gesellschaft ausmacht. Das ist nämlich die kooperativste Gesellschaftsform, die je existiert hat! Gerade sie hat den Stand der Frauen weit über das erhoben, verglichen mit allem, was Frauen je in anderen Kulturen an Status hatten, über die ganze Geschichte gesehen.

(23:32) - Gareth Cliff:

You are famously quoted as having researched lobsters and having discovered that even lobsters are prone and predisposed to create a hierarchy. Do you think that humans and particularly privileged humans in positions in the hierarchy which are enviable are likely to give up those positions?

Sie sind bekannt dafür, dass Sie über Hummer geforscht und entdeckt haben, dass auch sie dazu neigen und dafür empfänglich sind, Hierarchien auszubilden. Denken Sie, dass Menschen, vor allem privilegierte Menschen in höheren Positionen der Hierarchie, um die sie beneidet werden, diese Positionen gerne aufgeben?

(23:50) - Jordan Peterson:

Well, the idea that people will try to preserve their position in a hierarchy is obviously true. But having said that, that people will defend their position, everyone does that, I do not care who they are. It is a question of inertia, also sometimes it is a question of deserving the position, sometimes it is a question of the pain of having to abandon it. There is a lot of reasons why people will try to preserve and maintain a structure. Some of those are not seemingly reasons. We could easily say, along with the postmodernists, that every human organisation has a tilt towards tyranny. That has to be managed. That is an archetypal truth. It is the evil king, that is the tyrant.

Die Vorstellung, dass die Menschen versuchen, ihre Position in der Hierarchie zu halten, ist offensichtlich richtig. Aber das tut jeder, da muss man sich gar nicht darum kümmern, wer es ist. Es ist eine Frage der Trägheit, manchmal eine Frage ob man diese Position verdient hat, manchmal ist es auch eine Frage des Schmerzes, der die mögliche Aufgabe einer Position auslöst. Es gibt viele Gründe dafür, dass Menschen eine bestehende Struktur schützen und aufrechterhalten wollen. Einige erscheinen nicht wie wirkliche Gründe. Wir können leicht hingehen und sagen, wie es die Postmodernisten tun, dass jede menschliche Organisation einen Neigung zur Tyrannei beinhaltet. Das muss entsprechend gehandhabt werden. Denn es ist eine archetypische Wahrheit. Der Tyrann ist der böse König.

But to paint our whole society as a tyranny means first of all that you are unbelievably historically ignorant. If you think that Western democracies are tyrannies, you should go visit a tyranny for a while. Even in your imagination. That does not mean that our societies are perfect. But there is also so much about that that is resentful, bitter and wrong.

Aber um unsere ganze Gesellschaft als eine Tyrannei darzustellen muss man vor allem historisch unglaublich ungebildet sein. Wenn Sie denken, dass die westlichen Demokratien Tyranneien seien, sollte man für eine gewisse Zeit mal eine Tyrannei besuchen. Auch innerhalb der eigenen Vorstellungskraft. Es heisst nicht, dass unsere Gesellschaften makellos sind. Aber so vieles, das in dieser Hinsicht gesagt wird, ist missgünstig, verbittert und verkehrt.

Like I have known many very competent and powerful people in academia, the media and business. In all sorts of domains, entrepreneurs, dozens of them, maybe even hundreds of them now. And I can say without exception, that except for the tiny minority of them who had some personality disorder, some characterological problem, which is very rare among successful people by the way, they were all thrilled to help other people climb the ladder. One of the positive pleasures they took was to find young people and mentor them. It is one the huge pleasures of them, occupying a position of let us say authority and competence and to find young people who want to have a shot at the world and they can open doors for them. You might think, well that is all naive and I live in a Pollyanna World [13]. But I can tell you, that I am first of all not naive. And I do not bloody well live in a Pollyanna World. I saw it at Harvard with the professors there, I have seen it with the entrepreneurs that I worked with, the lawyers, the patients as well and the people that I have consulted with.

Ich habe viele sehr kompetente Menschen unter Akademikern, Medien- und Geschäftsleuten kennengelernt. In allen möglichen Bereichen, auch Unternehmer, Dutzende, vielleicht sogar hunderte. Ich kann ohne Ausnahme sagen, dass sie alle darauf brennen, anderen Menschen beim Hinaufklettern der Leiter behilflich zu sein. Bis auf eine sehr geringe Minderheit von denen, die eine Persönlichkeitsstörung hatten, charakterliche Probleme, was übrigens sehr selten vorkommt bei erfolgreichen Menschen. Die, die ich meine, zogen allesamt Freude daraus, wenn sie junge Menschen fanden und sie betreuen konnten. Für sie ist es ein Vergnügen, die Position der Autorität und des Verständnisses einzunehmen und junge Menschen zu finden, die ihre Chance in der Welt wahrnehmen wollen, sie zu betreuen und ihnen Türen zu öffnen. Man mag denken, dass das alles naiv sei und dass ich in einer Pollyanna-Welt [13] lebe. Aber ich kann Ihnen sagen, ich bin zuallererst nicht naiv. Und ich lebe verflucht nochmal keinesfalls in einer Pollyanna-Welt. Ich habe das in Harvard gesehen mit den Professoren, ich habe es bei den Unternehmern gesehen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, die Anwälte, auch die Patienten und die Menschen, mit denen ich mich beraten habe.

It is not like there is an evil tyrant who is keeping everyone down. That does not mean that people are not kept down, but there are lots of reasons for that, complicated reasons.

Es ist nicht so, dass es da einen bösen Tyrannen gibt, der jeden Einzelnen unten hält. Aber das heisst wiederum nicht, dass Menschen nicht unten gehalten werden. Aber dafür gibt es vielerlei Gründe, komplizierte Gründe.


[2] Gareth's Guests - Dr. Jordan Peterson. CliffCentral.com, 15. März 2018 http://cliffcentral.com/gcs/gareths-guests/dr-jordan-peterson/
[7] The Road to Wigan Pier. George Orwell, 1937; Harcourt, Brace and Company, New York. Book in English: https://archive.org/details/roadtowiganpie00orwe Audio-Book in English: https://archive.org/details/TheRoadToWiganPier
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Road_to_Wigan_Pier
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Weg_nach_Wigan_Pier
[8] https://en.wikipedia.org/wiki/Khmer_Rouge
https://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Khmer
[9] https://en.wikipedia.org/wiki/Jean_Piaget
https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Piaget
[10] https://en.wikipedia.org/wiki/Oskar_Schindler
https://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Schindler
[11] https://en.wikipedia.org/wiki/Anne_frank
https://de.wikipedia.org/wiki/Anne_frank
[12] Jordan Peterson debate on the gender pay gap, campus protests and postmodernism. Channel 4 News, 16. Januar 2018

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Einfach genial der Teil!

Der Teil über die dunkle Seite im Menschen und über die Kinder, das geht runter wie Öl.
Die Alten hatten eben doch recht als sie sagten der Mensch sei weder gut noch böse, sondern problematisch. Weil er eben beides kann.

Und das die Kinder an erster Stelle stehen sollten, tja. Da muss sich erst noch viel Leid Bahn brechen, damit da ein Sinneswandel einsetzt.

Freu mich schon auf den nächsten Teil :)

Danke für den Kommentar!

Genau deswegen wollte ich das Interview auch bringen, weil ein paar für mich neue Dinge drin sind. Wann die weiteren Teile kommen, kann ich noch nicht sagen. Denn ich bin gerade unterwegs in Sachsen-Anhalt übers Osterwochenende.

Dass der Mensch kontrovers ist, ist eigentlich nicht überraschend oder besonders umstritten. Obwohl natürlich viele Politiker und politisch agierende Religionsführer eine andere Sprache sprechen. Selbstschwächung nach innen zur Kontrolle, Selbstermächtigung nach aussen, um die anderen auf Trab zu halten. Aufgeklärt ist das natürlich nicht.

Wichtig ist, dass man als Individuum seinen Weg bahnt, sich zurecht findet und dann eben auch den Dingen die Wertschätzung entgegenbringt, die man für wichtig/wertvoll hält und wo man sich noch Freiheiten nehmen kann. Natürlich stehen da Gesellschaft und Gesetzgebung teilweise entgegen, hoffentlich nicht zu interventionsfreudig.

Great video its part of psychologie

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