JBS 003 - Robert Welch Jr. - Republiken und Demokratien 3/5

in #deutsch7 years ago (edited)

04. August 2017
Ganzer, fünfteiliger Artikel als pdf-Datei: https://yadi.sk/i/TJteUPI13Lpv5c

Republiken und Demokratien

Inhaltsübersicht

Teil 1/5 - Die Nachteile der Demokratie und ihre Entstehung in Griechenland
Teil 2/5 - Rom - Die erste Republik
Teil 3/5 - Die Gründerväter und Zitate berühmter Menschen zu Republik und Demokratie
Teil 4/5 - Die Verschwörer und die Umwandlung der USA in eine Demokratie via Salamitaktik
Teil 5/5 - Warum die Republik die beste Staatsform ist und nur in ihr Grundrechte wirklich geschützt werden können

Teil 3/5 - Die Gründerväter und Zitate berühmter Menschen zu Republik und Demokratie

Zunächst noch einmal das Video [1], welches als Grundlage für die Übersetzung dient. Im dritten Teil ist der Abschnitt 19:54 - 29:30 enthalten

Die Bedeutung des Begriffs Republik wurde von unseren, den amerikanischen Gründervätern in Gänze verstanden. Schon im Jahre 1775 zeigte John Adams (1735-1826) [2]:
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«Der Grieche Aristoteles (384-322 v. Chr.) [3], der Römer Livius (59 v. Chr. - 17 n. Chr.) [4] und der Brite James Harrington (1611-1677) [5] definieren eine Republik als eine Staatsführung durch Gesetze, nicht durch Menschen.»

Mit diesem vollen Verständnis fuhren die Autoren unserer Verfassung fort, eine Staatsführung und -ordnung zu errichten, in deren innewohnender Struktur sowohl die Bürger als auch die Herrschenden gezwungen waren, gewissen grundsätzlichen Gesetzen zu gehorchen. Gesetze, die nicht verändert werden konnten, ohne grösseren Aufwand und absichtlich gewollter Veränderung der Struktur der Staatsführung.

Unsere Gründerväter führten die Republik ein, wie Benjamin Franklin (1706-1790) [6] sagte, in der Hoffnung, sie lange erhalten zu können. Jedem Staat innerhalb der Republik wiederum die Organisation einer republikanischen Verwaltung zugestanden und garantierten, wussten sie sehr wohl um die Wichtigkeit der Begriffe, die sie verwendeten. Sie taten alles, was in ihrer Macht stand, um die Bestandteile der Verwaltung durch die Begriffe zu bezeichnen, die es so dauerhaft wie möglich machen sollten. Sie verstanden das Wort Demokratie, dessen Bedeutung und Geschichte sehr gut. Sie taten absichtlich alles in ihrer Macht stehende, um für ihre Zeit, aber auch für die Zukunft, den Übeln der Demokratie vorzubeugen.

In seiner ersten Amtsantrittsrede sagte der erste US-Präsident George Washington (1732-1799) [7], dass er sich dem Erhalt des republikanischen Modells der Staatsführung hingeben will.
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Thomas Jefferson (1743-1826) [8], der dritte US-Präsident und Gründer der Demokratisch-Republikanischen Partei [9] in den USA, bezog sich in seiner ersten Amtsantrittsrede mehrfach auf die Republik und dar republikanische Staatsmodell, erwähnte das Wort Demokratie aber kein einziges Mal.

John Marshall (1755-1835) [10], von 1801-1835 oberster Richter, Chief Justice, am obersten Gerichtshof, dem Supreme Court, sagte:
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«Der Unterschied zwischen einer ausgewogenen Republik und einer Demokratie, ist ähnlich zu dem zwischen Ordnung und Chaos.»

Über das ganze 19. Jahrhundert und den Beginn des 20. wuchs Amerika als eine Republik in beeindruckender Manier und wurde zum Objekt des Neides der ganzen Welt. Es gab eine Menge weiser Männer, innerhalb und ausserhalb der USA, die auf die Vorteile einer Republik hinwiesen, an einer solchen wir uns erfreuen durften, aber gleichzeitig vor den Gräueln der Demokratie warnten, in die wir möglicherweise hineinschlitterten.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts schrieb der grosse englische Philosoph Herbert Spencer (1820-1903) [11] in einem Artikel über die Amerikaner:
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«Die republikanische Staatsform ist die höchste Form einer Staatsführung; deswegen benötigt sie auch die höchste Art menschlicher Natur - eine Art, wie sie gegenwärtig nirgendwo existiert.»

Es ist also die Wahrheit, dass die Menschheit nicht hoch genug entwickelt war, um die Republik zu erhalten, wie Spencer es vorhergesehen hat.

Thomas Babington Macaulay (1800-1856) [12] sagte Mitte des 19. Jahrhunderts folgendes:
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«Ich bin seit langem überzeugt, dass rein demokratisch organisierte Institutionen früher oder später die Freiheit oder die Zivilisation zerstören oder gleich beides.»

Heute scheint es so, als befänden wir uns auf gutem Wege, diese düstere Prophezeiung zu erfüllen. Macaulays Behauptung war weder bloss eine persönliche Meinung ohne intellektuelle Wurzeln, noch ohne Substanz im Gedankengut jener Zeit. Annähernd 2 Jahrhunderte zuvor, beklagte John Dryden (1631-1700) [13] die Sache in folgendem Zitat:
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«Es hat nie eine Verwaltung gegeben; und es wird nie eine geben, in der nicht die Opportunisten (auch Gesinnungslumpen, Anm.) und Dummköpfe an erster Stelle stehen.»

Als Konsequenz sprach er davon, dass:

«Nationen werden auf den Bodensatz der Demokratie heruntergezogen.»

Im Jahre 1795 schrieb Immanuel Kant (1724-1804) [14]
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«Demokratie ist notwendigerweise Willkürherrschaft.»

Im Jahre 1850 hielt Benjamin Disraeli (1804-1881) [15] einer Rede im Britischen Unterhaus, dem House of Commons. Er war über die absehbaren Entwicklungen in England ähnlich beunruhigt, wie Herbert Spencer:
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«Wenn ihr eine Demokratie einführt, müsst ihr zur rechten Zeit die Früchte der Demokratie ernten. Ihr werdet zu gegebener Zeit eine grosse Ungeduld hinsichtlich der öffentlichen Belastungen erleben, in Kombination mit zur selben Zeit in hohem Masse steigenden öffentlichen Ausgaben (Verpflichtungen, die in guten Zeiten gering und problemlos zahlbar sind, in der Krise aber nicht mehr. Siehe dazu mein Artikel über Schönwetterideologien [16], Anm.). In dieser Zeit werdet ihr Kriege erleben, die aus Leidenschaft, nicht aus vernünftigem Kalkül, begonnen werden; zu gegebener Zeit werdet ihr euch einem Frieden unterwerfen, der entwürdigend (auf schändliche Weise) gesucht und ebenso entwürdigend erreicht werden wird. Dieser wird eure Kompetenzen verringern und möglicherweise eure Unabhängigkeit gefährden. Zu gegebener Zeit werdet ihr euren Besitz weniger wertvoll wiederfinden und eure Freiheit weniger vollständig.»

Disraeli hätte diese Rede mit noch mehr Berechtigung 1935 in einer Joint Session vor dem US-amerikanischen Kongress halten können. Bereits 1870 brachte er einen Sinnspruch hervor, welcher in verblüffender Weise für die Vereinigten Staaten in ihrem heutigen Zustand zutreffend ist.
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«Die Welt ist der Staatsmänner überdrüssig, welche die Demokratie zu Politikern degradiert hat.»

Auch zu Disraelis Zeiten gab es ähnlich prophetische Stimmen auf der westlichen Seite des Atlantiks. In unserem Land zeigte James Russell Lowell (1819-1891) [17], dass er die Gefahren uneingeschränkter Herrschaft der Mehrheit erkannte. Er schrieb:
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«Die Demokratie gibt jedem Mann das Recht, sein eigener Unterdrücker zu sein.»

William Henry Seward (1801-1872) [18] betonte:
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«Demokratien sind anfällig für Kriege und werden von Kriegen aufgezehrt.»

Das ist eine Beobachtung, die über die letzten 50 Jahre geboren wurde und zwar in dem Ausmass, dass wir einer Demokratie geworden sind und Kriege geführt haben. Mit jedem Trend, als eine Ursache und eine Wirkung des jeweils anderen.

Ralph Waldo Emerson (1803-1882) [19] sprach die wohl prophetischste Warnung aus:
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«Die Demokratie wird zu einer Herrschaft der Rüpel, die von den Herausgebern von Medien gemässigt werden.»

Hätte Emerson bis in eine Zeit vorausblicken können, in der viele Herausgeber selbst ein Teil der Rüpelbande wurden oder zumindest mit ihnen sympathisierten, wie es heute der Fall ist, wäre er noch viel beunruhigter gewesen.

Der Gouverneur von New York, Horatio Seymour (1810-1886) [20], sagte, dass das Verdienst der amerikanischen Verfassung nicht war, die Demokratie zu fördern, sondern sie einzudämmen.

Ein wenig später steuerte Oscar Wilde (1854-1900) [21], auf der anderen Seite des Atlantiks, folgenden Sinnspruch zur Diskussion bei:
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«Demokratie bedeutet ganz einfach die Knüppelei der Menschen, durch die Menschen, für die Menschen.»

Währenddessen wurde auf unserer Seite des Atlantiks durch den Ersten Weltkrieg die degenerative Tendenz in unserer Staatsführung für jeden aufmerksamen Beobachter offensichtlich. Henry Louis Mencken (1880-1956) [22] schrieb dazu:
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«Der beliebteste Mensch in einer Demokratie ist nicht der demokratischste, sondern der despotischste (machthaberischste, willkürlichste, tyrannischste) Mensch. Das Gesindel ergötzt sich an den Betreibungen eines solchen Menschen. Sie lieben es, sich von ihm herumkommandieren zu lassen. Deren natürlicher Schritt ist der Stechschritt.»

Ludwig Lewisohn (1882-1955) [23] beobachtete:
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«Die Demokratie, welche damit begann, den Menschen politisch zu befreien, hat eine gefährliche Neigung entwickelt. Nämlich, den Menschen zu versklaven, durch die Tyrannei der Mehrheiten und die todbringende Macht ihrer Meinung.»

Es war ein grosser Engländer, Gilbert Keith Chesterton (1874-1936) [24], der seine Finger auf die grundsätzlichen Argumentationen hinter den fortgesetzten und zielgerichteten Bestrebungen der Kommunisten legte, die die amerikanische Republik in eine Demokratie umzuwandeln versuchten.
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«Niemals kann man eine Revolution haben, mit dem Zweck, eine Demokratie einzuführen.
Man bedarf aber einer Demokratie, um eine Revolution zu haben.»

Im Jahre 1931 schrieb der 9. Duke (Herzog) von Northumberland, Henry George Alan Percy (1912-1940) [25], in seinem Heft «The History of World Revolution»:
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«Die Einführung der Demokratie als eine Staatsform in allen Ländern Europas ist verhängnisvoll für das gute Verwalten und Regieren, für die Freiheit, für Recht und Ordnung, den Respekt gegenüber Autoritäten und für die Religion. Dies muss einen Zustand des Chaos herbeiführen, aus dem eine neue, weltweite Tyrannei erheben wird.»

Ein noch aktuellerer Analyst, Archibald E. Stevenson (1884-1961) [26], fasste die Situation folgendermassen zusammen:

«De Tocqueville warnte uns einmal, dass, wenn die freien Institutionen Amerikas einst zerstört würden, wird das durch die unbegrenzte Tyrannei der Mehrheit verursacht werden. Aber einer solchen Mehrheit wird es nie erlaubt sein, solche, unbegrenzte Tyrannei auszuleben, solange wir die amerikanischen Ideale wie die republikanische Freiheit hochhalten und den sirenenhaften Stimmen nur ein taubes Ohr schenken, die uns heute zur Demokratie rufen wollen. Das ist keine Frage nach der exakten Form der Staatsführung, die kann stets durch Verfassungszusätze geändert werden. Es ist eine Frage der grundlegenden Philosophie unseres Systems. Eine Philosophie, die dem Individuum eine ganz neue Würde schenkte, den Minderheiten mehr Geborgenheit und mehr Gerechtigkeit im Umgang mit den Behörden. Wir befinden uns in ernster Gefahr, das vortreffliche Erbe zu verschwenden, indem wir es als Demokratie missverstehen.»

Es gab eine Fülle weiterer Stimmen, die uns gewarnt haben. Wie kam es also dazu, dass wir die schrittweise Zerstörung unseres Erbes zugelassen haben und wann begann diese? Diese beiden Fragen sind eng miteinander verquickt. Nicht jede Demokratie, aber mit Sicherheit jede Republik trägt in sich selber die Saat der eigenen Zerstörung. Der Unterschied besteht darin, dass es in einer gründlich entworfenen und stabil ausgestatteten Republik viel länger dauert, bis diese Saat auskeimt und die Pflanzen zu wachsen beginnen.

Die amerikanische Republik wurde eng begrenzt und ist es noch immer, um in den kommenden Jahrhunderten, den selben Verlauf zur Zerstörung zu gehen, wie es Rom tat. Die wahre Grundlage, auf der wir uns beschweren können, ist die. Wir wurden durch verschwörerische Hände viel früher und schneller den demagogischen Weg in die Katastrophe hinuntergeschoben, als es durch eine natürliche politische Evolution der Fall gewesen wäre. Diese verschwörerischen Hände traten am Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals ernsthaft in Erscheinung.


[1] Republics & Democracies - Robert H W Welch Jr. federalexpression YouTube Kanal, 27. Juli 2017
in schriftlicher Form: Republics & Democracies (English Edition). Kindle Edition, Robert Welch https://www.amazon.de/dp/B074FZXFS9%
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/John_Adams
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Aristoteles
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Titus_Livius
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/James_Harrington
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Benjamin_Franklin
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/George_Washington
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Jefferson
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Demokratisch-Republikanische_Partei
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/John_Marshall
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Spencer
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Macaulay,_1._Baron_Macaulay
[13] https://de.wikipedia.org/wiki/John_Dryden
[14] https://de.wikipedia.org/wiki/Immanuel_Kant
[15] https://de.wikipedia.org/wiki/Benjamin_Disraeli
[16] Ideologie 040 - Die Definition einer Schönwetterideologie. @saamychristen, 28. Juli 2017 https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/ideologie-040-die-definition-einer-schoenwetterideologie
[17] https://de.wikipedia.org/wiki/James_Russell_Lowell
[18] https://de.wikipedia.org/wiki/William_H_Seward
[19] https://de.wikipedia.org/wiki/Ralph_Waldo_Emerson
[20] https://de.wikipedia.org/wiki/Horatio_Seymour
[21] https://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Wilde
[22] https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Louis_Mencken
[23] https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Lewisohn
[24] https://de.wikipedia.org/wiki/G_K_Chesterton
[25] https://en.wikipedia.org/wiki/Henry_Percy_9th_Duke_of_Northumberland
[26] https://en.wikipedia.org/wiki/Archibald_E_Stevenson

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