JBS 001 - Robert Welch Jr. - Republiken und Demokratien 1/5

in #deutsch7 years ago (edited)

02. August 2017
Ganzer, fünfteiliger Artikel als pdf-Datei: https://yadi.sk/i/TJteUPI13Lpv5c

Inhaltsübersicht

Teil 1/5 - Die Nachteile der Demokratie und ihre Entstehung in Griechenland
Teil 2/5 - Rom - Die erste Republik
Teil 3/5 - Die Gründerväter und Zitate berühmter Menschen zu Republik und Demokratie
Teil 4/5 - Die Verschwörer und die Umwandlung der USA in eine Demokratie via Salamitaktik
Teil 5/5 - Warum die Republik die beste Staatsform ist und nur in ihr Grundrechte wirklich geschützt werden können

Einleitung

Ganz aktuell ist auf dem YouTube Kanal FederalExpression [1] eine Publikation aus dem Jahr 1961 erschienen. Diese stammt von Robert Welch Jr. (1899-1985) [2], welcher in den USA die Organisation John Birch Society [3] gründete. Sie befasst sich mit den Unterschieden zwischen der Staatsform der Republik und der Demokratie. Es wird darin erklärt, warum die Gründerväter der USA unbedingt eine Republik anstrebten, aber keine Demokratie. Der Hauptgrund darin liegt in der mangelhaften Langlebigkeit der Demokratie, die in einer Republik besser verwirklicht werden kann. Die Publikation ist mit vielen Zitaten versehen, was sie umso interessanter macht. Einige davon sind im Video als schöne Bilder aufgemacht, welche ich hier auch anfügen möchte.

Die John Birch Society wird in der deutschsprachigen Version der Wikipedia als politisch rechtsradikal bezeichnet [3]. Man sollte aber wissen, dass diese Organisation gesellschaftlich konservativ und wirtschaftlich pro Marktwirtschaft eingestellt ist, im Kern ist sie freiheitlich und nicht totalitär, sondern explizit verfassungstreu. Dies stellt einen absoluten Gegensatz zu allen faschistischen oder national-sozialistisch revolutionären Ideologien dar. Was allerdings durchaus beliebt ist bei dieser Organisation, ist die Anerkennung der Existenz von Verschwörungen und das Aufstellen von Theorien zur Erklärung derselben. Bekannte Mitglieder waren oder sind etwa

  • G. Edward Griffin (geboren 1931) [4], dessen Buch Die Kreatur von Jekyll Island die Verschwörung zur Gründung der Federal Reserve Bank, der amerikanischen Zentralbank, sehr detailliert beschreibt
  • Gary Allen (1936-1986) [5], aus dessen Feder unter anderem das Buch Die Insider (engl. Original None Dare Call It Conspiracy, 1971) stammt, weitere Werke sind Kissinger - The Secret Side of the Secretary of State (1980) und The Rockefeller Files (1975)
  • John A. Stormer (geboren 1928) [6], der None Dare Call It Treason (1964) und None Dare Call It Education (1999) verfasst hat.

Ich möchte hier eine Übersetzung der genannten Publikation und in Zukunft vielleicht auch von weiteren Inhalten der John Birch Society veröffentlichen. Dies nicht unbedingt deswegen, weil ich mit den dort veröffentlichten Ansichten vollständig einverstanden wäre und diese in vollem Umfang unterstützen würde. Sondern vielmehr aus dem Grund, weil in Europa solches Gedankengut nahezu gar nicht thematisiert wird. Dementsprechend ist es in Europa auch fast gänzlich unbekannt. In Europa wird dagegen oft von einer freiheitlich-demokratischen Ordnung gesprochen. Ein Ausdruck, der suggerieren soll, es gebe ein Primat der Freiheit über die Demokratie, was nicht unbedingt der Fall sein muss. Wäre es ehrlich gemeint, müsste in einer solchen Ordnung die Freiheit als höchster Wert gelten, danach müsste als zweiter Wert die Demokratie folgen, um die wirklich zu regelnden Dinge geregelt werden. An Zwängereien dürft nur in ganz aussichtslosen Situationen gedacht werden. Weil sich mir, je mehr ich mich in Geschichte informiere, die amerikanische Revolution als die wertvollere im Vergleich mit der französischen präsentiert, möchte ich hier auch traditionell amerikanisches Gedankengut publizieren. Englischkenntnisse sind bei mir durchaus vorhanden, herausragend sind sie aber nicht, vor allem mit etwas älteren Texten habe ich zuweilen Schwierigkeiten. Wer Fehler erkennt, kann mich in einem Kommentar darauf aufmerksam machen.

Da die Hörversion der Publikation, in Textform ist sie bei Amazon [7] erhältlich, etwas mehr als 50 Minuten umfasst, veröffentliche ich sie in vier Teilen. Auch wenn der aktuelle amtierende Präsident der USA in weiten Teilen Europas bisher wenig Ansehen geniesst, gelten die USA in vielen Bereichen nach wie vor als Vorreiter des Westens, gerade militärisch sind sie auch weltweit immer noch die Supermacht, die als einzige weltweit Truppen in kürzester Zeit in Einsatz bringen kann und dies auch tut. Wobei das Supermachtsgehabe nicht zu den Dingen gehört, die die John Birch Society propagiert.


Republiken und Demokratien

Teil 1/5 - Die Nachteile der Demokratie und ihre Entstehung in Griechenland

Das Material in dieser Sendung wurde ursprünglich im Jahr 1961 von Robert Welch Jr. zusammengestellt, dem Gründer der John Birch Society. Sie wird heute, im Jahr 1972, genutzt, weil sie ohne Zweifel eine der besten, wenn nicht die beste verfügbare Beschreibung der Unterschiede zwischen Republiken und Demokratien ist. Und der Tyrannei, die unausweichlich mit der Einführung einer Demokratie einhergeht.

Am 31. Mai 1787 sagte Edmung Randolph (1753-1813) [8] den anderen Anwesenden bei der damals frisch einberufenen Constitutional Convention [9], der verfassungsgebenden Versammlung folgendes. Dass das Ziel, für weches die Abgeordneten sich getroffen haben, war:
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«... um eine Heilung für die üblen Dinge anzubieten, unter denen die Vereinigten Staaten litten; jeder Mann, der diese üblen Dinge bis zu ihren Wurzeln zurückzuverfolgte, hat sie in den Wirren und Versuchen, die Demokratie einzuführen, erkannt...»

Die Delegierten in der Versammlung stimmten mit dieser Aussage eindeutig überein. Etwa zur selben Zeit sagte ein anderer Abgeordneter, Elbridge Gerry (1744-1814) [10]:
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«Das Übel, das wird, enstammen einem Übermass an Demokratie.»

«Die Leute wollen keine Tugend; aber sie sind die Betrogenen der vorgeblichen Patrioten.»

Am 21. Juni 1788 hielt Alexander Hamilton (1755/57-1804) [11] eine Rede, in der er sagte:
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«Es wurde beobachtet, dass eine reine Demokratie die perfekteste Regierung wäre, wenn sie denn umsetzbar wäre. Die Erfahrung hat erwiesen, dass keine Meinung noch falscher sein kann als diese. Die alten Demokratien, in denen die Menschen sich selbst beratschlagten, besassen nie einen guten Bestandteil von Staatsführung. Deren wahrer Charakter war die Tyrannei; deren Statur eine Missbildung.»

Bei einer anderen Gelegenheit sagte Hamilton:
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«Wir sind eine republikanische Führung. Echte Freiheit kann nie im Despotismus (Tyrannei, Willkür) oder in den Extremen der Demokratie gefunden werden.»

Samuel Adams (1722-1803) [12] warnte:
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«Denkt daran, eine Demokratie hat nie lange Bestand. Bald verschwendet, erschöpft und tötet sie sich selber! Es gab nie eine Demokratie, die nicht Selbstmord beging.»

James Madison (1751-1836) [13], eines der Mitglieder der Versammlung, die mit der Aufstellung unserer Verfassung beauftragt war, schrieb folgendes:
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«... Demokratien waren stets Spektakel (Schauspiele) der Unruhe und der Streitigkeiten; sie wurden stets als mit persönlicher Sicherheit oder dem Recht auf Privateigentum inkompatibel erkannt; allgemein haben sie sich als so kurzlebig erwiesen, wie sie sich in ihrem Ableben gewalttätig zeigen.»

Madison, Hamilton, Jefferson (1743-1826) [14] und ihre Landsleute, die in der verfassungsgebenden Versammlung dabei waren, bereiteten eine Verfassung vor und führten diese ein. In dieser erwähnten sie nirgends das Wort Demokratie. Nicht weil sie diese Staatsform nicht kannten, sondern weil sie sie kannten. Das Wort Demokratie tauchte in der Unabhängigkeitserklärung [15] nicht auf, wie es aus dem selben Grund in keiner einzigen der Verfassungen der 50 Bundesstaaten erscheint. Deren Verfassungen sind mehrheitlich von den Gedanken der Gründerväter der Republik abgeleitet. Sie wussten alles über die Demokratien. Falls sie für sich und ihre Nachkommen eine gewollt hätten, hätten sie eine gegründet.

Schauen Sie sich die durchdachten Systeme gegenseitiger Kontrolle an, die sie eingerichtet haben. Oder die sorgfältig ausgearbeiteten Schutzklauseln der Verfassung selbst und im besonderen auch ihrer ersten 10 Zusätze, die auch als Bill of Rights (Urkunde der Freiheit) [15] bekannt sind.

Die eigentliche Leistung war, wie Jefferson betonte:
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«... die Menschen durch die Ketten der Verfassung von mutwilligem Unfug wegzubringen.»

Dies wurde getan, um die Herrschaft der Gesetze, nicht der Menschen, zu verfestigen. All diese Schritte wurden bewusst getan, um in den Vereinigten Staaten von Amerika eine Demokratie oder einige ihrer schlechtesten Eigenschaften zu vermeiden und zu verhindern. Auf diese Weise wurde unsere Republik auf den Weg gebracht.

Für mehr als 100 Jahre erinnerten sich unsere Politiker, Staatsbedienstete und Bürger, dass es sich um eine Republik und nicht um eine Demokratie handelt und wussten um den Unterschied. Lassen Sie uns einige der Befunde aus der Geschichte betrachten. Die erste Szene, über der wir den Vorhang lüften, ist das alte Griechenland im sechsten Jahrhundert v. Chr. In der Stadt Athen gab es innerhalb seiner Bevölkerungsklassen so viel Streit und Unruhe, dass die weiseren unter den Bewohnern dachten, es bedürfe der Entwicklung einer langfristiges Ordnung und nicht bloss eines vorübergehenden Heilmittels, um Stabilität, Frieden und Prosperität zu sichern. Dies erwarteten sie bereits vom Leben in einer zivilisierten Gesellschaft.

Durch einen der löblichen Zufälle der Geschichte, die einerseits durch ihre Seltenheit überraschen, andererseits aber dass sie sich überhaupt ereignet haben, wählten die Bürger Athens einen ihrer herausragenden Bürger namens Solon (c640-c560 v. Chr.) [17], ihre Probleme der Gegenwart und Zukunft zu lösen. Sie sahen zu, dass Solon über jeden Bereich der Staatsführung und das wirtschaftliche Leben in Athen die volle Macht bekam. Solon, der sich dieser Arbeit entsprechend der Zeit und Umstände widmete, vielleicht ohne die Vermutung, eine für Länder und Jahrhunderte bedeutsame Arbeit ausserhalb des seinigen zu leisten, veröffentlichte in den Gesetzen Solons die nach unserem Wissen ersten schriftlichen Regeln, nach denen die Menschheit nie vorschlug, sich selbst zu verwalten.

Es ist keine Frage, dass die Gesetze und Prinzipien, die Solon festlegte, den Weg hin zu allen späteren Republiken bereits im Vorfeld erahnen liessen und vorbereiteten. Er führte das eigentliche Prinzip der Staatsführung/-verwaltung durch geschriebene und beständige Gesetze in das sichtbare Protokoll der menschlichen Leistungen und Fortschritte ein.
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Solon legte eines der solidesten Axiome aller Zeiten dar, dass es sich nämlich dann um einen gut regierten Staat handelt,

«wenn, die Menschen den Machthabern gehorchten und die Machthaber den Gesetzen.»

Dieses Konzept, dass es Gesetze gibt, welchen sogar Könige und Diktatoren zu beachten hatten, war nicht nur neu, sondern kann korrekt als westlich bezeichnet werden. Hier, am Anfang der westlichen Zivilisation, verläuft eine scharfe und wichtige Spaltung zu den Grundkonzepten, die in Asien obsiegt hatten.

Solons Gesetze blieben in verschiedenen Ausführungen in Theorie und Praxis in Athen für 5 Jahrhunderte in Kraft. Unglücklicherweise erreichte weder Athen noch ein anderer der griechischen Stadtstaaten die Form einer Republik. Hauptsächlich aus zwei Gründen:

  1. Solon führte die dauerhafte Gesetzesgrundlage für eine republikanische Staatsführung ein, aber nicht das Gerüst (den Rahmen) für deren Einrichtung und Fortführung. Die Ausführung, Einhaltung und langfristige Erhaltung von Solons Gesetzen fiel natürlich und nahezu automatisch in die Hände von Tyrannen, die Athen über lange, aber unsichere Zeitabschnitte regierten. Mit wechselnden Formen und verwaltungstechnischen Abläufen in den entsprechenden Regierungen.
  2. war das griechische Temperament zu unbeständig und das Prinzip der Selbstverwaltung zu aufregend, selbst für einen Diktator, der zwangsweise gestürzt werden muss.

Um diese Arbeit für die Athener zu Ende zu bringen, begann Solon damit begonnen, sie und ihre Herrscher an die Ketten einer beständigen Verfassung zu binden. Die Idee bestand darin, eine Herrschaft nach geschriebenen Gesetzen zu haben und durch die Tatsache, dass diese Gesetze zeitwilig eingehalten und in einem gewissen Mass gewürdigt wurden, beinhaltete einerseits einen riesigen Schritt in Richtung einer Republik, andererseits erfüllte sie auch eine Voraussetzung für eine echte Republik.

Der zweite grosse Schritt, die Fixierung eines Rahmens für die Staatsführung, der beständig war wie die grundlegenden Gesetze, waren den Römern und anderen Erben der Griechen vorbehalten.

Als eine Konsequenz blieben Athen und die anderen griechischen Stadtstaaten, welche das System nachahmten, politische Demokratien, die aus eigner Erfahrung lernen mussten, dass es sich wohl um die schlechteste Staatsform gehandelt haben muss.


[1] Republics & Democracies - Robert H W Welch Jr. federalexpression YouTube Kanal, 27. Juli 2017
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_W_Welch_Jr
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/John_Birch_Society
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/G_Edward_Griffin
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Gary_Allen
[6] https://en.wikipedia.org/wiki/John_A_Stormer
[7] Republics & Democracies (English Edition). Kindle Edition, Robert Welch https://www.amazon.de/dp/B074FZXFS9/ref=cm_sw_r_cp_dp_T1_ufzGzbDBXC5H1
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Edmund_Randolph
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Philadelphia_Convention
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Elbridge_Gerry
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Hamilton
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Adams
[13] https://de.wikipedia.org/wiki/James_Madison
[14] https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Jefferson
[15] https://de.wikipedia.org/wiki/Unabh%C3%A4ngigkeitserkl%C3%A4rung_der_Vereinigten_Staaten
[16] https://de.wikipedia.org/wiki/Bill_of_Rights_(Vereinigte_Staaten)
[17] https://de.wikipedia.org/wiki/Solon

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Super Artikel! Hatte mich noch nie viel mit der John Birch Society auseinandergesetzt, aber The Creature from Jekyll Island ist ein wirklich gutes Buch! Vorallem die Kinderbuch Version. :D

Danke für den Kommentar!
Man muss sich auch nicht unbedingt mit der JBS auseinandersetzen, aber ich finde einige ihrer Inhalte gut, vor allem weil ich das Gefühl habe, dass sie den Dingen auf den Grund gehen wollen. Mein Eindruck ist, dass sie das auch ehrlich tun, zumindest in den meisten Publikationen, die ich bisher gesehen habe.

Die Kinderbuch-Version von The Creature from Jekyll Island kenne ich nicht, aber da es ja eine spannende Geschichte ist, lässt sich sicher auch ein Kinderbuch draus machen.

Wenn man den deutschen Wikipedia-Artikel über die JBS liest, denkt man wohl intuitiv, dass es eine Spinnervereinigung sein muss. In diesem Artikel steht aber auch, dass John Foster Dulles ein entschiedener Antikommunist gewesen sein soll. In den Zeiten, in der die JBS halbwegs populär war, hatte sie auch einige seltsame Mitglieder, solche zieht man aber immer an, wenn man an Popularität gewinnt.

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