JBS 002 - Robert Welch Jr. - Republiken und Demokratien 2/5

in #deutsch7 years ago (edited)

03. August 2017
Ganzer, fünfteiliger Artikel als pdf-Datei: https://yadi.sk/i/TJteUPI13Lpv5c

Republiken und Demokratien

Inhaltsübersicht

Teil 1/5 - Die Nachteile der Demokratie und ihre Entstehung in Griechenland
Teil 2/5 - Rom - Die erste Republik
Teil 3/5 - Die Gründerväter und Zitate berühmter Menschen zu Republik und Demokratie
Teil 4/5 - Die Verschwörer und die Umwandlung der USA in eine Demokratie via Salamitaktik
Teil 5/5 - Warum die Republik die beste Staatsform ist und nur in ihr Grundrechte wirklich geschützt werden können

Teil 2/5 - Rom - Die erste Republik

Zunächst noch einmal das Video [1], welches als Grundlage für die Übersetzung dient. Im zweiten Teil ist der Abschnitt 08:09 - 19:54 enthalten.

Aus den griechischen Demokratien, die durch die Gesetze von Solon [2] gemässigt wurden, entstand als ein direkter spiritueller Abkömmling die weltweit erste Republik. Dies war Rome in seiner Frühzeit, nachdem die alte Monarchie abgelöst wurde. Die Zeit wird üblicherweise von 509 v. Chr bis 49 v. Chr. angegeben. Bei der ersten Jahrzahl entledigte sich Rom seiner Könige, bei der zweiten begann die Kaiserzeit. Aber die wirklich wichtige Jahrzahl ist 454 v. Chr. Damals sandte der Römische Senat eine Kommission nach Griechenland, um die Gesetzgebung nach Solon zu studieren und darüber zu berichten. Die aus drei Männern bestehende Kommission leistete gute Arbeit.

Nach deren Rückkehr wählte die Römische Versammlung 10 Männer, die als Decemviri [3] das Land regierten, währenddessen eine neue Gesetzesordnung ausgearbeitet wurde. 454 v. Chr. schlugen sie vor, was die Römische Versammlung dann einführte und 12 Tafeln [4] genannt wurde. Diese Gesetzesordnung, die auf derjenigen von Solon aufbaute, wurde zur geschriebenen Verfassung der Römischen Republik.

Will Durant (1885-1981, grosser Historiker, Autor des elfbändigen Monumentalwerks The Story of Civilization) [5] schrieb dazu:
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«Die zwölf Tafeln, immer wieder verbessert und ergänzt - durch die Gesetzgebung, Praetoriale Edikte, Senatus consulta und imperiale Anordnungen - blieb über 900 Jahre das grundlegende Gesetz Roms.»

Gleich wichtig war, auch vor der Einführung der 12 Tafeln, dass in Rom der Rahmen unter anderem mit einer festen Periodizität des Personals im öffentlichen Dienst vorgegeben war. Es war der Rahmen einer Republik, in welcher diese Gesetze über eine gewisse Zeit unparteiisch und ehrlich verwaltet wurden. Oder wie es ein römischer Jurist namens Gaius [6] etwa im Jahr 160 sagte:
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«Das ganze Gesetz gilt für Personen, Besitz und Handlungsabläufe.»

Um eine zufriedenstellende Verwaltung zu haben, muss man ebenso sehr um die Umsetzung dieser Gesetze kümmern und um die Art, wie sie von den zuständigen Behörden verwaltet werden sollen. Dazu das ganze politische System, in dem die Gesetze die Grundlage der Ordnung und Gerechtigkeit bilden. Auch die Gesetze selbst, welche die daraus folgenden Gesetzesbestimmungen begründen.

Die Römer haben sich dieses System ausgedacht und in der Praxis fast 500 Jahre aufrecht erhalten. Die Römer bezeichneten ihre Staatsform als eine gemischte Ordnung. Damit war gemeint, dass darin einige Elemente einer Demokratie, einer Oligarchie und einer Autokratie enthalten waren. Dies bedeutete, dass die Interessen aller Klassen in der römischen Gesellschaft, von der römischen, rechtsstaatlichen Regierung berücksichtigt wurden, nicht nur die Interessen einer bestimmten Klasse.

Schon die Römer kannten Regierungen, die von einer Klasse gegründet und sich nur gegenüber dieser verantwortlich gezeigt haben. Speziell Demokratien wie diese in Athen, in der die Rechte des Proletariats als die höchsten galten. Oder Oligarchien, wie diese in Sparta, welche in gleicher Weise unausgewogen war, aber zum Vorteil der Aristokraten. Auch hier führte das Gespür und die Erfahrung der Römer zu einer der grunglegenden Voraussetzungen für eine echte Republik. Insgesamt waren die Römer gegen Tyrannei in jedweder Form. Der Bestandteil der Verwaltung, über den sie sich die meisten Gedanken machten, war ein ausgeklügeltes System gegenseitiger Kontrolle (checks and balances).

In den ersten Jahrhunderten ihrer Republik,
wenn neue behördliche Stellen und Funktionsträger dazukamen, wurde sehr oft die Macht verstreut/ausgedünnt, um durch das Wächteramt oder Aufpasserdasein einer Gruppe zu versuchen, jeglicher Tyrannei durch eine andere Gruppe von Staatsbeamten vorzubeugen.

Um das Jahr 350 v. Chr. wurden die Tribune [7] eingeführt - die wichtigsten waren die Volks- und Militärtribune.
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«Als die Tribune eingeführt wurden, um das Jahr 350 v. Chr, war es deren ausdrücklicher Zweck und Pflicht, das römische Volk gegenüber seiner Verwaltung zu schützen. Dies war ein sehr ähnlicher Aufbau, wie die der Bill of Rights, die unsere Gründerväter zum selben Zweck konzipiert hatten.»

Andere Verönderungen in Rom hatten ähnliche Ziele. Das Resultat war eine Kultur und eine Verwaltung, die bis zur Zeit der Zerstörung Karthagos (146 v. Chr.) [8] zum Weltwunder avancierte. Als solches blieb sie in Erinnerung, bis zum 19. Jahrhundert, als der alte Ruhm begann, im Geist der Menschen neu ausgesät zu werden. Er wurde durch den Aufstieg der amerikanischen Republik sogar übertroffen.

Es sollte nicht nur ein Lächeln, sondern eine Reihe ernsthafter Überlegungen in den Amerikanern auslösen, wenn sie sich vergegenwärtigen, was die am besten informierten und durchdringendsten Römer aller Zeiten über ihre junge Republik dachten.

Es ist interessant und in beträchtlichem Masse aufschlussreich, exakt dieselben Argumente im ersten Jahrhunderts vor und nach Christi Geburt über die Herkunft der Grösse Roms vorzufinden, die uns auch heute in Bezug auf die Vereinigten Staaten umgeben.

Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) [9] sprach von der gemischten Ordnung als der besten Staatsform.
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Polybius (c200-120 v. Chr.) [10] sprach im 2. Jahrhundert v. Chr. mit denselben Begriffen über Rom:
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Er führte die Grösse und den Siegeszug Roms auf dessen Staatsform zurück.

Titus Livius (c59 v. Chr - 17 n. Chr.) hingegen sprach in der Zeit des Kaisers Augustus über die Tugenden, die Rom gross machten, bevor es die Übel seiner Zeit erreichte:
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«Wir können weder unseren Krankheiten, noch ihren Gegenmitteln standhalten.» Diese Tugenden waren, sagte er, «die Einheit und Heiligkeit des Familienlebens, die Frömmigkeit (oder die ehrfürchtige Haltung) der Kinder, die geheiligte Verbindung der Männer mit den Göttern in jedem Schritt, die Heiligkeit des feierlich versprochenen Wortes, die stoische Selbstbeherrschung und Würde (oder die ernsthafte Wahrnehmung der Verantwortung).»

Kommt einem das nicht bekannt vor?

Währenddessen gaben viele Römer die alleinige Urheberschaft dem römischen Charakter und der Umgebung in ihrer Frühzeit. So, wie wir es heute mit der Grösse Amerikas tun. Die Natur und Vortrefflichkeit ihrer frühen Verwaltungsform und ihrem Anteil am Aufbau der Grösse Roms wurden breit diskutiert und gründlich erkannt. Die Fähigsten unter ihnen wussten genau, wovon sie sprachen.

Seneca (1-65 n. Chr.) [12] schrieb:
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«Die Demokratie ist grausamer als Kriege oder Tyrannen.»

Will Durant fasst eine Aussage Ciceros folgendermassen zusammen:

«Ohne gegenseitige Kontrolle wird die Monarchie zum Despotismus, die Aristokratie zur Oligarchie und die Demokratie zur Gesindelsherrschaft, Chaos und Diktatur.»

Dazu zitiert er Cicero wörtlich, über den von einem unbeherrschten Volk üblicherweise ausgewählten Anführer:
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«Jemand, der frech und skrupellos ist ... welcher sich bei den Menschen anbiedert, in dem er ihnen anderer Leute Eigentum gibt.»

Wenn das keine akkurate Beschreibung der Anführer des New Deal [13], des Fair Deal [14] und der New Frontier (also des Progressivismus, Anm.) ist, weiss ich nicht, wo sonst eine solche zu finden sein könnte.

Was Cicero beklagte, war derselbe Zerfall der Republik, ihrem Schutz vor der Demagogie und der wachsenden Demokratie, wie wir es auch erleben. Dieser Zerfall fand unter derselben Pression statt, die die amerikanische Republik in eine Demokratie umwandelte. Der einzige Unterschied in dieser Hinsicht ist, dass im alten Rom das Drängen auf den Wandel nicht so verschwörerisch und gut organisiert, wie sie es im heutigen Amerika sind.

Publius Vergilius Maro (70-19 v. Chr.) [16] und viele grosse Römer wussten laut Will Durant genau Bescheid, dass:
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«der Klassenkampf und nicht Caesar, die Römische Republik tötete.»

So sprach um das Jahr 50 v. Chr. klagte Gaius Sallustius Crispus (86-35/34 v. Chr.) [17] die römische Staatsführung an, sie würde Eigentumsrechte über Menschenrechte stellen.
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Wir sind uns sicher, wenn Franklin D. Roosevelt (1888-1945) [18] je von Sallust gehört oder eine seiner Reden gelesen hat und Sallust noch leben würde, er sogleich versucht hätte, den Mann als Auftragsschreiber für seine Zwecke einzuspannen.

Vor etwa 30 Jahren war Harry F. Atwood [19] einer der ersten, die erkannten, was die Demagogen mit unserer Staatform taten und die tragische Signifikanz davon bemerkten. Er verfasste das Buch Back to the Republic (Zurück zur Republik). Bis auf einen Mangel war eis ein ausgezeichnetes Buch. Dieser Mangel bestand darin, dass Atwood ausdrücklich und wiederholt darauf bestand, dass unsere Republik die erste der Geschichte war.

Dass unsere Grösse durch die Gründerväter zustande kam, die uns etwas völlig neues, in der Geschichte nie dagewesenes gaben. Die erste Republik, die Atwood als den Standard unter den Staatsformen beschrieb oder als die goldene Mitte, zu der sich alle Staatführungen, die sich links oder rechts davon positioniert hatten, in Zukunft hingezogen werden sollen (das wäre der Fall, wenn es in dieser Mitte ein stabiles Gleichgewicht gäbe. Doch, ist es nicht eher so, dass die Republik eine zerbrechliche Sache ist, ein instabiles Gleichgewicht, das entsprechender Pflege bedarf? - Anm.).

Die Wahrheit ist, man muss nur den Namen Vereinigte Staaten durch Rom ersetzen und die Nomenklatur entsprechend ändern und Atwoods Buch hätt auch von Vergil oder Seneca geschrieben worden sein können. In Anbetracht der Umwandlung der römischen Republik in eine Demokratie, ist es unserem Willen überlassen, in welchem Masse wir aus der Geschichte lernen und die früher begangenen, schrecklichen Fehler zu vermeiden.

Derweil Atwood diese Tatsache nicht in genügender Weise realisierte, taten es glücklicherweise unsere Gründerväter. Diese waren Männer, die die Geschichte gut kannten und entschlossen waren, von diesem Wissen zu profitieren. Zur Zeit der amerikanischen Revolution und der Einführung der Verfassung war die Bedeutung des Ausdrucks «republikanische Demokratie» wohlbekannt und entsprechend verstanden. Das meiste dieser damals akzeptierten Bedeutung stammte aus den Erfahrungen der Römer und Griechen. Diese beiden Wörter sind keine Parallelen bezüglich ihrer Herkunft/Etymologie, Geschichte und Bedeutung, was einem die heutigen sogenannt Liberalen gerne glauben machen möchten und wahrscheinlich in grosser Mehrheit selbst glauben.

Das Wort Demokratie bezeichnete stets eine politische Ordnung, die von einer Monarchie, Autokratie, Oligarchie oder einem Fürstentum zu unterscheiden war. Das Wort Demokratie ist also eher in einem politischen als gesellschaftlichen Sinn zu verstehen. Es setzt sich aus den griechischen Substantiven δῆμος (dēmos), was Staatsvolk bedeutet und κρατός (kratós) zusammen, welches Gewalt, Macht oder Herrschaft bedeutet. Demokratie heisst also Herrschaft des Volkes oder durch das Volk.

Das Wort Republik, vor 1789, beschrieb mehr die Natur und Qualität einer Staatsform, als ihre Struktur. Es stammt aus dem lateinischen und setzt sich aus dem Substantiv res, was Sache, Angelegenheit bedeutet und dem Adjektiv publica, welches öffentlich bedeutet, zusammen. Res Publica bedeutet also übersetzt die öffentliche Sache. Im Englischen wurde früher das Wort Commonwealth oft verwendet, es bedeutet übersetzt Gemeinwesen oder gemeinschaftlicher Wert. Es wird unter anderm noch immer in Massachusetts verwendet, wo im offiziellen Titel vom Commonwealth of Massachusetts gesprochen wird. Das Wort Commonwealth ist eine fast exakte Übersetzung der ursprünglichen Bedeutung von Res Publica und damit auch dessen Fortführung.

Nur in diesem Sinne verwendeten die Griechen wie Platon (428/427-348/347 v. Chr.) [21] ein Wort, das bei uns mit Republik übersetzt wurde. Platon schrieb über ein imaginäres Gemeinwesen und hatte sicherlich überzeugende Ideen, welche Staatsform sein Utopia haben sollte. Diese Ideen wurden durch den Titel aber weder transportiert, noch vorhergesehen.

Die geschichtliche Entwicklung des Wortes Republik kan folgendermassen zusammengefasst werden:

«Die Griechen lernten, wie Will Durant es ausdrückt, dass der Mensch frei wurde, als er erkannte, dass er Gesetzen unterliegt.»

Die Römer wendeten den formal allgemeinen Begriff Republik spezifisch auf das System an, in dem sowohl die gewöhnlichen Menschen, als auch ihre Herrscher den Gesetzen unterstellt waren. Diese Bedeutung wurde in der ganzen späteren Geschichtsschreibung anerkannt. Auch wenn er unpassend und in selbstbetrügerischer Weise auch für die Republik Venedig [22] oder die Niederländische Republik [23] verwendet wurde.


[1] Republics & Democracies - Robert H W Welch Jr. federalexpression YouTube Kanal, 27. Juli 2017
in schriftlicher Form: Republics & Democracies (English Edition). Kindle Edition, Robert Welch https://www.amazon.de/dp/B074FZXFS9%
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Solon
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Decemviri
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Zw%C3%B6lftafelgesetz
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/William_James_Durant
The Story of Civilization: https://archive.org/details/TheStoryOfCivilizationcomplete
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Gaius_(Jurist)
[7] https://en.wikipedia.org/wiki/Tribune
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Karthago
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Tullius_Cicero
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Polybios
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Titus_Livius
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Seneca
[13] https://de.wikipedia.org/wiki/New_Deal
[14] https://en.wikipedia.org/wiki/Fair_Deal
[15] https://en.wikipedia.org/wiki/New_Frontier
[16] https://de.wikipedia.org/wiki/Vergil
[17] https://de.wikipedia.org/wiki/Sallust
[18] https://de.wikipedia.org/wiki/Franklin_D_Roosevelt
[19] https://en.wikipedia.org/wiki/Harry_Atwood
[20] Back to the Republic. Harry F. Atwood, 1918, Lair & Lee Inc. Chicago
https://archive.org/details/backtorepublicgo00atwo
[21] https://de.wikipedia.org/wiki/Platon
[22] https://de.wikipedia.org/wiki/Republik_Venedig
[23] https://de.wikipedia.org/wiki/Republik_der_Sieben_Vereinigten_Provinzen

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