Wie Emotionen mein Übergewicht beeinflusst haben

in #deutsch6 years ago (edited)

Warum bin ich die einzige die nicht gesehen wird? Immer werde ich übergangen und ernst nimmt mich doch sowieso nie jemand. Warum immer ich?“

Ich hocke auf dem ungemachten Bett, mit der schwarz weiß gestreiften Bettwäsche, die Sonne scheint durch das große Fenster und erhellt das Zimmer während ich mir die Seele aus dem Leib weine. Ein Schluchzer folgt dem nächsten, die Tränen laufen in Bächen an meinen Wangen herunter und hinterlassen kleine feuchte Flecken auf meiner Bettwäsche. Das interessiert mich nicht. Ich fluche zwischen den Tränen vor mich hin und frage mich dauernd „Warum immer ich“.

Unter Tränen gehe ich zu dem Vorratsschrank, greife mir zuerst die kleine Schokoladentafel und nehme dann doch gleich noch die Tüte Chips mit, die ich vor wenigen Tagen gekauft hatte für die Party am Wochenende. Ich setze mich wieder auf meine gestreifte Bettwäsche, beruhige mich einen Moment und fange an zu essen.

Ich merke für einen kurzen Augenblick wie mich das Kauen ruhiger macht und atme tief. Denke kurz über die vergangene Situation nach und beginne wieder zu schluchzen. Und dann folgt die Schokolade, denn sie schmeckt so gut und, ich weiß nicht wie, aber es hilft mir und gibt mir das Gefühl, nicht ganz verloren zu sein.

15 Minuten später ist alles weg. Die Tüte Chips ist aufgegessen, die Schokolade in meinem Bauch und dazu gekommen sind noch ein paar Gummibärchen.

Die Trauer und die Wut ist immer noch da und zusätzlich ist mein Bauch ist zum platzen voll

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Bild: Marita Grabowski www.maritagrabowski.de

Die Geschichte entspricht nicht der Realität und doch habe ich sie sehr ähnlich tausende Male in meinem Leben erlebt. Unzählige Male saß ich auf dem Bett oder auf dem Badezimmerboden und weinte mir die Seele aus dem Leib. Unzählige Male sah ich, wie Menschen mich nicht so behandelten wie ich es verdient habe. Unzählige Male wurde ich von tiefer Traurigkeit erfasst, weil das Leben mir nicht das schenkte was mir zustand.

Oft habe ich mich allein gelassen gefühlt, weil mich niemand verstand. Doch der Schokoriegel, die Chips aber auch die Reste vom Abendessen gaben mir wieder das Gefühl jemand zu sein. Essen und das damit verbundene Gefühl in meinem vollem Magen, schenkten mir Trost, Liebe und Zuneigung.

Und dem Essen war es egal ob es mir richtig mies ging oder ich nur eine Umarmung brauchte, die mir kein Mensch gab. Essen gab mir das Gefühl wenigstens ein wenig wertvoll zu sein und ließ mich für einen kurzen Moment das Licht im Tunnel sehen.

Jedenfalls für einen klitzekleinen Moment.

Diese kurzen Momente wo das Kauen mich beruhigte und mir das Essen Trost spendete waren schnell vorbei. Zurück ließen sie mich mit meinem Schmerz. Dazu gesellten sich einige Zeit später noch Schuld, Scham und Ärger darüber, dass ich mich nicht im Griff hatte und wieder alles wahllos in mich hineingestopft hatte.

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Bild: Marita Grabowski www.maritagrabowski.de

Das war mein Leben

So sah mein Leben jahrelang aus und ich konnte nichts dagegen tun. Der Drang zum Essen zu greifen wenn es mir schlecht ging war so groß, dass ich keine Chance hatte dagegen zu wirken.

Jede Diät scheiterte, jedes Mal wenn ich meine Ernährung ändern wollte, war das der Punkt wo ich spätestens aufgab. Denn, selbst in nicht so dramatischen Situationen war mein Hunger groß. Sobald ich mich nur irgendwie ungerecht behandelt fühlte oder ich mich überfordert, unterfordert, allein gelassen oder what ever fühlte, war Essen für mich da.

Mit 28 war ich dann im dreistelligen Gewichtsbereich angelangt und erst als ich Anfang 2012 die Weihnachtsbilder sah, wurde mir bewusst, wie sehr ich mich gehen lassen habe.

Damals war klar: Ich nehme ab! Aber ich werde keine Diät machen.

In den nächsten Wochen und Monate verschlang ich Bücher und Kurse wie nie zuvor und ich kam dahinter, dass mein größtes Problem nicht das Essen zu den Hauptmahlzeiten ist, sondern das unbewusste Essen welches mich trösten und mir Liebe schenken sollte.

Das waren die ersten Kalorien die ich definitiv einsparen konnte ohne dass ich hungern oder auf etwas verzichten müsste. Also begann ich an meinem Heißhunger bzw. meinem emotionalen Hunger zu arbeiten. Ich hinterfragte, ich affirmierte, ich probierte hunderte verschiedener Dinge. Und das war nicht immer leicht, denn viele Dinge funktionierten nicht direkt, bei vielen Sachen fehlten mir Puzzleteile damit sie effektiv wurden und so entwickelte ich mehrere Strategien die mir dabei halfen mir meinen emotionalen Hunger immer öfter bewusst zu machen und im nächsten Schritt mein Essverhalten zu verändern.

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Bild: Marita Grabowski www.maritagrabowski.de

Nächste Woche starte ich hier eine fünf tägige Reihe zum Thema emotionaler Hunger und verrate dir meine beste Strategie, die mir geholfen hat meinem emotionalen Hunger auf die Schliche zu kommen. Bist du dabei?


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Glaube einer benutzt Essen um die Traurigkeit zu vertreiben, andere Alkohol, Drogen, Spielsucht usw. Manche Menschen sind eben feinfühlig und nicht selten in dieser Gesellschaft überfordert, sie sind aber nicht falsch, leider bleiben einige viel zu oft unverstanden und allein mit einem Gefühl was Tonnen wiegen kann. Nicht ohne Grund steigt in westlichen Ländern die Zahl der Menschen mit Depressionen und ist der Spiegel unserer Gesellschaft, unserer selbst. Aber schön dass Du einen Weg gefunden hast anders damit umzugehen. lg

@Physalis: Da stimme ich dir zu hundert Prozent zu. Wichtig für diese Menschen ist es, sich selber zu zuhören und sich selber so zu akzeptieren wie er/sie ist. Jeder muss da seinen eigenen Weg raus finden, aber ohne Selbstreflektion geht es nicht. Und das kann mitunter auch sehr schmerzhaft sein. Gerade wenn man die Gründe hinter dem Verhalten hinterfragt und nicht bei der ersten Antwort aufhört. Das ist aber gleichzeitig auch der Weg raus aus dem Suchtverhalten.

Ja, stimme zu, leider kann diese Selbstreflektion schmerzen und erst einmal eine "Verschlechterung" bedeuten. Und wer will schon dass es einem noch schlechter geht. Ist man da aber erst einmal durch wird es besser, man begreift dass man sehr wohl einen Wert hat und niemand das Recht hat andere schlecht zu behandeln. Und man wird nicht drum herum kommen einige Kontakte abzubrechen bzw. einschlafen zu lassen auf dem Weg zur Heilung. Es kann nur besser werden wenn man beginnt den Ausweg zu finden :) Schönen Abend noch :)

Das größte Problem mit dem Abnehmen ist die Abnehmindustrie und Ihre falschen Versprechen.
Das Geld mit Angst und Leid ist nicht erst seit dem Mittelalter bekannt und funktiniert auch hier.

Sie macht das Geschäft mit der Hoffnung auf Kosten der Menschen und mit falschen Versprechen treibt sie den Irrsin vorran.

Wir sollten lieber zusehen, dass wir uns mehr akzeptieren und falls wir ernsthafte Sorgen haben gehen wir zu einem Arzt des Vertrauens. Der weiss am Besten was Gut ist. Die Ratschläge sind auch meist einfach aber kosten Energie.

Der Mensch ist halt extrem faul und bequem. So sind wir nun mal. Da ist es einfacher eine Abnehmlüge aus dem nächten Regal oder dem Onlineshop zu fischen, oder als uns der Tatsache zu stellen, dass vieles mit Bewegung und gar nicht so tollen Aktivitäten zusammenhängt.

Aber die Faulheit mach uns dumm und die Dummheit macht uns arm und andere reich.

Du hast meine absolute Zustimmung. Die Ängste und die Hoffnung auf ein besseres 'schlankes'
Leben ist bei vielen so groß. Daher berate ich meine Coachees auch nie nur auf körperlicher Ebene, sondern begleite sie mental. Und wenn da der Knoten platzt läuft es meist von allein.

Dein Beitrag hat mich wirklich berührt. Ich kenne das in der Form zwar nicht, aber habe Essen früher auch hin und wieder als, na sagen wir mal, Betäubung oder Belohnung benutzt. Heute glaube ich, dass Essen für viele so etwas wie eine Droge ist. Zumindest das eher ungesunde, unausgewogene Essen zähle ich dazu.

Aber die gute Nachricht ist, dass wir uns jeden Tag neu entscheiden können, wie wir mit uns und unserem Körper umgehen. Und ganz wichtig finde ich auch, sich selbst keine Vorwürfe zu machen, sondern einfach Schritt für Schritt seinen Weg zu gehen.

Ich wünsche dir weiterhin viel Glück und Erfolg dabei!

Das Thema Sucht hat da mit Sicherheit auch seine Berechtigung, denn letztendlich war/ist Essen immer die Befriedigung eines Gefühls das ich fühlen möchte, bzw, was ich betäuben will.
Beim Rauchen ist das aufhören relativ einfach (habs 2 Mal gemacht), weil es einfach heißt: Ich nehme keine Zigarette mehr zur Hand. Beim Essen ist es unglaublich schwer, weil das ja zu unserem tgl. Leben gehört.
Als wirklich effektive Methode hat sich für mich nur eins herausgestellt: Beobachten und wenn ich merke ich falle wieder zurück hinterfragen was gerade total schief läuft und das dann ändern.

Ein sehr wundervoller Bericht und für so viele Menschen Realität. Danke das du ihn mit uns teilst. Mir ging es ja genauso, ich frass den Schmerz ebenso in mich hinein, fast mein ganzes Leben lang.

Keine Diät der Welt kann helfen, solange man nicht an der Seele arbeitet.
Ich freu mich auf weitere Artikel von dir.

Die Seele ist der ausschlaggebende Punkt. Ganz genau.
Vielen Dank für dein Feedback <3

I do not understand much German, but I liked the image of the house above, resteem

Bei einer dreistelligen Kilozahl bin ich nicht gelandet, richtig gern angucken mag ich mich im Spiegel trotzdem nicht.
Es hilft ein bißchen, nicht bei jeder Kleinigkeit Geld zücken zu können, um Teilchen oder Schokolade zu kaufen, sich Regeln zu machen, was auf keinen Fall in den Haushalt kommt. Andererseits sind Reste, Einladungen und gespendetes Essen auch Verlockung und nicht immer das Optimum für den Körper.
Mir juckt es in den Fingern, auch endlich was zum Thema Essen zu bloggen. Insofern bin ich auf Deine Beiträge gespannt und hoffe, ich bekomme sie mit. Irgendwie verpasse ich neuerdings ab und zu Sachen hier.

Danke für dein Feedback.
Bzgl. des Schreibens: Fang einfach an :-)

Liebe Marita,

Danke für das Teilhaben an deiner bewegenden Geschichte.
Ich beschäftige mich ebenfalls viel mit Psychologie. Speziell der Persönlichkeit. Vielleicht schaust du mal bei mir vorbei? Würde mich sehr freuen!
https://steemit.com/psychology/@patze/der-zusammenhang-von-persoenlichkeit-und-stressbewaeltigung-3

Danke für dein Feedback liebe @patze
Ich schau gleich mal bei dir vorbei.

Bei mir war es einfach Essen ohne nachzudenken aber mich haben meine Emotionen dazu bewegt abzunehmen. Mach halt ne Hardcore Diät naja. Ich esse zum Beispiel den ganzen Tag nichts aber dafür am Abend halt 500g Fleisch mit Gemüse.

Ist eher wie eine Kur die paar Monate gehen. Kombiniert mit 4 mal die Woche Training sind das Super Ergebnisse.

November 2016 habe ich 118 KG gewogen. Am 1. July (Trainingsstart) habe ich dann ca. 110 KG gewogen. 1. August (ca. 1 Monat Training mit 4 Einheiten pro Woche) habe ich 5 KG in einem Monat abgenommen) dann habe ich 3-4 Monate gebraucht um nochmal 5 KG abzunehmen.

Jetzt bin ich bei 100 KG natürlich mit Muskelmasse. Mache dasselbe nocheinmal jetzt.

Ich mache die Lowcarb Diät mit bisschen NoCarb. Ab ich richte mich nach: Von 100g Essen darf max. 5-7 g Kohlenhydrate sein.
Red Bull oder Süßeszeug wenn ja dann nur ohne Zucker. Bei Kaffee ist es okay wenn man natürlich mit dem Zucker nicht übertreibt (max. 3 Würfel)
!Kein Brot, Kein Reis, Keine Nudeln!

Ist nicht jeder sein Ding. Und vor allem bei Frauen ist es noch komplizierter weil ihr Frauen sofort aufgrund eures Geschlechtes und eures Stoffwechsels in Depressionen fällt.

Und Hardcore Diäten sind genau das was ich NIEMALS empfehlen würde. Das mag bei dem ein oder anderen funktionieren aber die meisten scheitern kläglich und dann geht die negativ Spirale wieder von vorne los.
Es geht definitiv anders und leichter.
Und trotzdem möchte ich dir zu deinem Erfolg gratulieren, denn das durchzuhalten ist eine krasse Leistung.

Es ist machbar aber wenn man ein Normales Essverhalten hat braucht man nicht auf Hardcore schalten siehe mein Beitrag https://steemit.com/health/@szr52/my-experience-with-the-low-carb-diet-deutsch-and-english

Jemand der normal isst aber trotzdem Übergewicht hat soll einfach Kohlenhydrate weg lassen süßes auch viel fleisch und fisch essen. Bei Schwein nur Filet und 4 mal die Woche training . Vor allem Kniebeugen lösen Wachstumhormone aus die zum Abnehmen helfen

Danke für diesen Beitrag. Sooo drastisch ist es bei mir nicht, aber dennoch brauche ich meine zuckerportiönchen über den Tag verteilt um alle Anforderungen des Lebens zu meistern und das zeigt sich langsam und stetig an dem nach rechts wandernden Zeiger auf der Waage... werde gespannt bei dir mitlesen.

Ich freu mich, dass dich der Artikel angesprochen hat.

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