Wenn alles vorbestimmt ist... gibt es keinen freien Willen?

in #deutsch6 years ago (edited)

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nani?


DISCLAIMER: Das wird ein langer Brocken Philosophie. Oder wie mein Schwager sagen würde: Esoterikkram
Ich habe lange überlegt wie ich das Thema 'Freier Wille' gestalten soll und welche Richtung ich überhaupt einschlagen soll. Ursprünglich wollte ich diese Plattform nutzen um meine Philosophie zu präsentieren und fremde Menschen zu einer Diskussion anzuregen. In der Philosophie gibt es meistens keine einheitlichen Antworten auf Fragen; jeder reimt sich seine eigene Realität zusammen und genau das macht eine Auseinandersetzung so spannend. Auch wenn ich bei all den älteren (und damit meine ich weiseren) Nutzern hier schnell eingeschüchtert bin, wollte ich euch dennoch meine persönliche Einstellung zum 'Freien Willen' nicht vorenthalten.
Dieser Beitrag ist die Fortführung vom letzten Thema (Determinismus und Zufälle) und soll eine Kompilation von verschiedenen Positionen zum freien Willen und gegebenfalls meinem Senf sein.



Ist der freie Wille ein menschliches Konstrukt?



Zunächst müssen wir uns im Klaren sein was der freie Wille überhaupt ist und dazu schauen wir uns zuerst den Willen und die Freiheit an:

Der Wille ist kein Trieb sondern ein (geistlicher) Impuls zur Verwirklichung bestimmter Ziele. In der Psychologie ist das Wollen der Entscheidungsakt (Willensakt) der zu der Ausführung von Handlungen führt. In der Philosophie gibt es jedoch verschiedene Ansichten:
Kant sah den Willen als eine Art von Kausalität lebender Wesen. Buddha bezeichnete den Willen als die Tat, "denn mit dem Willen wirkt man die Tat in Werken, Worten und Gedanken." Nach Schopenhauer entspringt der Wille nicht aus der Individualität sondern aus dem Dasein überhaupt. Der Wille bestimmt alle Vorgänge der Natur.

Freiheit "wird in der Regel als die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können." Bereits im Platonismus wurde der Begriff 'frei' mit 'die Herrschaft über sich besitzend' und 'Freiheit' mit 'selbstständige Lebensführung' bestimmt.

Nach diesen Definitionen habe ich den Schluss gezogen, dass 'Willensfreiheit' die Möglichkeit ist, entscheiden zu können was ich entscheide. Also ich kann bestimmen, was ich zu Wollen habe und was nicht. Aber ist das möglich? Kann ich der Herrscher über meinen eigenen Willen sein?


Die Frage nach der Willensfreiheit ist eine an sich leichte und gehört aber trotzdem zu den ewigen Problemen der Philosophie. Wie sich der Begriff exakt definiert ist schwierig zu sagen und sich auf eine Begriffsbestimmung festzulegen wäre kontraproduktiv.

'Willensfreiheit' setzt sich in den meisten Theorien der Philosophie aber nicht aus den zwei Begriffsdefinitionen 'Wille' und 'Freiheit' zusammen so wie ich es angenommen hatte (= die Freiheit über die Entscheidung was gewollt wird [wobei Thomas Reid ebenfalls die Ansicht vertrat, dass genau das die wirkliche Freiheit ist]). In diesem Zusammenhang ein bekanntes Zitat von Schopenhauer: "Der Mensch könne tun, was er will, aber er könne nicht wollen, was er will".

Aber im Allgemeinen wird die Willensfreiheit wirklich einfach als die Freiheit über Entscheidungen empfunden. Auch hier frage ich mich, wie soll das möglich sein?

Mein Grundgedanke war jener, dass Menschen in jeder Hinsicht eingeschränkt sind, egal ob die Einschränkung biologischer oder gesetzlicher/gesellschaftlicher Natur ist. Wenn der Mensch eingeschränkt ist, ist auch das Wollen eingeschränkt. Wie kann in so einem Szenario dann jemals eine Handlung die Folge eines freien Willens sein?

Damit wir diese Frage beantworten können, schauen wir uns zuerst die zwei Hauptbedeutungen des freien Willens an, die sich im Laufe der Philosophie herauskristallisiert haben: Die bedingte und die unbedingte Willensfreiheit.

Die bedingte Willensfreiheit ist kurzgesagt die Handlungsfreiheit. Eine Person hat dann einen freien Willen wenn drei zentrale Bedingungen zugleich erfüllt werden: a) Die Person könnte auch anders handeln (Alternativismus) b) Die Person handelt aus verständlichen und nicht willkürlichen Gründen (Intelligibilität) c) Die Person ist Urheber ihrer Handlung (Urheberschaft). Der Wille der vom Menschen fabriziert wird, hängt aber von seinen Vorstellungen, seiner Persönlichkeit und den Umwelteinflüssen ab.

Die unbedingte Willensfreiheit hingegen ist frei von diesen Bedingungen. Die Person wäre in ihrem Wollen ganz unabhängig, keinen inneren oder äußeren Einflüssen ausgesetzt. Was sich zum Wille herausbildet wäre also rein zufällig. Dieses Konzept würde zwar keinen Widerspruch zur Bedeutung des Willen per se darstellen, aber wäre ein Wille, welcher dem Zufall unterliegt tatsächlich ein freier? Objektiv betrachtet wäre er natürlich frei, aber subjektiv betrachtet wäre solch ein Zufall doch wieder nur eine Beraubung unserer Freiheit, oder? Und ist es überhaupt möglich, dass ein Wille eines Menschen ganz unabhängig anderer Zustände existiert?

Der Schweizer Philosoph Peter Bieri ging in seinem Buch dieser Frage nach:

Nehmen wir an, Sie hätten einen freien Willen. Es wäre ein Wille, der von nichts abhinge: ein vollständig losgelöster, von allen ursächlichen Zusammenhängen freier Wille. Ein solcher Wille wäre ein aberwitziger, abstruser Wille. Seine Losgelöstheit nämlich würde bedeuten, dass er unabhängig wäre von ihrem Körper, ihrem Charakter, ihren Gedanken und Empfindungen, ihren Phantasien und Erinnerungen. Es wäre, mit anderen Worten, ein Wille ohne Zusammenhang mit all dem, was Sie zu einer bestimmten Person macht. In einem substantiellen Sinn des Wortes wäre er deshalb gar nicht Ihr Wille.

Auch nach einer inneren Revolution könnte ich nichts Beliebiges wollen, sondern nur solches, das die neue innere Welt zuließe. Und das ist gut so; denn nur dadurch, daß ein Wille in einer Innenwelt mit festen Konturen verankert ist, ist er der Wille einer bestimmten Person, also überhaupt jemandes Wille.

Somit ist die unbedingte Willensfreiheit für uns irrelevant und der Gedanke dahinter würde auch nicht unseren Interessen entsprechen. Aber: wenn wir diesen objektiv betrachteten freien Willen ignorieren und nur die bedingte Willensfreiheit annehmen, ist der freie Wille doch nur ein menschliches Konstrukt, oder?
Anscheinend.
Aber auch wenn der freie Wille ein subjektives Gefühl ist, verheißt es doch noch nichts schlechtes.

Niemand ist mehr Sklave, als der sich für frei hält, ohne es zu sein. Goethe

Auch wenn die Naturgesetze bestimmen, was wir tun und denken, können wir uns unter Berücksichtigung der jedem Menschen gegebenen Bedingtheiten als frei verstehen. Frei sind wir in diesem Sinne genau dann, wenn wir unseren eigenen Überzeugungen gemäß handeln können. Ein solcher Freiheitsbegriff, der ein bewusstes Reflektieren und eine bewusste Entscheidung voraussetzt, aber auch für möglich hält, steht nicht im Gegensatz zum Determinismus. Die Idee einer "absoluten Freiheit", die gegen den Determinismus gerichtet ist, ist begrifflich inkohärent. (Peter Bieri, Das Handwerk der Freiheit 2001)

Wir wissen nun, dass die für uns relevante Definition des freien Willen, die der bedingten Willensfreiheit ist. Beim freien Willen geht es darum, dass wir die Macht haben selbst über unsere Taten und Handlungen zu entscheiden, auch wenn wir eingeschränkt zu sein scheinen.

Es ist nun aber interessant zu sehen, ob unsere Willenfreiheit im Einklang zum Determinismus steht. Einige Philosophen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass Determinismus und Willensfreiheit einander ausschließen würden.
Meines Erachtens (oder per unserer Definition) wäre der Determinismus zwar ein Widerspruch zur unbedingten Willensfreiheit aber nicht zu der bedingten, da diese immernoch einer Kausalität unterliegt.


Clash of Views: Determinismus vs. Freier Wille

In der Philosophie gibt es verschiedene Positionen für das Aufeinandertreffen dieser zwei Konzepte:

Zum einen gibt es die Inkompabilität die besagt, dass der Determinismus und die Willensfreiheit nicht vereinbar sind:

Der Determinismus meint, dass sich die Welt zu jedem Zeitpunkt nur auf eine Weise entwickelt. Wenn unsere Welt vorbestimmt ist, könnten wir also mit der Kenntnis über die Ursache, theoretisch alle zukünftigen Ereignissen vorhergesagen. (Abb. 1)

Die Willensfreiheit setzt jedoch voraus, dass die Zukunft insofern offen ist, dass es von unserer Entscheidung abhängt was als nächstes passiert. (Abb. 2) Wenn aber tatsächlich der Determinismus stimmen würde, würde unsere Handlung nicht von unserem Wollen ausgehen sondern von den Ereignissen die davor passiert sind (Ursache -> Wirkung). Könnte man dann nicht in rechtlichen Geschichten wie Schuld und Strafe die eigenen Taten den Ereignissen denen der Mensch unterliegt zuschreiben? Und eine Sünde wäre in dem Sinne keine Sünde mehr, da ich nichts für die Einflüsse kann, die meine Handlung initiiert haben. Ich könnte jede meiner Handlungen rechtfertigen, immerhin gibt es keinen freien Willen und meine Entscheidungen sind nicht wirklich meine sondern die Folge von vorherigen Ereignissen.

Freiheitsskeptiker sind in der Tat dieser Meinung und behaupten es gibt keine Willensfreiheit. Aber wären wir dann nicht Denkmaschinen auf dieser Welt ohne Persönlichkeit, ohne Emotion, die nur eine mögliche Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis haben? Jede unserer Entscheidungen wäre also vorhersagbar?


Nehmen wir an die Welt ist deterministisch (wie wir letzte Woche gelernt haben, wissen wir in Wirklichkeit nicht ob die Welt deterministisch ist oder eher ein Hybrid aus In- und Determinismus ist). Spielt dieser Determinismus, der von unseren Naturgesetzen gelenkt wird, bei der bedingten Willensfreiheit des Menschen wirklich eine relevante Rolle?

Wir entscheiden uns dazu eine Tat umzusetzen und in letzter Sekunde entscheiden wir uns plötzlich um. Logischerweise und auch laut bedingter Willensfreiheit muss diese gewollte Entscheidung vergangenen Ereignissen unterliegen, denn warum haben wir uns sonst umentschieden? Auch wenn die Ursache nicht klar auf der Hand liegt, gibt es eine. Diese Tatsache schränkt unseren (bedingten) freien Willen dennoch nicht ein (Kompabilität).
Ein Ereignis A tritt auf und ich habe die Möglichkeit Reaktion B, Reaktion C oder Reaktion D auszuführen. Für was ich mich letzendlich entscheide, hängt ab von meinem Charakter, meinen Erfahrungen und meinen Vorstellungen ab. Also kann ich entscheiden welche Handlung ich umsetzen will, und diese Entscheidung ist die Folge von allen Ereignissen, die zu dieser Situation geführt haben UND die mich zu der Person gemacht haben, die ich während der Entscheidung bin. Demnach habe ich einen freien Willen, auch wenn dieser nur ein bedingter und subjektiver ist.


Exkurs in die Neurowissenschaft

In 1979 führte der amerikanische Physiologe Benjamin Libet ein Experiment (das bekannte Libet-Experiment) zur Untersuchung der Gehirnaktivität beim Entscheidungsprozess durch und versuchte mit den Ergebnissen zu beweisen, dass der freie Wille keine Illusion ist:

Er fand mittels EEG heraus, dass einer Finger- oder Handbewegung eine Nervenaktivität im Gehirn etwa 550ms vorausgeht und, dass die Entscheidung für eine Handlung somit immer vor der Ausführung feststeht, auch wenn die Entscheidung unbewusst gefällt wird (diese Gehirnaktivität wird auch Bereitschaftspotential genannt). Nach dieser Erkenntnis zweifelte Libet an der Willensfreiheit bis er dann jedoch auf eine neue Entdeckung stoß:
Kurz vor einer Handlung gäbe es ein Zeitfenster von ungefähr 100ms, in welchem der Mensch eine bereits eingeleitete Handlung noch bewusst verhindern könnte. Es sei also ein Veto möglich, was die Theorie des freien Willens bestärken würde.

Libets Interpretation in Hinsicht auf das 'Veto' wurde mehrfach kritisiert, aber die Erkenntnis, dass der Mensch bereits Entscheidungen trifft ohne sich dieser bewusst zu sein wurde auch in aktuelleren Experimenten der Neurowissenschaft festgestellt.

Neurologe John-Dylan Haynes konnte mittels fMRT herausfinden, dass sich aus den neuronalen Aktivitätsmustern schon 4 Sekunden vor der bewussten Entscheidung eines Menschen, die Entscheidung vorhersagen lässt. Haynes widerlegte so den freien Willen: "Anscheinend trifft das Gehirn die Entscheidung vor der Person."

Zahlreiche weitere Wissenschaftler sind der Ansicht, dass eine Entscheidung niemals eine Folge einer bewussten Wahl sein könnte. Neurowissenschaftler und Philosoph Sam Harris meint, wir Menschen seien "biochemische Marionetten": wenn sich eine Entscheidung Sekunden früher vorhersagen lässt, "wo bleibe dann der bewusste Akteur, der Herr über sein eigenes Innenleben?"

Aber falls Entscheidungen tatsächlich 4 Sekunden vor einer Handlung getroffen werden, wie können wir dann bei plötzlichen Ereignissen (im Verkehr zB.) so schnell reagieren?



Aber gut, nehmen wir diese Annahme der Neurowissenschaft hin. Ich frage mich ein weiteres Mal: spielt diese Tatsache wirklich eine Rolle für uns?
Wir können natürlich sagen, dass wir alle Marionetten der Natur sind und alles was wir entscheiden, entscheiden wir nicht selber sondern die Natur. Aber das ist doch nicht die Essenz der Willensfreiheit. Wir haben die Willensfreiheit konstruiert um die Empfindung zu beschreiben die wir verspüren, wenn wir uns den gesellschaftlichen, gesetzlichen und biologischen Zwängen widersetzen und etwas tun, das abgesehen vom eigenen Wollen, keine weiteren Instanzen und Umstände berücksichtigt.

Willensfreiheit ist für mich die unmittelbare Erfahrung die ich bei einem Entscheidungsprozess empfinde. Dieses Gefühl ist nicht messbar also liegt es an uns selbst zu entscheiden, was für uns persönlich Willensfreiheit ausdrückt.



Links


Quellen:
Wie viel Wille ist gewollt?
Wie frei ist der Mensch?
Freiheit und Determination
Willensfreiheit
Haben wir einen freien Willen?
Wikipedia!

Alle Grafiken wurden von mir erstellt.

Karikaturen zum freien Willen:
1
2
3

Musikdie ich mir beim Schreiben gegönnt hab.
Ein höchst interessantes Video


Eigentlicher Grundimpuls für das letzte und heutige Thema:

Neulich bei einer (pseudo)philosophischen Unterhaltung unter Freunden zu unchristlicher Stunde:
Ich weiß nicht mehr was der Auslöser war, aber Person A meinte: Ich glaube an Schicksal.
Person B: Du glaubst daran, dass alles vorbestimmt ist?
Person A: Ich glaube, dass alle Ereignisse, die geschehen, einen Grund haben warum sie geschehen. Dass mein Leben so verläuft wie es verläuft muss eine Bedeutung haben. Und das geht von einer höheren Macht aus.
Person C: Also ist der gesamte Verlauf meines Lebens vorprogrammiert?
Person A: Theoretisch.
Person C: Aber... ich kann mich ja immernoch umentscheiden wie mein Leben ablaufen soll. Ich habe ja einen freien Willen.
Person A: Es muss ja aber auch einen Grund geben warum du dich überhaupt umentschieden hast, oder? Und dieser Grund ist ein Teil deiner Bestimmung.
Person B: Aber dann sind meine Entscheidungen eigentlich nicht mehr meine Entscheidungen, oder?
Person C: Ich mag es nicht wenn ich die Kontrolle über mein Leben verliere. Ich habe das Gefühl, dass Leute an Schicksale glauben, weil das am gemütlichsten ist.
Person B: So auf die Art 'Alles was mir passiert ist und alles was aus mir geworden ist, ist nun halt meine Bestimmung'?
Person A: Warum nicht? Am Ende unseres Lebens gibt es nur einen Pfad, nur einen Ablauf. Warum ist dein Leben nicht anders abgelaufen? Am Ende ist es deine Bestimmung, dass dein Leben so war wie es war.
Person B: Wenn ein Kind aufgrund eines Tumors oder eines Autounfalls sterben würde, würdest du dasselbe sagen? Ist dann die Bestimmung des Kindes früh zu sterben?
Person A: Vielleicht. Vielleicht hat der Tod dieser Person eine tiefere Bedeutung. Nicht für die Person selbst, aber für die Grundgesamtheit. Vielleicht ist das die Bestimmung der Familie und die der Freunde von der verstorbenen Person.
Person C: Also müssen Personen geopfert werden.
Person A: ...
Person B: ...
Person C: Ich denke wir Menschen interpretieren zu viel in diese Sache rein! Themenwechsel!
.
.

psst.. welche Person bin ich?


TL;DR
Es gibt keinen freien Willen, aber einen 'freien' Willen.

Sort:  
"Anscheinend trifft das Gehirn die Entscheidung vor der Person."

Dieses Zitat lässt mich fragen, ob "das Gehirn" und "die Person" zwei voneinander unabhängige Entitäten sind? Ist das Gehirn nicht der denkende Teil der Person? Man könnte also sagen, genauso wie der Mensch mit dem Auge sieht, entscheidet er mit dem Gehirn.

Wer trifft den gemäß den Verfechtern des freien Willens Entscheidungen, wenn nicht das Gehirn? Wäre eine Entscheidung eines nicht näher definierten menschlichen 'Geistes', einer 'Seele' oder was auch immer denn irgendwie 'höherwertiger' als eine 'nur' aufgrund biochemischer Reaktionen bzw. Rechenoperationen eines Gehirns getroffene? Was wären überhaupt solch ein 'Geist' oder eine 'Seele'? Etwas völlig von Materie Losgelöstes?

Ich gehe davon aus, dass unser 'Wille' das Ergebnis biochemischer Reaktionen ist, finde das aber überhaupt gar nicht schlimm! Sind denn komplexe biochemisch-physikalische Reaktionen, aus denen eine Entscheidung oder ein Wunsch resultieren, nicht faszinierend (selbst wenn sie theoretisch vorhersagbar sein würden)?

Ich weiß nicht ob, aber vielleicht interessieren dich diese Links zum Thema:

Der Wille ist kein Trieb sondern ein (geistlicher) Impuls zur Verwirklichung bestimmter Ziele.

Wohl eher ein geistiger als ein geistlicher Impuls ... :)

Ich denke auch, dass der 'Wille' lediglich die Wirkung biochemischer Prozesse ist, aber wir wollen daran glauben, dass der freie Wille eine bewusste Entscheidung unseres Geistes ist (aber trd wie Roth sagt: 'subjektiv empfundene Freiheit einer Entscheidung ist eine Illusion). Und 'frei' ist auch das was ich empfinde im Moment einer Entscheidung, auch wenn ich den wahren Prozess im Hinterkopf behalte.

Das Interview fand ich sehr unterhaltsam, danke! Und auf den Artikel war ich beim Schreiben auch gestoßen! :)

Danke Jaki, freut mich sehr, dass du meinen Beitrag gelesen hast!

Danke Jaki, freut mich sehr, dass du meinen Beitrag gelesen hast!

Freut mich sehr, dass ich ihn gefunden habe. ;-)

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Hi, @lianaakobian, hatte kürzlich einen ganz ähnlichen Artikel geschrieben (aber nicht so lang :)). Meine Schlussfolgerung ist, dass das was wir als gefühlten freien Willen empfinden, uns das Gehirn vorspiegelt, um das soziale Zusammenleben zu erleichtern. Wenn alle "Roboter" ohne Willen wären, würde sich niemand für seine Taten verantworten müssen. Ich denke, dass der "freie" Willen sich als evolutionärer Vorteil so entwickelt hat.

Hallo @lianaakobian,
danke für deinen tollen Artikel :) Ich wollte auch zum Thema Determinismus und Freiheit etwas schreiben. Da dein Post aber schon so gut informiert hat, habe ich inhaltlich einen etwas anderen Weg eingeschlagen. Ich würde mich freuen, deine Meinung zu lesen (frage mich im übrigen immer noch, welche Person du bei dem Gespräch warst 😉)
Hier ist mein Artikel zu finden.

Viele liebe Grüße

Marla

Gelesen und resteemed :) Ich danke!

Liebe Grüße

Wieder mal ein super Artikel. Danke – Das macht Spaß zu lesen.

Hier meine 5 Cent in Stichpunkten:

  • Freiheit
    • Freiheitsgrade (Mechanik)
      • In der Mechanik gibt es für die Gelenke Freiheitsgrade. Je gelenkiger etwas ist, umso mehr Freiheitsgrade hat es. Aber es wird dadurch auch instabiler. Eine Stütze mit unendlich vielen Freiheitsgraden ist zu nichts mehr zu gebrauchen.
    • Entscheidungs-"Raum"
      • Auch wenn ich gefangen bin, kann ich mich in andere Dimensionen (z.B. Träume) flüchten.
      • Innerhalb eines geschlossenen Raums kann ich mich an unendlich vielen Stellen aufhalten.
      • Bin ich frei, wenn ich nicht eingesperrt bin? Oder wenn ich mich außerhalb von Orten bewege, in denen Menschen eingesperrt sind?
  • Determinismus
  • Schicksal
    • Ist auch dann möglich, wenn es keinen Determinismus gibt. Das liegt da dran, dass es in dem einem System Freiheiten gibt (z.B. wenn ich eine Sandburg baue) und in anderen Gesetzmäßigkeiten gibt, die stärker als mein System sind (die Flut die kommt). So kann ich voller Freiheit leben, weiß aber, dass der Winter kommen wird (Planetensystem) und dass ich eines Tages sterben werde (Entropiezunahme in meinem Körper).

Ich glaube an einen freien Willen in bestimmten "wachen" Situationen. Es gibt zwar vieles was mich beeinflusst aber das Abwägen bleibt meinem Geist überlassen. Letztendlich bleibe ich verantwortlich für mein tun.

Mein Comic zum Thema Sklaverei

Gruß, Achim

Sehr interessanter Beitrag die Frage des freien Willens hat mich auch schön öfters in meinem Leben beschäftigt.

Aber falls Entscheidungen tatsächlich 4 Sekunden vor einer Handlung getroffen werden, wie können wir dann bei plötzlichen Ereignissen (im Verkehr zB.) so schnell reagieren?

Mein persönliche Meinung ist dass das Ergebnis diese MRT Studie einfach nur zeigt dass wir oft wiederkehrendes gelernte Verhalten im Alltag einfach unbewusst ausführen, wie das schalten beim Autofahren. Wozu brauch man für so nebensächliche Entscheidungen, wenn man sich z.B am Koppf kratzt auch einen freien Willen. Neue Situationen in dene wir Probleme lösen müssen, mit denen wir bisher moch nicht konfrontiert waren, bin ich der Meinung, dass wir dies durch bewusste Entscheidungen tuen. Warum erfordert sonst Studieren und lernen unsere volle Aufmerksamkeit. Ich glaubhe auch je komplexer eine Aufgabe ist je bewusster setzen wir uns damit auseinander, während einfache Entscheidungen wie eine Hand heben, auch "aus dem Rückenmark" getroffen werden können. Ich bin überzeugt dass bewusste und indeterminierte Entscheidungen von uns in Situationen getroffen werden die für uns neu sind. Determistische unfreie Entscheidungen dienen dazu uns zu entlasten, um sich auf die wichtigen Fragen und Probleme im Leben zu konzentrieren.

Ein gelungener Text zu einer spannenden Frage. Die Wille-Entität hat viele Gesichter, nicht nur unter Philosophen.
So wie jede Entität. Wenn die absolute Wahrheit nicht existieren kann, so ist auch letztlich keine andere Wahrheit (bzw. Determinierung) absolut möglich. Dieses Thema hat mich sehr in meinem Text über Interaktion beschäftigt (http://interaktionstheorie.org/theorie-der-interaktion-2/).

Auch muss man wohl entscheiden, ob wir uns darauf beschränken möchten, ein Ego zu besitzen, oder ob das nur eine Interpretation der Existenz ist - denn nur wenn ersteres stimmt, können wir meiner Meinung nach von EINEM Willen sprechen, der dann frei sein kann, oder auch nicht...

Freut mich, zu sehen, dass es hier derart sorgfältig ausgearbeiteten Inhalte gibt. - Freue mich schon darauf, mehr zu lesen!

Uff, ich lege mich jetzt frei-willig schlafen! Es wurde schon mehr als genug gesagt! :) Schöner Artikel!

Schöner Artikel.

Ich finde aber, dieses Festklammern an den Extremen, ob nun Wille oder kein Wille, ob nun Deterministisch oder alles zufällig ist, hilft meist nicht sehr weit.

Der Determinismus hat es dabei recht leicht, denn letztlich kann man in jedes Ereignis und jeden Moment eine Kausalität hineininterpretieren und Verbindungen herstellen. Man könnte auch sagen, Gott hat es so gewollt.

Aber was nützt es uns, wenn wir doch nicht die Zukunft vorhersagen können, obwohl ja alles festgelegt sein müsste. Natürlich kann man theoretisch sagen, wenn man alles wüsste, könnte man alles vorhersehen, aber wir kleinen Menschen können niemals alles wissen, wodurch der Determinismus für die Wirklichkeit keinen Nutzen bietet.

Unsere Entscheidungen und Handlungen sind aber auch niemals vollständig frei von den Zwängen der Umwelt. Jede Handlung bezieht sich doch eben genau auf die uns umgebenden Welt, sie erzeugt einerseits überhaupt die Möglichkeiten, eine bestimmte Handlung auszuführen und zwingt uns andererseits auch Entscheidungen auf, weil uns die Dinge in der Welt affizieren und uns zum Handeln bewegen. Sogesehen gibt es auch keine sinnlosen oder zweckfreien Handlungen.

Der Mensch hebt sich von diesen Kausalitäten der Natur ab und hat die Wahl, mitzuspielen oder es zu lassen, in den Lauf der Natur einzugreifen und die eh ablaufenden Kausalitäten zu beeinflussen.

Trotzdem kann ich mich nicht mit der Definition und den Kriterien des 'bedingten' freien Willens mitgehen, denn a) können Personen immer anders handeln, aber machen es meist doch nicht, b) hat wie gesagt jede Handlung seinen Sinn und wenn man ihn nicht versteht, liegt es nur an den fehlenden Informationen mal abgesehen davon ließe sich fragen, wer festlegt, was ein verständlicher Grund ist bzw. für wen und c) ist der Mensch niemals alleiniger Urheber der Handlung, sondern handelt immer in einem Kontext, sonst würde auch keine Handlung stattfinden.

aber wir kleinen Menschen können niemals alles wissen

Ausgerechnet heute, als Stephen Hawking starb, muss ich sowas lesen.. :/

Das dich das so mitnimmt tut mir Leid. Ein großer Wissenschaftler ist von uns gegangen und führt uns vor Augen, dass wir eben so klein sind. Wir können nicht alles wissen und nicht ewig leben.

Wir dürfen aber auch nicht vergessen, das der Mensch nicht alleine ist und seine Ideen lösen sich daher auch nicht in Rauch auf, sondern bleiben bestehen und wirken weiter, in der Hoffnung das die Menschheit irgendwann einmal alles wissen kann, der einzelne jedoch nicht.

Du redest aber ständig von wir und nicht von dem einzelnen Menschen!
Und ich bin da etwas visionärer eingestellt. Sehe zum Beispiel Steem als eine große erste Chance zur intellektuellen Verknüpfung der Welt :)
Wir müssen verstehen, dass wir eine Einheit sind und unser Wissen teilen.
Genau wie eine Ameise alleine nichts kann, eine Kolonie jedoch extrem intelligent ist, müssen wir unseren Mitmenschen helfen. :)
Grüße

ps. wieso du dir deiner Aussagen so sicher bist, wundert mich ebenfalls

Ameisen, Bienen, ... (allgemein: Hymenoptera können schon ziemlich (erstaunlich) viel, jedenfalls mehr als manch einer so denkt:

Und ja, das ändert natürlich nichts an der noch größeren, einem Gehirn ähnelnden Gesamtintelligenz einer ganzen Kolonie.

Hey @jaki01
Da hast du vollkommen Recht!
@magicquokka hat mich da richtig heftig mit seiner Ameisenkolonie angesteckt.. ;)
Und auch auf YouTube kann man echt gut sehen wie krass Intelligent, stark Ameisen sind. Im Verbund sind sie den meisten Feinden überlegen..^^
Grüße

Kennst du "Micropolis - Titanen der Insektenwelt"? Faszinierender Angriff von Treiberameisen auf eine Termitenkolonie.

woah, nein, danke * _ *

Na das ist Mal ein beachtlich langer Beitrag :)
Vielleicht leben wir tatsächlich in einer Simulation, sind uns dessen aber gar nicht bewusst. Glauben somit einen freien Willen zu haben obwohl wir durch die Grenzen der Simulation nicht völlig frei sind.


Kleiner Tippfehler:

"denn mit mit dem Willen...
ein mit zu viel ;)

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