Die Flucht #3 – Das Schicksal ist besiegelt
Wir schrieben den 6.November des Jahres 2017. Die Flucht war gelungen!
Alles war noch in heller Aufruhr. Der Kopf klar, frei und wie betäubt zugleich. Dieser Zustand von Euphorie. Wir hatten es geschafft.
Das Schicksal ist besiegelt
Der erste Tag lag also hinter uns und ist total in die Hose gegangen. Das Schicksal war besiegelt und der Zukunft nicht aus dem Weg zu gehen.
Dies ist der zweite Teil der Serie „Die Flucht“. Um die Geschichte zu verstehen, empfehle ich mit Die Flucht #1 und Die Flucht #2 zu beginnen!
Trotz des Fiaskos des ersten Tages gab es kein Entkommen. Jeden Morgen um 8 Uhr standen wir denn brav am Eingang des Klassenzimmers, ich krampfhaft lächelnd und das Kind krampfhaft an meinem Bein festgeklammert. Klassisch „Und täglich grüßt das Murmeltier.“.
Nach ein paar Tagen musste ich ihn dann nicht mehr mit Gewalt von meinem Bein losreißen. Die Lehrerin flötete solange, bis er dann ohne mich schweren Herzens auf seinen Platz ging. Er hatte ja mittlerweile verstande, dass er muss..
Der Tag 7
Wägte ich mich schon in der Hoffnung, dass es zumindest langsam bergauf gehen würde, fand in der Schule das erste prägende Ereignis statt.
Beim Abholen kam die Lehrerin schon völlig aufgeregt auf mich zu und berichtete mir von dem in Tränen aufgelösten Kind, dass in Panik verfiel als das erste Blatt vor ihm auf dem Tisch lag. Wahrscheinlich sah man förmlich wie die Hoffnung mich verlies und Blässe in meinem Gesicht Einzug hielt.
Innerlich schrie ich und flehte zum Himmel, es möge nur ein schlechter Traum sein. War´s aber natürlich nicht.
Für wenn es allerdings auch ein schlechterer Traum war - der auch erst einmal nicht enden sollte - war mein Sohn. Warum auch immer ihn ein bedruckter Zettel auf seinem Tisch zu bedrohen schien, es hörte nicht auf.
Mir war ziemlich schnell klar, dass dies ein traumatisches Ereignis zu sein schien, dem so schnell nicht das Handwerk gelegt werden konnte. Kurz erwähnt, bis heute nicht! Warum? Er weiß es selber nicht.
Das Genie
Mein schlaues Kind konnte schon mit 5 Jahren lesen. Weiß der Geier wie er das gemacht hat, ich habe es gar nicht so richtig mitbekommen. Er fragte wie jedes Kind immer wieder mal nach den Buchstaben, die einem ja auf bunt beleuchteten Reklameschildern auf Schritt und Tritt entgegenspringen. Nach einer Weile wollte er dann auch noch die Kleinbuchstaben wissen. Die schrieb ich einfach einmal auf und legte sie auf den Küchentisch.
Ein paar Tage später las er dann wie selbstverständlich alles fließend. Eine Freundin erzählte mir, er habe aus der Zeitung vorwärts und rückwärts vorgelesen als er zu Besuch war. Engelsgleiches Leuchten zierte mein Gesicht!! Klar, ist ja mein Sohn!
Ich war damals also Frohgemut und war mir sicher, dass dies ja nur ein göttliches Zeichen für eine überragende Schullaufbahn sein kann!! Wie gesagt, dass war 1 Jahr vor der Schule...
Die Wirklichkeit
Ich hatte diese Tatsache natürlich gleich der Lehrerin erzählt und sie gebeten, ihn vielleicht die „OPA-MAMA-AUTO-Nummer“ überspringen zu lassen, da ja er schon Zeitung liest. Es gab solche Rätsel-Lese-Hefte, die er tatsächlich total begeistert ausfüllte! Hört, hört!! Dummerweise hatte er diese aber in ein paar Tagen alle ausgefüllt und langweilte sich mit den Pippifax-Heften, die er noch bekam.
Aber sie winkte ab und sagte, sie würde das erst mal „beobachten“. Was bitte will man denn da beobachten? Wie das Kind vor Langeweile aus dem Fenster starrt??
Dann kam diese tolle Vorführstunde.
Alle Eltern durften mal schaun, wie toll denn ihre Kinderlein schon das Alphabet konnten und wurden in die Deutschstunde eingeladen. Es durfte also jedes Kind einen Buchstaben an der Tafel vorlesen. Wie aufregend!
Als dann mein Kind an die Reihe kam, stolz wie Oskar denn er wusste ja schon alles, durfte er den Buchstaben „F“ sagen. Das tat er auch. Er sagte „eF“ – so wie man das halt macht, wenn man schon länger das Alphabet kennt und Zeitung lesen kann.
Tja, die liebe Lehrerin lobte ihn nicht, sondern sagte ganz lieb und freundlich, dass es „FALSCH“ sei, es hieße doch „F“. Und das natürlich vor versammelter Klasse und Elternschaft. Stolz wie Oskar war vorbei. Und lesen auch.
In diesem Moment schrumpfte das naive Genie zum ernsten Versager. Danke liebes Schulsystem!!!
Noch in der 4.Klasse hat er schlechter gelesen als mit 5. Jetzt ist es langsam besser geworden. Er kann es, aber will es nicht mehr. Zu anstrengend.
Guten Morgen!
Das Ganze ließ sich natürlich noch toppen, was habt ihr denn gedacht?
Das Kind wachte nun jeden Morgen auf und schrie mir 3 lange Jahre als Guten-Morgen-Gruß seine Verzweiflung ins Gesicht. „Ich hasse Schule“ waren die ersten Worte, die er am Morgen von sich gab. Leider wahr.
Ich glaube in dieser Zeit wurde ich immer schöner. Mir wuchsen nämlich endlich graue Haare, das fand ich schon immer attraktiv. Parallel dazu gruben sich auch hübsche schwarze Mulden unter meine Augen. Ich hätte hervorragend in die Grufti-Szene gepasst!
Die Flucht #4 folgt in Kürze
Fotos:
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gerald – Pixabay
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Wie du empfohlen hast, habe ich bei Teil 1 begonnen und mich durchgelesen - ich hatte dich ja auch einmal nach der Schulgeschichte deines Sohnes gefragt und freue mich darüber, dass du es so mitteilst. Mit meiner Tochter habe ich auch eine bewegende Schulzeit mitgemacht. Ich kam dann ganz offensichtlich durch meine Tochter wieder an Gefühlslagen meiner eigenen Schulzeit ... und meine Frage an dich ist, ob du für dich sagen kannst, dass da auch etwas bei dir korrespondiert? Was mich noch interessiert ist - was stand auf dem Blatt Papier, dass dein Sohn so aus der Fassung brachte? Ich kann das mit ef und f'gut nachvollziehen, wirklich eine Schandtat der Lehrkraft ... habe ich auch mitgemacht, despädagogisches Verhalten, mit vermeintlich gutem Willen, doch für das einzelne Kind tief enttäuschendes nicht verstanden, nicht gesehen sein.
Wow, dann hast du ja jetzt die Hälfte der Geschichte auf einmal gelesen! Super, dann muss man nicht immer nochmal überlegen, wie es im letzten Teil geendet hat.
Nein, es hat nicht korrespondiert. Ich bin gerne in die Schule gegangen, da konnte ich entspannen... Schule war entspannter als Zuhause..
Lernen fand ich nicht so schlimm. Ich kann mich auch nicht mehr an viel erinnern. In meinem Zeugnis stand immer ich sei lebhaft.. 😂 Ich war also sicher nicht die Traumschülerin!
Ich kann dir nicht sagen was drauf stand. Es waren halt irgendwelche Aufgabenblätter mit Buchstaben oder Zahlen. Ich glaube es hat ihn schon immer - aus welchen Gründen auch immer - gestresst etwas leisten zu müssen.
Aber die Geschichte geht ja noch weiter... 😀
Oh, so lange habe ich auf die Fortsetzung gewartet. Liest sich fast wie der Höhepunkt eines Dramas, bevor das (Happy) End kommt.
Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir für deinen Sohn tut, solche Erfahrungen zu machen. Die arme kleine Kinderseele. Traurig ist das manchmal.
Ich hoffe auf ein Happy-End!
Kann ich nur bestätigen! Liest sich wirklich wie ein Höhepunkt eines Dramas. Ich hoffe nur, dein Sohn hat mittlerweile die Erziehung erhalten die er braucht und sich selbst zum Positiven entwickelt.
Hallo xinvista,
ich hatte deinen Kommentar erst gar nicht gesehen, da du ja bei caravani geantwortet hast 😀
Wie schon bei caravani geschrieben, dauerte der Höhepunkt etwas länger..
Alles weitere folgt!! Du hoffentlich auch, damit du das Ende der Geschichte mitbekommst!
Alles Liebe, Monja 💐
Naja man kann halt nicht alles sehen. Ich verfolge dass einfach immer über steemd.com/@happy.food.life.
Ja der dritte Teil ist besonders spannend!
Natürlich lese ich weiterhin gespannt mit.
Schöne Grüße, xinvista.
Das freut mich!! 😃
Hey meine Liebe!!
Hehe... Sagen wir mal so.. es ist der Anfang des Höhepunktes, der dauerte nämlich etwas länger..
Ja, es ist traurig, dass stimmt. Es ist aber halt auch so wie es ist. Ich kann das im Nachhinein nicht mehr ändern. Ich hätte schon früher reagieren sollen, aber das ist auch vorbei.
Also bleibt nur das Jetzt...
Ich verrate nix!!! 😎
Ich muss dir zustimmen, und jetzt doch noch was ergänzen.
Nur aus Interesse? Warum hast du nicht früher reagiert? Ich nehme an, aufgrund der gesellschaftlichen Konventionen etc.? Dass du dich darum scherst, was die anderen denken, daovn gehe ich mal nicht aus ;)
Und zu dem Stand deines Jungen, da er ja schon lesen konnte, bevor er in die Schule kam: Eine Kollegin erzählte mir, dass die Schule meist kaum noch was an der Bildung eines Kindes zum Positiven bewirken könne. Hört sich jetzt krass an. Also, es war so, dass sie in der Grundschule als Vertretungslehrerin eingesetzt war. Zweite Klasse. Als die eigentliche Lehrerin die Klasse wieder übernahm, fragte meine Kollegin sie, ob es denn - da sie entsprechende Beobachtungen gemacht hat - möglich wäre, dass man bereits jetzt, in der 2. Klasse sagen könne, welchen Bildungsweg einmal jedes Kind einschlagen würde?!
Die Grundschulkollegin bejahte. Und ergänzte:
Die ersten Jahre seien von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung eines Kindes. Wie viel beschäftigen sich die Eltern mit dem Kind, welche Lernangebote bekommt das Kind etc.
Das ist doch mal krass oder? Habs auch kaum glauben können.
Und das ist wohl auch eine Herausforderung für Grundschullehrer: Manche Kinder sind in manchen Bereichen schon soooo weit, andere nicht. Und dann kommt der Lehrplan, der für jedes Kind den gleichen Stoff vorschreibt....
Nicht leicht, dieses Thema.
Ja, ich stimme dir zu. Nicht leicht dieses Thema.
Und die Lehrer können ja auch nicht wirklich was dafür. Na gut, manche kann man echt in den Wind schießen, aber auch die tollen können gar nicht leisten was es bräuchte, weil sie sich an diesen bescheuerten Lehrplan halten müssen.
Ich habe nicht früher reagiert, weil ich Angst hatte es alleine durchziehen zu müssen.
Ausserdem hätte dann meine Tochter, die 9 Jahre älter ist als Sohnemann, den Kürzeren ziehen müssen und 3 Jahre vor dem Abi die Schule plus Freunde wechseln müssen. Ich stand also ein bisschen zwischen den Stühlen.
Aber glaub mir, ich hab jeden Tag überlegt ob ich es nicht doch mache.
Ich war definitiv mit der Sache überfordert und alleine.
Als ich dann gesehen hab, dass er total kaputt geht wenn ich nicht sofort handele, hab ich es halt in 4 Wochen durchgezogen.
Und nein, es hat mich nicht interessiert was die Anderen gesagt haben. Die haben das eh nicht verstanden.
Ich weiß nicht, was noch kommt. Er hat immer noch Angst vor Tests und es nicht zu schaffen. Das hindert ihn zu lernen. Teufelskreis. Ich kann ihm nur sagen, dass es nicht so ist. Mehr nicht. Aber er wird das schon hinkriegen. Mit oder ohne Abschluss.
Ich kann das sooo gut verstehen.
Obwohl ich in einer guten Schule war, waren viele Tage für mich eine Qual.
Ich glaube es geht vielen Kindern so, vor allem Jungs haben so ihre Probleme in der Schule.
Für uns wars halt einfach nicht mehr nur schlimm, es war drüber. Das war noch schlimmer als schlimm! 😳
Da ist sie die Vortsetzung. 😄
Und wie immer ist sie großartig geschrieben.
Die Geschichte dazu ist allerdings erschreckend. Es geht leider ein paar mehr Kindern so und es ist unglaublich schade.
Wieso geht man nicht auf die einzelnen Kinder ein?
Das wäre so wichtig. Wäre ich dein Bub, ich wäre vermutlich genauso gewesen. 😄
Mr. Schule und ich waren auch nie Freunde. Und ich habe auch nur das nötigste an Zeit dort verbracht. Und siehe da! Ich bin auch erwachsen und Lebe sehr gut damit. 😄
Oh Mann, Oh Mann - jetzt heißt es wieder Warten auf den Teil 4 ! Du machst das aber schon sehr spannend. 😄😄😄
Ja, groß werden Alle!
Ab der 2.Klasse hatte er eine Mathelehrerin, die echt toll war. Sie meinte immer es tut ihr leid, aber sie könne nicht mehr tun, die Kapazitäten sind in der Schule nicht gegeben...
Lach... ich werd mich beeilen, ok?
Ist vielleicht auch besser den schneller zu schreiben. Einige Leser sind schon abgesprungen...
❤️Fühl dich geherzt! Mo*
Ich springe sicher nicht ab, auch wenn es noch länger dauert. 😄
Ich ❤️ mal ganz toll zurück.
😍
Ohje.
Ich denke ja inzwischen (daran ist eine gewisse australische Youtube-Familie schuld), daß alle Kinder bis zum 5. Lebensjahr lesen lernen können, wenn man sie läßt.
Du läßt hier leider offen, ob es Gespräche mit Schulpsychologen gab. Die Option, das Kind während der Deutschstunden einfach mit Buch in der Ecke sitzen zu lassen, gab es ja grundsätzlich.
Ich habe schneller lesen und Rechtschreibung gelernt als einige Mitschüler, aber anscheinend war es noch im ertragbaren Rahmen ...
Nein, die gab es nicht. Das war ja wirklich ganz in den Anfängen. Und das nicht mehr wollen ja auch noch in der ersten Klasse.
ich hatte ja auch geschrieben, dass ich damals zu wenig gesagt habe. Heute würde ich das Anders machen.
Ich hätte das mit dem Psychologen auch erst mal nicht gewollt. Gleich anfangen mit "Extra sein" ist glaube ich nicht der beste Start, besonders nicht wenns eh schon schwierig ist. Letztendlich kann ich da heute auch nichts mehr dran machen.
Wenns für dich nichts Negatives hatte wars bestimmt ok.
Oh, ich hab durchaus Extrawürste bekommen, vor allem im Sportunterricht, der nach dem ersten Halbjahr nicht mehr benotet wurde ...
eF - Falsch!
Ahhh.... wie bescheuert, wie kann man ein Kind so demotivieren. Ja man kann! Deutsches Schulsystem. Auch wenn meine Kinder raus sind, regt mich das noch immer auf.
Ich hatte es nicht so krass wie du, aber ich denke mit Schrecken zurück an ein Vierteljahr in der ersten Klasse, meine Tochter, die sich wie verrückt auf die Schule freute, langweilte sich tödlich nach den ersten Wochen und wollte da nicht mehr hin! Zum Glück hatten wir eine Lehrerin, die wusste wie sie mit Zusatzaufgaben Anreize schafft.
Hallo liebe Sabine, schön mal wieder von dir zu hören! Warst du nicht oft hier unterwegs, oder hab ich dich übersehen?
Ja, das liebe Schulsystem. Ich hoffe es wird sich da in den nächsten Jahren auch in Deutschland mal was bewegen. Andere Länder machen es uns ja vor, wie es richtig geht.
Vielleicht dauert es aber auch noch ein bisschen. Aber kommen muss die Veränderung!!!
Einen herzlichen Gruß an dich!
Monja
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