Waffengang am Tränentümpel

in #deutsch8 years ago (edited)

Das neue Jahr

Prosit Neujahr Steemer! Schön gefeiert? Ich nicht. Ich war ganz alleine. Alle Frösche und Kaulquappen waren ausgehüpft und davon geschwommen. Nur ein einsamer Dichter hat am Tisch gesessen, nachgedacht und geschrieben.
Keinem Autoren bereitet es besondere Freude über Niederlagen zu berichten. Daher waren meine Texte gegen Ende Dezember, auch eher schlichte, wenn nicht sogar schlechte Texte für meine Verhältnisse und nicht etwa das Schlagobers auf krosser Prosa. Sie wurden trotzdem von einer milden, wohlmeinenden Voterschaft freundlich bedacht, was mich mit dem Augenschlag der Bescheidenheit danken lässt. Mein jüngster Text hat sogar eine wahre Whale– und Dolphinparade gelockt, was aber sicher weniger der Qualität meiner Schreibe geschuldet war, als vielmehr dem Umstand eines gewissen Blogschwundes zum Silvestertag.

Wer nun glaubt, sich nach dieser Ouvertüre in einen der längst vermissten, erheiternden Froschtexte hinein zu arbeiten, wer sich bereits die Lippen anfeuchtet und seine Körperspannung steigert, weil es vielleicht gleich was zu Lachen geben wird, lieber Leser, schaue doch noch einmal auf die Überschrift. Ich muss schon wieder mit der nackten Realität hantieren. Auf eurem Kater sitzt nun noch ein gequälter, frittierter Frosch, denn ich berichte von einem außerordentlichen Skandal. Einer Intrige, die während meiner Abwesenheit, als ich im Krankenhaus danieder lag, gesponnen und am Tage meiner Heimkehr direkt vor meinen müden Augen abgespielt wurde. Doch beginnen wir am Anfang.

Das Terrain

In meinem ursprünglichen Arbeitszimmer ist 2014 die damals frisch verwitwete, pflegebedürftige Mutter meiner Frau eingezogen, die gerade eben, im November beerdigt wurde. Meine Arbeit verrichtete ich daher seit zwei Jahren in der diskreten Abgeschiedenheit einer wohligen, gar nicht bescheidenen Kellerklause. Einem Raum, von dem jede wilde Amphibie nur träumen kann. Ein Gemach, so groß wie ein Tischtennisraum. So lang, wie das Haus breit ist. Mit einer Sofaecke und Couch zum Schlafen. Zwei gegenüber liegende Kellerluken belüften ausreichend und eine gute Heizung tut ihr warmes Werk. Davor eine kleine Küche und WC. Voll gestopft mit Musikinstrumenten und einer sinnlosen Bar, wurde der Raum auch zum Aufnahmestudio mit überraschend brauchbarer Akkustik. Hier residierte ich an einem ausladenden Schreibtisch, wie der Froschkönig persönlich. Meine großformatigen Lieblingsgemälde hingen an den Wänden um mich herum. Der Köcher mit Pfeilen und mein Bogen hingen stets greifbar in meiner Nähe. Der Raum war in sanftes Licht getaucht und das ganze, unruhige Familienleben spielte sich, mild gedämpft, auf den Etagen über mir ab. Etagen, deren grelles Licht meine müden Froschaugen zuletzt nur noch zu Zeiten der Nahrungsaufnahme oder wirklich unvermeidbarer Gemeinschaftsdienste blenden konnte. Dann zeigte mir mein Neffe Steemit.

Die Lage

Freunde, Steemer, bewunderte Heuschrecken, ich weiß nicht wie es gekommen ist. Ich habe auch keine Erinnerung daran, was eigentlich wirklich geschehen ist, als ich meine eine Hand an einem anderen Steemer entdeckte und um mein Mundloch herum Mandibeln wuchsen. Nur so viel weiß ich noch: Mein musikalisches Alter Ego erkrankte genau zu dieser Zeit, als ich euch kennenlernte. Der wöchentliche Termin, der mich garantiert aus Steemit herausgerissen hätte, fiel flach. Jetzt war selbst keine Pflicht mehr verpflichtend genug, mich aus Steemit, geschweige denn aus meinem Kellerloch heraus zu locken. Kein Instrument erklang mehr und keine Zeile wurde noch gesungen.

Was meine Frau und ich zu dieser Zeit noch miteinander zu besprechen hatten, wurde ihnen ja hinreichend in epischer Breite berichtet. Schließlich schien sie sich in ziemlich auffälliger Weise gar nicht mehr für mich zu interessieren. Was von mir als durchaus angenehm und entgegenkommend empfunden wurde. Kein Friseur mehr, keine offenen, feindseligen Zweifel am Geldverdienen. Ich wähnte freie Hand zu haben. Aber Sie kennen ja jetzt Schwester Elke auch schon ein wenig und können sich in Etwa vorstellen, was ich für ein armer, machtloser Tropf bin, wenn es gegen eine knallharte Hospitaleinheit im Missions–Modus geht.

Die Kavallerie

Zu der Zeit, als ich zwei Tage lang, mitten in der Bauchlandung mehrmals hart in Steemit aufdotzte, schienen die Kinder sich plötzlich zusammen zu rotten und außergewöhnlich für mich zu interessieren. Keine Frage, wer das angezettelt hat! Der Friseur wurde auf die Bank gesetzt, jetzt kam die Kavallerie. Ständig tauchte die Tochter auf. Ein paar Tage zu Besuch, gesund und fürchterlich munter zurück aus England, wollte sie mir sinnlose Gespräche anhängen. Immer wieder erschien einer der Söhne, um grundlos in meinem Refugium herum schnürend, auf und ab gehend, wie nebenbei, irgend welche unpassenden Despektierlichkeiten gegen den Vater abzulassen.

Die Kunst der Kriegsführung

Sprüche eben, in einer Art, wie selbst erwachsene Söhne nicht mit ihren Vätern reden sollten, weil die Nummer nun einfach normal genau anders herum läuft. Eigentlich. Aber ich hörte ihre Worte, die heimtückischen Waffen einer knallharten Krankenschwester, wie sie aus den Kehlen meiner Kinder schossen. Ha! Nicht mit mir! Da war ich ein Musterbeispiel an Gleichmut. Gütigster Vater im großzügigen Vergeben unpassender Besuche. Kinder, die einen Vater stören, kommen immer von der Mutter. Garantiert. Da musst du keinen Zweifel haben. Die wollen nichts von dir! Ansonsten freuen sie sich nämlich, wenn man sie einfach nur in Ruhe lässt. Die Armen konnten nichts dafür. Sie wurden als Waffe missbraucht. Oh, ich war so gut! Nichts hat mich berührt und so sind sie zwar stets unverrichteter Dinge abgezogen, aber ihre Attacken, die wurden immer schärfer. Schließlich sind sie erwachsen, waren der Sache langsam überdrüssig und haben auch schon eigene, gute Tricks drauf.

Die Kapitulation

Was mein jüngster Sohn dann just vor meinem endgültigen Absturz gesagt hat, das kann ich hier nur hinter vorgehaltener Hand und in Hoffnung auf äußerste Diskretion der geschätzen Leserschaft weiter geben: „Papa, bei dir stinkt es, wie in einem Pennerasyl.“ Das hat mich ernsthaft beeindruckt, diese Chuzpe, aber kaum noch gejuckt. Es war der Sohn, der immer meine Gitarre braucht. Interessant. Na ja, und den Rest, den kennen Sie schon. Das Problem hat sich von alleine gelöst. Mein Schreibtisch sah am Schluss übrigens in etwa so aus, wie der von meinem geschätzten Autoren–Kollegen @dirkzett (nur ohne Flaschen). Wir rauchen sogar die gleiche Marke. Letztendlich muss ich auch genau so ausgesehen haben, wie mein Schreibtisch, als ich dann ins Krankenhaus kam.

OOOPS!

Oh, wie die Zeit vergeht, wenn man ins Plaudern kommt und doch schon so viel Text. Jetzt habe ich Sie reif geschrieben für Skandal und Intrige. Wir sind genau am Punkt. Aber dasr kommt besser in der Fortsetzung, weil ich Sie bestimmt schon total wuschig geschrieben habe. Das hier ist ja längst kein anständiges Steemit–Format mehr: 1033 Wörter/7012 Zeichen. Bitte entschuldigen Sie diesen Quakflash. Bis Morgen, zum Skandal! Seien Sie gespannt! Es ist nur noch fürchterlich!

Foto: Danke für den teuflischen Braten Wikipedia!
Fortsetzung: Das ist doch gut, oder?


Hier gibt es ein Hilfe–Menu für Anfänger Hilfe! Wie mache ich meine Texte schön?


Meine letzten Beiträge:
Zufall im System
Der Zusammenbruch
Zombies paralized by a heavy mental disease
Was mache ich mit einem Fehleintrag?


Schon gewusst? hilfe-wen-voten-wie-oft-und-warum
Schon gevotet? Wer diesen Text gebrauchen konnte, möchte bitte nicht vergessen, upzuvoten. Was Viele auch schon ganz lieb getan haben aber viele, mich eingeschlossen, immer nicht vergessen wollen. Danke für's Lesen. ♥ ♥ ♥

Sort:  

This post has been ranked within the top 80 most undervalued posts in the first half of Jan 01. We estimate that this post is undervalued by $2.79 as compared to a scenario in which every voter had an equal say.

See the full rankings and details in The Daily Tribune: Jan 01 - Part I. You can also read about some of our methodology, data analysis and technical details in our initial post.

If you are the author and would prefer not to receive these comments, simply reply "Stop" to this comment.

Coin Marketplace

STEEM 0.20
TRX 0.13
JST 0.030
BTC 65762.16
ETH 3485.95
USDT 1.00
SBD 2.50