"Eine psychedelische Erzählung" (original shotstory, translation, modelling, editing, gif) #6

yoganarchista (68)in #story • 7 years ago (edited)

"Haben Gedanken immer einen bitteren Geschmack?", dachte die pinke Prinzessin. Über ihre glänzenden Lippen leckend genoss sie den Geschmack des Zuckergusses, der auf dem Geburtstagskuchen war, den sie gerade gegessen hatte, bevor das mit dem Denken losgegangen war. Sie hatte nun das mehr oder weniger stolze Alter von 12 Jahren erreicht und ihre Gedanken waren bisher zumeist von dunkler und unzufriedener Natur gewesen. Komischerweise hatten alle Erlebnisse, die ihr mittels ihres Gedächtnisses erreichbar waren, einen finsteren und missbilligenden Nachgeschmack auf der Ebene des Denkens. Sie wusste, dass sie dies im Vergleich mit anderen Kindern hervorhob, die ihre Tage mit einer naiven Leichtigkeit lebten. Aber je mehr ihr Denken ihren Kopf zerriss, und je mehr es ihr das Herz verbitterte, desto mehr bezweifelte sie, dass ihre besondere Eigenheit ein Segen war. Was sie zuvor auf sich selbst stolz gemacht hatte, weckte nun ihre Kritik.
Aber da das Denken die einzige Fähigkeit war, in der sie geübt war, fragte sie sich, ob es einige Gewürze gab, die den Geschmack ihrer Gedanken wie den Geschmack eines Gerichtes ändern konnten. Wenn ja, was wäre das wünschenswerteste Aroma? Sie stellte fest, dass sie da eine knifflige Frage gefunden hatte, da sie glaubte sich lediglich ihre gegenwärtige Verstandssituation vorzustellen zu können.
Die Metapher des Geschmacks gab ihr jedoch einen Hinweis darauf, wie sich neue Gedanken über den Wandel der eigenen Geisteshaltung entwickeln ließen. Dass die Frustration verschwunden war, würde sie erst nach einer solchen Veränderung feststellen können. So beschloss sie, alles was sie wahrnahm als "süß", "sauer", "bitter", "scharf", "salzig" oder "umami" zu beschreiben.
Sie durchwanderte ein Tal das von einer orangefarbenen Felsenlandschaft eingeschlossen war und von einem roten Fluss durchquert wurde. Diese Umgebung war unbestreitbar "scharf", weil sie an die brennenden Chilies erinnerte, die vor vielen Häusern wuchsen. Da sie nun ihren Blick geschärft hatte, sah sie einige winzige gelbe und purpurrote Pilze, die neben dem Flussufer wuchsen. Sie sahen so süß und schön aus, obwohl ihr Geschmack umami und die Wirkung auf den Geist nach dem Verzehr... Nun, die rosa Prinzessin kannte sie sehr gut und verbeugte sich vor ihnen, um die Pilze in der angemessenen Weise zu begrüßen. Ein blauer Grashüpfer hüpfte auf ihre Schulter und rülpste. Der Geruch war sauer und die Prinzessin schnüffelte, bis ihre kleine rosa Nase ganz runzelig war.
"Sei nicht so putzig, kleines Mädchen. Deine Nase sieht aus, als hätte jemand zu viel Salz darauf gelegt! "Sagte der Kerl und sprang davon. Die pinke Prinzessin brach in hellem Lachen aus, als sie erkannte, dass bereits eine Veränderung ihres Geistes eingetreten war, ausgelöst durch diese merkwürdige Heuschrecke. Ihr Denken war nicht mehr bitter, es war salzig geworden!