Projekt Fotolern - Teil 4: Die Belichtung

in #fotolern6 years ago

Neben der Wahl der richtigen Blende ist auch die Belichtungszeit ein wichtiger Faktor, der dazu beiträgt ein korrekt belichtetes Bild zu erzeugen. Fällt zu viel Licht auf den Sensor, wird das Bild überbelichtet - es ist zu hell. Andersherum, wenn zu wenig Licht auf den Sensor fällt, ist das Bild unterbelichtet - es ist zu dunkel.

Um ein korrekt belichtetes Bild zu erhalten, sind folgende 3 Faktoren wichtig: die Blende (alle Beiträge dazu findest du hier aufgelistet), die Belichtungszeit und die ISO-Empfindlichkeit (folgt in Teil 5). Jeder der drei Parameter hat einen anderen Einfluss auf das Ergebnis, sie hängen aber zwingend zusammen.

Was ist nun die Belichtungszeit?

Es handelt sich um die Zeit, in der das Licht bei geöffnetem Verschluss auf den Bildsensor fällt. Der Bildsensor kann umso mehr Licht einsammeln, je länger der Verschluss geöffnet ist.

In den Beiträgen über die Blende haben wir ja bereits gelernt, dass diese einen Einfluss auf die Schärfentiefe hat. Die Belichtungszeit hingegen beeinflusst maßgeblich die Bewegungs(un)schärfe. Das heißt, je länger belichtet wird, desto unschärfer erscheint ein sich bewegendes Objekt, z.B. ein Propeller, Autos, ja sogar Menschen. Bei Sportaufnahmem wiederum ist es wichtig, eine sehr kurze Verschlusszeit zu wählen um die Bewegung einzufrieren.

Ich möchte dies an zwei Bildern zeigen, die ich vor kurzem auf dem Jahrmarkt gemacht habe.
Die Belichtungszeit bei Bild 1 beträgt 2 sec, bei Bild 2 liegt sie bei 0,8 sec. Beim Riesenrad kann man auf dem ersten Bild deutlich die größere Bewegungsunschärfe erkennen.

_DSC4673.JPG

_DSC4674.JPG

Korrelation zwischen Verschlusszeit und Blendenwert

Wichtig zu wissen ist auch, dass sich insbesondere die Belichtungszeit und der Blendenwert einander bedingen. Dies kann man sich gut an einem Beispiel vorstellen: Das Befüllen eines Bechers mit Wasser.

Wie voll der Becher wird, wird dadurch bestimmt:

  • wie lange man den Becher unter den Wasserhahn hält = die Zeit
  • wie weit der Wasserhahn aufgedreht ist = die Blende

Dreht man das Ventil weit auf, wird der Becher schneller voll. Es dauert jedoch länger, wenn der Becher nur tropfenweise gefüllt wird.

Im Umkehrschluss heißt das:
Wird die Belichtungszeit verdoppelt, verdoppelt sich auch die einfallende Lichtmenge.
Wird die Belichtungszeit halbiert, fällt auch nur halb so viel Licht auf den Sensor.

Wird der Blendenwert um eine Stufe erhöht, halbiert sich die einfallende Lichtmenge.
Wird der Blendenwert um eine Stufe verringert, verdoppelt sich die einfallende Lichtmenge.

In der unten stehenden Tabelle soll dieser Zusammenhang verdeutlicht werden.
Schließt man die Blende um 2 Stufen, muss die Belichtungszeit um 2 Stufen erhöht werden, damit das Bild weiterhin korrekt belichtet wird.

grafik.png

Für diesen Zusammenhang hat sich eine gemeinsame Einheit etabliert: die Blendenstufe oder kurz EV (Exposure Value). Soll man also die Belichtung um +1 EV erhöhen, hat man entweder die Möglichkeit, die Blende um eine Stufe zu öffnen oder die Belichtungszeit zu verdoppeln.


Meine bisherigen Beiträge im Projekt Fotolern von @altobee:
1. Meine Ausrüstung
2. Motive und Motive: Projekte
3. Die Blende

Hier sind alle Beiträge zum Thema "Belichtung" zusammengefasst.

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Ah, die Analogie mit dem Wasserbecher ist hervorragend!
Mutter Natur eignet sich immer wieder als Bespiel für unsere Technologien...

Die EV-Definition ist ebenfalls gut auf den Punkt gebracht.
Geht doch! :)

Wieder mal ein ganz hervorragender Beitrag - und Du machst Dir immer Gedanken was Du noch hinzufügen kannst 😂

Klappt doch ganz wunderbar 😉

Danke :) Na ja, beim Lesen und Schreiben kommen dann immer so nach und nach die Ideen, was man noch so machen könnte ;)

Toller Beitrag! Die Erklärung von der Korrelation zwischen Verschlusszeit und Blendenwert ist dir gut gelungen. Solch ein elementares Thema in der Fotografie!

Vielen Dank! :)

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