… und weiter geht es mit Emma Lee

in #firsttime6 years ago (edited)

Wenn Wünsche geäußert werden, dann werden sie von mir auch erfüllt!

Also machte ich mich auf den Weg zu Emma Lee und konfrontierte sie mit der Frage, ob sie sich eine Fortsetzung vom ´ersten Mal´mit mir vorstellen könne.


Wisst ihr, was diese Frau mir erwiderte?


Wann hatten wir überhaupt ein ´erstes Mal´?


Ansporn genug für mich, unverzüglich zum Füllhalter zu greifen …


Für alle Schlaftabletten, Urlaubmacher oder Blutsverwandte von mir, die noch immer auf den fahrplan starren, obwohl der Zug bereits am Zielort angelangt ist, hier noch die Aufzeichnung dessen, was bisher passiert ist: Das erste Mal mit Emma Lee





Emma Lee hat einen Wunsch



An einem Tag, der bereits am frühen Morgen mit dem Schatten einer am Nachmittag angesetzten Beerdigung an deiner Bettkante sitzt, sollte jeglicher Routine eine Absage erteilt werden und erst dann etwas Elan in die steifen Glieder gepumpt werden, wenn der schwarze Binder um den Hals baumelt und auf das Verknoten wartet.
Es macht nämlich überhaupt keinen Sinn sich an den Arbeitsplatz zu schleppen, einen Artikel in Angriff zunehmen, dabei ständig den Uhrzeigern beim sich drehen zu beobachten und gleichzeitig mit der Frage zu jonglieren, ob und warum der Gang auf den Friedhof überhaupt Sinn ergibt.
Zumal es nur der Großonkel ist, der ins erste Untergeschoss abgeseilt werden soll.

Genau einen solchen gebrauchten Tag hatte ich zu Dreiviertel mit viel Mühe bewältigt (d. h. auch die ganze verwandte Sippe abgeschüttelt), als ich mich entschloss dem Desaster noch ein Hütchen aufzusetzen und meiner Stammkneipe noch einen kurzen Besuch abstattete. Doch ganz davon abgesehen, war irgendwann das Gerücht zu mir durchgereicht worden, Alkohol beinhalte aufmunternde Substanzen und tauge als Radiergummi für die Vergangenheit. Zwei Argumente mehr den Weg an die Schanktheke in Angriff zu nehmen.

Mit meinem frisch gezapften Pils in der Hand steuerte ich geradewegs den Tisch an, an dem Uwe und Armin in einer Partie Schach versunken schienen. Vom Friedhof direkt in den Trubel rund um den Zapfhahn war mir dann doch ein zu großer Kontrast. Dann lieber etwas abseits zu den Strategen am Brett. Zuschauen, den Mund halten und wenn es zu kompliziert wird, einfach mit den Gedanken einen Spaziergang unternehmen.

Doch war es mir nicht vergönnt, auch nur ein annähernd klares Bild über die Gefechtslage auf dem Brett zu machen, denn wie aus dem Nichts heraus saß plötzlich Emma Lee neben mir, drückte mir einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und wiederholte das Wort, was ich an jenem Tag schon viel zu oft gehört hatte und trotzdem nichts damit anzufangen weiß: Beileid.
Da murmeln irgendwelche mir völlig fremde Menschen etwas von ´mein Beileid´, und dabei verspüre ich überhaupt kein Leid, sondern verabscheue einfach nur Beerdigungen.

Dass Emma Lee überhaupt wusste, dass der alte Knochen von Großonkel das Zeitliche gesegnet hatte, ist nicht verwunderlich, das sie inzwischen von Püttlingen ans Krankenhaus in Neunkirchen gewechselt war und ich ihr dort bereits oft genug über die Füße gestolpert bin. Nicht als Patient, sondern auf der Suche nach aussagewilligen Personen, die mir ein paar Akkorde über die zwielichtige Betten-Vergabe im neuen Trakt der Klinik vorklimpern mochten.
Mitsamt dem Arbeitsplatz verlagerte sie auch gleichzeitig ihren Lebensmittelpunkt in meine Heimatstadt. So war es also nur eine Frage der Zeit, bis ich ihr die Vorzüge meiner Stammkneipe überzeugend näher bringen konnte.

Damit die beiden Schachspieler durch unser Gesabbel nicht unnötig abgelenkt werden, rückten Emma Lee und ich auf der Bank etwas weiter und stellten unsere Gläser am Nebentisch ab.
Was ich an Emma Lee auch heute noch mag, ist ihre unkomplizierte, offene Art und die unbefangene Weise mit Menschen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten ins Gespräch zukommen. Sie verkörpert für mich den Begriff Kumpel par excellence.

Ganz so genau kann ich mich eigentlich gar nicht erinnern, welche Themenfelder wir an jenem Abend beackert haben, doch lief es flüssig über die Lippen – genau wie das kühle Pils. Aber trotzdem reichte ich dem Wirt nach der Bestellung des vierten Glas Bieres den Geldschein. Schließlich lag auf meinem Schreibtisch noch genügend Material zur Aufarbeitung. Emma Lee schloss sich meinem Tun an und beglich ebenfalls ihre Rechnung. Gemeinsam ging es an die frische Luft.

Irgendwie, bereits mit meinen Gedanken bei dem Fußmarsch, der noch vor mir lag, wollte ich schon den Heimweg antreten, dabei nach einem Thema für den Kopf suchen, damit der nicht ganz unnütz auf den Schultern lagert, als mich eine Stimme zur Vollbremsung nötigte.

„Wo läufst denn du hin? Steht dein Auto nicht hinten auf dem Parkplatz?“
„Nein, bin zu Fuß unterwegs.“
„Dann komm mit, ich liefere dich zuhause ab. Ist doch kein Problem.“

Für die Chronisten unter euch mag das Folgende sehr wichtig sein: Dies war die erste Gelegenheit, bei der ich das Wort ´Nein´ hätte ins Spiel bringen können. Mir fiel es jedoch in dem Moment nicht ein oder, da mit anderen Angelegenheiten beschäftigt, war es nicht abrufbar. Vielleicht wollte ich auch ganz einfach nur meine Schuhsohlen schonen?

Da das reale Geschehen sich selten weit von der Logik entfernt, hielt der Golf keine 5 Minuten später auf einem der Stellplätze vor dem Haus, in das meine kleine Wohnung eingebunden ist. Nicht nur ich war froh über die Zeitersparnis, auch mein Kopf zeigte Dankbarkeit, nicht so spät am Abend sich bereits mit Problemen beschäftigen zu müssen, die am nächsten Morgen sowieso wieder anklopfen.

Bevor ich mich überhaupt für den Fahrdienst bedanken konnte, drehte Emma Lee den Zündschlüssel nach links und ließ damit den Motor abrupt verstummen. Was das allgemein zu bedeutet hat, das war auch mir klar (obwohl ich liebend gerne lang und geduldig auf der Leitung stehe): Hier herrscht noch Redebedarf. Aber warum jetzt? Und warum hier? Als seien in der Kneipe manche Themen noch nicht spruchreif gewesen. Aber, was sollte der Scheiß, zumindest hatte ich meine Haustür im Blick.

„Wolfram, könntest du mir einen Wunsch erfüllen?“

Die Art wie Emma Lee mich so anschaute, als sie diese Frage an mich richtete, hätten die ersten Glocken in meinem Hinterkopf zum Schwingen bringen sollen. Taten sie aber nicht. Stattdessen drängte sich mir eine zweite Frage auf, die ich mir jedoch nun selbst stellte: Bis du der Weihnachtsmann und trägst deinen Sack auf dem Rücken? Eigentlich nicht, wenn ich mich recht erinnere. Damit das mit der Artikulierung des Wunsches sich nicht noch länger hinzieht, leistete ich Anschubhilfe.

„Und der wäre?“
„Ich würde gerne mit dir küssen.“

Für mich hörte sich das nicht so richtig nach einem Wunsch an. Irgendwie stimmte etwas mit der Formulierung nicht. Sie wünschte sich wohl, dass ich mich aktiv in der Sache mit einbringe. Aber in solchen Augenblicken sind diese Spitzfindigkeiten eher hinderlich.

Achtung Chronisten: Nr.2 folgt!

Ein kurzer Moment des Nachdenkens über diesen Wunsch brachte mich zu folgendem Ergebnis.
Küssen ist grundsätzlich eine Beschäftigung, der ich mich auch gerne ausgiebig und mit Leidenschaft hingebe. Das macht die Erfüllung eines solchen Wunsches doch viel einfacher. Doch, und dies sollte nicht unberücksichtigt bleiben, ist die Auswahl der Damen, mit denen der Tanz in den Wahnsinn vollzogen werden soll, in diesem Fall sehr begrenzt. Besser gesagt, das saß einfach nur Emma Lee auf dem Fahrersitz, und ihr Mund kam mir immer näher.

Wo hatte sich nur dieses gottverdammte ´Nein´ versteckt?

Ich genieße die Gesellschaft mit Emma Lee wirklich sehr, doch irgendwie will der elektrische Stromkreis nicht meine Lendengegend mit einbeziehen. An der Frau stimmt alles. Auf dem Samstagsmarkt könnte ich sie zur Attraktion aufbauen – nur bei mir macht es halt nicht ´klick´.
Das ´Nein´, noch immer auf Abwegen und mit viel Optimismus im Gepäck mache ich mich an die Wunscherfüllung.

Ich kenne mich mit Autos überhaupt nicht aus. Aber zu Emma Lee passt mit Sicherheit kein Golf. Mit der Beschleunigung, mit der sie meine Sinne eroberte, das deutete eher auf die roten Geschosse aus Maranello hin. Oder, um es kulinarischer auszudrücken, einen solch pikanten Zungensalat hatte mir selten jemand so köstlich serviert.
Ich war erstmals froh das `Nein´ nicht greifbar gehabt zu haben.

Keine Sorge!

Am Donnerstag gibt Emma Lee dann so richtig Gas.

Versprochen!

Sort:  

Also dein Schreibstil gefällt mir richtig gut und jetzt hast du mich erst so richtig neugierig gemacht, wie die Geschichte mit Emma Lee und dir ausgeht.
LG

Ich selbst habe auch noch keine Ahnung. Aber vorgenommen habe ich mir, dass die Unterschiede zwischen Mann und Frau nochmals in den Mittelpunkt gerückt werden. Jetzt frage ich mich nur noch, mit welchen Worten ich dies bewerkstelligen kann.

Meinst du, Donnerstag sollten auch Damen noch mitlesen?!
Auf alle Fälle habe ich noch nie so einen ausführlichen und herzerfrischend wortgewandten Knutschbericht erhalten. "Und dann?" - "Und dann haben wir geknutscht." - "Und dann?" Und dann gibt's maximal noch zwei Sätze...

Ich bin immer noch auf der Suche nach dem ´Nein´- obwohl ich befürchte, dass die Notbremse im Sommerurlaub weilt.
Wie viel Sätze dann noch folgen?
Wenn ich es überlebe...
... könnte es für einen Beitrag reichen.

Auch junge Damen mit hoch geschlossenen Blusen werden begeistert sein, denn das Feuer brennt von Innen nach Außen.
Dem Flächenbrand halten keine Knöpfe stand!

Bis Donnerstag
Wolfram

Menno! Keine Sorge, mehr Worte kommen noch! Versprochen! ;-)

Vielleicht ist die Pause auch gut gewählt... ich muss erst den Sinneswandel nachvollziehen - ganz schön schnell unterwegs... Frage ist: Wohin?

Wie du sehen kannst, befürchtet @chriddi sogar dem Treiben nicht unzensiert zuschauen zu können.
Morgen werde ich dem Drehbuchschreiber mal auf die Finger schauen.
P.s.: Da fällt mir noch ein, dass ich die Geschichte eigentlich heute abschließen wollte.(Daher das Zwischengas.) Doch der Kuss hat dann alles über den Haufen geworfen.

Haha Zwischengas - das waren noch Zeiten ;-) Ich hoffe, trotz Steem Camp Zeit für die Fortsetzung zu haben! Du machst das aber auch tun! (Ok - du kannst ja nix dafür.)

Servus,

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