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RE: Ideologie 088 - Polit-ökonomische Alchemie - Mietpreisbremsen und Non-Profit-Immobilien

in #deutsch6 years ago (edited)

Das Mietsystem an sich passt nicht in diese Welt. Die Tatsache, Wohneigentum zu besitzen, nicht zu nutzen und es zu vermieten ist meiner Ansicht nach ethisch schon äußerst fragwürdig. Das Zuhause ist kein Luxusartikel, jeder Mensch braucht es unbedingt.

Der Käufer einer Immobilie erbringt eine Leistung, erhält Geld als Gegenwert und setzt dieses Geld ein, um eine Immobilie zu kaufen. Der Mieter erbringt eine Leistung, für die er Geld bekommt, um damit die Miete zu bezahlen. Eines Tages hat sich die Immobilie durch die Miete für den Besitzer armotisiert. Ab diesem Zeitpunkt wird aber vom Mieter weiterhin verlangt eine Leistung zu erbringen, obwohl diese vom Vermieter aus in keinem Gleichgewicht mehr steht.

Ebenso ist eine Erhöhung einer Miete eigentlich auch eine Farce. Der Vermieter wird beim Kauf einer Immobilie, die zur Vermietung gedacht ist, zum Unternehmer. Die Marge bei der Miete kommt durch das unternehmerische Risiko zustande. Erhöht der Vermieter nun die Miete, ist das ein Beweis für seine Unfähigkeit im Vornherein zu kalkulieren oder einfache Gier, die auf der Not des Mieters aufbaut. Nüchtern betrachtet ist eine Mieterhöhung also eine Abwälzung des unternehmerischen Risikos auf den Mieter, der aber gleichzeitig Kunde ist.

Um diese Probleme zu bewältigen, bräuchten wir ein gesetzliches Mietkaufrecht. Ich habe selbst mal einen Artikel darüber geschrieben, falls es jemanden interessiert:
https://steemit.com/deutsch/@sabih/ein-mietkaufrecht-fuer-alle-revolutionaere-idee-oder-ein-flop-erster-guete

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Der Käufer einer Immobilie erbringt eine Leistung, erhält Geld als Gegenwert und setzt dieses Geld ein, um eine Immobilie zu kaufen. Der Mieter erbringt eine Leistung, für die er Geld bekommt, um damit die Miete zu bezahlen. Eines Tages hat sich die Immobilie durch die Miete für den Besitzer armotisiert. Ab diesem Zeitpunkt wird aber vom Mieter weiterhin verlangt eine Leistung zu erbringen, obwohl diese vom Vermieter aus in keinem Gleichgewicht mehr steht.

Ist das dein Ernst?
Der Vermieter trägt das volle finanzielle Risiko. Das macht er deshalb, weil er sich in der Zukunft einen Gewinn erhofft. Genau dann, wenn das finanzielle Risiko weitgehend verschwunden ist und er Gewinn erwirtschaftet, soll nun die Immobilie an den Mieter übergehen, wie Du in deinem Artikel schreibst.
Wer soll dann noch so blöd sein und sich das finanzielle Risiko einer Unternehmung antun?

Erhöht der Vermieter nun die Miete, ist das ein Beweis für seine Unfähigkeit im Vornherein zu kalkulieren oder einfache Gier, die auf der Not des Mieters aufbaut. Nüchtern betrachtet ist eine Mieterhöhung also eine Abwälzung des unternehmerischen Risikos auf den Mieter, der aber gleichzeitig Kunde ist.

Du warst oder bist ja selbstständiger Taxifahrer.
Nach deiner Logik muss ein Taxifahrer für die ganze Zeit seines Arbeitslebens den gleichen Fahrpreis verlangen, ansonsten ist er unfähig oder gierig.
Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass für Unternehmer auch die Unkosten steigen?

Ist das dein Ernst?

Ich vermute stark, daß das sein Ernst ist.

Und er dabei, wenn ich das Berufsbild richtig verstanden habe, ein Auto besitzt, es nicht selber benutzt, sondern als Erwerbsmodell dessen Nutzung vermietet.

"ethisch äußerst fragwürdig" wird diese Vorgehensweise benannt, wie ich oben lesen durfte. :)

Nachdem das Taxi abbezahlt ist, wird es ja an die Kunden verschenkt. Jeder bekommt ein Schräubchen.

Du warst oder bist ja selbstständiger Taxifahrer.

War.

Nach deiner Logik muss ein Taxifahrer für die ganze Zeit seines Arbeitslebens den gleichen Fahrpreis verlangen, ansonsten ist er unfähig oder gierig.

Der Preis für das Taxi wird vom Staat vorgeben. Also eigentlich ein Beispiel, welches eher für meine Argumentation spricht.

Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass für Unternehmer auch die Unkosten steigen?

Um beim Beispiel des Taxis zu bleiben, was offensichtlich sehr interessant empfunden wird, zeige ich dir das gerne auf.

In der Regel finanziert man eine E-Klasse bei Mercedes. Diese kostet als Taxi für zertifizierte Unternehmer 28.500 Euro netto. Anzahlung ist Mehrwertsteuer, die man direkt vom Finanzamt wiederbekommt. Die Raten belaufen sich auf 5 Jahre und monatlich 550 Euro. Jetzt kommt die Preisfrage. Was passiert nach 5 Jahren? Ùbersteigen die Reparaturkosten für das "alte" Auto dann die Finanzierungsraten?

In dem ganzen Beispiel sollte man beachten, dass ein Taxi ein Luxus ist, wohingegen das Zuhause ein Grundbedürfnis darstellt.

Genau dann, wenn das finanzielle Risiko weitgehend verschwunden ist und er Gewinn erwirtschaftet, soll nun die Immobilie an den Mieter übergehen, wie Du in deinem Artikel schreibst.

Momentan ist es so, dass zum Zeitpunkt der Armotisierung die Mieten weiter steigen, was mindestens genauso paradox ist.
Der Zeitpunkt des Übergangs in Eigentum des Mieters muss nicht exakt dem der Armotisierung entsprechen.

Der Vergleich mit dem Taxi hinkt, weil da der Preis vom Staat vorgegeben wird. Kaum ein Gewerbe ist dermaßen reguliert. Der weniger regulierte Markt der Kuriere sieht aber noch erheblich finsterer aus.

Momentan ist es so, dass zum Zeitpunkt der Armotisierung die Mieten weiter steigen, was mindestens genauso paradox ist.

Erstens:
Angebot und Nachfrage

Zweitens:
Auch die Unterhaltskosten für die Immobilie steigen immer weiter.

Auch die Unterhaltskosten für die Immobilie steigen immer weiter.

Dafür fallen die laufenden Kosten nach der Armotisierung erheblich. So stark steigen die Unterhaltskosten nicht mal im Ansatz.

Angebot und Nachfrage

Ich habe in der Schule gelernt, nichts ist kleiner als ein Atom. Heute wissen wir es besser.

So stark steigen die Unterhaltskosten nicht mal im Ansatz.

Hast Du dir schon einmal angeschaut wie stark in den letzten Jahren Handwerkerleistungen und Baustoffe gestiegen sind.

Ich habe in der Schule gelernt, nichts ist kleiner als ein Atom. Heute wissen wir es besser.

Du bist also über 100 Jahre alt. Interessant...

Warum immer diese Versuche Verständnis für den armen Immobilienbesitzer zu erlangen? Die Preise von Immobilien sind so hoch wie nie zuvor. Wer meint, es lohne sich nicht mehr zu vermieten kann zu extrem himmlischen Preisen verkaufen. Da die Preise weiter steigen, scheinen dies zu wenige zu machen. Demzufolge muss sich das vermieten nach wie vor lohnen.

Wenn es sich nicht mehr lohnt, dann gibt es auch keine Häuser mehr.
Kapierst Du das nicht?
Dann dürfen Millionen von Menschen auf der Straße schlafen.

Von solchen apokalyptischen Prognosen halte ich gar nichts. Das klingt ähnlich wie das Märchen vom Trickle-Down-Effekt. Letztlich soll die Bevölkerung davon überzeugt werden, dass wenn die Reichen nicht reicher werden können, die Armen verloren seien. Aber es ist auch die typische Phrase der Panikmache. Auch die Untermalung der arroganten Haltung, es sei ja dumm das nicht zu verstehen, indem man einen Satz wie deinen hinzufügt.

Ich sehe darin erstmal fallende Preise, was dafür sorgt, dass sich erheblich mehr Menschen bestehenden Wohnraum kaufen können, anstelle von Mieten. Gleichzeitig würden auch Grundstückspreise fallen und etliche Bauherrenprojekte würden entstehen. Endlich könnte fast jeder sich sein eigenes Heim erwerben.

Ich sehe die millionen Obdachlosen eher im Falle einer weiteren Steigerung der Miete. Teure Städte auf der ganzen Welt machen das ja vor.

Danke für den Kommentar!

Wir sind uns hier wohl noch nicht begegnet und ich muss sagen, dass ich einige Schwierigkeiten bekunde, deine Argumentation nachzuvollziehen.

Ich sehe, dass es auf dem Immobilienmarkt +/- drei Arten von Angeboten gibt, die der Einzelne annehmen kann:

  1. Wohneigentum kaufen
  2. sich bei privaten Eigentümern einmieten
  3. sich in einer staatlichen Wohnung einmieten

Ein Muss ist es nicht, man kann auch auf einem Zeltplatz, in einem Hotel oder in einem Fahrzeug leben. Das ist im Moment die Realität, was davon widernatürlich oder fragwürdig sein soll, erschliesst sich mir nicht wirklich.

Natürlich amortisiert sich eine Immobilie über eine gewisse Zeit und das belohnt den Investor/Eigentümer, der das Risiko eingegangen ist, das Ding zu bauen oder zu kaufen. Man konnte über die letzten Dekaden auch nicht alles beim Alten belassen. Die Anzahl der Elektrogeräte pro Haushalt ist angestiegen, beim Fernsehen gab es Neuerungen, das Internet ist dazugekommen und verlangte teilweise nach eigenen Leitungen. Auch bei den Heizungen kam es zu Modernisierungen. Küche, sanitäre Anlagen usw. nutzen sich auch ab und müssen von Zeit zu Zeit ersetzt werden. Generationenwechsel in der Technik kann man nur mitgehen, wenn man entsprechende Gewinne macht. Direkt von den Mietern kann man sich diese Investitionen nicht bezahlen lassen.

Auch die Umgebung einer Wohnung kann sich ändern. Wenn sich etwa neue Firmen ansiedeln oder die Anbindung an ein nahegelegenes Zentrum sich durch neue Bahn-, Tramlinien und Strassen verbessert, ist es nachvollziehbar, wenn im Zuge dessen die Immobilienpreise steigen und in der Folge auch die Mietpreise. Höher bewertete Immobilien werden auch höher besteuert. Höhere Belastungen und Preissteigerungen werden stets weitergegeben, sowohl bei Dienstleistungen, als auch bei irgendwelchen Produkten. Deswegen ist es möglicherweise durchaus vorausschauend, die Mieten immer mal wieder etwas zu erhöhen. Selbstverständlich kann aber auch das Gegenteil passieren, dass eine Region, eine Stadt abgehängt wird und die Preise sinken.

Ich war diesen Frühling z. B. in Sachsen-Anhalt in der Region Eisleben, dort kann man gegenwärtig für € 250'000 ein sehr hübsches Haus bauen, in Bayern rund um München kriegt man dafür vielleicht das Stück Land. Im ersteren Fall ist völlig klar, dass man nicht spekulativ bauen kann, denn verkaufen kann man das Haus dann für € 80'000-100'000. Wer baut, bleibt auch. Bei München kann man spekulativ bauen, dort werden gerade Höchstpreise bezahlt.

Zu einem Mietkaufrecht kann ich noch nicht viel sagen, ich werde mir deinen Artikel jedenfalls noch durchlesen. Sicher ist, dass man über die Zeit, die man Mieter ist, gut den eigentlichen Kaufpreis bezahlt haben muss, wenn die Wohnung dann in den eigenen Besitz übergeht. Sonst wird kaum ein Vermieter freiwillig einen solchen Vertrag eingehen, auch wenn ihn der Staat dazu verpflichten will. Ein Miet-Kauf-Vertrag wird auch bestimmt um einiges teurer als ein reiner Mietvertrag, da an dessen Ende eben der Übergang ins Eigentum steht, was beim gewöhnlichen Mietvertrag nicht der Fall ist.

Ein Muss ist es nicht, man kann auch auf einem Zeltplatz oder in einem Fahrzeug leben. Das ist im Moment die Realität, was davon widernatürlich oder fragwürdig sein soll, erschliesst sich mir nicht wirklich.

Das ist ein bisschen weit hergeholt. Man muss eine Postadresse in Deutschland haben, sowie eine Anbindung zum Arbeitsplatz.
Da wir leider nicht so wie Tiere einfach auf natürliche Art und Weise einen Platz für uns beanspruchen können, da alles bereits verteilt ist, muss es reguliert werden. Der Anspruch auf einen ungenutzten Platz ist ja bereits eine Regulierung. Ich kann mein Wohnmobil nicht auf ein freies Stück Land abstellen, selbst wenn der Besitzer es nicht nutzt. Wozu sollte er es dann überhaupt besitzen? Gut, das wäre ein anderes Thema.

Ich empfinde es einfach als fragwürdig zu akzeptieren, dass der Einsatz von Geld einer Leistung entspricht. Insbesondere wenn das Geschäftsmodell auf dem Grundbedürfnis des Menschen basiert.

Letztendlich ist das Modell simpel runtergebrochen, dass jemand seine bereits erbrachte Leistung einsetzt, um von der Leistung eines anderen was abzuknapsen, wodurch dieser die benötigte Menge Leistung nicht ansparen kann, um dieses Abknapsen in Zukunft einzusparen.

Daher behaupte ich einfach mal, dass es ethisch erst vertretbar wäre zu vermieten, wenn jeder Mensch Eigentum selbst bewohnt. Einen Zweitwohnsitz anzubieten wäre diesbezüglich Luxus, der Erstwohnsitz jedoch ein Grundbedürfnis.

Im Endeffekt hält sich mein Verständnis für Vermieter in Grenzen. Zu Zeiten von extremen Preisen ist ein Verkauf immer mit einem erheblichen Gewinn gekoppelt. Aber wer jetzt nicht verkauft, rechnet mit einem höheren Gewinn durch Mieteinnahmen. Daher kann das gar nicht so schlecht sein, wie manche es versuchen darzustellen.

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