Ideologie 088 - Polit-ökonomische Alchemie - Mietpreisbremsen und Non-Profit-Immobilien

in #deutsch6 years ago (edited)

21. September 2018

Zur Mietpreisentwicklung und möglichen weiteren staatlichen Interventionen auf dem deutschen Immobilienmarkt, besonders im Mietsektor, wird gerade einiges publiziert. So auch ein Kommentar bei Deutschlandfunk Kultur [1], der von dem Biologen und Journalisten Timo Rieg verfasst wurde. Die bundesweit mitregierende Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) möchte die Rechte der Vermieter einschränken, da die Mietpreise über die letzte Dekade analog zu den Vermögenspreisen stark gestiegen sind.

Alle, die bereits vor 10 Jahren vor den Experimenten der Euro- und Banken-Rettung gewarnt haben, haben auch vor einem Vermögenspreisanstieg gewarnt. In den Parteien findet man Leute, die das erkannt haben, wohl höchstens bei den Freien Demokraten (FDP, z.B. Frank Schäffler und Carlos Gebauer) und der Alternative für Deutschland (AfD, z. B. Peter Boehringer, Jörg Meuthen, Alice Weidel). Alle anderen waren von der überlegenen Gestaltungsmacht der Staaten und Zentralbanken überzeugt, so dass einfach gehandelt werden kann, wie angeblich alternativlos gehandelt werden muss und keine nicht gestaltbaren Konsequenzen befürchtet werden müssen. Solches Getue, also die Selbstüberzogenheit (dieses Wort wurde absichtlich gewählt) von der eigenen Gestaltungsmacht und das Ablehnen von Konsequenzen, die möglicherweise grösser sind, als das, was man verwalten kann, nenne ich polit-ökonomische Alchemie.

Diese Bezeichnung erscheint mir insofern gerechtfertigt, da es sich um Narrenstücke wider besseren Wissens handelt. Die Alchemie [2] entwickelte sich in der Zeit bevor es die chemischen, materialtechnischen und pharmazeutischen Disziplinen in der Wissenschaft gab. Sie war deren Vorläufer und zu nicht unwesentlichen Teilen auch eine Naturphilosophie mit spirituellen Anteilen. Innerhalb der Alchemie wurden interessante Konzepte verhandelt, die Alchemisten waren geistig offen und begierig nach neuen Erkenntnissen. Aber heute gibt es auf viele der Fragen der Alchemisten echte wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Gedankengänge der Alchemisten sind noch immer nicht uninteressant, aber deren Konzepte und Theorien wurden grossenteils abgelöst.

Heute gibt es auch in den wirtschaftlichen Bereichen Erkenntnisse, die weit über die Erkenntnisse aus Tauschhandel, Feudalwirtschaft und Merkantilismus hinausgehen. Es gibt seit 150 bis 200 Jahren das erstaunlich erfolgreiche Konzept der Marktwirtschaft, der weitgehend freien Geschäftstätigkeit der Bürgerschaft, Unternehmer und Grossfirmen innerhalb eines Landes und über Ländergrenzen hinweg. Darüber, dass die Marktwirtschaft das Mittel zu den Zweck Wohlstand und individuelle Freiheit ist, muss nicht diskutiert werden, es ist hinreichend bekannt und damit offenkundig. Da die Marktwirtschaft kein umfassendes, gesellschaftliches Gestaltungskonzept darstellt, sondern lediglich eine Basis definiert, kann trefflich darüber gestritten und diskutiert werden, welches Mass an Freiheit für den Einzelnen, für Firmen und Staaten wohl angemessen ist und wie die besten Ergebnisse zu erreichen sind.

Die grösste Marktskepsis findet sich erstaunlicherweise noch immer bei den sogenannten Intellektuellen. Diese betrachteten es in der Vergangenheit schon oft mit Argwohn, dass sie von nur wenig gebildeten Mitmenschen kommerziell überflügelt wurden. Das hat sich bis heute nicht geändert. Während der gemeine Krämer, Händler oder kleine bis mittelgrosse Unternehmer beobachtet und erkennt, wo innerhalb des aktuellen Systems seine Chancen auf profitable Geschäfte vorhanden sind, denken Intellektuelle gerne über das Wesen dieses Systems nach, wie sie es besser oder gerechter gestalten könnten, anstelle davon, ganz pragmatisch nach den eigenen Gelegenheiten und Möglichkeiten Ausschau zu halten. Weil den Intellektuellen für ihre eigenen Projekte oft das Geld fehlt und sie auch nicht über entsprechende Beziehungen zu Investoren verfügen, versuchen sie oft, ihre Anliegen über den Staat und staatliche Regeln zu realisieren. Dies zu versuchen ohne dass man über bereits vorhandenes, erfolgreiches Anschauungsmaterial aus eigener Erfahrung basierend auf dem Eingehen eigener Risiken verfügt, halte ich für hoch problematisch.

Der Aufhänger in dem eingangs erwähnten Kommentar waren folgende Sätze [1]:

Jeder Cent, den ein Vermieter oder Verkäufer von Wohnraum verdient, ist schon genau dieser Cent zu viel. Vermieter und Verkäufer verdienen nicht an einer Leistung, die sie erbracht haben, sondern allein an der Behauptung: "Das Haus, die Wohnung, das Grundstück gehört mir, ich alleine darf darüber bestimmen."

Da wird also einmal mehr der Mythos aufgestellt, man könne Land nicht besitzen. In mindestens zwei Kulturen und Zivilisationen diente allerdings ein Brudermord als Grundlage, respektive als Gründermythos für den Aufbau der sesshaften Zivilisation. In der jüdischen Kultur und somit auch in der christlichen wird kurz nach der Schöpfung der Brudermord des sesshaften Bauern Kain an dem wandernden Hirten Abel beschrieben (1. Mose, Kapitel 4) [3, 4]. In der römischen Kultur besagt der Gründungsmythos, dass Romulus seinen Bruder Remus ermordete [5], nachdem dieser die heilige Furche übertrat. Das war die erst als Furche existierende Stadtbegrenzung Roms. Remus verspottete Romulus über dessen Einfalt, zu glauben, dass diese Furche auch nur irgendeine Bedeutung hatte und übersprang sie. Romulus zeigte in der Folge, dass er es ernst meinte mit der Durchsetzung der Grenze und das war Remus' Todesurteil. Man sieht daran, dass die Diskussion über die Eigentumsverhältnisse von Land vor allem eines ist, alt.

Ich habe zu dem Kommentar bei Deutschlandfunk Kultur bei Facebook kommentiert:
Und das Haus, wird das in der Welt des Autors gratis gebaut und unterhalten oder mittels korrekter Anwendung von Zaubersprüchen? Wenn man schon mit konkretem Besitz kein Geld verdienen darf, warum denn mit zwangsweise von der Bevölkerung finanzierten, protokollierten Denkluftbläschen wie diesem Text hier? Und worin soll dann genau der Anreiz bestehen, die Grossinvestition eines Wohnhausbaus auf sich zu nehmen, wenn nicht in der Aussicht, langfristig damit Geld zu verdienen? Langfristig draufzulegen ist ein Anreiz, von dem sich 99+ % fernhalten, ausser vielleicht die, die ihr Leben dem Anspruch widmen, bis auf etwas polit-ökonomische Alchemie nichts verstehen zu wollen. Aber die haben in der Regel auch kein oder nur wenig Geld.

Und als Appell an den Biologen in dem Autor, ein Kind wächst nicht deswegen heran, wird geboren und gleich noch erwachsen, weil man mit der Frau, die es bekommt, nur den dazu notwendigen Akt vollzieht. Den braucht es schon, aber danach kann man nicht mal 1-2 Jährchen sagen, jetzt habt ihr genug gefuttert, es gibt nichts mehr, und dann erwarten, dass sie das einfach zur Kenntnis nehmen und sich beide weiterhin bester Laune und Gesundheit erfreuen. Selbstverständlich können Frau und Kind dem selbst Abhilfe schaffen, tun sie es nicht, verhungern sie.

Das ist die Mietpreisbremse in Aktion: verlinkt ist ein Artikel, der aktuell bei der Berliner Zeitung erschienen ist. Über den Verfall der Mietwohnungen in der DDR [6].
Deswegen braucht es erst einmal ehrliche Preise, möglichst überall, damit jeder sieht, was welches Produkt und welche Dienstleistung kostet. Es braucht keine polit-ökonomische Alchemie.


Der Verfasser hat in der Folge, weil er für seinen Kommentar [1] viel negative Kritik und Beschimpfungen erntete, auf seinem Blog noch eine Stellungnahme veröffentlicht [7]. In dieser moniert er, dass ihm viele der Kommentarschreiber vollständige Ahnungslosigkeit unterstellten, obwohl man sich als Journalist erst dann zu einem Thema äussere, nachdem man ausreichend recherchiert hat. Deswegen sei diese Unterstellung eigentlich böse und unangebracht. Denn, er sagt, er habe bewusst eine Zuspitzung oder rhetorische Übertreibung vorgenommen.

Auch der Analogie des Anspruchs auf Eigentum eines Journalisten am eigenen Text und Verdienst daraus konnte der Verfasser des Kommentars nicht viel anfangen. Dies lautete folgendermassen, in meinem Kommentar war es auch ansatzweise enthalten:

Jeder Cent, den ein Journalist oder Verleger an einem Artikel, an einem Buch verdient, ist ein Cent zu viel. Journalisten verdienen nicht an einer Leistung, sondern allein an der Behauptung: „Dieser Artikel ist mein geistiges Eigentum, ich darf darüber bestimmen.“

Er führt dann aus, dass das doch etwas ganz anderes sei und für diese Leistung lediglich ein Vertrag nach BGB nötig sei. Im Text [7] sind auch Ideen enthalten, wie Mieter sich selbst verwalten könnten und keinen Vermieter mehr bräuchten und dergleichen. Diese Möglichkeit gibt es schon lange und die nennt sich Kauf einer Wohnung. Das allerdings ist teuer, darauf muss man in der Regel sparen und dann bereit sein, mit diesem Kauf auch ein gewisses Risiko einzugehen und mitzutragen.

In Deutschland gibt es von einigen wohl noch erfolgreichen, zumeist grösseren Vermieterfirmen auch einige kleine, die angesichts möglicher weiterer Regulierung um ihre Rechte und ihren Fortbestand fürchten. Generell scheint sozialistisches Gedankengut aktuell sowohl bei vielen etablierten Medien als auch in der Politik als weitgehend akzeptiert, obwoh diese Akzeptanz nicht mit irgendwelcher Evidenz aus tatsächlichen Erfolgen unterfüttert ist. Deswegen kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass solche Übertreibungen, auch wenn sie bloss rhetorischer Natur sind und in einem Kommentar eines Kultursenders auftauchen, nicht notwendigerweise gut ankommen.

Es gibt durchaus private Eigentümer, die vielleicht eine, zwei oder vielleicht fünf Wohnungen vermieten und sich das über Jahrzehnte mühsam Schritt für Schritt aufgebaut haben. Diese müssen aktuell durch Massnahmen wie eine Mietpreisbremse akut um den Werterhalt und um das letzte Bisschen Profitabilität ihrer Investitionen fürchten, während sie für ihren Besitz voll besteuert werden. Autoren, die diese Probleme in Abrede stellen und stattdessen einfach auf die Profite schauen, die ein paar grosse Gesellschaften gegenwärtig noch im Immobiliengeschäft realisieren, müssen sich nicht wundern, wenn sie dafür geharnischten Widerspruch ernten. Ich bin auch kein Fachmann, was Mietwohnungen, Mietrecht und dergleichen angeht, aber mir ist sehr wohl bekannt, dass die Nöte der kleineren Akteure in einem Geschäftsbereich nur sehr selten anerkannt und berücksichtigt werden. Lieber lassen sich Politiker bei Treffen mit den Grossen ins rechte Licht rücken und schliessen mit denselben Deals ab, während die kleinen selbst schauen müssen, wo sie bleiben, wenn wieder einmal ein Wust an neuen Regeln eingeführt wirt und direkt jedes kleine Vergehen voll bestraft wird.

Abschliessend kann noch ein zweiter Artikel aus der Berliner Zeitung empfohlen werden. Darin steht, wer in Deutschland erstmals eine Mietpreisbremse eingeführt hat. Es war die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), die 1936 das Mietenstoppgesetz einführte. Die DDR übernahme dieses zu wesentlichen Teilen. Im Deutschen Bundestag hat das dies der Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Peter Boehringer (AfD) aufgenommen und ausgeführt [9].



[1] Politisches Feuilleton | Beitrag vom 20.09.2018 - Wohnungsnot"Den Wohngipfel kann Seehofer sich schenken" -
Ein Standpunkt von Timo Rieg
. dlf.de, 20. September 2018 https://www.deutschlandfunkkultur.de/wohnungsnot-den-wohngipfel-kann-seehofer-sich-schenken.1005.de.html?dram:article_id=428462
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Alchemie
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Kain
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Abel_biblische_Person
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Romulus_und_Remus
[6] Berlin: Darum verfielen in der DDR so viele Altbauten - Verfallene DDR-Altbauten - Schwarzwohnen unter undichten Dächern. Berliner Zeitung, 17. September 2018, von Maritta Adam-Tkalec https://www.berliner-zeitung.de/berlin/verfallene-ddr-altbauten-schwarzwohnen-unter-undichten-daechern-31275542
[7] Erfundenes Eigentum. timo-rieg.de, 20. September 2018 http://www.timo-rieg.de/2018/09/erfundenes-eigentum/
[8] NSDAP-Mietenstoppgesetz 1936: Die Mutter der Mietpreisbremse - Mietenstoppgesetz 1936 Die Mutter der Mietpreisbremse. Berliner Zeitung, 10. September 2018, von Maritta Adam-Tkalec https://www.berliner-zeitung.de/berlin/mietenstoppgesetz-1936--die-mutter-der-mietpreisbremse-31239912
[9] Peter Boehringer AfD: "Wo sind die Nazijäger wenn man sie mal wirklich bräuchte" 14.09.2018 Für Gerechtigkeit YouTube Kanal, 14. September 2018


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Ich kann nur die Erfahrungen aus meiner kleinen Welt beibringen:

Nach Umbau des eigenen Einfamilienhauses sind zusätzlich 2 kleine Einliegerwohnungen entstanden, die ca. 30 Jahre an unterschiedliche Mietergruppen (Student, Arbeiter, Angestellter) vermietet waren. Auch bei der Mietdauer war von 6 Monaten bis 8 Jahren alles dabei.

Mein Resumee ist total simpel:

Niemals wieder werde ich vermieten!

Mit einem von fünf Mietern über die Zeit irgendeine Form von Unregelmäßigkeiten zu haben (Zerstörung, Zahlungsausfall, usw.) reicht aus, um das Ziel einer schwarzen Null nicht mehr erreichen zu können. Ein kaputtes Dachfenster für 1800€ frist die "Einnahmen" eines ganzen Jahres auf, ein Mietnomade in 30 Jahren die "Einnahmen" des gesamten Projekts.
Private Vermietung in Verbindung mit einer komplett Mieterfokussierten "Rechts"sprechung kommt in der BRD gefühlt einer Enteignung gleich, und mein Lebensmittelpunkt sind nicht Anwaltsskanzleien.

Wenn ich das sozialistische Neidgeschwafel vom "bösen Vermieter" lese, kommen solche Sprüche nach meiner Wahrnehmung üblicherweise von Menschen, die lebenslang die Vorteile einer Mietwohnung nutzen und selber nie etwas vermietet haben.

Mein Wohnraum wird jetzt von der Familie genutzt.
Sobald (wie weiland in der DDR) die Befüllung von angeblich leerstehendem Wohnraum als Zwangsdienst vom Staat übernommen werden wird, sind meine Einliegerwohnungen verschwunden. Notfalls verschwindet das ganze Haus.

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Top zusammengefasst.

Wenn der Sozialismus so weiter macht wie bisher, dann wird die gesamte Infrastruktur im Land eines Tages ausssehen wie Leningrad, das heutige Sankt Petersburg Mitte der 80`er Jahre - verfallen und heruntergewirtschaftet...

Überall wo der Sozialismus sein Unwesen treibt ist Not, Elend und Zerfall am Ende das Resultat.

Das wird in Deutschland nicht anders sein.

Danke für den Kommentar!

Das schlimmste ist, dass schlussendlich so getan wird, als ob es bei diesem Scheitern ganz anders gewesen sei, als jemals zuvor. Bei der letzten Finanzkrise hat man behauptet, dass es einen solchen Niedergang und eine solche Notsituation noch nie gegeben hätte und deswegen ein Retten, koste es, was es wolle gerechtfertigt sei.

Dann schaut man sich mal einen alten Vortrag von G. Edward Griffin an oder liest sein Buch über die FED-Gründung The Creature from Jekyll Island (deutsch Die Kreatur von Jekyll Island) und dann kriegt man das alles hübsch vorgeführt. Alles, was getan wurde, wurde wider besseres, vorhandenes Wissen getan. Das bessere Wissen wird dann nicht berücksichtigt, wenn irgendwelche Machtinteressen in Gefahr sind. Dann wird gelogen, gemauert, manipuliert und betrogen. Irgendwann widersprechen sich diese Leute völlig, aber solange sie es können und nicht zur Verantwortung gezogen werden, machen sie eben alles, um oben zu bleiben.

Kurzum - es geht nur um Macht und die Privatisierung der Erträge durch die Sozialisten und Scheinintellektuellen und die Risiken werden sozialisiert - sprich der Masse und dem Souverän auferlegt.

Genau das ist das, was seit 2008 im Turbomodus passiert.

Lug und Betrug wohin man schaut, weil eine Kopfkaste an Intellektuellen Blendern und Parteifunktionären und Verwaltungsfuzzis sihc zu fein ist sich dem freien Markt zu stellen und dort zu behaupten.

Nur die Gewissheit, dass die ökonomischen Grundgesetze die global gültig sind diese Sorte an Personen zu Fall bringen wird, lässt diese unsäglichen Zustände gelassen ertragen...

Das Mietsystem an sich passt nicht in diese Welt. Die Tatsache, Wohneigentum zu besitzen, nicht zu nutzen und es zu vermieten ist meiner Ansicht nach ethisch schon äußerst fragwürdig. Das Zuhause ist kein Luxusartikel, jeder Mensch braucht es unbedingt.

Der Käufer einer Immobilie erbringt eine Leistung, erhält Geld als Gegenwert und setzt dieses Geld ein, um eine Immobilie zu kaufen. Der Mieter erbringt eine Leistung, für die er Geld bekommt, um damit die Miete zu bezahlen. Eines Tages hat sich die Immobilie durch die Miete für den Besitzer armotisiert. Ab diesem Zeitpunkt wird aber vom Mieter weiterhin verlangt eine Leistung zu erbringen, obwohl diese vom Vermieter aus in keinem Gleichgewicht mehr steht.

Ebenso ist eine Erhöhung einer Miete eigentlich auch eine Farce. Der Vermieter wird beim Kauf einer Immobilie, die zur Vermietung gedacht ist, zum Unternehmer. Die Marge bei der Miete kommt durch das unternehmerische Risiko zustande. Erhöht der Vermieter nun die Miete, ist das ein Beweis für seine Unfähigkeit im Vornherein zu kalkulieren oder einfache Gier, die auf der Not des Mieters aufbaut. Nüchtern betrachtet ist eine Mieterhöhung also eine Abwälzung des unternehmerischen Risikos auf den Mieter, der aber gleichzeitig Kunde ist.

Um diese Probleme zu bewältigen, bräuchten wir ein gesetzliches Mietkaufrecht. Ich habe selbst mal einen Artikel darüber geschrieben, falls es jemanden interessiert:
https://steemit.com/deutsch/@sabih/ein-mietkaufrecht-fuer-alle-revolutionaere-idee-oder-ein-flop-erster-guete

Der Käufer einer Immobilie erbringt eine Leistung, erhält Geld als Gegenwert und setzt dieses Geld ein, um eine Immobilie zu kaufen. Der Mieter erbringt eine Leistung, für die er Geld bekommt, um damit die Miete zu bezahlen. Eines Tages hat sich die Immobilie durch die Miete für den Besitzer armotisiert. Ab diesem Zeitpunkt wird aber vom Mieter weiterhin verlangt eine Leistung zu erbringen, obwohl diese vom Vermieter aus in keinem Gleichgewicht mehr steht.

Ist das dein Ernst?
Der Vermieter trägt das volle finanzielle Risiko. Das macht er deshalb, weil er sich in der Zukunft einen Gewinn erhofft. Genau dann, wenn das finanzielle Risiko weitgehend verschwunden ist und er Gewinn erwirtschaftet, soll nun die Immobilie an den Mieter übergehen, wie Du in deinem Artikel schreibst.
Wer soll dann noch so blöd sein und sich das finanzielle Risiko einer Unternehmung antun?

Erhöht der Vermieter nun die Miete, ist das ein Beweis für seine Unfähigkeit im Vornherein zu kalkulieren oder einfache Gier, die auf der Not des Mieters aufbaut. Nüchtern betrachtet ist eine Mieterhöhung also eine Abwälzung des unternehmerischen Risikos auf den Mieter, der aber gleichzeitig Kunde ist.

Du warst oder bist ja selbstständiger Taxifahrer.
Nach deiner Logik muss ein Taxifahrer für die ganze Zeit seines Arbeitslebens den gleichen Fahrpreis verlangen, ansonsten ist er unfähig oder gierig.
Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass für Unternehmer auch die Unkosten steigen?

Ist das dein Ernst?

Ich vermute stark, daß das sein Ernst ist.

Und er dabei, wenn ich das Berufsbild richtig verstanden habe, ein Auto besitzt, es nicht selber benutzt, sondern als Erwerbsmodell dessen Nutzung vermietet.

"ethisch äußerst fragwürdig" wird diese Vorgehensweise benannt, wie ich oben lesen durfte. :)

Nachdem das Taxi abbezahlt ist, wird es ja an die Kunden verschenkt. Jeder bekommt ein Schräubchen.

Du warst oder bist ja selbstständiger Taxifahrer.

War.

Nach deiner Logik muss ein Taxifahrer für die ganze Zeit seines Arbeitslebens den gleichen Fahrpreis verlangen, ansonsten ist er unfähig oder gierig.

Der Preis für das Taxi wird vom Staat vorgeben. Also eigentlich ein Beispiel, welches eher für meine Argumentation spricht.

Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass für Unternehmer auch die Unkosten steigen?

Um beim Beispiel des Taxis zu bleiben, was offensichtlich sehr interessant empfunden wird, zeige ich dir das gerne auf.

In der Regel finanziert man eine E-Klasse bei Mercedes. Diese kostet als Taxi für zertifizierte Unternehmer 28.500 Euro netto. Anzahlung ist Mehrwertsteuer, die man direkt vom Finanzamt wiederbekommt. Die Raten belaufen sich auf 5 Jahre und monatlich 550 Euro. Jetzt kommt die Preisfrage. Was passiert nach 5 Jahren? Ùbersteigen die Reparaturkosten für das "alte" Auto dann die Finanzierungsraten?

In dem ganzen Beispiel sollte man beachten, dass ein Taxi ein Luxus ist, wohingegen das Zuhause ein Grundbedürfnis darstellt.

Genau dann, wenn das finanzielle Risiko weitgehend verschwunden ist und er Gewinn erwirtschaftet, soll nun die Immobilie an den Mieter übergehen, wie Du in deinem Artikel schreibst.

Momentan ist es so, dass zum Zeitpunkt der Armotisierung die Mieten weiter steigen, was mindestens genauso paradox ist.
Der Zeitpunkt des Übergangs in Eigentum des Mieters muss nicht exakt dem der Armotisierung entsprechen.

Der Vergleich mit dem Taxi hinkt, weil da der Preis vom Staat vorgegeben wird. Kaum ein Gewerbe ist dermaßen reguliert. Der weniger regulierte Markt der Kuriere sieht aber noch erheblich finsterer aus.

Momentan ist es so, dass zum Zeitpunkt der Armotisierung die Mieten weiter steigen, was mindestens genauso paradox ist.

Erstens:
Angebot und Nachfrage

Zweitens:
Auch die Unterhaltskosten für die Immobilie steigen immer weiter.

Auch die Unterhaltskosten für die Immobilie steigen immer weiter.

Dafür fallen die laufenden Kosten nach der Armotisierung erheblich. So stark steigen die Unterhaltskosten nicht mal im Ansatz.

Angebot und Nachfrage

Ich habe in der Schule gelernt, nichts ist kleiner als ein Atom. Heute wissen wir es besser.

So stark steigen die Unterhaltskosten nicht mal im Ansatz.

Hast Du dir schon einmal angeschaut wie stark in den letzten Jahren Handwerkerleistungen und Baustoffe gestiegen sind.

Ich habe in der Schule gelernt, nichts ist kleiner als ein Atom. Heute wissen wir es besser.

Du bist also über 100 Jahre alt. Interessant...

Warum immer diese Versuche Verständnis für den armen Immobilienbesitzer zu erlangen? Die Preise von Immobilien sind so hoch wie nie zuvor. Wer meint, es lohne sich nicht mehr zu vermieten kann zu extrem himmlischen Preisen verkaufen. Da die Preise weiter steigen, scheinen dies zu wenige zu machen. Demzufolge muss sich das vermieten nach wie vor lohnen.

Wenn es sich nicht mehr lohnt, dann gibt es auch keine Häuser mehr.
Kapierst Du das nicht?
Dann dürfen Millionen von Menschen auf der Straße schlafen.

Danke für den Kommentar!

Wir sind uns hier wohl noch nicht begegnet und ich muss sagen, dass ich einige Schwierigkeiten bekunde, deine Argumentation nachzuvollziehen.

Ich sehe, dass es auf dem Immobilienmarkt +/- drei Arten von Angeboten gibt, die der Einzelne annehmen kann:

  1. Wohneigentum kaufen
  2. sich bei privaten Eigentümern einmieten
  3. sich in einer staatlichen Wohnung einmieten

Ein Muss ist es nicht, man kann auch auf einem Zeltplatz, in einem Hotel oder in einem Fahrzeug leben. Das ist im Moment die Realität, was davon widernatürlich oder fragwürdig sein soll, erschliesst sich mir nicht wirklich.

Natürlich amortisiert sich eine Immobilie über eine gewisse Zeit und das belohnt den Investor/Eigentümer, der das Risiko eingegangen ist, das Ding zu bauen oder zu kaufen. Man konnte über die letzten Dekaden auch nicht alles beim Alten belassen. Die Anzahl der Elektrogeräte pro Haushalt ist angestiegen, beim Fernsehen gab es Neuerungen, das Internet ist dazugekommen und verlangte teilweise nach eigenen Leitungen. Auch bei den Heizungen kam es zu Modernisierungen. Küche, sanitäre Anlagen usw. nutzen sich auch ab und müssen von Zeit zu Zeit ersetzt werden. Generationenwechsel in der Technik kann man nur mitgehen, wenn man entsprechende Gewinne macht. Direkt von den Mietern kann man sich diese Investitionen nicht bezahlen lassen.

Auch die Umgebung einer Wohnung kann sich ändern. Wenn sich etwa neue Firmen ansiedeln oder die Anbindung an ein nahegelegenes Zentrum sich durch neue Bahn-, Tramlinien und Strassen verbessert, ist es nachvollziehbar, wenn im Zuge dessen die Immobilienpreise steigen und in der Folge auch die Mietpreise. Höher bewertete Immobilien werden auch höher besteuert. Höhere Belastungen und Preissteigerungen werden stets weitergegeben, sowohl bei Dienstleistungen, als auch bei irgendwelchen Produkten. Deswegen ist es möglicherweise durchaus vorausschauend, die Mieten immer mal wieder etwas zu erhöhen. Selbstverständlich kann aber auch das Gegenteil passieren, dass eine Region, eine Stadt abgehängt wird und die Preise sinken.

Ich war diesen Frühling z. B. in Sachsen-Anhalt in der Region Eisleben, dort kann man gegenwärtig für € 250'000 ein sehr hübsches Haus bauen, in Bayern rund um München kriegt man dafür vielleicht das Stück Land. Im ersteren Fall ist völlig klar, dass man nicht spekulativ bauen kann, denn verkaufen kann man das Haus dann für € 80'000-100'000. Wer baut, bleibt auch. Bei München kann man spekulativ bauen, dort werden gerade Höchstpreise bezahlt.

Zu einem Mietkaufrecht kann ich noch nicht viel sagen, ich werde mir deinen Artikel jedenfalls noch durchlesen. Sicher ist, dass man über die Zeit, die man Mieter ist, gut den eigentlichen Kaufpreis bezahlt haben muss, wenn die Wohnung dann in den eigenen Besitz übergeht. Sonst wird kaum ein Vermieter freiwillig einen solchen Vertrag eingehen, auch wenn ihn der Staat dazu verpflichten will. Ein Miet-Kauf-Vertrag wird auch bestimmt um einiges teurer als ein reiner Mietvertrag, da an dessen Ende eben der Übergang ins Eigentum steht, was beim gewöhnlichen Mietvertrag nicht der Fall ist.

Ein Muss ist es nicht, man kann auch auf einem Zeltplatz oder in einem Fahrzeug leben. Das ist im Moment die Realität, was davon widernatürlich oder fragwürdig sein soll, erschliesst sich mir nicht wirklich.

Das ist ein bisschen weit hergeholt. Man muss eine Postadresse in Deutschland haben, sowie eine Anbindung zum Arbeitsplatz.
Da wir leider nicht so wie Tiere einfach auf natürliche Art und Weise einen Platz für uns beanspruchen können, da alles bereits verteilt ist, muss es reguliert werden. Der Anspruch auf einen ungenutzten Platz ist ja bereits eine Regulierung. Ich kann mein Wohnmobil nicht auf ein freies Stück Land abstellen, selbst wenn der Besitzer es nicht nutzt. Wozu sollte er es dann überhaupt besitzen? Gut, das wäre ein anderes Thema.

Ich empfinde es einfach als fragwürdig zu akzeptieren, dass der Einsatz von Geld einer Leistung entspricht. Insbesondere wenn das Geschäftsmodell auf dem Grundbedürfnis des Menschen basiert.

Letztendlich ist das Modell simpel runtergebrochen, dass jemand seine bereits erbrachte Leistung einsetzt, um von der Leistung eines anderen was abzuknapsen, wodurch dieser die benötigte Menge Leistung nicht ansparen kann, um dieses Abknapsen in Zukunft einzusparen.

Daher behaupte ich einfach mal, dass es ethisch erst vertretbar wäre zu vermieten, wenn jeder Mensch Eigentum selbst bewohnt. Einen Zweitwohnsitz anzubieten wäre diesbezüglich Luxus, der Erstwohnsitz jedoch ein Grundbedürfnis.

Im Endeffekt hält sich mein Verständnis für Vermieter in Grenzen. Zu Zeiten von extremen Preisen ist ein Verkauf immer mit einem erheblichen Gewinn gekoppelt. Aber wer jetzt nicht verkauft, rechnet mit einem höheren Gewinn durch Mieteinnahmen. Daher kann das gar nicht so schlecht sein, wie manche es versuchen darzustellen.

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