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RE: Ideologie 088 - Polit-ökonomische Alchemie - Mietpreisbremsen und Non-Profit-Immobilien

in #deutsch6 years ago (edited)

Danke für den Kommentar!

Wir sind uns hier wohl noch nicht begegnet und ich muss sagen, dass ich einige Schwierigkeiten bekunde, deine Argumentation nachzuvollziehen.

Ich sehe, dass es auf dem Immobilienmarkt +/- drei Arten von Angeboten gibt, die der Einzelne annehmen kann:

  1. Wohneigentum kaufen
  2. sich bei privaten Eigentümern einmieten
  3. sich in einer staatlichen Wohnung einmieten

Ein Muss ist es nicht, man kann auch auf einem Zeltplatz, in einem Hotel oder in einem Fahrzeug leben. Das ist im Moment die Realität, was davon widernatürlich oder fragwürdig sein soll, erschliesst sich mir nicht wirklich.

Natürlich amortisiert sich eine Immobilie über eine gewisse Zeit und das belohnt den Investor/Eigentümer, der das Risiko eingegangen ist, das Ding zu bauen oder zu kaufen. Man konnte über die letzten Dekaden auch nicht alles beim Alten belassen. Die Anzahl der Elektrogeräte pro Haushalt ist angestiegen, beim Fernsehen gab es Neuerungen, das Internet ist dazugekommen und verlangte teilweise nach eigenen Leitungen. Auch bei den Heizungen kam es zu Modernisierungen. Küche, sanitäre Anlagen usw. nutzen sich auch ab und müssen von Zeit zu Zeit ersetzt werden. Generationenwechsel in der Technik kann man nur mitgehen, wenn man entsprechende Gewinne macht. Direkt von den Mietern kann man sich diese Investitionen nicht bezahlen lassen.

Auch die Umgebung einer Wohnung kann sich ändern. Wenn sich etwa neue Firmen ansiedeln oder die Anbindung an ein nahegelegenes Zentrum sich durch neue Bahn-, Tramlinien und Strassen verbessert, ist es nachvollziehbar, wenn im Zuge dessen die Immobilienpreise steigen und in der Folge auch die Mietpreise. Höher bewertete Immobilien werden auch höher besteuert. Höhere Belastungen und Preissteigerungen werden stets weitergegeben, sowohl bei Dienstleistungen, als auch bei irgendwelchen Produkten. Deswegen ist es möglicherweise durchaus vorausschauend, die Mieten immer mal wieder etwas zu erhöhen. Selbstverständlich kann aber auch das Gegenteil passieren, dass eine Region, eine Stadt abgehängt wird und die Preise sinken.

Ich war diesen Frühling z. B. in Sachsen-Anhalt in der Region Eisleben, dort kann man gegenwärtig für € 250'000 ein sehr hübsches Haus bauen, in Bayern rund um München kriegt man dafür vielleicht das Stück Land. Im ersteren Fall ist völlig klar, dass man nicht spekulativ bauen kann, denn verkaufen kann man das Haus dann für € 80'000-100'000. Wer baut, bleibt auch. Bei München kann man spekulativ bauen, dort werden gerade Höchstpreise bezahlt.

Zu einem Mietkaufrecht kann ich noch nicht viel sagen, ich werde mir deinen Artikel jedenfalls noch durchlesen. Sicher ist, dass man über die Zeit, die man Mieter ist, gut den eigentlichen Kaufpreis bezahlt haben muss, wenn die Wohnung dann in den eigenen Besitz übergeht. Sonst wird kaum ein Vermieter freiwillig einen solchen Vertrag eingehen, auch wenn ihn der Staat dazu verpflichten will. Ein Miet-Kauf-Vertrag wird auch bestimmt um einiges teurer als ein reiner Mietvertrag, da an dessen Ende eben der Übergang ins Eigentum steht, was beim gewöhnlichen Mietvertrag nicht der Fall ist.

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Ein Muss ist es nicht, man kann auch auf einem Zeltplatz oder in einem Fahrzeug leben. Das ist im Moment die Realität, was davon widernatürlich oder fragwürdig sein soll, erschliesst sich mir nicht wirklich.

Das ist ein bisschen weit hergeholt. Man muss eine Postadresse in Deutschland haben, sowie eine Anbindung zum Arbeitsplatz.
Da wir leider nicht so wie Tiere einfach auf natürliche Art und Weise einen Platz für uns beanspruchen können, da alles bereits verteilt ist, muss es reguliert werden. Der Anspruch auf einen ungenutzten Platz ist ja bereits eine Regulierung. Ich kann mein Wohnmobil nicht auf ein freies Stück Land abstellen, selbst wenn der Besitzer es nicht nutzt. Wozu sollte er es dann überhaupt besitzen? Gut, das wäre ein anderes Thema.

Ich empfinde es einfach als fragwürdig zu akzeptieren, dass der Einsatz von Geld einer Leistung entspricht. Insbesondere wenn das Geschäftsmodell auf dem Grundbedürfnis des Menschen basiert.

Letztendlich ist das Modell simpel runtergebrochen, dass jemand seine bereits erbrachte Leistung einsetzt, um von der Leistung eines anderen was abzuknapsen, wodurch dieser die benötigte Menge Leistung nicht ansparen kann, um dieses Abknapsen in Zukunft einzusparen.

Daher behaupte ich einfach mal, dass es ethisch erst vertretbar wäre zu vermieten, wenn jeder Mensch Eigentum selbst bewohnt. Einen Zweitwohnsitz anzubieten wäre diesbezüglich Luxus, der Erstwohnsitz jedoch ein Grundbedürfnis.

Im Endeffekt hält sich mein Verständnis für Vermieter in Grenzen. Zu Zeiten von extremen Preisen ist ein Verkauf immer mit einem erheblichen Gewinn gekoppelt. Aber wer jetzt nicht verkauft, rechnet mit einem höheren Gewinn durch Mieteinnahmen. Daher kann das gar nicht so schlecht sein, wie manche es versuchen darzustellen.

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