Was ist Realität? - Text von vor 3 Jahren

in #deutsch5 years ago (edited)

Gestern habe ich über Was ist real? Gibt es Wahrheit? #mindfuckmonday geschrieben. Um meine Punkte zu unterstützen und auch eventuell noch auf eine andere Weise rüber zu bringen hier noch ein frei geschriebener 2-3 Jahre alter Text von mir. :)

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Wir müssen uns mit der Tatsache auseinandersetzen, dass alles, was wir wahrnehmen, buchstäblich in unserem Kopf ist. Was ihr als Realität erlebt, ist nichts anderes als die Summe von allem, was ihr mit euren Sinnen wahrnehmt. Informationen, die im Gehirn verarbeitet werden.
Die Realität könnte ganz anders aussehen oder einfach nicht "da draußen" existieren.

Der Solipsismus legt nahe, dass wir niemals beweisen können, dass die Realität unabhängig von uns selbst existiert.

Es ist unmöglich, denn die einzigen Werkzeuge, mit denen wir das herausfinden können, sind unsere Sinne und das Gehirn, Dinge, die aus der Realität gemacht werden, die wir zu beweisen oder zu widerlegen versuchen.

Es wäre, als würde man versuchen, sich selbst die Zähne zu beißen.
Wenn du träumst, stellst du den Traum nicht in Frage, du akzeptierst einfach diese Realität und lebst die Erfahrung aus. Erst wenn man aufwacht, merkt man, dass es nicht "echt" war.

Aber was ist real?

Dieser Moment ist in deinem Kopf genauso stark wie der Traum, den du letzte Nacht hattest.
Das bedeutet nicht, dass es nicht echt ist. Es bedeutet nicht, dass es keine Rolle spielt. Es ist immer noch eine sehr reale Erfahrung.

Sobald du zu diesem Schluss kommst, erkennst du, dass die Natur der Realität rein mental ist.
Nicht materialistisch und mechanisch, wie wir früher dachten.
Wenn du darüber nachdenkst, ist die Materie nicht das, was wir denken. Es ist nicht physisch.
Denk darüber nach, wie die Physik sie auflöst.
Schließlich kommt man zu den "Bausteinen" der physischen Welt, sehr kleinen Teilchen, die nicht mehr zerlegt werden können. Die Physik kommt sogar zu dem Schluss, dass diese sehr kleinen Partikel wiederum aus Punktpartikeln bestehen, also aus Partikeln ohne räumliche Ausdehnung, sie sind nulldimensional, nehmen keinen Platz ein.
Partikel zerfallen nicht einfach unendlich. Es gibt nicht eine unendliche Menge an unendlich kleinen Partikeln.
Mit anderen Worten, die Materie besteht aus buchstäblich nichts.
Logischerweise müssen wir irgendwann zu diesem Nichts kommen. Reines Nichts.

Man kann sagen, dass Materie aus Energie besteht, aber diese Energie wiederum muss von woanders kommen.
Der Urknall ist keine Antwort, da wir die gleiche Frage dazu stellen könnten. Wo kommt es her?

Die Menschen verstehen nicht einmal, was Energie wirklich ist.
Wenn die meisten Menschen an Energie denken, denken sie an eine Substanz, etwas Greifbares wie Feuer. Das ist es nicht.
Wissenschaftlich wird Energie einfach als Potenzial beschrieben. Das Potenzial eines bestimmten Systems, etwas zu tun, funktioniert. Keine Substanz. Das eliminiert Energie als Antwort auf die Basis der "physischen" Realität.
Da die physische Welt letztendlich aus nichts besteht, ist die einzig logische Schlussfolgerung, dass sie tatsächlich geistig ist, denn die einzige Art und Weise, wie du und ich sie erleben, ist geistig, und ebenso alle anderen möglicherweise existierenden bewussten Wesen.

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Letztendlich ist es wahrscheinlich, dass das Universum nur ein großer Gedanke sein könnte, wie viele Weise gesagt haben.

Nach dieser Logik können wir dann zu dem Schluss kommen, dass du der Schöpfer bist, so sehr wie das Universum dein Schöpfer ist.

(Geht doch auch wieder sehr in Richtung Kosmotheismus @sco)

Vielleicht könnte das Universum ohne dein Bewusstsein einfach nicht existieren.
Dies würde darauf hindeuten, dass die Welt nicht nur eine Maschine ist, die da draußen existiert, sondern auch eine mentale Landschaft.
Wir denken, dass wir nicht direkt in unseren Geist sehen können, aber die Welt, die wir jeden Tag erleben, ist der Geist.
Alle Aspekte davon, wie Raum, Materie und Zeit, sind Aspekte des eigenen Geistes.

Das muss nicht heißen, dass andere Menschen nicht wirklich existieren. Vielleicht sind andere Individuen einfach unterschiedliche Standpunkte.
Verschiedene Perspektiven auf die Welt.

Das Universum betrachtet sich selbst aus jedem möglichen Blickwinkel und hat jede mögliche Erfahrung von sich selbst. Das würde sogar Tiere und jede andere Lebensform einschließen, die eine gewisse Wahrnehmungsebene entwickelt hat.

Offensichtlich führt dies nur zu mehr Fragen, wie alles andere auch. Macht die Welt dich oder machst du es? Wenn es dich zu dem macht, was es macht? Ich glaube, es ist beides.
Das Universum hängt genauso sehr von dir ab wie du von ihm.

Die größten Galaxien könnten ohne dich nicht existieren, und du würdest ohne sie nicht existieren. Ihr seid von den Elementen abhängig, die in massiven Sternen geschaffen wurden, aber für euch würden diese Sterne nicht existieren, wenn ihr nicht existieren würdet.
Denke nicht an diese Realität als "wirklich da draußen", denke daran, dass wir einfach nicht beweisen können, dass die Dinge, die wir wahrnehmen, unabhängig von uns selbst sind.

Wie ich bereits sagte, wäre das wie eine Tyrannei, um die eigenen Zähne zu beißen, oder wie eine Berührung der Fingerspitze des Fingers mit dem gleichen Finger. Das ergibt keinen Sinn.
Denke daran, dass Materie, wenn sie grundsätzlich leer ist, dann kann sie nicht physisch sein. Letztendlich ist alles eins. Offensichtlich ist das alles hypothetisch und von der Wissenschaft nicht bewiesen, aber wie gesagt, es kann einfach nicht von der Wissenschaft bewiesen werden.
Wird es nie sein. Aber trotzdem möglich..


Die wissenschaftliche Theorie zu dem "einzigen Gedanken" ist das Boltzmann-Gehirn.
Eine Theorie welche die Boltzmann-Gehirn-Theorie relativiert ist die, in welcher unendlich viele Paralleluniversen existieren. :)

Beachtet ebenfalls, dass dieser Text - wie schon erwähnt - 2-3 Jahren alt ist...
Ich denke mittlerweile über einige Dinge anders, weiß sie besser zu beschreiben oder sogar Fachwörter.
Wollte trotzdem dieses "frühere Ich" von mir mit euch teilen. :)

Euer Baron


(CC0 pictures)

Sort:  

Hinzukommt, dass du nur das wahrnimmst bzw. deuten kannst was dir schonmal untergekommen ist. Sachen mit denen du nix anfangen kannst werden entweder ignoriert oder sind von vorn herein nicht präsent. Dieses sogenannte WYSIATI-PRINZIP ist u.a. der Grund warum selbst "Expertenmeinungen" wenig Gewicht haben, denn diese sind auch nur eine Expression dessen womit sie sich bereits befasst haben. Darüberhinausgehend wird es schwierig. Dies ist übrigens einer der Gründe warum ich unpolitisch bin.

Gruß

Chapper

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Super interessante Punkte!
Dazu kommt:
Selbst wenn ein Experte eine wirkliche wahre Essenz verstanden hat.. Wie lässt er andere diese zweifellos richtig verstehen?

Dies ist wahrscheinlich auch der Grund warum ich es so schwer finde mich auszudrücken..
Hatte jahrelang das Gefühl einfach nicht verstanden zu werden.
Bis ich auf Leute traf die ähnlich dachten wie ich oder sich ebenfalls zu bestimmten Themen informiert haben.

Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum sich Menschen mit Meinungsverschiedenheiten wie Funken und Zunder aufheizen und misverstehen/ aneinander vorbeireden..
Und das lässt sich natürlich auch schön instrumentalisieren (eines meiner Hauptprobleme mit dieser emotionalen "Politik"

Aber ich bin auch auf Menschen mit der gleichen Meinung, wie ich, gestoßen, welchen ich trotzdem bestimmte Ideen/Vorstellungen/Konzepte nicht erklären konnte..

Kommt natürlich auch auf die Thematik an. Eine naturwissenschaftliche Problematik wird man nach ausreichender Erklärung/Definition den meisten Menschen mehr oder weniger klar machen können. Einfach weil es prinzipiell logische Konzepte sind. Geisteswissenschaftliche Sachverhalte wie eben Politik sind erstens multifaktoriell und zweitens stark emotional. Das lässt sich nicht so einfach aufdröseln, deshalb gibt's da auch immer nur Gezanke und darauf hab ich eben keinen Bock.

Und letztlich ist auch bei Naturwissenschaften noch nicht das letzte Wort gesprochen und auch da wird gezankt was das Zeug hält.

Wäre ich Politwissenschaftler würde, ich wie @argalf einst suggerierte, wirklich schon wie 50 aussehen.

Stay young, f** politics.*

Gruß

Chapper

Wäre ich Politwissenschaftler würde, ich wie @argalf einst suggerierte, wirklich schon wie 50 aussehen.

😂 endlich wieder was zum Lachen nach den letzten 24h...

Stay young, f** politics.*

Das hört sich nach einem Plan an.
Den hätte mir mal jemand vor 30 Jahren vorstellen sollen.

Verdammt!

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Es ist nie zu spät!

Politik ist schon wichtig..
Aber ich hab kein Bock auf diese destruktive Politik..
Ich hätte Lust auf konstruktive Politik.
Könnte man heutzutage mit Blockchain Technik, Foren, Umfragen, Diskussionsrunden auch sehr spannend gestalten. :)

Aber daran sind die Machthaber nicht interessiert..
Dadurch würden wir uns von der oligarchischen Demokratie entfernen und Richtung Anarchie bewegen.

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Ich sag immer:

Make Blockchain not War!

In dem Sinne

Bleibt friedlich

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Nette Gedankenspiele, diesen puren konstruktivistischen Ansatz empfinde ich aber als wenig hilfreich. Man kann so zwar alles mögliche relativieren, aber davon hat man am Ende gar nichts. Außer natürlich eine wunderbare Ausrede, wenn einem jemand mit Fakten kommt, die dem eigenen Weltbild widersprechen. ;-)

Ist ja auch - wie oft genug erwähnt - etwas älter.. ;)
Vertrete eher den anderen Artikel, wenn ich da auch nicht annähernd irgendwie das rübergebracht habe was ich rüberbringen möchte..

Naja. Der letzte Artikel + darauf aufbauende philosophische kommende Artikel (Nihilismus) bieten dann eine gute Basis für weitere Argumentationen.

Will vor allem noch in die Richtung gehen, wie sehr die moderne Lebensweise und Gesellschaft vom Nihilismus geprägt ist.
In allen möglichen Anschauungen (wie auch Wissenschaft) sowie auch der Trennung von der Kirche und dem annehmen der Verantwortung über das eigene Schicksal. Darüber hinaus leben auch alle sehr anarchistisch (kommt ebenfalls aus dem Nihilismus), von Mensch zu Mensch, so wie es sein soll.
Staatsgewalt wird eher im Notfall gerufen und auch Bürokratie scheint eher aufgebundene Last..
Blockchain kann dort einen Wandel bringen.
Für Bürokratie, aber auch der Anarchie (welche vor der Technik angeblich nicht funktionierte - Spanien - zumindest nicht im großen Maßstab) und Dezentralisierung.

Kommt eben auf die Aufklärung an. Auch um ein Chaos (welches keine Anarchie ist) nach dem Untergang des Staatskonstrukts möglichst zu verhindern. - Am besten wäre natürlich ein friedlicher Übergang.
Das Staatskonstrukt möchte jedoch am Leben bleiben.. wird also interessant.

schöner Text!
Musste direkt an den Philosophenwitz denken, der fängt so an: "unterhalten sich zwei Solipsisten"

Lieber Baron,

zwei tolle Posts hast du da verfasst, Grüße an dein altes Ich (;

Ich bemerke diese Unterschiede in der Wahrnehmung und Realität immer wieder besonders in Bezug auf Sprache.

Obwohl wir alle dieselbe Sprache sprechen, empfinden wir die Bedeutung mancher Worte doch unterschiedlich. In der Linguistik haben wir dafür die Begriffe Konnotation und Denotation. Die Konnotation beschreibt die emotionale und assoziative Bedeutung die jeder Sprecher mit einem bestimmten Wort verbindet; die Denotation ist das Gegenteil dazu. Für mich hat das Wort "reinstopfen" (Essen) beispielsweise eine negative Bedeutung, für @siacharaz nicht und das obwohl wir ähnlich alt sind, aus demselben Kulturkreis und derselben sozialen Schicht entstammen.

Bedenkt man nun, dass wir selbst bei so etwas vermeintlich Eindeutigem wie der Sprache so häufig auf Missverständnisse stoßen, da wir alles durch unseren ganz persönlichen Filter wahrnehmen, so kann man nur erahnen, wie weit unsere Wahrnehmung in anderen Bereichen differiert.

Danke für die spannenden Gedanken, die nehme ich jetzt mit zum Yoga. (:

Jep!
So ist es. Danke für die Fachwörter, versuche ich mir zu merken :D
Manipulation ist ja auch sehr negativ geprägt, genau so Verschwörungstheorie. Lustigerweise wurde der letzte Begriff vom FBI erfunden. :D

Ich werde auch noch einen Artikel über die Sprache als Gefängnis schreiben, denn man kennt nur Dinge (oder kann sie sich vorstellen) wofür man einen Begriff hat..
Und dies kann halt auch schön in den öffentlichen Medien aber auch in den Medien instrumentalisiert werden.
WYSIATI-Prinzip heißt das glaube ich.

Lustigerweise bekomme ich die Begriffe zu bestimmten Dingen welche ich mir überlegt habe, meist im Nachhinein.
Weshalb ich meist auch sehr struggle mich auszudrücken.
Was ich denke in Worte zu fassen.

Viel Spaß beim Yoga! Müsste ich auch unbedingt anfangen ^^

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