Dominikanische Republik - 48 Stunden STROMAUSFALL und ein Besuch im Barrio Bonito

in #deutsch6 years ago (edited)

Hola mi Steemians

48 Stunden Stromausfall! 48 Stunden kein steemit! Wow, wie sich das anfühlt. Ich muss sagen ich hab euch alle vermisst!


Mit Einsetzen der ersten grossen Sommergewitter der Regenzeit, sind sie auch sie pünktlich wieder zurück - die regelmässig wiederkehrenden, längeren Stromausfälle.
Zum Glück lernt die Republik jedesmal aus den Vorjahren - nämlich NICHTS - und so muss man sich auch auf nichts Neues einstellen. Man nimmt's wie jedes Jahr gelassen.

Irgendwann macht auch der Inversor(BatterieGenerator) schlapp. Der Kühlschrank und die Klimaanlage kühlen nicht mehr, die Wasserpumpe pumpt kein Wasser mehr, Wäsche waschen geht auch nicht mehr. Aber das Schlimmste (mittlerweile ja das Wichtigste auf der maslovschen Pyramide), das INTERNET gibt seinen Geist aus.

Und so kriegt man in diesem Teil der Welt auch nicht mit

  • wie ganz Deutschland nach dem Sieg ihrer "Mannschaft" in einen kollektiven Freudentaumel versinkt
  • wie Frau Trump irgendwo an der Grenze zu Mexiko Kinder und Ihre Eltern wieder zusammenführt
  • und wie Steem und SteemDollar Kurs einem historischem Kurs zusteuern

Man spielt irgendwo im Trockenen stundenlang Domino und redet sich "DIOS"(Gott) und die Welt schön. Letzteres vorallem, da die Einlaufszentrum mit Ihren grossen Dieselgeneratoren über genügend Strom verfügen, wegen den in rauen Mengen konsumierten Cervezas "bien fria"(kaltes Bier).

Und wir nutzen diese Zeit regelmässig für einen längeren Besuch bei meinen Schwiegereltern im Barrio BONITO(schönes Barrio) im Osten von Santo Domingo. Also machen wir uns alle auf und schnappen uns das nächste "GUAGUA"( Klapperbus) und hoffen wie immer auf sicheres Ankommen.

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Bei meinem ersten Besuch hier, haben mich die extrem schlechten Strassenverhältnisse und das Haus der Eltern meiner Frau geschockt. Mein erster Gedanke: Woow, wie kann man nur in so einem Hühnerstall leben

Mittlerweile sind fast 3 Jahre vergangen - und wisst ihr was? Es hat sich nichts verändert. Die Schlaglöcher sind sogar noch ein wenig grösser geworden und inzwischen haben sie die übliche landestypische Grösse eines Kraters angenommen. Von dem her heisst es immer schön vorsichtig fahren

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Hauptstrasse im Barrio Bonito

Dafür hat sich einiges getan beim Haus bei meinen Schwiegereltern. Wie üblich hier im Land haben alle gespart und ihren Teil dazubeigetragen und so ist aus dem einstigem Hühnerstall ein kleines 2 stöckiges Häuschen entstanden. Ok, zugegebenermassen an den Standart wie in Europa kommt es noch nicht ran, aber nun haben doch alle geräumig Platz.

Eingezogen ist auch die Grossmutter, die pflegehalber nicht mehr alleine im Nachbarsbarrio leben kann. Und im oberen Stockwerk hat sich mein Schwager und seine "Novia"(Freundin, besser gesagt Zweitfrau) breit gemacht.

Dazu gibt es fliessend Wasser (nur kalt wie überall hier), im Normallfall fast 15 Stunden Strom am Tag und auch Internet. Ebenso hat es ein Gaskochherd (der auch ohne Strom funktioniert). Bis vor rund 3 Jahren hat meine Schwiegermutter noch mit Holz angefeuert und dann gekocht.

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Gut modern ist anders, aber es ist alles da zum leben

Was noch gleich geblieben ist, ist die 30 jährige Klappermühle von Auto, mit dem mein Schwiegervater noch jeden Tag 10-12 Stunden Taxi fährt. Tja manches ändert sich eben nie. Aber alle sind glücklich und zufrieden. Was will man noch mehr - alles richtig gemacht!

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Und sogar zum Einkauf ist's nur einen Steinwurf entfernt in der gleichen Strasse. Beim Colmado kann man die meisten Grundnahrungsmittel sowie Gemüse und Früchte und die nötigsten Hausmittelchen wie Waschmittel oder WC Papier kaufen. Für alle anderen Extrawünsche wie Kleider oder Schuhe tuckert die ganze Familie dann einmal pro 2 Monate in ein entferntes Einkaufszentrum. Ist alles noch ein wenig rudimentär wie Europa vor vielen vielen Jahren.

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Der Colma2(Comado) David quasi um die Ecke mit eigener Schnaps-Schwarzbrennerei auf dem Dach

Fleisch und Fisch steht bei den Dominikaner regelmässig auf dem Speiseplan und so gibt es natürlich auch einen Metzger und einen Fischhändler im Dorfzentrum. Wer sich nun einen schönen Laden mit gekühlten und hygienischen Vitrinen vorstellt - sorry den muss ich leider enttäuschen.

Tiere werden im Hinterhof des Hauses geschlachtet, Fische in irgendeinem Behälter bis kurz vor dem Verkauf gehalten. Und verkauft wird alles am Strassenrand im offenen Verkaufstand. Kühlung? Hygienevorschriften beachtend? Haltbarkeitsdatum? Haha, was glaubt ihr auch - wir sind hier quasi im afrikanischen Dschungel - aber schaut selber...

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Dafür gibt es im Barrio Bonito mit seinen rund 7000 Eiwohner an die 25 zum Teil wunderschön bemalte Banken. Die stehen quasi an jeder grösseren Ecke. Viele illegal errichtet und betrieben. Meist auch als Domino-Spielstube missbraucht und vorallem am Abend und am Wochenende als Ersatz für fehlende Restaurants zum Essen genutzt. Hääh?
Was'n das?

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_eine typische Banca im Barrio

Also zur Aufklärung: Eine Bank gibt es natürlich nicht in Bonito(höchstens eine Gartenbank). Was die Dominikar hier haben sind vorallem sogenannte "Bancas". Das sind im Normalfall Lottorieannahmestellen, Verkaufstellen für Telefonaufladekarten und Rubellose. Oder eben Orte zum Domino spielen und auch mal sein Bier zu trinken. Alles claro jetzt?

A propos illegal: 70'000 illegale Bancas in der Dominikanischen Republik

Mir gefällt das Barrio sehr gut. Alles schön ruhig und gelassen. Ein bunter Bevölkerungsmix. 50% Dominikaner, der Rest illegale Einwanderer aus Haiti und 1 Schweizer wenn er auf Besuch kommt. Kein einziges Hochhaus oder irgendwelche schrecklichen Häuserschluchten wie in einer Grosstadt. Dafür farbenfrohe Einfamilienhäuser, Kleinstbauten aus farbigem Wellblech, wunderschönbemalte Holzhäuschen und vieles im Bau befindliches Irgendetwas...


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***

BONITO macht seinem Namen doch alle Ehre. Findet ihr nicht auch?


Bis zum nächsten Mal.

Hasta luego.
mikeCee aka Captain Mike Sparrow the steemian of the caribbean


@limesoda



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Hallo Michael,

Sommergewitter = Stromausfall
Heute Mittag das Kalb im Hof geschlachtet = am Abend auch der letzte Knochen verkauft
Irgendwie kommt mir das doch sehr bekannt vor.
Ich hätte Fotos von den fragenden Gesichtern der Metzger machen sollen,von denen ich wissen wollte, wie lange das Fleisch abgehangen hat. (Eindeutig die falsche Frage am falschen Ort.)

Was ich jedoch in Zeiten des Stromausfalls bemerkt habe: Die Sätze in einem gebundenen Buch sind jederzeit abrufbar. Sehr beruhigend das zu wissen.

Gruß
Wolfram

wie lange das Fleisch abgehangen hat.

Was für eine blöde Frage. ist doch immer alles ganz frisch hier, hehe. So was kann auch nur ein Gringo fragen.
Uebrigens Gringo ist sprachgebrauchlich eigentlich für einen Amerikaner gdeacht. Aber hier sagen sie eigentlich jedem Weissem Gringo. Ist eben einfach hier. Estan todo locos aki!

Besser hätte ich es nicht ausdrücken können!

Deine Berichte sind immer wieder erfrischend. Aber genau so läuft das eben ab und ist auch normal für einen Bewohner der Insel. Aus unserer Deutschen Sicht sicher für den einen oder anderen gewöhnungsbedürftig. Im Prinzip hat man nur zwei Möglichkeiten, man akzeptiert die Gegebenheiten und lebt damit. Wer das nicht kann, beginnt zu saufen und geht vor die Hunde.

Viele Grüße aus dem Falterland 🦋 🐛

Früher wäre ich noch die Wände hoch. 48 Std ohne Internet. Ein ding der Unmöglichkeit. Heute geniesse ich auch mal das "Einfach sein" ohne irgendein elektronischen SchnickSchnack. Und weisst Du was - das funktioniert trotzdem. Alles ganz easy hier.
danke für deine Worte

Über 48 Stunden ohne Internet find ich gut erträglich (hab ich am WE ja selbst gemacht mit einer eineinhalbstündigen Unterbrechung), stromlos zu sein, find ich schon etwas krasser (da gehen 48 Stunden aber auch noch in Ordnung, man muß dann halt die Arbeit anders planen). Bei den Fischen und dem Fleisch muß ich an @dirkzett denken.

Fährst Du in dem Örtchen eigentlich auch Rad?

das mit dem Rad fahren ist so ne Sache hier. Auf der Strasse herschen noch Naturgesetze (wie schon oft in meinen Artikeln beschreiben). Von der her ist das Radfahren relativ gefährlich, zumal auch die Strassen vieler Orts eher ungeeignet sind (wie hier in Bonito.
Aber und man wundert sich!!! Die stadt organisiert zum Teil Autofreie Zonen für ein paar Minuten, das heisst sie sperren für ein paar Momente alle Zufahrten ab und dann kann man hinte einem Begleitfahrzeug ohne Verkehr Radfahren. Dies aber nur in der schönen Touristischen Innenstadt. Dient vermutlich eher dazu neue Geldgeber oder Touristen zu locken,
Ich kenne niemanden hier der Rad fährt ausser meiner kleinen Tochter auf ihren gebrauchten Dreirädchen...

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