Das Mädchen und der liebevolle Tod.steemCreated with Sketch.

in #deutsch7 years ago

@bronkong inspirierte mich mit einem seiner tollen Bild dazu, euch diese Geschichte aus meinem Leben zu erzählen. Danke dir für deine tollen Bilder die du für uns zauberst mein Lieber.

Als kleines Kind hatte ich einen sehr besonderen Freund.

Er war Lehrer und für mich damals, ein sehr weiser Mensch.
Peter war alt, ur ur uralt, vermutlich um die 50zig herum, würde ich aus heutiger Sicht sagen.

Er hatte selber 3 Kinder. Aber ich besuchte nicht sie, sondern ihn.

Ich weiß nicht mehr genau, worüber wir redeten aber ich erinnere mich an tiefschürfende Gespräche mit ihm, während er am Klavier sass und spielte.

Er hatte ein dunkles Klavier an der Wand stehen, darüber ein Bild und oben auf dem Klavier stand eine Vase mit weißen Blumen. Ich weiß nur noch, wie zufrieden ich mich neben ihm fühlte.

Was ich damals nicht wusste, Peter hatte Krebs, schon seit Jahren.
Als ich 7 Jahre alt war, starb er und ich verlor einen Freund.

Wir besuchten ihn nach seinem Tod, damit ich mich verabschieden konnte.
Ich verstand nicht so ganz, warum er dort schlief aber ich begriff sehr wohl, das er nie wieder aufwachen würde.
Dass er mich verlassen hatte.

Ich war verwirrt und sehr traurig über meinen Verlust.
Doch dann hatte ich ein Erlebnis der besonderen Art.

Eines Nachts, wurde ich vorsichtig aufgeweckt.
Neben meinem Bett stand eine knöcherne Gestalt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und einen hölzernen Stab in der Hand.

Ich wollte schreien, doch sie legte zärtlich einen Finger auf meine Lippen, lächelte mich freundlich an und meinte:

"Hab keine Angst, deine Zeit ist noch nicht gekommen. Aber ein Freund von dir hat mich gebeten, nach dir zu sehen. Ich glaube, Peter würde sich sehr freuen, dich zu sehen."

Zusammen stiegen wir hoch in den Himmel hinauf, Stufe um Stufe. Alles war erfüllt mit Zufriedenheit und Glück.

Der Tod führte mich zu einer riesigen, wunderschöne Kuppel.

Als er das mit Ornamenten verzierte Tor öffnete, hörte ich eine leise und sehr vertraute Melodie. Langsam drehte der Klavierspieler sich um und lächelte mich an.

Er klopfte sanft neben sich auf den Stuhl und spielte weiter.

Ich setzte mich und lauschte eine ganze Weile einfach nur der Melodie, genoss es noch einmal Peters Nähe geniessen zu dürfen und dann redeten wir.
Ich habe keine Ahnung mehr worüber, bis auf seinen letzten Satz.

"Alles wird gut werden. Immer wenn du schläfst, sitze ich neben deinem Bett und wache über dich. Eines Tages, wenn du alt bist und ein langes, erfülltes Leben gelebt hast, werde ich kommen und dich mitnehmen. Der Tod ist nur ein Übergang in ein weiteres Leben. Fürchte dich nicht vor ihm, sondern heiße ihn mit offenen Armen willkommen."

Als ich aufwachte, hatte der Tod seinen Schrecken verloren und für die nächsten zehn Jahre war ich mit ihm versöhnt.

Immer wenn Menschen starben, besaß ich die tiefe Gewissheit, dass sie jetzt an einem wunderschönen Ort waren, mit all den Dingen, die sie liebten.

Ich bin bis heute dankbar für diese Erfahrung.
Auch wenn sich meine Sicht auf das Sterben natürlich verändert hat, so macht mein eigener Tod, also dieser Übergang an sich, mir keine Angst.

Noch Jahre später wachte ich manchmal nachts auf und sah eine Gestalt am Ende meines Bettes sitzen.
Und mit dieser Zuversicht, die nur ein Kind haben kann, schloss ich meine Augen und wusste, Peter bewacht meinen Schlaf.

Hattet ihr ähnliche Erlebnisse als Kind, oder vielleicht ganz andere Erfahrungen?
Ich würde mich freuen, wenn ihr mich an euren Erinnerungen teilhaben lasst.

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(Bildquelle= Pixabay, CC0 Lizen)

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Sehr berührende Erfahrung. Schön, dass ihr einander kanntet.

Danke.
Find ich auch, selbst wenn ich mich nicht mehr an viel erinnere, so habe ich doch ein positives Gefühl.

Oft empfinde ich emotionale Erinnerungen als die Stärksten, die ich habe.

Das stimmt, geht mir auch so :)

Schöner Text und wie immer sehr schön geschrieben. Es fällt mir schwer mich so an meine Kindheit zu erinnern aber ich weiß genau das diese Magie von der du sprichst auch sehr präsent war. Vielleicht gelingt es mir ja doch einmal mich darauf zu besinnen und zu fokussieren um diese Zeit wieder mehr in den Vordergrund zu bringen.

Danke :)
Ich frag mich bei solchen Momenten aus der Kindheit immer, wieviel davon ein kindlicher Funke an Wahrheit besitzt und was wirklich nur Fantasie war um meine Psyche zu schützen. Ich bin mir nie sicher, ob es zwischen Himmel und Erde mehr gibt als wir ahnen oder ob mit dem Tod einfach das schwarze Nichts kommt und wir uns auflösen.

Ich bin mir sehr sicher das da viel viel mehr ist als wir uns im entferntesten auch nur vorstellen können. Eins erinnere ich aus meiner Kindheit. Da war oft dieses Gefühl von Magie irgendwie das ist schwer zu beschreiben. Momente in denen vieles sehr real schien was heute mit dem reinen verstand eher als Unfug gesehen wird. Ich hoffe das dieses Gefühl irgendwann zurückkehren wird :)

Ja das kenne ich sehr gut.
Ich hatte eine sehr magische Kindheit, hab viel Zeit mit meinem imaginären Freund verbracht, habe Engel im Wald getroffen, echte Zwerge gekannt und ich hatte den richtigen echten Weihnachtmann (gespielt von meinem Stiefvater).

Mich freut es das Du hier eine Plattform gefunden hast wo Du auch deinem Purpose folgen kannst.

Mir gefallen deine Geschichten!

Bewusste Erinnerungen an Erfahrungen aus meiner Kindheit gibt es leider nicht an denen ich andere Teilhaben lassen könnte.

Danke, ich freue mich auch total :)
Es ist sehr spannend, wie manche Menschen sich wenig erinnern und andere sehr intensiv.
Ich kann mich bis in mein 2 Lebensjahr zurück erinnern und teilweise erschreckend klar.

Sehr schön geschrieben!

Vielen Dank :)

Ich freu mich das du in meinem post eine inspiration gefunden hast :)

Schöne Geschichte... Träume können echt lebensverändernd sein. Ich kann mich an fast alle mein täume erinnern, jedenfalls kurzfristig und ich hab auch vieles in träumen gelern...nicht nur theoretisch sondern auch praktische sachen, wie rechenwege, bewegungsabläufe etc.

Mich würden wirklich sehr d3ine Gedanken und erfahrungen zu dem Thema interessieren. :)

Is ja cool, find ich genial.
Ja geht mir auch so, meine Träume waren immer sehr leitend für mich und ich empfand sie als Erweiterung meines Wachzustandes.

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verzeih mir dieses bild. aber ich musste daran denken.

Ich bin jetzt etwas überfordert, was du mir damit sagen möchtest.
Es wäre hilfreich, wenn du das für mich in Sprache packst, da ich es so nicht wirklich verstehen kann.

es berührt mich, so wie deine geschichte. im grunde, die liebe und der tod. ich fühle mich daran erinnert. auch an den frieden, den man damit machen kann und eigentlich sogar muss. in jeder sekunde, kann etwas passieren. es ist ein anderes leben im wissen, das es endlich ist. für mich ist dieses bild schrecken und trost zugleich. der verlust an sich spielt nur eine rolle, wenn auch liebe eine rolle spielt.

Ah ok, danke das du es mir erklärt hast. So kann ich das sehr gut verstehen, was du meinst.
Stimm dir da voll und ganz zu mein lieber Pawos.

Sehr schöner bewegender Text. Der Tod gehört zu unserem Leben dazu, es ist gut sich mit ihm zu versöhnen, denn Aufhalten kann ihn keiner. Danke für deinen wunderbaren Text <3

Danke ihr Lieben, genau so ist es.
Wobei ich das bei sehr sehr nahe stehenden Personen nicht so einfach kann, weil der Verlust einfach so schmerzhaft ist.

toller Beitrag! schau doch mal bei mir vorbei - LG Kaffeebart

Interessante Bilder, ein Tipp von mir. Poste mehr als nur ein Bild, die Leute hier möchten gerne mehr über die Hintergründe erfahren und wer du bist.

Ich hab auch im Alter zwischen 7 und 10 einen entfernten, aber doch regelmäßig besuchten Angehörigen an den Krebs verloren (und später, in den Neunzigern, noch einen). Die Architektur des Hauses des ersten ist mir auch heute noch deutlich vor Augen. Und immer gab es gutes Essen.
Zum Thema "Gespräche mit Erwachsenen in der Grundschulzeit" muß ich wohl auch mal einen Eintrag schreiben. :)

Oh wow ich hatte Gänsehaut beim Lesen!
Was für ein wunderschönes Erlebnis, und wie toll, dass Du Dich so genau daran erinnerst. Wobei, so ein einschneidendes Erlebnis vergisst man wohl auch nie.

Ich hatte ein ähnliches Erlebnis, als mein Vater starb, vor 12 Jahren. Das hat mich auf meine spirituelle Reise gebracht.

Und vor 5 oder 6 Jahren hatte ich eine Rückführung in ein vergangenes Leben, aber statt in dem vergangenen Leben bin ich zwischen den Leben gelandet und habe gesehen, gefühlt, wer ich eigentlich wirklich bin, und dass ich noch bin wenn ich nicht grad hier auf der Erde als Mensch bin.
Die Angst vor dem Tod zu verlieren, ist das befreiendste, was uns Menschen passieren kann, glaube ich.

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