Von DER Ideologie

in #steemit-austria6 years ago (edited)

Guten Morgen liebe Steemer!

Heute gibt es statt des Morgenzitates schwere Kost. Der dritte Teil meiner Reihe über die Ideologie.
Bisher erschienen: Teil 1 und Teil 2

Wie immer, Kommentare, Fragen, Anregungen, Beschwerden sind jederzeit willkommen. Ansonsten viel Interesse beim Lesen.


fdipaola CCO

Das Elstergleichniss

"Schande und Schmuck sind beieinander,
wo sich eines
Mannes unverzagter Mut konfus
gemustert geben will wie Elsternfarben.
Trotzdem, der kann doch noch glücklich sein,
denn an ihm ist etwas von beiden:
vom Himmel und von der Hölle.
Wer sich mit der Treulosigkeit zusammen tut,
der hat die schwarze Farbe ganz
und muss auch nach der Finsternis geraten.
Und so hält der, der fest ist und treu,
es mit den Weißen. "

Übersetzung von Dieter Kühn

Von DER Ideologie

3.1 )

Ich denke es liegt ganz maßgeblich an dem Verlust von jenseitigen und höheren Beziehungen sowohl theologischer als auch philosophischer Art.
Man hat wohl auch hier einen schwerwiegenden Fehler gemacht, indem die französische Revolution, von Kritik zu offener Feindschaft übergegangen ist. Und zwar zur Feindschaft gegenüber den überkommenen Werten und Ansichten unserer Kultur. Insofern macht der Name Revolution durchaus Sinn. Revolution bedeute nämlich Rückentwicklung! Ich werde wohl nie verstehen wie man so ein Wort für Fortschritt benutzen kann. Aber gut, man muss ja nicht alles wissen.
Jedenfalls kam es zu einer Werteverschiebung. Da ja das jenseitige und höhere Denken nun aus der Mode kam wurde ein Ersatz gesucht. Da es neben dem Jenseits nur das Diesseits gibt, wurde dieses zum neuen Fundament unseres Denkens und damit unserer Werte.

Daraus ergibt sich ein Problem. Wenn ich ein diesseitiges, materielles Leben führen will, so brauche ich dazu zwingend das nötige Klimpergeld. Denn ohne Moos nix los!
Da dies von zentraler Bedeutung ist, ist auch klar, warum Wirtschaft und Geldverdienen so wichtig ist. Am einfachsten lässt sich dies nämlich über die Wirtschaft beziehen. Dabei ist es im Übrigen vollkommen nebensächlich ob es sich um Marktwirtschaft oder Planwirtschaft handelt. Der Zweck ist stehts derselbe.
Bin ich also in diesem Bereich erfolgreich, so kann ich mir ein „gutes“ Leben leisten. Gut meint hier eben nicht mehr gut in einem ethisch-moralischen oder einem theologischen Sinn, sondern ausschließlich in einem materiellen Sinn.
Und hier liegt der Denkfehler, sowohl der Liberalen, als auch der Sozialisten. Weder können alle durch ihre „Bildung“ Chef werden, noch kann man alle zu Chefs machen. Denn, weder sind alle dazu befähigt Chef zu sein, noch kann man es sich leisten alle wie einen Chef zu entlohnen. Um ein Modewort zu gebrauchen, sowas ist nicht nachhaltig.
Materialismus ist das Stichwort. Dieser führt uns langsam zu des Pudels Kern.
Was denkt man denn, warum heute so nach Jugend, Schönheit, Luxus und Geld gegiert wird? Es ist alles eine Frage des diesseitigen Bezuges. Was übriggeblieben ist, dass nannten die Alten Hedonismus, das Streben nach Lust als höchster Sinn des Daseins. Als Antrieb allen menschlichen Handelns.

Übrigens. Apropos Bildung.
Bildung, im Sinne von schulischer AUSbildung, wurde schon im 18. Jahrhundert überbewertet, und im 21. erst recht. Wer dies liest beteiligt sich an einer Blockchain, daher denke ich, muss ich nicht explizit auf die Auswirkungen von Digitalisierung verweisen. Gepaart mit Robotik, bekommt unsere Gegenwartssituation allerdings einen leicht schauderhaften Touch. Wenn man realistisch bleibt, kann man davon ausgehen das bis Mitte dieses Jahrhunderts rund 40 % aller Menschen praktisch arbeitslos sein werden. Bis Ende dieses Jahrhunderts werden es rund ¾ sein.
Wer im Angesicht solcher Erwartungen ernsthaft glaubt, Schulbildung wäre die Lösung dieser Probleme, ich bitte um Entschuldigung, doch das einzige Wort welches mir da noch einfällt, ist Realitätsverlust! Glaubt man wirklich, dass ein Mensch mit einem Roboter und/oder einem Computer mithalten kann?
Aber bitte. Wer sein Heil darin sucht. Ich hoffe ich irre mich. Denn ich mache meine Arbeit sehr gerne, und ich würde sie auch noch weiter gerne machen. Ob das geht, mal sehen.

Doch zurück zum eigentlichen Thema.
3.2 )

Der Sozialismus entstand also in direkter Reaktion auf den Liberalismus. Dies gelang aus drei Gründen ganz gut.
Zum einen, da ja tatsächlich ein Verlust an Gemeinschaft eingetreten war, der nach Kompensation schrie denn aber der Liberalismus nicht leisten kann.
Der zweite Grund war, dass durch den Liberalismus selbst Freiheiten in die Welt gesetzt wurden, welche der aufkommende Sozialismus zu seinem eigenen Vorteil nützen konnte.
Der dritte, und wohl entscheidende Grund war, die Verkündigung der Menschenrechte. Damit meine ich nicht ein ganz bestimmtes Recht, sondern die bloße Existenz solcher Rechte. Ihr ganzer Aufbau. Wie schon unter 2.1) angeführt lässt sich daraus nicht nur Gewalt legitimieren, sondern auch die Existenz des Sozialismus (allerdings auch des Liberalismus).
Die Argumentation ist, auf geistiger Ebene, die gleiche.
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Recht geboren. Alle Menschen sind also gleich. Sind alle Menschen gleich, kann bestehende Ungleichheit nur aus Unterdrückung und Missbrauch entstehen. Entsteht Ungleichheit durch Unterdrückung so ist es mein Recht mich dagegen zu wehren. Denn der höchste Sinn der Politik besteht darin, den Menschen die Menschenrechte zu gewähren.
Und erneut hat man Gewalt legitimiert.
Dazu kam dann noch, dass man eine, gleichsam historische, Notwendigkeit postulierte. Eine Behauptung die vielleicht der in dieser Zeit auflebenden Geschichtswissenschaft geschuldet ist. Aus rein akademischer Sicht kann ich jedem nur empfehlen sich einmal mit dem Dialektischen Materialismus zu befassen.
Ich warne jedoch schon vor, die Ausdrucksweise grenzt an Gossensprache, was doch einiges über den Verfasser und seine Jünger verrät.

Theorie und Praxis sind jedoch zwei Paar Schuhe. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“(MAT; 7, 16)
Es klingt fast wie ein Treppenwitz, doch gerade der Sozialismus, welcher antrat die zerbrechende Gemeinschaft zu kitten, zerbrach die gesprungene Schale endgültig!
Denn er hatte eine erneute Spaltung zur Folge. Neben die Vertreter des Alten und der Freiheit, traten nun die Vertreter der Gleichheit.
Was folgt, kann man sich ja denken. Die einen setzten die Freiheit absolut, die anderen die Gleichheit. Beide beseelt die Menschheit, aber nicht den Menschen, retten zu müssen. So eine Situation kann nur eskalieren.
Doch wenn man nicht erkennt, dass man selbst den Fehler des „Feindes“ begeht so wird man sein Schicksal teilen!

Teil 4 erscheint schon am Freitag da ich am Pfingstwochenende keine Zeit haben werde viel zu schreiben.

Vielen Dank für euer Interesse!

Parzifal

Sort:  

Hallo Reinhard,

kann es sein, dass du zeitweise nahe dran warst mit der Faust auf den Tisch zu schlagen? Irgendwie hatte ich das Gefühl, als hätte gegen Ende des Beitrags mein Schreibtisch seismographische Störungen gemeldet.

Egal wie unterschiedlich wir manchmal in unserer Sicht auf die Dinge sind, sind wir uns doch wohl einig darin, dass Menschenrechte und gerechte Verteilung nicht an der Politik, sondern der menschlichen Gier scheitert. Auch der Arbeiter, dem am Monatsende ein vergleichbares Gehalt wie seinem Chef ausgezahlt wird, wird Werkzeug an seinem Arbeitsplatz klauen und in seinem Keller horten. Da spielt es keine Rolle, ob er überhaupt dafür Bedarf hat.

Was macht überhaupt die Befähigung zur Übernahme einer Chefposition aus? Die Chefs von Norvatis überweisen an den Anwalt von Donald Trump einen Millionenbetrag in der Hoffnung Einblicke in die Pläne des Vollitioten im Weißen Haus zu erlangen. Nach einem Jahr bemerken sie, dass der das Geld eingesackt hat und nichts geliefert hat. Niemand schreit auf, keiner wird gefeuert - war ja schließlich nur Geld. Befähigung bedeutet dann wohl: die eigene Unfähigkeit mit Kaltschnäuzigkeit und Muskeln zu kaschieren.
Das Grundeinkommen lässt du vollkommen unberücksichtigt. Die Arbeitslosigkeit wird nicht nur steigen, der Einfluss der Gewerkschaften wir in gleichem Maße dahinschwinden.
Den Eindruck zu erwecken, in einer sozialistischen Gesellschaftsform gäbe es keine Freiheit, halte ich für sehr gewagt, um nicht zu sagen falsch.
Wir haben also noch Themen bis weit, weit über Pfingsten hinaus.

Wie immer mit Freude geantwortet

Gruß, Wolfram

Guten Abend Wolfram!

Danke für deinen Reply. Ja, ich dachte mir schon das dir der Teil nicht so gefallen wird. Aber das ist eh gut, reizt zum nachdenken und zum Konversation betreiben.

Ich glaube du verstehst mich da etwas falsch. Natürlich gibt es auch in sozialistischen Gesellschaften Freiheiten. Was ich meine ist, worauf sie ihr Augenmerk legen, was ihr Antrieb ist. Warum sie tun was sie tun. Für einen Sozi ist die Gleichheit, und damit die Gemeinschaft, wichtiger als die Freiheit, für einen Liberalen ist es genau umgekehrt. Dem Liberalen ist die Freiheit mehr wert als die Gemeinschaft.
Ich empfinde beides als falsch.
Denn der Mensch ist eben ein Individuum. Ich werde nie so sein wie du und du nie so wie ich. Ähnlich ja, aber niemals gleich. Umgekehrt sind alle Menschen sozialae Wesen. Wir alle brauchen andere Menschen, sonst verkümmern wir. Gemeinschaft definiert sich über die Gleichheit, Stichworte Familie-Blut, Freunde-Ebenbürtigkeit, Vereine-Interessen, usw.
Desto freier wir werden, desto ungleicher werden wir. Desto gleicher wir werden, desto unfreier werden wir. Frei und Gleich sind für mich gleich viel wert! Dieser Punkt ist mir besonders wichtig.

Das Grundeinkommen, habe ich bewusst weggelassen. Da schwanke ich brutal muss ich gestehen. Auf der einen Seite wüsste ich nicht wie die Folgen zu mildern wären. Auf der anderen würde es die Menschen zu absoluter Abhängigkeit verdammen.
Du muckst auf? Geldhahn zu. Du hast ne andere Meinung? Geldhahn zu.
Ich habe selbst gesehen wie Menschen (überwiegend von Sozis und Grünen, daher meine massiven Vorbehalte!) heute schon in den sozialen und finanziellen Tod getrieben worden sind. Und das nur weil sie eine andere Meinung haben. Wie würde das erst mit solchen Machtmitteln werden? Welche Regierung würde sich, dauerhaft, dagegen wehren können den politischen Gegner einfach kalt zu stellen? Doch wovon sollen die Menschen in der Zukunft leben? Vielleicht bietet so etwas wie steemit einen Ausweg. Doch wer weiß, dazu giebt es auch hier wohl zuviele Geldgeile und moralisch Überlegene.
Was weiß ich...

Was die Befähigung zum Chef ausmacht? Das kann ich dir nicht sagen. Das Beispiel das du gebracht hast, zeigt zumindest was für Fähigkeiten man nicht braucht. Rückgrad und Hausverstand wären sicher nicht schlecht.
Kaltschnäuzigkeit und Muskeln tun es leider auch. Und Vitamin B!

Neid und Geiz sind eine Katastrophe in unserer Zeit. Da sind wir wieder bei dem Punkt, dass man zuerst lernen müsste mit den Freiheiten und Rechten umzugehen. Erst wenn man es versteht kann man sich danach richten, oder auch nicht. Doch mit dem überheblichen Geschwafel heutzutage, glaubt doch ein jeder, nur weil er mal ein paar Brocken von was Intelligentem aufgeschnappt hat, dass er zu den Guten gehört. DIESE Täuschung, ist vermutlich die schlimmste von allen!

Und ja dein Eindruck täuscht nicht. Ich nutze diese Serie auch um mir das eine oder andere von der Seele zu schreiben.

Gruß
Reinhard

Bravo!

dein Eindruck täuscht nicht. Ich nutze diese Serie auch um mir das eine oder andere von der Seele zu schreiben

... und nur so kommt Leben in die Bude! Was in diesem Fall sich auf den regen Gedankenaustausch bezieht.

Sollten wir (um Begriffe wie Roten, Grünen, Schwarzen, Blauen und Braunen in den Hintergrund zu drängen) das ganze Parteiensystem überdenken? Oder die selbstgefällige Kaste der Berufspolitiker infrage stellen?

Das Grundeinkommen als Machtmittel einzusetzen ...

Dieses Druckmittel würde auf eindrucksvollste Art die Verdorbenheit unserer Gesellschaft offen legen. Ich erinnere mich mit Grauen an die Einführung des Radikalen-Erlasses. Nichts anderes als eine Existenzvernichtung für Andersdenkende.

Brüderlichkeit, ja - Gleichheit ist der Tod der Inspiration

Ohne die ehrlich gelebte Brüderlichkeit, könnte ich mir hier kein funktionierendes Dorfleben vorstellen.
Aber das ist eine andere Baustelle und vielleicht einen gesonderten Beitrag wert.

Es hat mal wieder Spaß gemacht!
Gruß, Wolfram

Ich finde Hedonismus echt am Besten. Viel Kohle, viele Drogen, viele Weiber, was will der heterosexuelle ungebundene freiheitsliebende Mann mehr.

Ach, Gott sei Dank bin ich reich!

So dämlich dein Kommentar auch ist, aber ich muss gerade herzhaft lachen :)

Der Kommentar ist super! :D

So soll es sein sprach der Herr und sah, dass es gut war :D

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