Ganz Wien – Meine Stadt

in #neulingschallenge7 years ago

In der letzten Ausgabe der Neulingschallenge habe ich euch auf meine Insel entführt. Hoffe euch hat der Kurzurlaub gut getan und ihr seid auch diesmal wieder erholt und aufmerksam dabei, denn heute darf ich euch durch meine Stadt begleiten.


Vorab möchte ich noch anmerken, dass ich versuche hier keinen „In meiner Stadt gibt’s diese und jene Sehenswürdigkeit…“ oder „Laut Wikipedia ist meine Stadt eine der…“ Beitrag zu schreiben. Dazu braucht ihr nur Google anschmeißen und werdet bestimmt fündig.

Es soll eher ein gemütlicher Spaziergang, mit einer Melange in der einen und einer Leberkassemmel in der anderen Hand werden.

Weil Wien anders ist und ich euch mein Wien und ganz speziell den Ur-Wiener vorstellen will, wäre es toll, wenn ihr euch zuerst das verlinkte Video von Kreiml & Samurai & Monobrother (ein guter Freund meines Kindergartenfreundes Simon) anseht. Denn der Wiener Schmäh™ und Dialekt ist nur sehr schwer in geschriebener Form zu vermitteln bzw. auch zu verstehen und bei einem Spaziergang durch Wien doch ein essentielles Element.
Da ich den Dialekt auch nicht so gut beherrsche und schon gar nicht weiss wie man ihn korrekt niederschreibt, soll es auch ein bisschen die Fehler kaschieren, die ich mit meiner amateurhaften Art, diese einzigartige Sprache wiederzugeben, machen werde. Hört aber einfach rein, damit ihr den richtigen Klang im Ohr habt, wenn ihr diesen Beitrag lest :)


I wahrat doun soweit – Ich wäre dann soweit.

Doun hatsch ma amoi los dadat i gsogt – spazieren wir los, würde ich sagen. A wenns Wedda oasch is – auch wenn das Wetter für den Popo ist – obwoi die Sun scheint – obwohl die Sonne scheint und die Vegl zwitschan – und die Vögel singen.

Ja, die Wiener-Logik hat schon was Eigenes für sich.

Wer noch nie in Wien war, wird sich vielleicht im Vorfeld ein bisschen über die Stadt erkundigt haben und wissen, dass Wien die Hochburg der Kaffeehauskultur ist. Also suchen wir uns ein nettes kleines Kaffee und trinken erst mal eine Melausch – Milchkaffee aus unserem Heferl – Tasse zum wach werden. Dazu rauchen wir, solange wir es noch dürfen eine Tschik – Zigarette, gerne ein Möbal – eine Marlboro oder a Kamö – eine Camel und werden zum Zuckergoschal – zur Naschkatze wenn wir dazu eine Sachatuatn mit Schlog – Sachertorte mit Sahne verzehren.

Ist der Ober – Kellner nicht ganz so freundlich, wie wir das in da Fruah – in der Früh erwarten, sind wir trotzdem nicht grantlad – grantig oder unfreundlich zu dem Wappla - dumme, hilflose Person und geben ihm brav ein bisschen Klagöd – Kleingeld, als Trinkgeld. Danach schleich ma sich afoch wieda – verlassen wir einfach das Kaffee wieder. Dabei kann es uns bei den schmalen Ein- und Ausgängen leicht passieren, dass uns so ein Zniachtl - ein unscheinbarer Mensch oder Wicht, anrempelt. Hier können wir ihn gerne auf seine Unachtsamkeit, mit einem schnellen: „Heast du Heisl, wos is“ – „Hallo du Klo, was ist denn los“ aufmerksam machen. Ist es aber ein etwas fester Herr, der uns anrempelt, sollten wir uns sowieso nicht mit dem tranglatn Badewaschl – betrunkenen Bademeister anlegen, da wir sonst Gefahr laufen auf der Bluatwiesn – Austragungsort einer körperlichen Auseinandersetzung – mit ihm zu landen und uns womöglich a Tschuk aufs Guck – eine Faust aufs Auge einfangen.

Drum spazier ma afoch lässig weida – Darum spazieren wir einfach gelassen weiter und biegen auf unserem Spaziergang noch kurz am Graben ab. Dort geh ma in dn Meindl – Dort gehen wir in den Supermarkt Julius Meinl und holen uns a Extrasemmal mit am Teifü – ein Extrawurstsemmerl mit einer Pfefferoni, damit wir für die nachmittägliche Beislrally – Tour durch diverse Bierlokale in einer Straße eine guade Grundlog – eine gute Grundlage in unserer Wampn – unserem Bauch haben.

Dem Sechzehnablech – Bier aus Ottakring und dem Käsekrainer – gebratene Wurst mit Käse widmen wir uns später zur Jausn – Brunch oder Brotzeit am Würstlinga - Würstelstand. Zu früh sollten wir uns lieber eh nicht betrinken, denn sonst bekommen wir noch einen Fetzen – einen Rausch und müssen ständig Brunzn geh – die ganze Zeit Lulu.

Wenn man die bekannteste Sehenswürdigkeit, den Steffl - Domkirche St. Stephan zu Wien, im Ersten – 1. Wiener Gemeindebezirk besucht, ist man schon tief in das touristische Herz der Stadt eingedrungen. Die Fiaker – Pferdekutschen, stehen bereit für eine Tour über den Ring, an den Museen, Heldenplatz, Parlament, Rathaus und weiteren historischen Gebäuden und unseren lieben Sisi vorbei, hinunter zum Schwedenplatz und schlussendlich dem Donaukanal. Langsam bekommen wir doch etwas Durst und gönnen uns einen Weißen Spritza – Weißwein gemischt mit kohlensäurehaltigem Mineralwasser. Haben wir genug von den vielen kleinen Strandbars und Standln – Ständen mit Essen oder Getränken die in den letzten Jahren am Donaukanal wie die Schwammerl ausm Bodn schiassn – wie Pilze aus dem Boden schnellen, schlendern wir einfach die Prodastroßn – Praterstraße hinunter in den Prater und demonstrieren unseren Gleichgewichtssinn bei 5-6 Runden Tagada – Ein berühmtes Karussell im Wiener Prater.

Langsam beginnt es auch schon zu dämmern und wir sehnen uns nach einer abschließenden Palette Bier auf der Copa Cagrana – bewirtschafteter Bereich auf der Donauinsel, der gerade umgebaut wird und mit Bars und Restaurants direkt an der Donau dem Wiener ein Gefühl von Ferne und Urlaub vermittelt. Der Umbau hält an echtn Insulana – ein echter Wiener, der Die Donauinsel Liebt und dort viel Lebenszeit verbringt aber nicht davon ab uns bei einem Würstelstand endlich unser Sechzehnerblech – immer noch ein Bier aus Ottakring zu einer Eitrign mit am Bugl – Käsekreiner mit einem Brot-Scherzal – Brot-Ende zu zwitschern – trinken.

Die weiteren Eskapaden am Heimweg, zu später Stunde, entlang der Prodaallee - Prater-Hauptallee, schon leicht bsoffn von de Hüsn – betrunken vom Dosenbier und den vielen Spritzwein – Lieblingsgetränk unseres Bürgermeisters und etwas übel von den gfressanen – gegessenen kulinarischen Leckerbissen, setzen wir uns in ein Taxi und bitten den Fahrer höflich „Gschissana, fia mi ham“ – „Blödmann, fahr mich nach Hause“.


Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in mein Wien gewähren und entschuldige mich nochmals für etwaige Fehler in der Schreibweise der Dialektteile und überhaupt. Dieser Text ist mehr als leicht überspitzt und ein Versuch, nicht nur über meine Stadt zu schreiben, sondern euch auch etwas das Feeling und die Stimmung von Wien und den Wienern zu skizzieren.

Wenn ich euch jetzt hoffentlich nicht verschreckt habe, freu ich mich eure Eindrücke über Wien und diesen kurzen Bericht in den Kommentaren zu lesen.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!

Sort:  

Ja, wie hat schon was! Ist wirklich eine einzigartige Stadt. Bin selbst aus Österreich und finde, dass Wien eine komplett andere Mentalität bietet wie viele andere Bundesländer.

Der Text ist ur leiwond gschriebn und vor allem dazu die deutsche Erklärung dürfte für viele eine Erleichterung sein.

Vielen Dank für deinen gwandntn Content!

Danke!
Wäre bestimmt auch interessant andere Dialekte auf diese Weise zu erkunden. Hat auch sehr viel Spaß gemacht den Beitrag zu schreiben :)

Kann ich gut verstehen. Hast mit ein paar Freunden geredet oder wie bist auf die Wörter gekommen?

Ja da gäb's noch haufenweise Auswahl.

Wenn man in Wien lebt, kennt man die schon :)

Tolle Idee - auch wenn ich es durch die Unterbrechungen wegen der Übersetzung schwer zu lesen fand.

War leider noch nie in Wien, möchte ich aber unbedingt irgendwann mal hin.

Dankeschön!
Hab paar Möglichkeiten ausprobiert Dialekt und die Übersetztungen in den Text einzubauen, das war meiner Meinung nach dann noch die flüssigste Variante :)

Ich wüsste grad auch nicht wirklich, wie man es anders machen könnte. Die Idee an sich find ich aber echt spitze! :)

Heast Oida, ur leiwaunder Beitrog!

Dank da schen!

Ach eine Melange ist doch kein Milchkaffee - das wäre dann der Häferlkaffee und die Aussprache von der Melange müss ma auch noch a bisserl üben ;) Sonst habe ich als Wiener nicht soviel zu meckern :)

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